rex superum trepidare vetat subolemque priori Iamque erat in totas sparsurus fulmina terras. sed timuit, ne forte sacer tot ab ignibus aether 255 conciperet flammas, longusque ardesceret axis; esse quoque in fatis reminiscitur, adfore tempus, quo mare, quo tellus correptaque regia caeli ardeat et mundi moles operosa laboret. tela reponuntur manibus fabricata cyclopum; 260 poena placet diversa, genus mortale sub undis perdere et ex omni nimbos demittere caelo. durch stumme Zeichen der Zustimmung ihre Obliegenheit. 253-312. Juppiter vertilgt die Menschen durch eine Sinflut (althochdeutsch sinfluot, grofse Flut, mit dem intensiven Worte sin zusammengesetzt; daraus entsteht sintfluot und durch Deutung Sündflut). Über die Sagen von der Sinflut s. Buttmanns Mythologus 1, 180 ff. Jac. Grimms deutsche Mythologie S. 541 f. Sie finden sich bei den verschiedensten Völkern. Dafs die Flut nach einigen durch die Gottlosigkeit der Söhne Lycaons verschuldet worden, sagt Apollodorus 3, 8, 2. 254.sacer aether] alsAufenthalt der Götter, wie αἰθὴς ἱερός oder ἱερά. 255. axis] die Axe, die gedachte, von einem Pole zum andern durch die Mitte des Erdballes sich erstreckende Linie, um die sich die Himmelssphäre dreht, tritt bei Dichtern zuweilen in die Bedeutung des Himmels selbst über; vgl. Trist. 1, 2, 46 quantus ab aetherio personat axe fragor; Verg. Aen. 2, 512: nudoque sub aetheris axe. longus] sich weit hinstreckend; vgl. 6, 64: longum caelum. 256 ff. Herakleitos und ebenso die Stoiker nahmen an, dafs die Welt aus Feuer entstanden sei, wieder in Feuer aufgehen und aufs neue aus dem Feuer hervorgehen werde. Ovid stellt den Weltbrand dar als 259. tela] die Blitze, die Juppiter schon ergriffen hatte. In der Odyssee sind die Kyklopen ein einäugiges, übermütiges und menschenfressendes Riesenvolk auf Sicilien. In der hesiodischen Theogonie, die nur drei kennt, sind sie Söhne des Uranos und der Gaia und verfertigen dem Zeus den Donner und den Blitz; sie sind, wie ihre Namen Βρόντης, Στερόπης, Αργης zeigen, Personifikationen des Donners und der Blitzstrahlen. Später vermischten sich die homerischen und die hesiodischen Vorstellungen, und man dachte die Kyklopen als Schmiedegesellen des Vulcanus in seiner Werkstätte im Aetna, also wiederum in Sicilien, oder auf der vulkanischen Insel Lipara nahe bei Sicilien. Auch dort schmieden sie dem Juppiter die Blitze und den Göttern Waffen und Gerät. protinus Aeoliis aquilonem claudit in antris et quaecumque fugant inductas flamina nubes emittitque notum. madidis notus evolat alis, 265 terribilem picea tectus caligine vultum; barba gravis nimbis, canis fluit unda capillis. fronde sedent nebulae, rorant pennaeque sinusque. utque manu late pendentia nubila pressit, fit fragor; hinc densi funduntur ab aethere nimbi. 270 nuntia Iunonis varios induta colores concipit Iris aquas alimentaque nubibus adfert. vota iacent, longique perit labor inritus anni. 262. In der Odyssee 10, 1 ff. ist Aiolos der Beherrscher einer Insel (Aiolin vñoos), den Zeus zum Verwalter der Winde bestellt hat; er giebt dem Odysseus einen Schlauch voll Winde und läfst für ihn einen günstigen West wehen. Nach einer späteren Vorstellung, der Vergilius Aen. 1, 52. 8, 416 folgt, hält Aiolos die Winde in einer Höhe gefesselt auf Lipara (nach andern herrschte er auf Strongyle, einer ebenfalls äolischen Insel, oder in Thrakien). Den Nordwind verschliefst Juppiter, der Oberherr auch der Winde, weil er helles und trockenes Wetter bringt; vgl. 328: nimbis aquilone remotis. 264. notum] s. zu 66. Flügel gaben die nachhomerischen Dichter und die bildende Kunst den Winden, wie anderen Gottheiten und Dämonen, deren Schnelligkeit bezeichnet werden sollte. 269. ab aethere] vom Himmel, aus der Luft. Die Bedeutung der dunstlosen Luft tritt in aether zuweilen zurück wie in aetheria aqua (Regen) Fast. 1, 682; aetheriae nubes bei Lucretius 4, 180. 270 f. Iris ist schon in der Ilias (die Odyssee kennt sie nicht) Botin der Götter, auch der Here (Juno), aber nicht dieser vorzugsweise. Späteren Dichtern ist sie besonders Dienerin und Botin der Juno (11, 585. 630. 14, 85. 830), während Mercurius Bote des Juppiter bleibt. Dafs sie Göttin des Regenbogens ist, wird in der Ilias nicht ausgesprochen. Als solche spannt sie den Regenbogen als ihren Weg aus; vgl. 11, 590: arcuato caelum curvamine signans tecta petit. . regis; Verg. Aen. 5, 609: illa viam celerans per mille coloribus arcum nulli visa cito decurrit tramite virgo. Wie der Regenbogen vielfarbig ist, so trägt die Göttin ein vielfarbiges Gewand (induitur velamine mille colorum 11, 589), und in diesem Sinne ist auch hier varios induta colores zu fassen. In concipit aquas tritt (nach häufiger Weise; s. zu 10) der Begriff in den sachlichen des Regenbogens über, von dem man glaubte, dafs er aus den Gewässern feuchte Dünste zu den Wolken hinaufziehe und dadurch Regen verursache; so bibit ingens arcus Verg. Georg. 1, 380; imbrifer arcus Statius Theb. 9, 405. 272 f. deplorata iacent colonis] ist zu verbinden, und ebenso inritus perit. vota] das, worauf sie Wunsch und Hoffnung gesetzt hatten, wie spes und Hoffnung oft gegenständlich gebraucht werden. Vgl. 8, 291: matura metit fleturi vota coloni. 275 caeruleus frater iuvat auxiliaribus undis. nunc' ait 'utendum. vires effundite vestras iusserat; hi redeunt ac fontibus ora relaxant et defrenato volvuntur in aequora cursu. ipse tridente suo terram percussit; at illa intremuit motuque vias patefecit aquarum. 285 exspatiata ruunt per apertos flumina campos cumque satis arbusta simul pecudesque virosque tectaque cumque suis rapiunt penetralia sacris. si qua domus mansit potuitque resistere tanto indeiecta malo, culmen tamen altior huius 290 unda tegit, pressaeque latent sub gurgite turres. iamque mare et tellus nullum discrimen habebant: omnia pontus erant; deerant quoque litora ponto. occupat hic collem, cumba sedet alter adunca et ducit remos illic ubi nuper ararat, 295 ille supra segetes aut mersae culmina villae navigat, hic summa piscem deprendit in ulmo. 275. caeruleus frater] Neptunus, dem, wie allen Gottheiten der Gewässer, die dunkelblaue Farbe seines Elementes beigelegt wird; vgl. 2, 8: caeruleos deos. auxiliaribus] wie ein Herrscher einen andern durch ein Hilfsheer unterstützt. 276. Die Wohnung des Neptunus ist in der Tiefe des Meeres; s. Ilias 13, 21: Αἰγάς, ἔνθα τέ οἱ κλυτὰ δώματα βένθεσι λίμνης, χρύσεα, μαρμαίροντα,τετεύχαται, άφθιτα αἰεί. 279. domos] die Höhlen und Klüfte, aus denen die Gewässer hervordringen. 280 ff. Das Gleichnis von Pferden, denen man die Zügel läfst, wird in fontibus ora relaxant, wo den Quellen das Gebifs, das ihren Ungestüm zurückhält, gelockert oder abgenommen wird, und in defrenato cursu fortgesetzt. In volvuntur wendet sich der persön liche Begriff der Flufsgötter in den unpersönlichen der Flüsse; s. zu 10 ff. 270 f. 283. Der Dreizack (volava, ein dreispitziger Speer zum Erlegen grofser Fische; tricuspide telo 330) ist schon in den homerischen Gedichten Poseidons Waffe und Sinnbild seiner Macht. Daher tridentifer 8, 596; tridentiger 11, 202. Als Erderschütterer heifst er bei Homer ἐννοσίγαιος, ενοσίχθων. 287. sacris] gemeint sind die heiligen Bilder der Hausgötter, die im innersten Teile des Hauses standen; vgl. zu 174. 290. turres] so heissen nicht bloss Türme, sondern alle hohen Gebäude. figitur in viridi, si fors tulit, ancora prato, et, modo qua graciles gramen carpsere capellae, Separat Aonios Oetaeis Phocis ab arvis, terra ferax, dum terra fuit, sed tempore in illo 315 pars maris et latus subitarum campus aquarum. mons ibi verticibus petit arduus astra duobus, nomine Parnasus, superantque cacumina nubes. hic ubi Deucalion (nam cetera texerat aequor) Carm. 1, 2, 9: piscium . . summa genus haesit ulmo. 302. Nereides] Nŋgeïdes für Nŋonides, die Töchter des Meergottes Nereus (s. zu 186). 303. agitata] durch die andringenden Fluten erschüttert. 305 f. Nicht Stärke hilft dem Eber, nicht Schnelligkeit dem Hirsche. vires fulminis] die dem Blitze an jäher Gewalt gleiche Kraft; vgl. 10, 550: fulmen habent acres in aduncis dentibus apri. ablato] von der Flut dahingeführt. 310. novi fluctus] die den Berggipfeln vorher fremden Fluten. 313-415. Deucalion und Pyrrha retten sich auf den Parnass. Aus Steinen, die sie nach dem Ablaufen der Flut auf den Rat der Themis hinter sich werfen, entsteht ein neues Menschengeschlecht. — Phocis] Landschaft zwischen dem an der Südgrenze Thessaliens sich hin ziehenden Gebirge Oeta (dessen Landschaft und Volk Οιταία, ΟιTałoι hiefsen) und der Landschaft Böotien, die nach einem alten Volksstamme (Aones) von Dichtern auch Aonien genannt wird. 315. subitarum] der plötzlich entstandenen; vgl. 3, 123: subiti fratres; 5, 560: subitis pennis; 11, 341. 13, 617. 14, 508. 316. Von den Höhen des Parnasses überragt nur eine die übrigen. Zwei durch bacchischen Kultus berühmte Gipfel des Parnasses, zwichen denen die kastalische Quelle fliefst, haben die römischen Dichter und andere spätere Schriftsteller verleitet, dem Berge zwei höchste Gipfel beizulegen. Vgl. 2, 221: Parnasus biceps. 318. Deucalion, Sohn des Prometheus, Gemahl der Pyrrha, einer Tochter des Epimetheus, des Bruders des Prometheus (vgl. 390). cum consorte tori parva rate vectus adhaesit, 320 Corycidas nymphas et numina montis adorant fatidicamque Themin, quae tunc oracla tenebat. non illo melior quisquam nec amantior aequi vir fuit aut illa metuentior ulla deorum. Iuppiter ut liquidis stagnare paludibus orbem 325 et superesse virum de tot modo milibus unum, et superesse videt de tot modo milibus unam, innocuos ambos, cultores numinis ambos, nubila disiecit nimbisque aquilone remotis et caelo terras ostendit et aethera terris. 330 nec maris ira manet, positoque tricuspide telo mulcet aquas rector pelagi supraque profundum exstantem atque umeros innato murice tectum caeruleum Tritona vocat conchaeque sonanti inspirare iubet fluctusque et flumina signo 335 iam revocare dato. cava bucina sumitur illi, tortilis, in latum quae turbine crescit ab imo, bucina, quae medio concepit ubi aëra ponto, litora voce replet sub utroque iacentia Phoebo. tum quoque, ut ora dei madida rorantia barba 340 contigit et cecinit iussos inflata receptus, Er galt in der Sage als Herrscher von Phthia in Thessalien und durch seinen Sohn Hellen als Stammvater der Hellenen, wovon Ovid schweigt. 320. Oberhalb Delphi liegt auf einer Höhe des Parnasses, hinter den zu 316 erwähnten beiden Gipfeln, die korykische Höhle. Sie war den Nymphen und dem Bacchus geweiht. 321. Themis, Tochter des Uranos und der Gaia, Göttin des Rechtes und festbestimmter Ordnung. Als solche ist sie auch weissagend. Das delphische Orakel hatte nach Aeschylus (im Anfang der Eumeniden) zuerst Gaia inne, dann Themis, dann Phoebe (eine andere Titanin), die es dem Phoebus gab. 325 f. Durch Wiederholung derselben Worte liebt Ovid Gleichheit des Ereignisses oder Gedankens auszudrücken (so z. B. 361 f.) oder, in negativen Sätzen, das Nichtvorhandensein oder Nichtgeschehen (z. B. 635 f.) hervorzuheben. 328. aquilone] s. zu 262. 332 f. Triton ist ein dem Neptunus untergebener Meergott, nach Hesiodus sein und der Amphitrite Sohn. innato murice] steht kollektivisch; angewachsene Muscheln bedecken seine Schultern, wie grofse Seetiere oft mit festsitzenden Muscheln behaftet sind (4, 725 das Meerungeheuer, das Perseus tötet). caeruleum.] s. zu 275. Eine schneckenförmig gewundene Muschel (336), auf der er bläst, führt Triton gewöhnlich; daher Tritona canorum 2, 8. 337. bucina] durch Epanaphora wiederholt. concepit] durch Tritons Blasen. 338. sub utroque.. Phoebo] unter der auf- und unter der niedergehenden Sonne, im Osten und im Westen. Vgl. 354. 340. In Prosa receptui canere. |