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verweise ich, um hier nicht zu lange den Verlauf der Hofgeschichte im sechszehnten Jahrhundert zu unterbrechen, unten auf den Ercurs über den mecklenburgischen Adel, den ich beim Erbvergleich von 1755 geben werde.

8. Caspar von Schöneich,

Kanzler.

der weise

9. Lütke Moltke. Auch über diese besonders ehemals in Mecklenburg sehr mächtige und reichbegüterte Familie, die zur Zeit des Wallenstein'schen Gouvernements aber einen großen Fall that und jezt besonders in Dänemark blüht, verweise ich auf den Excurs über den mecklenburgischen Adel unten beim Erbvergleich von 1755.

10. Matthias von Derben.

Die Familie Derßen ist, soviel zu übersehen ist, nebst der von Malzan, von Gamm und von Driebergen und einigen jezt erloschenen Geschlechtern, die älteste mecklenburgische Familie, urkundlich nachweisbar und zwar als notorisch wendischen Ursprungs. Ein, Uriz" kommt schon 1192 in einer Schenkungsurkunde des Fürsten Borwin I. von Mecklenburg, des Gemahls der Welfin Mathilde für das Kloster Doberan vor und er wird unter den Zeugen ausdrücklich Slave genannt. Es heißt in dieser Urkunde:,,Testes: etc. Slavi: Vensicko, Woywoto" (folgen noch vier Namen) der siebente ist ,,Vriz". In späteren Urkunden von 1260 an lautet der Name: „de Ordessen, de Ortzen, de Oritze, de Ortze, de Ortz"; in einer Urkunde von 1298 für die Johannitercomthurei Mirow kommt auch wieder ein ,,Nico

laus Huriz" vor. Als Heinrich der Jerusa lemer 1272 ins gelobte Land pilgerte, war ein Ritter Detwig von Derßen Landesverweser, Statthalter und 1308 erscheint ein Hermann von Oerzen als Marschall: der Geschichtsschreiber des Hauses, Lisch, vindizirt dem Geschlechte vorzugsweise den Raths Charakter bis auf die neueste Zeit. 3hr Hauptgut, das die ältere Linie besaß, war seit dem vierzehnten Jahrhundert Rogg.ow an der Ostsee, ohnfern Rostock, das sie noch inne haben. Ihr Wappen sind zwei Arme, die einen Ring halten: die Tradition, daß ein Kaiser diesen Ring für eine Lebensrettung in einer Schlacht verliehen habe, ist aus der Luft gegriffen, wie so viele Adelstraditionen. Ein Oberstlieutenant, nachher Landrath Derßen zu Roggow, gehörte zu den 1716 zu Rostock während des großen nordischen Kriegs von den Russen eingesteckten vier mecklenburgischen Herrn. 1733 wurden die Oerzen in Dänemark gegraft und 1792 sachsen als Reichsvicar, in der majors, stammend aus der jüngeren Linie des Hauses, der Linie Helpt in Mecklenburg-Strelit. Die dänischen Gras fen sind erloschen, in Sachsen lebt aber noch ein sehr heruntergekommener Reichsgraf Derßen, Lieutenant a. D., welcher vor Kurzem noch öffentlich Athletenkünste produzirte. Archivar Lisch zu Schwerin hat, wie gesagt, die Geschichte dieser Familie 1847 herauszugeben angefangen : sie ist dem Oberappellationsgerichtspräsidenten Friedrich von Oerzen dedicirt, dreizehn andere Herren der Familie, auf dreizehn Rittergütern gesessen, werden als „Unternehmer und Beförderer des Werks" genannt, das im

noch einmal von KurPerson eines General

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ersten Band nur bis zum Jahre 1400 herabreicht. Unter diesen dreizehn Oerzen befinden sich der in der neuesten Landtagsgeschichte erst unter den Willigen, dann unter den sehr Unwilligen bekannt gewordene Landrath von Derzen Jürgenstorf, der Regierungsdirector von Derben Trechom, der 1848 als mißliebig abgehen mußte und der jeßige medlenburgische Gesandte am Buns bestage von Derßen- Leppin. Diese ganze alte Familie fammt und sonders ist gegenwärtig entschieden im Abwelken begriffen. Die Oerzen: Roggow suchten sich durch Verheirathung mit den Hamburgischen Godefroy's wieder zu Kräften zu bringen: die junge Frau that sich aber ein Leid an, ward wahnsinnig vor Gram.

11. Jasper Finece. Ein damals im sechs. zehnten Jahrhundert sehr reiches Geschlecht, dem die Dame angehörte, die, wie sogleich zu erwähnen sein wird, sogar die Herzogin des Landes an Kleiderpracht übertraf.

12. Wittich von Oldenburg, von einer alten Familie, die hauptsächlich in Pommern possessionirt war. 13. Jacob Levezow.

Diese Familie gehörte zu den ältesten Mecklenburgs: ein,,Henricus Levzowe" erscheint als Zeuge schon in einer Urkunde von 1219*) und ein,, Johannes de Lewezow, miles" 1266**). Zu Ende des fünfzehnten Jahrhunderts, ehe die Malzan dieses Amt bekleideten, war ein Jacob Levezom zu Schorrentin Landerbmarschall im Fürstenthum Wenden: Schorrentin war

*) Bei Lisch mecklenb. Urk. II. 64.

**) In einer Urkunde vom 14. April im Privilegienbuche der Stadt Wismar.

ihr Hauptgut. In neuster Zeit war die schöne Ulrike von Levezom die lezte große Herzensflamme Göthe's *). Ein schwerinscher Minister und Kammerprä fident dieses Namens mußte im Sturmjahr 1848 als sehr mißliebig abgehn. Man hält die Levezow für eines Stammes mit den Lüßow's. Das Wappen ist ein Gatter. Es giebt auch eine Judenfamilie von Ansehn, welche den Ramén Leveßow führt.

14. Heinrich Wangelin: ein Herr dieses Nas mens war 1417 Bischof von Schwerin.

15. Dietrich Flotow.

Von dieser eingebornen alten jezt auch heruntergekommenen Familie erscheint zuerst ein Heinrich Vlo towe, Ritter in einer Urkunde für Kloster Dobbertin von 1230**). Zur Zeit Fürst Heinrich's des Jeru falemers war ein Heinrich Flotow Voigt zu Rōbel beim Bruder dieses Fürsten Nicolaus von Werle***). Die Familie, jest so verkommen, war früher reich begütert, es gehörte ihr unter andern außer dem Stammgut Stuer Stadt und Land Malchow schon seit 1285, von welchem Besit sie 1681 den vierten Theil der Jurisdiction verloren, wegen eines delicti, das in dem Excesse bei Folterung einer angeblichen Here

*) S. sächsische Hofgeschichte Band I. S. 285.

**) Bei Lisch Jahrbücher für mecklenb. Gesch. 1838.

I. 206.

***) Dieser,,Henricus de Vlothowe, advocatus in Robele" erscheint als Zeuge in einer Urkunde des Berliner Geh. Staatsarchivs für die Comthurei Mirow vom 29. April 1279.

bestanden haben soll. Mit den Herzogen hatten sie einen Reichskammergerichtsproceß über das Land Malchow, der, wie so viele Reichskammergerichtsprocesse, bei Auflösung des deutschen Reichs noch nicht beendigt war. Die Flotow's besigen heut zu Tage noch die Schloßruine von Stuer und die Gerichtsbarkeit in Malchow und die Güter Waldseegarten, Kogel, Altenhof u. a. Wie bei den Bülow's im sechszehnten Jahrhundert kommt bei den Flotow's noch im achtzehnten Jahrhundert ein Brudermörder vor: ein Adam Friedrich aus dem Hause Kogel, auf Suckow gesessen, erschoß 1747 seinen Stiefbruder, den preußischen Hauptmann Joachim Ernst, in Folge eines Streits über eine gemeinschaftliche Wiese auf dem Felde des Guts zu Suckow, heirathete 1752, starb aber schon 1758, erst sechsundvierzigjährig. Der Sohn dieses Brudermörders war der Geheime Rath und Autor des Vortrags über die Rechte der Eingebornen auf dem Landtage 1789, gesessen zu Wildkuhl, wel= chem sein Landesherr, in dem mit Anmerkungen,,von einem Eingebornen im Lande der Wahrheit" herausgegebenen Text dieses seines Vortrags gehörig die Wahrheit sagte: dieser nicht mit dem Pfunde der Weisheit bedachte Flotow, dem sein eigner Landesherr außer ordentliche Härte und geseßlose Privat-Unterdrückung der Menschen und Bürgerrechte" vorwarf, sein,,Weiden an phantastischen Einbildungen über alten Adel, Ahnen, persönlichen Werth u. s. w.“ auf „das eigne stille, nicht in die Wirklichkeit greifende Privatvergnügen sammt Consorten" zurückweisend, ward im Jahre 1827 zu seinen Ahnen versammelt.

Sein Sohn wieder ist der noch lebende

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