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Erbitterung 1735 nach seinem Abzug von Schwerin, unter Beistand eines Corporals, vierer Unteroffiziere und eines Laquaien, mit einem dicken Stock geprügelt, wie der Hofmarschall selbst, in einer ausführlichen Schrift, unter dem Titel: Wahrhaffte Relation des enormen facti 2c." durch den Druck bekannt gemacht, welche aber der Herzog zerreißen und verbrennen, auch derselben eine andere Schrift unter dem Titel „Ausführliche Nachricht 2c.“ entgegenseßen ließ. Der von Wendessen verklagte also den Herzog beim Kaiser wegen solcher Gewaltthätigkeiten und ward die Klage den 9. Februar 1736 pră: sentirt, auch darauf nach Wismar gesandt und daselbst dem Herzog insinuirt. Als aber keine Antwort erfolgte und der von Wendessen sich den 27. Februar abermals meldete, so erging den 29. März das Kaiserliche Conclusum: „daß dem Herzog noch zwei Monate zur Vers antwortung sollten eingeräumet werden; falls sodann nichts erfolgte, so wäre es beim Reichshofrath anzusehen, als fühle der Beklagte sich eingelassen und alles gestanden.“ Der Hofmarschall hatte zu seinem Besten Schläge bekommen, denn er ward in seinen Ehren wieder hergestellt, ein kaiserliches Patent verbot bei einer Bön von fünfzig Mark löthigen Goldes, demselben die That-Handlung des Herzogs vorzuwerfen; er erlangte 1738 500 Thaler jährlich aus den Cameraleinkünften bis zur Erlangung eines anderweiten Dienstes und es schadete ihm die erlittene Gewaltthätigkeit so wenig, daß er 1754 in den alten mecklenburgischen Adel aufgenommen und sogar Landrath des Stargardischen Kreises ward. Eine sehr fatale Erfahrung mußte dagegen der alte Herzog noch in

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Wismar machen: seine gnädige Frau"" hängte sich hier an einen Andern"*).

Bon Wismar aus that Carl Leopold noch einen abenteuerlichen Schritt: er wendete sich an Frankreich, das ihm Hülfe verschaffen solle: unter andern ging der in der deutschen Literaturgeschichte bekannte Poët Listow 1736 dahin. Diese mecklenburgischen Gesandten wurden aber von den französischen Ministern ausgelacht und ihnen bedeutet: die Sache sei doch nicht so angethan, daß Frankreich ein Heer nach Mecklenburg schicken könne." Der Herzog erlebte noch 1740 die Erhöhung seiner einzigen 1718 ihm von der russischen Prinzessin geborenen Tochter Anna zur Regentin in Rußland, aber auch 1741 ihren Sturz durch die Kaiserin Elisabeth und ihr Gefängniß zu Colmogori bei Archangel, wo sie 1746 starb. Er starb selbst das Jahr darauf, neunundsechszig Jahre alt zu Dömiz an der Elbe, dem einzigen ihm treu gebliebenen Orte. Er lebte vom Zoll, Licent und Amt_daselbst aber diese Einkünfte gingen ihm weg mit der Erhaltung der Garnison von 300 Mann. Er finanzirte erbat sich Ge

mit der Versteigerung der Pfarren und schenke von den Städten: Güstrow gab einmal 1742 2000 Thaler. „Er starb", wie Frand erzählt, „unter vielen Schmerzen an dem empfindlichsten Ort des Leibes," ohne wieder die Einseßung in die Regierung erwirkt haben zu können, Der sonst so troßige Herr war aber doch zulezt so geschmeidig geworden, daß, wenn er noch vier Wochen

*) Frand 18, 389.

gelebt hätte, das von ihm bereits nach der Wiener Vorschrift entworfene Submissionsschreiben an die Reichsversammlung in Regensburg öffentlich erschienen und darauf ohnfehlbar seine Regimentsentseßung wieder aufgehoben worden (wäre.

„Ein Herr“, sagt Frand*), „bei dem so viele Seltsamkeiten zusammenkamen, als sonst nicht leicht in einer Person zu finden. Er war von der schönsten Leibesgestalt, lang, von großen hellen Augen und einer der ansehnlichsten Fürsten. Doch leuchtete auch der Grimm aus seiner heroischen Gesichtsbildung hervor, also daß er beim ersten Anblick mehr gefürchtet als geliebt ward." Seine Grabstätte fand er in Doberan, wo auch der Convertit Christian Louis fie gefunden hatte und wo auch sein natürlicher Sohn, das Mannchen" von Frau von Wolfrath, begraben wurde.

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Der Oberjägermeister Georg Friedrich von Birdholz brachte den von ihm getragenen St. Andreasorden nach Petersburg zurück.

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Im Kirchenblatte für Mecklenburg ist neuerlich **) ein Anschreiben des Superintendenten Zander aus dem leßten Lebensjahre dieses schlechten Fürsten, vom 17. Juli 1747 mitgetheilt worden um Hülfsbeiträge für den Entsezten: es ist das ein anderweites rührendes Document der deutschen Gutmüthigkeit und der unaustilgbaren Pietät in der Unterthanentreue eines protestantischen Geistlichen für einen Landesherrn, der die protestantischen

*) 18, 388.

**) Juni 1840.

Pfarrstellen an die Meistbietenden versteigerte und der Mecklenburg, hätte er davon etwas Erkleckliches lucrirt, allenfalls wohl katholisch gemacht hätte :

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,,Es hat die Geistlichkeit der Parchim'schen Superintendentur ein freiwilliges und annehmliches Don gratuit zusammengebracht für seine regierende hochfürstl. Durchl. unsern theuersten Landesvater, um Höchstdiefelben auch dadurch von ihrer unverrückten Treue und liebevollen Verehrung zu überzeugen. Ich weiß auch, daß solches mit besonderen Gnaden und Gefallen ist aufgenommen worden. Ob ich nun zwar lange und sorgfältige Ueberlegung angestellt, ehe ich diese Entschließung gefasset, die meiner Aufsicht und Sorgfalt anvertraute Priesterschaft zu gleichem Beweise einer unterthänigen Ehrfurcht gegen ihren Landesherrn aufzumuntern, so sind mir darnach in der Folge dergleichen Bewegungsgründe vorgekommen, die mich zur Ausübung dessen, was ich jezt thue, bewegen. müssen. Die Beisteuer soll ein Zeichen sein einer unterthänigsten Devotion gegen Serenissimum, da es aber gerade das Gegentheil beweisen würde, wenn hierüber weitläuftige Reden sollten geführt werden, indem dieselben zu allerhand unglimpflichen Beurtheilungen bei widrig Gesinnten zu Serenissimi hoher Autoritätsverkleinerung Gelegenheit geben könnten (denn wer weiß nicht die Beschaffenheit unsres armen Landes?) so wird hiebei wohlbedächtig bedungen und die Herren Brüder ergebens ersucht, hiervon kein Wort zu Jemand Fremdes sich entfallen zu lassen., Wer giebt, der gebe einfältiglich nach der Ermahnung eines heiligen Apostels. Das Geschenk

soll eine freiwillige Gabe sein, mithin findet hier keine Fürschrift statt. Ein Jeder bringet das auf, was seine Umstände ihm erlauben, und was er von Herzens Grund, ohne scheel sehen, gönnet. Es muß aber doch in Golde (!) Serenissimo eingehändigt werden 2c.

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Ich

ersuche aber nochmals, sich die Verschwiegenheit aufs sorg

ältigste empfehlen zu lassen.“ ·

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