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eines Landfriedensbruchs im Jahre 1560, wobei ein Kind ins Feuer geschleudert wurde, mußte Ulrich Strahlendorff aus dem Lande gehen, sein Sohn machte am kaiserlichen Hofe sein Glück und sein Entel· war es, der im dreißigjährigen Kriege Wallenstein Med lenburg verschaffte: ich komme darauf zurück. Mit den Strahlendorffen zugleich ward damals die Familie eines im neunzehnten Jahrhundert sehr loyalen Herrn, des preußischen Ministers und Demagogenriechers Kampcz geächtet, welche zum Andenken an `,, das große malheur” noch die mittelste der drei rothen Straußenfedern auf ih rem Helme in schwarz umgewandelt trägt. Es findet sich damals noch ein Strahlendorff als des Todschlags verdächtig bezeichnet. Bei einem Hochzeitsfeste, welches Daniel von Plessen auf Steinhusen im Jahre 1559 in Wismar gab, wo es, wie damals ganz gewöhnlich war, zur Rauferei kam, ward Helmuth von Plessen von Brüel ums Leben gebracht. Das Stadtgericht zu Wismar begnügte sich dem des Todschlags verdächtigen Joachim von Strahlendorff die Wachshand des Erschlagenen zuzuschicken*). Noch in der Polizei-Ordnung von 1572, die Herzog Johann Al

*) Gemeinen Mördern, nicht Standespersonen, ward damals die leibliche rechte Hand des Ermordeten zugesandt, damit ihn diese gleichsam selber vor Gericht ziehe. Wenn der Todtschläger gegen Geldzahlung Sühne erhielt, mußte er die Hand des Erschlagenen feierlich mit Hunderten von Rittern und Knechten, Frauen und Jungfrauen zu Grabe geleiten: diese Ceremonie hieß: Hand-gräft", Handbegräbniß.

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brecht I. erließ, hieß es:,, noch immer herrschten Plakferei und Räuberei und würden, weil es an der Nacheile meist mangle, die Reisenden ungestraft überfallen und beschädigt und die armen Unterthanen um Nahrung, Handel und Wandel gebracht." Die Raubritter, muthwilligen Befehder und Wegelagerer wurden damals für vogelfrei erklärt, die Nacheile sollte den Verträgen mit Brandenburg und Pommern zufolge selbst unter Glockenschlag erfolgen. Noch kurz vor dem Ausbruch des dreißigjährigen Kriegs in den ersten Jahren des siebzehnten Jahrhunderts ward von dem Herzog Carl Bischof von Razeburg als Vormund seiner beiden Großenkel, der Stifter der Linie Schwerin und Gü. strow, ein besonderer Burgfrieden,,gegen die Raufbolde bei Hofe" publicirt und die Gorloser Veste niedergerissen, das lezte Bollwerk des Faustrechts. Diese beiden Stifter der Linien Schwerin und Güstrow waren aber selbst noch sehr wilde, gewaltthätige Herren: es geht dies aus dem von Lüßow mitgetheilten Tagebuch Herzog Adolf Friedrichs von Schwerin ganz unzweifelhaft hervor. Den 9. Juni 1613 haben mein Bruder (Herzog Johann Albrecht II., Stifter der Linie Güstrow), Passow (dessen Rath) und Rosen sich verzürnt; mein Bruder hat nach Rosen mit dem Degen gehauen, meinem Bruder ist die eine Pistole losgegangen, meines Bruders Gemahlin dreimal todt geblieben, daß man sie wieder mit Wasser hat aufkühlen müssen *). Graf Hein

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*) Am 16. December 1616 starb diese Gemahlin, eine Coufine, nur zweiundreißigjährig. Der wilde Herr heira

rich zu Stolberg hat meinem Bruder zugesprochen, er solle doch sich und seine Gemahlin bedenken, den hat er mit dem Degen hauen wollen. In dem Tumult hat der närrische Magister, so bei meinem Bruder ist, Rosen für den Kopf gehauen, Rosen's Junge hat dem Magister etliche Wunden in den Leib gestochen. Den 25. August sind Hans Rosen und Hans Maier hier angelangt und haben berichtet, daß die Quästion mit Georg Christof Rosen und Tessen Passow nun auch zu Ende und daß sie sich mit einander gerauft vor Tessin bei der Vogelstange und Rosen den Passow durch und durch gestochen, also daß Passowen die Klinge im Leibe abgebrochen und hat er nach dem Stich noch eine Stunde gelebt."

,,Den 5. October 1614, wie ich von M. Thun's Hochzeitsfest in Lübz weggeritten, ist mein Edelknabe Christof Ziegler so vollgesoffen gewesen, daß er kaum hat fortreiten können; den habe ich wacker abgeschmiert und hat mir zu Fuße nachlaufen müssen.“

,,Den 19. April 1615 habe ich meinen Kammerdiener mit der Carbatsche abgeschmiert, daß er nicht früh aufgewartet."

Als der pommersche Gesandte am Tage vor der Laufe des Herzogs Johann Albrecht II., die am 28. Juli 1616 statt fand, Audienz bei demselben begehrte, ward ihm geantwortet:,,daß Ihro Fürstliche Gnaden bes

thete darauf noch zweimal: erst eine Heffin, die ebenfalls 1625 starb, auch nur neunundzwanzigjährig; die dritte Gemahlin, eine Anhaltinerin, überlebte ihn.

reits etlichermaßen berauscht wären und derowegen nicht könne vorgestattet werden."

,,Den 18. Mai 1520", berichtet Herzog Adolf Friedrich in seinem Tagebuche weiter,,,ist Bischof UIrich von Bützow hier gewesen wie seine Gewohnheit, gesoffen und sch andirt."

Und den 26. Juni desselben Jahres hat der Herzog, wie er gleichfalls selbst schreibt, mit seinem Bruder und dem König Gustav Adolf von Schweden, welcher ihn besuchte,,, die ganze Nacht saufen müssen" und am folgenden Tage,,saufen" sie alle drei schon wieder ganz unmenschlich" *).

Daß selbst nach dem westphälischen Frieden unter den großen und kleinen Adelsfamilien des Landes Mord und Todschlag vorgekommen sei, das beweisen zwei Tod= schläge im Hause Hahn, auf die ich zurückkomme, der bei der Familie Flotow noch im Jahre 1747 vorge= kommene Brudermord im Duell u. s. w. u. s. w.

Herzog Heinrich „der Friedfertige“ zubenannt, welchen Zunamen er auch mit Recht führte, namentlich im Gegensatz zu seinem unruhigen Bruder Albrecht, starb nach fast fünfzigjähriger Regierung im Jahre 1552, schon ein Jahr nach seiner oben erwähnten sehr späten dritten Heirath, fast dreiundsiebzig Jahre alt. Diese späte dritte Heirath mit der Prinzessin von SachsenLauenburg war ihm von seinen Räthen empfohlen worden, weil sein ältester Sohn, Herzog Magnus III., der Bischof von Schwerin und mit einer dänischen

*) Schwer. Jahrb. I. S. 139.

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Königstochter vermählt war, im Jahre 1550, einundvierzig Jahre alt, gestorben und der jüngere, Herzog Philipp, blöden Verstandes und beständig krank war: er war bei der Hochzeit seiner Schwestern mit den Herzogen von Liegniß und Münsterberg im Jahre 1537 in einem Turniere, dem legten, das man in Mecklenburg kennt, mit einem Speer sehr hart verlegt worden, wovon er der Vernunft beraubt wurde. Es wurden aber in dieser dritten, späten Ehe des friedfertigen Heinrich keine Kinder erzeugt, er hinterließ nur einen natürlichen Sohn, einen Balthasar von Mecklenburg", und die Succession kam an die Söhne seines ihm 1547 im Tode vorangegangenen jüngeren, nicht friedfertigen, sondern sehr unruhigen Bruders, des rüstigen Turnierers, Herzog Albrecht's VI., der wegen seiner weidlichen Gestalt „der Schöne“ zubenannt wurde und sich meistens am kaiserlichen Hofe Carl's V. aufhielt; er hatte mit seinem Bruder, wie bemerkt worden ist, fortwährende Händel über die Theilung des Landes gehabt und ist deshalb noch besonders merkwürdig, weil er 1541 der erste Convertit unter den deutschen Fürsten wurde. Er war mit einer Tochter des Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg vermählt und es folgten seine fünf Söhne von dieser:

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