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beiden Seiten von Hause an bis an den Thor für Marien Kirche stehen mußten; da inzwischen gingen sie sämmtlich zur Kirche und hielt aber (wiederum) ein Bischof Messe, und ward von den Lübeckschen Sängern gesungen, auch auf der neuen von den Wismarischen gebauten Orgel geschlagen. Hiernächst wurden Bräutigam und Braut fürs Altar geführet und über sie die Benediction oder Segen gelesen, da war die Braut, wie auch die beiden Fürstinnen, die sie führten (deren eine des Herrn Bräutigams Schwester, die Landgräfin von Hessen) in weißen Tuch gekleidet, zudem waren gleich die Edelfrauen aus dem Lande Mecklenburg mit Kleidern und Kleinodien gegenwärtig. Aber von einer wird sonderlich gedacht, die Fine des che genannt *), welcher von fürstlichen Gnaden ihre besten Kleider auf dieser Hochzeit anzulegen verboten und nur erlaubt worden, die nächst dem besten anzuziehen. Nichts destoweniger ist sie der fürstlichen Braut fast gleich gekleidet gewesen. Ja diese Frau soll sich dermaaßen des Hoffahrts beflissen haben, daß Cochius **) von ihr schreibet: sie habe einmal in S. Jürgens Kirche auf einer Edelmanns Hochzeit bei der Copulation einen mit großen Perlen so sehr gesteiften Rock angetragen, daß sie, da alle andere Edelfrauen zur Stillmesse in die Knie gefallen, in ihrem Rocke wie in einer Ton

*) Von der Familie derer von Finecke auf Karow im Amte Güstrow unterschrieb Jaspar Finecke 1523 die Union, aber schon zu Propst Franck's Zeit um die Mitte vorigen Jahrhunderts war diese Familie eine der ärmsten. Altes und neues Mecklenburg 9, 43.

**) Reimar Kock, gest. 1569 zu Lübeck. Kleine deutsche Höfe. I.

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nen habe müssen stehen bleiben. Nach gesprochenem Segen sind Bräutigam und Braut wieder zu Hofe geführet und Mahlzeit in Freuden gehalten worden. Es hatten auch die Herren von Wismar das Markt, sammt einem Part von den Fleischschranken auf und den Kaack abbrechen, auch die Fürsten etliche Hundert Fuder Sandes darauf fahren, und zum Turnieren und Stechen umher beplanken lassen. Derowegen ward nach der Mahlzeit solch Freudenspiel mit Turnieren und Stechen öffentlich aufm Markt angefangen und trafen also mit den Rennestacken an einander, daß die Stücken in die Höhe sprungen, wurden also viele Hundert Staden den Tag entzwei gestochen. Und weil Niemand Schaden davon nahm, gab es ein fröhlich Spektakel. Als nun dieses Stechen eine Weile gewähret, kamen auch die Fürsten in die Schranken und stachen mit einander, insonderheit Herzog Heinrich von Braunschweig mit Herzog Albrecht, des Bräutigams Bruder, aber es mißgelung ihm, daß er vom Pferd abgestochen ward.“

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Des Dienstags wurden aber (wiederum) herrliche Turniere gehalten. “

,,Des Mittwochens, da etliche Fürsten scharf ge= stochen hatten, ging der Gesellen Stechen an, welches kurzweilig anzusehen war und ward also das festliche Beilager in höchsten Freuden angefangen, gemittelt und geendet.

Nicht blos Turniere zur Kurzweil bei festlichen Anlässen waren damals in Mecklenburg noch an der Tagesordnung, sondern der Adel trieb damals auch noch die längste Zeit hindurch sein mittelalterliches Fehde und

Raubhandwerk: an den zum Nußen gemeiner Wohlfahrt vom Kaiser Maximilian publicirten ewigen Landfrieden kehrte er sich gar nicht in seinem fernen sichern Winkel an der Ostsee.

Die ersten Geschlechter Mecklenburgs standen an der Spiße: fie trieben Wegelagerei als Carnevalsvergnügen. Der Geschichtsschreiber des Hauses Hahn, der Archivar Lisch schreibt: „Am 11. März 1504 klagte der Herzog Bogislav von Pommern, daß Heinrich Hahn (zu Pleez, der „Bunte“ zubenannt) *) der Beraubung güstrow'scher Kaufleute durch pommersche Unterthanen Vorschub geleistet und einen seiner Knechte dabei gehabt habe. Am 15. April 1504 beschwert sich der= selbe Herzog wiederholt, daß,,die Plackerei" aus Meck

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*) Auf die Personalien des Hauses Hahn komme ich, wie erwähnt, unten mit Mehrerem zurück. Wahrscheinlich hieß der bunte“ Heinrich Hahn so wegen seiner bunten Kleidung, die damals aufkam, und wozu namentlich die berüchtigten, aus einer Unzahl von Streifen zusammengeseßten, zerluderten“ Pluderhosen gehörten, wogegen die Geistlichkeit gewaltig in Predigten und Tractaten eiferte. Herzog Heinrich von Sachfen, der zu Freiberg Hof hielt, der Gemahl einer Mecklenburgerin, die die Stammmutter des königlichen Hauses Sachsen ist und ihm den großen Kurfürsten Moriß gebar, war wegen seiner Vorliebe zum Bunten weltbekannt. Er trug 1512 bei seiner Hochzeit eins der sonderbarsten Hochzeitskleider, die man jemals gesehen hat, denn es bestand aus gegen tausend schachweise über einander gelegten Streifen von dunkelrothem und gelbem und von rosenrothem und weißem Luche. Leben Herzog Heinrich's von seinem Secretair Freydinger beschrieben.

lenburg und die Gewaltthätigkeiten mit „Einreiten und Zugriffen" nach Pommern hinein fast allgemein und in den nächst verflossenen Winter- und Fastenzeiten vielfach geübt sei; namentlich angeklagt werden: einer Namens Jürgen, welcher bei dem ,,bunten Heinrich Hahn“ sich aufhielt, und Reimar Vieregge. In einer anderen Klage desselben Herzogs Bogislav wird gesagt: Claus Kruse von Varchentin*), Barthold Behr der Jüngere **), Heinrich Hahn mit dem einen Auge" und Blumenthal aus Penzlin hätten am 10. Juni 1506 den herzoglich pommerschen Leibarzt Dr. Antonius eine Meile von Stralsund überfallen,,,ge= schunden“ und gänzlich ausgeplündert. Henning von Schwerin auf Spantekow (in Vorpommern), welcher mit des Hofmarschalls Joachim Hahn auf Basedow Schwester vermählt war, kam mit den Hahn auf Pleet in Unfrieden. Da fielen im Jahre 1511 die beiden Vettern Hahn, Heinrich der Aeltere,,, der Lange" zu= benannt und Heinrich der Jüngere, auf Pleeß ***) und

*) Die Kruse, von denen das Nähere unten, find noch eine der reichsten Familien in Vorpommern.

**) Der berühmteste Mann dieses sehr reichen noch in Mecklenburg und besonders in Pommern, auch in Hannover blühenden Geschlechts war der Convertit Matthias Hans von Behr, einer der Geschichtsschreiber Mecklenburgs, Deputirter der Ritter- und Landschaft unter Carl Leopold, gest. 1729, von welchem ebenfalls unten.

***) Er hatte 1496, damals achtzehn Jahre alt, mit elf andern jungen mecklenburgischen Edelleuten und zwölf älteren vom Lande Mecklenburg, auch zwölf auswärtigen ge=

Joachim von der Osten*) mit ihren Knechten ohne Absage und ohne Recht in Pommern ein und schlugen und beraubten in den schwerin'schen Gütern Ratelow und Janow die Bauern und führten sie gefangen weg. Gegen diese Gewaltthat erhob sich Henning von Schwerin mit Claus von Schwerin, Vogt zu Wolgast und mit Anderen vom Adel, drangen in Mecklenburg ein, verfolgten die Hahn, bis sie sie gefunden, nahmen ihnen Pferde, Kleider, Waffen und baares Geld und führten sie,, nach Ordnung der Ritterrechte" gefangen nach Spantekow,, unverschuldet, unverklagt und unentsagt, wie die Hahn behaupteten. Es entspann

sich nun auf Klage der Hahn eine lange Verhandlung zwischen den beiderseitigen Lehnherren, in Folge deren die Herzoge von Mecklenburg zwei Räthe, den Ritter Claus von Lüzów**) und den Kanzler Caspar von Schöneich nach Wolgast zur Vermittelung schickten.

rüsteten Edelleuten Herzog Heinrich den Friedfertigen zum Dienst bei Kaiser Maximilian und dessen Römerzuge als „Einrosser" begleitet und später 1512 die Herzogin Catharine von Mecklenburg zu deren Vermählung nach Freiberg: dieser Geleitszug unter dem Hofmarschall Achim Hahn auf Basedow bestand aus vierzig Vasallen aus den angesehenften Familien des Landes mit dreihundertundfiebenzehn gerüsteten Pferden.

*) Ein altes pommersches und mecklenburgisches Ge= schlecht, von dem schon 1251 in einer Urkunde für Kloster Dargun als Zeuge erscheint,,Olricusj de Ost" als Ritter des Herzogs Wratislaw von Pommern.

**) Wahrscheinlich der, der unter den Unterschreibern der Union von 1523 voran steht.

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