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in dem Datum bemerkt wurde, daß Otto V. die Reichsgewalt innehabe, was vor dem Tode König Philipp's vor den Augen des stauffisch gesinnten Habsburgers schwerlich geschrieben worden wäre.

Hätte Graf Rudolf damals gesucht die Waldstätte zu unterjochen, so würde er die Vogtei auf dem nun „das Grafenort" genannten Gebiete von ziemlich großem Umfange gewiß nicht aus seiner Hand gegeben haben. Die Anwette von 100 Mark Silber für den, dem der Tauschvertrag sollte gebrochen werden, ist ein Zeichen jener Zeit.

1211 schenkte Graf Rudolf von Habsburg mit Zu stimmung seines ältern Sohnes dem im Schwarzwalde gelegenen Kloster St. Trutpert, welches seine Vorfahren gestiftet hatten, den bisher von dem Stifterhause, wie allgemein bei solchen Vergabungen es im neunten und zehnten Jahrhunderte geschah, vorbehaltenen Fall von den leibeigenen Hofjüngern des Thales, in welchem jenes Kloster stand. Veranlassung zu dieser Wohlthat gaben arge und langwierige Bedrückungen, welche sich die Schwäger des Grafen Rudolf von Habsburg, die Freiherren von Stauffen, als Vögte zu St. Trutpert, gegen dieses ihrem Schuge empfohlene Kloster erlaubt hatten. Nach Neugart's (ep. const. II, 176, 1x) Darstellung war es vorab Herr Gottfried von Stauffen, der Marschall, der sich dabei hervorthat.

Da der Sohn unseres Landgrafen Rucolf, Graf Adilbert von Habsburg, schon vor der Vergabung des Falls seinerseits den Schaden St. Trutperts zu mildern suchte, wie wir bei Schöpflin sehen, auch 1211 bei obiger Wohlthat mitwirkt, ist nicht zu zweifeln, die Ober

kastvogtei von St. Trutpert sei dem Hause Habsburg zugestanden und von den Vögten zu Stauffen als Lehen der Habsburger getragen worden.

Obschon unser Landgraf, wie wir zum Jahre 1210 gesehen, nach dem Tode des lezten erwachsenen Stauffen Otto's Reichsgewalt anerkannte, sehen wir ihn doch, wie Dr. Friedrich Böhmer bemerkt, nie am Hoflager Otto's.

Kaiser Heinrich, der Sohn Barbarossa's, hatte die Reichsfürsten beredet, feinen Sohn Friedrich Roger als deutschen König anzuerkennen, obwohl er damals noch ein Kind war. Dieser König Friedrich von Sizilien war unter der Leitung des Papstes Innozens III. ein sehr blühender Jüngling, reich an Talenten, wie seit Otto III. fein junger Fürst, und vielseitig ausgebildet

worden.

Die zahlreichen Verehrer und Anhänger des stauffischen Kaiserhauses in unsern obern Landen seßten große Hoffnungen auf diesen Kleinsohn des heldenmüthigen Barbaroffa, dessen Andenken so hoch gefeiert wurde in Schwaben, wozu auch unsere obern Lande gehörten, wie dereinst Karl der Große. Die welphische Partei wußte ihm Nichts vorzuwerfen, als den Mangel an Jahren, fie nannte ihn das „apulische Kind". Kaiser Otto war im Banne des Papstes, dennoch standen der Erzbischof von Mainz, der Böhmenkönig, der Landgraf von Thüringen und manch' andere welphisch gesinnte Fürsten fest auf seiner Partei.

Durch Schwaben regte sich besonders heftig die stauffische Partei, die 1211 zu Bamberg die Anerkennung des jungen Königs Friedrich von mehreren Fürsten er

Tell - Sage.

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wirkt und eine Gesandtschaft an ihn abgeordnet hatte. Den Vorwand, König Friedrich habe die Taufe noch nicht empfangen, den die Feinde erblicher Königsmacht im schwäbischen Hause gegen Friedrich früher erhoben, konnten sie nicht mehr vorbringen; Friedrich zählte nun 17 Jahre, war aber an Geist und Verstand ein ausgebildeter Mann. Sein Oheim, der von Otto von Wittelsbach ermordete König Philipp, hatte zur Behauptung des Königthums Schäße und Besigungen des stauffischen Hauses verbraucht, auch keinen Sohn zurückgelassen, der als Herzog von Schwaben dem jungen Könige zum Throne seiner Ahnen behilflich sein konnte.

Kaiser Otto besaß Geld, Macht und Muth, sich in seiner Stellung zu halten. Er stand, als das Gerücht sich verbreitete, König Friedrich werde aus Italien nach Schwaben kommen, mit einem Heere erprobter Krieger, in dem 200 Nitter gezählt wurden, in Ueberlingen, um seine Sache zu schirmen.

König Friedrich überstieg mit einem sehr kleinen Gefolge die rhätischen Alpen *). Quadrio erzählt in seiner Geschichte Veltlins, der junge König Friedrich habe zu St. Johann, ob Chiavenna, in der Zelle des dort als Einsiedler lebenden frühern Königs Wilhelm III. von Sizilien geschlafen. Friedrich's Vater, Kaiser Heinrich, hatte diesen achtjährigen, legten normannischen König blenden und entmannen lassen. Jedenfalls sah die Sache des schwäbischen Bewerbers für die deutsche Reichskrone

*) Die Mailänder hinderten ihn über den St. Gotthard zu kommen.

mißlich und abenteuerlich genug aus; doch wo die Noth am größten, ist die Hilfe oft am nächsten. Der erste deutsche Reichsfürst, welcher dem s. g. apulischen Kinde hilfreiche Hand bot, war der Abt von St. Gallen, der ihm bis Chur entgegenritt, ihn über Altstätten und den Ruppen auf einsamem Bergpfade nach St. Gallen brachte und in den Thurgau geleitete, wo sich ihm Graf Rudolf der Acltere von Habsburg mit dem Grafen Ulrich von Kyburg, dem Vogte Rudolf von Rapperswyl und einem herrlich ausgerüsteten Zuge von Reisigen zu Diensten stellten.

Dieser erste Ritt auf heimischer Flur führte den jungen König Friedrich in gerader Richtung gegen seinen Widersacher, den Kaiser Otto, zur nächsten bedeutenden Stadt Schwabens, vor Constanz. Bischof Konrad (von Tegerfeld), welcher Kaiser Otto auf seiner Romfahrt begleitet hatte, ließ die Thore von Constanz schließen; als man aber sah, daß König Friedrich mit so zahl= reichem und herrlichem Gefolge heranritt, eröffneten sich die Thore von Constanz dem apulischen Kinde, troßdem, daß Kaiser Otto in Ueberlingen so nahe lag, daß er den Jubel über die Ankunft seines Gegners bei günstigem Winde hören konnte.

Der erste Schritt König Friedrich's auf dem Boden feines Herzogthums Schwaben war gethan und glücklich ausgeführt, nicht ohne Verdienst seiner treuen Begleiter. (Pertz mon. patr. hist. II, 171).

Kaiser Otto, dem Niemand Feigheit vorwerfen kann, wagte es nicht, den jungen König Friedrich in Constanz anzurennen, was für ein eben so zahlreiches als schlag=

fertiges Geleite des apulischen Kindes Zeugniß gibt. Von da ging Friedrich, der Freunde, aber kein Geld be= saß, nach Basel, wo Landgraf Rudolf von Habsburg in drei Erlassen König Friedrich's vom 26. September 1212 eine sehr ehrenvolle Stellung einnahm. Bald darauf, den 5. Oktober, verbürgte sich zu Hagenau Graf Rudolf von Habsburg für den jungen Friedrich von Sizilien gegenüber dem Herzoge Friedrich von Lothringen, der dem noch nicht anerkannten Stauffen 1000 Mark Silber darlich.

Den 2. Januar 1213 sehen wir unsern Grafen von Habsburg an der Spige aller Grafen als Zeuge des Bestätigungs-Diploms König Friedrich's II. für Engelberg, worin vorab die Erwerbung der Güter am Niederberge und was Engelberg von den Grafen von Habsburg und Froburg und deren Leuten gekauft habe, Erwähnung fand.

Obwohl dem jungen Friedrich die Krönung mangelte, galt er doch, seit ihm in Mainz und Frankfurt so zahlreich die Fürsten ihre Huldigung dargebracht, als herrschender König. Es ist selbstverständlich, daß ihn Graf Rudolf von Habsburg auf seiner Fahrt am Rheine nicht verlassen, da wir dem Landgrafen 1213 zu Ende März in Constanz im Hoflager König Friedrich's, laut drei Diplomen für Salem, wieder begegnen.

In demselben Jahre trat Graf Rudolf von Habsburg als Kastvogt Abt Arnolds von Murbach wieder in Lucern auf, das nicht mehr Ort genannt wird und seither mit Mauern und Thoren geschmückt werden mochte, jedenfalls unter der Kastvogtei dieses Habsburgers.

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