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Johann Albrecht I. spukte die fürstliche Marotte, die seine Nachfolger so unglücklich gemacht hat: als ein Herr von Gottes Gnaden" mit Gewalt durchzufahren, nicht etwa mit vernünftiger flüglicher Unterhandlung, wie es nachher die großen Kurfürsten von Brandenburg und Hannover mit ihren Ständen thaten und dadurch zu so großer Macht und Ansehen gelangten. Der alte ehrwürdige Probst Frand hat darauf aufmerksam gemacht *), daß Johann Albrecht I., als er zum 7. August 1566 den Landtag bei Sternberg an der Sagsdorfer Vrücke ausschrieb, in diesem Ausschreiben zuerst den Titel „Von Gottes Gnaden, Johans Albrecht Herzog zu Medlenburg" größer als den Inhalt des Briefs selbst drucken ließ. Auf welchen Unterschied man vordem nicht gegeben hatte, der aber mit der Zeit immer größer geworden." Johann Albrecht I. wollte die damals zwischen dem Magistrat und den Bürgern von Rostock entstandenen Streitigkeiten benußen, um Soldaten darein zu legen. Er hatte sich im Jahre 1565 in den Besitz der Stadt geseßt, Anstalten zum Bau einer Citadelle gemacht, ein paar Bürgermeister und Andere auf seine Schlösser nach Schwerin und Dömiß gefänglich abführen lassen, weil sie nicht in die ihnen auferlegte Accise willigen wollen, dann die Quartiermeister der vier Stadtviertel und die Bürger sich huldigen lassen. Er gedachte der Stadt ihre bisher gehabte städtische Accise zu seinem Vortheil zu nehmen und damit sie sich das und noch ein Mehreres gefallen lassen müsse, sie zu einer Fe

*) Altes und neues Mecklenburg 10, 163.

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stung zu machen. Die Zeiten waren aber damals noch gar nicht so zum Despotismus angethan, daß kleine Für ften so leicht hätten ihren Kopf durchseßen können, auch faß damals noch auf dem kaiserlichen Throne der beste Herr, den das Haus Habsburg gehabt hat, Maximi lian II, ein flug politisches Haupt, der mit großer Vernunft und Einsicht seinen Reichsfürsten zu Gewissen zu reden verstand. Er that es mit Johann Albrecht in der Rostoder Sache.

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,,Der Kaiser Maximilian II.“, berichtet nach einer alten schriftlichen Nachricht der Probst Frank*), hatte um der Rostocker Irrungen willen, nochmals einen Tag nach Prag angeseßt, daselbst bei Verlust der Sache zu erscheinen. Die Rostocker schickten den 28. Januar 1572 die beiden Bürgermeister Thomas Gardes und Balthas far Gule dahin und aus den Bürgern Hans von Hervorden und Jürgen Tonne. Herzog Johann Albrecht sandte seinen Kanzler Dr. Heinrich Husan und den Secretair M. Zacharias voran, hielt den 7. März Landtag zu Güstrow, woselbst auch Herzog Ul rich zugegen war und folgte selbst den 20. März nach. In Ostern kam Jürgen Tonne wieder zurück, holte noch einige Schriften nach, machte sich aber auch bald darauf sait einem Kutschwagen und reitenden Diener wieder nach Prag. Herzog Ulrich schickte gleichfalls seine Räthe dahin.

Der Kaiser empfing Herzog Johann Albrecht mit vieler Werthachtung und zog ihn an seine Tafel.

*) Altes und neues Mecklenburg 10, 184 f.

Der Herzog lud darauf wieder die kaiserlichen Räthe, bewirthete sie aufs Beste, ließ für den gemeinen Mann Wein, Bier und Malvasier fließen, auch seine Küche offen sein. Die herzoglichen Räthe, insonderheit Dr. Husan, hatten vielen Umgang mit den kaiserlichen. Die Rostockschen Abgesandten gingen auch einigemal zu Hofe. Der Kaiser gab nochmals Befehl an seine Räthe die Güte unter den Streitigen zu versuchen und zuvörderst den Herzog zu fragen, ob er gedächte die Festung abzustehen? Die fürstlichen Räthe verwunderten sich der Frage und wollten sich darauf gar nicht einlassen, sondern baten die andern Artikel erst vorzunehmen. Wie aber die kaisers lichen Räthe sagten, daß sie keinen andern Befehl hätten, als über diesen Punkt zuerst des Herzogs Erklärung zu hören, so ward nichts behandelt.

Der Kaiser war auf die Jagd ausgeritten, der Herzog sette sich auch zu Pferde und ritt nach. Er hatte sein Gesuch schriftlich aufgeseßt, welches er dem Kaiser übergab, hielt auch mit demselben eine lange Unterredung. Der Kaiser verordnete zu den vorigen fünf Räthen in dieser Sache noch andere fünf, um die Cüte zu versuchen. Diese fingen abermals an, zuerst von der Festung zu sprechen; der Herzog sagte endlich: „Grund und Boden von der Stadt Rostock wäre sein und könnte er darauf bauen, was er wollte; wenn es nicht anders sein könnte, so wollte er Rostock den anderen Landstädten gleichmachen, unangesehen ihrer Privilegien." Als die Commiss farien solches hinterbrachten, so sagte der Kaiser: „die Rostocker wider ihre Privilegien zu demüthigen und den Landstädten gleich zu machen, steht nicht in des Herzogs

Macht, den Besit des Ortes hat er wohl etlichermaaßen, aber die eigenthümliche Gerechtigkeit gehöret zum Römischen Reich, denn, wenn das alles sein wäre, worüber er herrschet, warum empfängt er denn vom Kaiser die Lehne"? Hierauf ward beiden Theilen der Bescheid ge= geben, daß ihre Sache sollte kommenden Jacobi auf dem Reichstage zu Speier vorgenommen und daselbst verabe schiedet werden.“

Der Austrag der Händel verzog sich, nachdem der: Kaiser den Herzog Franz von Sachsen-Lauenburg, und der Stadt Lüneburg Commission. aufgetragen, noch bis zum 21. September 1573, wo zu Güstrow der s. g. Rostocker Erbvergleich zu Stande kam: die Stadt erkannte die Herzoge von Medlenburg für ihre Erbherren und sich für Erbunterthanen, die Herzoge versprachen die Stadt bei ihren Privilegien, Hab und Gütern zu schüßen, die Citadelle ward geschleift.

,,Als die Zeitung von dem Abschluß des Erbver= gleichs nach Rostock kam, war die ganze Stadt voller Freude, die Glocken wurden geläutet, die Stücke abges brannt, der Matthäitag, daran der Vertrag geschlossen, zum beständigen Feste verordnet zc. Den 8. Februar 1574 kamen die Herzoge von Mecklenburg von Doberan in Gesellschaft des Herzogs Franz von Sachsen Lauenburg nach Rostock mit ihrem ganzen Hofstaat und den Vornehmsten aus der Ritterschaft. Die Professoren und Studenten stunden in einer Reihe, Lucas Bacmeister (ein geborner Lüneburger, Superintendent, Doctor und Professor der Theologie, war eben Rector der Universität. Dieser bewillkommte die

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Herzoge in Begleitung einiger aus dem Concilio mik einer wohlgefaßten lateinischen Rede, welche er vor jedem Herzoge besonders hielt. Den 9. Februar ritten die Fürsten aufs Rathhaus. Der ganze Rath und die Vornehmsten aus der Bürgerschaft wurden dahin gefordert. Der Kanzler Husan hielt eine Rede an sie, welche dahin auslief: Wenn sie würden eine Abbitte thun, so wollten die Fürsten sie mit gnädigen Augen ansehen, die Veste schleifen und alle Stücke und Ammunition überliefern lassen. Diesen Vortrag beantwortete Dr. Berch holt im Namen des Raths und hielt die Abbitte, dabei er zugleich in des Raths und der Bürgerschaft Namen bat, ihnen selbst zu erlauben, die Festung herunter zu brechen. Die Herzoge gaben ihnen auch diese Freiheit. Da soll man Wunder gesehen haben, wie begierig sie waren, diesen Kappzaum, den sie nun acht Jahre mit dem größten Widerwillen gelitten, einmal abzustreifen. Es wollte sich aber doch nicht schicken, solches vorzunehmen, so lange die Fürsten zugegen waren. Diese begaben sich auch nach dem Auditorio, woselbst Nathan Chyträus*, eine lateinische Rede hielt und besuchten die Kirche, welche die Zuhörer nicht alle fassen konnte. Den 11. Februar bewirthete der Rath die Herzoge sammt ihren Gemahlinnen, Land- und Höfräthen auf dem neuen Hause (unter dem Rathhause), darauf ließen auch die Herzoge den Rath zur Tafel fordern, und gingen den

*) Bruder des Geschichtsschreibers und Professors David, erster Rector der Rostocker gelehrten Schule im Johanniskloft er.

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