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verschwenderische Banquete hielten." Den Ausschuß der mecklenburgischen Stände bildeten damals die drei Landräthe Joachim Kruse zu Varchentin*), Lüdecke Bassewiß von Lüburg **) und Jürgen Below von Kargow***), der Erblandmarschall Nicolaus Lüßow auf Eickhof, der Domdechant von Schwerin Joachim Wopersnow), die Edelleute Dietrich Plessen von Zülow++) und Hans Linstow von Bellin, und die

*) Die Familie Kruse ist noch gegenwärtig eine der reichsten Familien Vorpommerns, wo sie Neeßow und ans dere Güter befizen. In Mecklenburg erscheinen sie in den Urkunden häufig seit Anfang des vierzehnten Jahrhunderts. Wahrscheinlich stammten sie aus Rostock. „Lodewicus Crusen", einer der drei Bürgermeister von Rostock, ist Zeuge in einer Urkunde von 1328 bei Lisch Malzan'sche Urk. I. 442 und Tidericus Kruse, famulus" Zeuge in einer Urkunde von 1338 bei Masch, Gesch. des Hauses (Karstorff S. 51. Das Geschlecht gehörte zu denjenigen, die noch nach dem Landfrieden (1506) Wegelagerei trieben. Der Landrath Joachim Kruse auf Barchentin, der die Sternberger Lans desreversalen von 1572 unterschrieb, war der Schwager des lezten Hahn von der Linie Kuchelmiß. Ein Geheimer Rath Kruse ward von Christian Louis, dem Convertiten, in die Bleikammer zu Schwerin gesperrt und nach achtjährigem Gefängniß 1692 exequirt. S. unten.

**) Jeht eines der ersten, schon seit 1726 gräflichen Geschlechter Mecklenburgs, von dem unten ein Mehreres bei Friedrich Wilhelm und im Ercurs über den mecklenburgischen Adel beim Erbvergleich von 1755 folgen wird.

***),,Nicolaus de Belowe" kommt schon in einer Urkunde für das Stift Schwerin vom 26. Febr. 1228 als Zeuge vor in Lisch mecklenb. Urf. III. 77.

†) Eine 1782 ausgestorbene Familie.

tt) Die Familie Pleffen gehört zu den in der deuts

Bürgermeister von Rostock, Wismar, Parchim und. Neubrandenburg. Die Bedingungen, unter denen

schen Grafschaft Schwerin eingewanderten Familien sächsischen Ursprungs wie die Familie von der Lühe. Ein „Helmoldus de Plesse, miles" erscheint in einer UrFunde des Privilegienbuchs für Wismar vom 14. April 1266: er gilt für den Stammvater. In einer zu Sternberg 5. Mai 1307 ausgefertigten Urkunde*) stehen unter den Zeugen als Ritter und Geheimschreiber oder Räthe der mecklenburgischen Fürsten (,,milites et secretarii nostri“): „Johannes Rosendal et Helmoldus de Plesse". Diese zwei gehörten auch mit dem obengenannten Johann von Bülow und WiPert von Lüzow zu den vierzehn Vormündern der Prinzen des 1329 verstorbenen Heinrichs des Löwen. Daz mals war die Familie Plessen sehr reich begütert: es ge= hörte ihr unterpfändlich der Hof Mecklenburg bei Wismar und Besizungen auf der Insel Poel und das Land Ture mit Lübz im Süden. Ferner besaßen sie als Hauptgut das Städtchen Brüel bei der Landtagsstadt Sternberg, dem Reimar von Plessen 1340 Stadtrecht verschaffte, was noch Heinrich von Plessen, Ritter, 1504 bestätigte. Ein Helmuth von Pleffen zu Brüel ward 1559 auf dem Hochzeitsfeste eines Verwandten zu Wismar ermordet. Später ward Brüel verkauft und seit 1754 ist es landesfürstliche Stadt. Ein Siegfried von Plessen, Hauptmann zu Broda, heirathete kurz vor dem dreißigjährigen Kriege Margarethe von Mecklenburg, eine natürliche Tochter Herzog Carl's, Bischofs zu Razeburg; ein Samuel von Plessen ward am 19. August 1618, weil er mit M. Grube Ehebruch getrieben, troß vieler Fürsprache mit dem Schwerte hingerichtet; ein Plessen zu Barnekow gehörte zu den 1716 während des großen nordischen Kriegs von den Russen zu Restock eingesteckten vier Herren und ein Majer von

*) Bei Lisch Geschlechtshiftorie der Dergen Urkundenbuch S. 49.

dieser Ausschuß auf dem Landtage zu Sternberg 1572 fich bereit erklärte, die neuen 400,000 Gulden fürstliche

Plessen zu Müffelmow zu denjenigen Landtagsdeputirten, die fich 1735 und 1736 noch mit Stöcken und Karbatschen auf dem Landtage prügelten und sogar mit Pistolen einfanden. Der Berühmteste des Geschlechts war der dänische Geheime Rath Christian Friedrich von Plessen, welcher mit dem hannoverischen Minister Bernstorff die Seele der Bes wegungen der Ritterschaft gegen Herzog Carl Leopold war. In Dänemark blühen die Plessen noch fort: einer dieser dänischen Plessen ist Gesandter in Petersburg. Ein Herr dieses Geschlechts, der die Herrschaft Ivenack, die größte in Mecklenburg, besaß und im größten Train lebte, ward im achtzehnten Jahrhundert gegraft und hinterließ Ivenack seinem Neffen, dem Sohn seiner Schwester, einem Baron MalzanCummerow, der seinen Namen annahm. Ich komme auf diesen ersten Reichsgrafen Helmuth von Plessen bei der Familie Malzan zurück; er war der Sohn eines dänischen Rittmeisters, dann mecklenburgischen Landraths und endlich Geheimen Raths und Kammerpräsidenten Dietrich Joas chim von Pleffen auf Cambs: dessen Vater Helmuth war 1694 als kaiserlicher Obrist und endlich wieder dessen Vater Henning von Plessen auf Müffelmow 1643 als schwedischer Cbrißtlicutenant bei der Belagerung von Ilow in Mähren gestorben. Noch im achtzehnten Jahrhundert kam das Geschlecht Plessen in Mecklenburg kurz nach der Zeit seines höchsten Glanzes herunter: nächst Brüel, das landes, fürstlich ward und Ivenack, das die Familie Malßan erbte, kam auch das große Plessen'sche Gut Großkrankow zwischen Ludwigsluft und Wismar ab, 1751 im Concurs an die Grafen von Schulenburg, die es noch heut zu Tage befißen und wahrscheinlich ziemlich gleichzeitig Torgelow an die Herren von Behr: Negen dank. Ein Geheimer Rath von Plessen steht noch gegenwärtig als Oberkammer

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Schulden zu übernehmen, waren merkwürdig genug, be sonders in Bezug auf den Punkt, der den neuen Schulden der wegen ihrer Verschwendungssucht allerdings von Alters her schlimm bekannten Herzoge wehren sollte. Nicht nur mußten die Herzoge Johann Albrecht I. und sein Bruder Ulrich Nestor in den zum Landesgrundgesek erhobenen sogenannten Sternberger Landes Reversalen vom 4. Juli 1572 versprechen, vor allen Dingen die inländischen Gläubiger zu befriedigen und die von Adel und die Städte ihrer übernommenen Bürgschaften zu entledigen und alle Privilegien, Gerechtsame und Freiheiten dem Adel, der, wie es in der Urkunde heißt, sonsten mit seinen Rittergütern ein freier Stand ist und sein soll" und den Städten bestätigen, so daß der Landschaft lediglich zu der alten gewöhnlichen einfachen Landbede*) und der Prinzessensteuer **) nach deren vorgängiger freier Bewilligung

herr an der Spiße des schwer:n'schen Hofs; ein anderer Plessen auf Nepersdorf ward 1828 von seinen Fröhnern zu Tode geprügelt.

*) Die Landbede oder Landes contribution ward von Adel und Geißtlichkeit durch ihre Untersaffen bezahlt, nur die Hofhufen waren frei; seit der Legung der Bauern in den Zeiten der Reformation hatte sich aber die Zahl der steuerbaren Hufen vermindert. Jede steuerbare Hufe zahlte zu einer einfachen Landbede 1 Mark L.

**) Sie betrug damals 20,000 Thaler und kommt schon im dreizehnten Jahrhundert vor, in einer Urkunde der mecklenburgischen Fürsten von Werle vom Jahre 1285: damals betrug fie 4 soliti von jeder Hufe. Bei Vermählungen der Männer im fürstlichen Hause, der Landesherren oder ihrer

gehalten sein solle

sondern, und das war eben das

besonders Merkwürdige, die Herzoge mußten auch ausdrücklich die Zusage geben,,niemanden von ihrer Ritterschaft, Städten und dero Einwohnern in neue Bürg= schaftspflichten sich einzulassen zu zwingen." Die Herzoge protestirten zwar gegen diese Stelle der Reversalen am 23. September 1572 mit den die arge Beschränkung, welche ihnen dadurch auferlegt wurde, nachdrücklich genug bezeichnenden Worten: sie hätten bisher noch keinen Menschen für sie zu geloben und zu bürgen gezwungen und seien auch dies in Zukunft zu thun nicht Willens; deshalb hielten sie diesen Zusaß nicht blos für unnöthig, sondern auch ihnen und der Landschaft selbst für höchst schimpflich und verweislich, indem er sie gleichsam in einen Nothstall spanne und Hände und Füße binde, da es doch in eines Jeden freiem Willen stehe, sich in Bürgschaft einzulassen oder nicht" aber die Stelle blieb dennoch in den Reversalen unausgestrichen stehen.

Während die Ritterschaft den verschwenderischen Landesherrn dergestalt in den Nothstall spannte und Hände und Füße ihm band, versuchte derselbe seinerseits dasselbe mit der ersten Stadt seines Landes, der damals vor dem dreißigjährigen Kriege noch sehr ansehnlichen alten Hansestadt Rostock: er glaubte an den reichen Pfeffersäcken derselben sich trefflich erholen zu können. Schon bei Herzog

Prinzen, sowie beim Ritterschlag derselben zahlten die Vafallen von jeder Hufe 2 Solidi. Urkunde bei Westphalen Monum, ined. IV. 949.

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