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bende Schloßhauptmann von Lüßow, der erwähnte Historiograph Mecklenburgs, mitgetheilt hat*), zum 8. Nov. 1616: „Wie ich schlafen gegangen, hat Vollrad Bülow Daniel Block, den Maler, für einen Schelm. und Fuchsschwänzer gescholten; der hat ihn aber wieder nicht vergessen, sondern ihn`braun und blau geschlagen.“ Daß die Bülow's gewaltige Poculirer gewesen, erweist sich klärlichst aus der berühmten Grabschrift (ohne Da tum), die in der Bülower Kapelle zu Doberan zu lesen ist**).

In Hannover gab es auch schon im Mittelalter Bülow's sie besaßen hier den Wald um das Lieblingsschloß des zweiten Königs von England aus der Hannoverdynastie, genannt zur Göhrde im Amte Hizacker des Fürstenthums Celle, welches von Wenden bewohnt wurde: auch hier zeigten sich die Bülow's unverträg= lich und wurden bereits im Jahre 1464 wegen Unfugs

*) Schwerinische Jahrbücher XII. S. 59 ff.

**) Abgedruckt im plattdeutschen Idiome in den Schwe riner Jahrbüchern IX. 447; ich gebe sie hochdeutsch: ,,Weich Teufel, weich, weich weit von mir, Ich scheer mich nicht ein Haar um dir, Ich bin ein mecklenburgischer Edelmann, Was geht dem Teufel mein Saufen an? Ich sauf mit meinem Herrn Jesu Christ, Wenn du Teufel ewig dursten müsst, Und trink mit ihm füße Kalteschal*), Wenn du figt in der Höllenqual.

Drum rath' ich: weich, lauf, renn und gah,
Eh bei dem Teufel ich zuschlah!"

*),,Söt Koltschaal", der mecklenburgische Nektar.

aus der Göhrde vertrieben *).

Jener Brudermörder Hans von Bülow war der erste, der aus Mecklenburg auswandern mußte, grade ein Jahrhundert später 1565: er diente erst gegen die Türken in Malta und wurde dann Rath und Hofschenk bei dem Herzoge Julius von Braunschweig - Wolfenbüttel, dem Stifter der Universität Helmstädt; er starb hier im Anfange des dreißigjährigen Krieges 1618. Sein Sohn, der Geheime Rath Julius von Bülow, kam nach Celle und wurde hier Statthalter, er ist der Erwerber von Essenrode in Lüneburg und von Brunsrode in Braunschweig und starb 1639. Sein Sohn gleiches Namens erwarb 1664 auch noch von den Herren von der Asseburg das Gut Beyernaumburg bei Weißenfels. Aus dem Hause Essenrode (Linie GroßSiemen) stammt der 1820 verabschiedete preußische Oberpräsident von Sachsen, August Friedrich Wilhelm und sein Bruder, der 1825 verstorbene, seit 1808 westphälische, seit 1813 preußische und von Preußen 1816 gegrafte Minister Ludwig Friedrich Victor Hans, der mit einer Tochter des Justizraths Schmucker, eines der ersten Advocaten Berlins, vermählt war, welche vor wenig Tagen gestorben ist und deren Sohn Graf Hans Bülow der jezige Premier in Schwerin ist.

Von der Linie Plüskow war ein Bülow be= reits achtzig Jahre früher gegraft worden: es war der Sohn des hannoverischen Feldmarschalls Cuno Josua Bülow, desselben, der 1719 bei Walsmühlen von dem

*) S. hannoversche Hofgeschichte II. S. 7 u. 10.

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berühmten Schwerin ausgeklopft wurde, der hannovers sche Oberstkammerherr Graf Ernst August Bülow, der Gemahl einer natürlichen Tochter des ersten Königs von England aus der Hannoverdynastie. Ich verspare das Detail dieser Linie, aus der das Genie der Familie, der unglückliche Autor über den großen Krieg" und der berühmteste Bülow, der Sieger bei Dennewiß stammen, auf die Personalien des ausgeklopften Cuno Josua, die ich unten beim Jahre 1719, bei Erzählung der Affaire von Walsmühlen folgen lassen werde, um hier nicht zu weit und zu lange vom sechszehnten Jahrhundert mich zu entfernen. Ich bemerke nur noch, daß das Geschlecht sich sehr weit ausgebreitet und bedeutenden Güterbesit erworben hat. Außer Hannover wo aber ein Hauptgut, die Herrschaft Gartow, ebenfalls an den berühmten Minister Bernstorff im Jahre 1694 abkam → breiteten die Bülow's sich aus und begüterten sich in Brandenburg, Pommern, Schlesien und Preußen, in Holstein und Dänemark, in Schweden und Curland. Was Mecklenburg betrifft, so unterschrieb im Jahre 1620 Matthias Bülow zu Pokrent als Landrath beim großen Ausschuß der Ritter- und Landschaft. Beim Erbvergleich 1755 finden sich zwar Unterschriften von Bülow's, aber keiner war Landrath. Im Gegensaß der Familien Hahn, Maltzan und Moltke, der adelstolzesten Familien Mecklenburgs, waren die Bülow's schon frühzeitig in diesem Punkte aufgeklärt; wiederholt kamen Heirathen mit Bürgerlichen vor, der berühmte Graf Bülow: Denne wiß und der gegenwärtige Premier in Schwerin find von bürgerlichen Müttern geboren, desgleichen der jezt

in Berlin lebende Hans Bülow, ein Sohn des bekannten Belletristen Eduard, der ein Künstler geworden ist, ein ausgezeichneter Schüler Franz Liszt's. Im Jahre 1780 gab der strelißische Geheime Kammerrath Jacob Friedrich Joachim von Bülow auf Klabor bei Güstrow eine Historie seines Geschlechts in Folio heraus: diese führt auf dem Titel folgendes Motto, das schon in einem alten Familienstammbuche von 1650 stand und daraus entlehnt ist:

,,Der ist nicht flugs ein Edelmann,

Der geboren ist aus großem Stamm
Oder der Geld und Reichthum hat,
Und thut doch keine redliche That.
Die Tugend und die Höflichkeit
Adelt den Menschen allezeit."

Vor dieser Geschlechtshistorie stehen gegen fünfzig Bülow's als Subscribenten, Männer und verheirathete Frauen von Cpenhagen bis Beyernaumburg in Thüringen und von Bingen am Rhein bis Urskau in Schlesien.

In Schwerin sind die Bülow's jezt noch mit vierzehn Rittergütern possessionirt, und wie Graf Hans Bülow der erste in der Reihe der Staatsdiener ist, fungirt ein Jaspar von Bülow als einer der ersten Hofbeamten, als Hofmarschall und Chef des Hofstaatsund Hofmarschallamts und eine Frau von Bülow, ge= borne von der Schulenburg, ist Oberhofmeisterin der regierenden Großherzogin, der Prinzessin von ReußKlipphausen. Das Wappen der Bülow's ist ähn lich dem der Grafen Bentheim: vierzehn goldene Kugeln in blauem Felde. Früher war die Zahl der Kugeln nicht bestimmt: das älteste Wappen, das man kennt,

vom Jahre 1250 mit der Umschrift: ,,Sigillum Godofredi de Bulow" hat einundzwanzig Kugeln, dagegen eins von 1304 nur zwölf.

6. Reimar Blücher.

Die Blücher sind das Geschlecht, das den berühmtesten unter allen Mecklenburgern in alter und neuer Zeit gestellt hat, den Fürsten Blücher, den zu Rostock gebornen „Marschall Vorwärts“ aus dem Hause GroßRenzow in Mecklenburg. Auch die Blücher nahmen, wie die Bülow, ihren Namen an von einem Dorfe Blücher, das sie noch besißen: der Inhaber desselben, der auch Finken besigt, ward von Preußen 1815 auf den Namen Blücher Finken gegraft. Die Blücher erscheinen in Mecklenburg noch früher als in Pommern, wo sie allerdings großen Besit, erwarben und zu den Erb- und Schloßgesessenen gehörten. Ein Lothar von Blücher, Luderus de Bluchere" tommt in Mecklenburg schon in einer Urkunde für das Kloster Eldena vom 18. Januar 1241 als Zeuge unter andern „Rittern von Schwerin" vor und Olricus et Hermannus, fratres de Bluchere, Milites" in einer Urkunde vom 14. April 1266 im Privilegienbuche der Stadt Wismar. Wie Reimar Blü cher 1523 die Union unterschrieb, so unterschrieb Hans Heinrich von Blücher auf Schim, als einer der fünf Landräthe des Herzogthums Schwerin, 1755 den Erbvergleich. Das Wappen sind zwei kreuzweise über einander gelegte Schlüssel.

7. Joachim Hahn. Auch über diese große, sehr stolze und sehr reiche eingeborne medlenburgische Familie

Kleine deutsche Höfe. I.

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