Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

suchung dauerte drei Jahre, zuleßt begnadigte fie der Kaiser, Tilly erhielt zwei Jahre Gefängniß, Reyser, der zum Tode verurtheilt worden war, ward zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt, er kam aber auch los und ward später Kriegs-Commissair. Auch einige Superintendenten, die Carl Leopold treu anhingen, brachte man damals zu Gefängniß. Dies war, schreibt der alte Frand, das Ende der Tragödie, zu welcher viele so freudig gegangen, als betrübt zurückkamen. Die Bauern, die in Schwerin standen, warer allerseits wegen des schlechten Unterhalts, sehr unzufrieden; aber der Her, 3og sprach mit etlichen selbst, mit andern der Regierungsrath Wolff und wurden sie auf die Preußen vertröstet, ,,die ganz gewiß kommen und ihnen Luft machen würden, daß ein Jeder wieder könnte zu den Seinigen gelangen; sie sollten doch nicht so eilen und den Hannöverischen in den Rachen laufen." Schon vor drei Jahren hatte Carl Leopold gegen die Deputirten der Städte geäußert: ,,wenn es Tumult im Kreise gebe, würde der König von Preußen mit nach Mecklenburg gezogen werden."

Friedrich Wilhelm I. sah recht wohl ein, wo hinaus man in Wien wolle, wie sein großer Sohn in der Histoire de mon temps fagt:,,beide Parteien sich einander aufzehren zu lassen." Er fand doch für nöthig, etwas wieder für Carl Leopold zu thun, gegen die immer günstiger und parteischer für den Adel aus dem Reichshofrath ergehenden kaiserlichen Resolutionen zu protestiren. Er drängte Carl Leopold daher nochmals zu dem Submissionsschreiben. Dieser gab denn dasselbe

"

auch endlich unterm 21. September 1733, es stand darin aber wieder die Bedingung: wenn ihm die ungekränkte Beibehaltung seiner uralten, reichs - grundgesetzmäßigen landesobrigkeitlichen Regalien" auf keinerlei Weise entgönnet und entrückt würde." Dieses Submissionsschreiben sandte Friedrich Wilhelm I. nach Wien und schrieb selbst dabei unterm 6. October: daß der Herzog durch allerhand wider ihn und seine Unterthanen vorgenommenen Proceduren, absonderlich aber durch die for= mirte gar enge Einschränkung seiner Stadt und Residenz Schwerin, wobei ihm und den Seinigen fast alle Lebensmittel abgeschnitten, zur äußersten Desperation gebracht worden sei." Dabei stellte der König dem Kaiser an heim, ihm die eigentlichen Punkte, in welchen des Her30gs Parition und Submission bestehen solle, specifice zukommen zu lassen, alsdenn er nicht mangeln würdeihu zu deren Bewirkungen eifrigst anzurathen."

Auf den König von Preußen, auf den volksfreundlichen Friedrich Wilhelm I. standen damals Aller Augen und Aller Herzen in Mecklenburg gerichtet. Am lebhaftesten. wünschte seine Ankunft der Herzog Carl Leopold und die Geistlichkeit, als die unverrückt am Herzoge hing und welcher noch vor Augen stand, was dem Pastor Lüders durch Todprügelung und verschiedenen Superintendenten durch gefängliche Einziehung begegnet war. Es verlautete damals, daß manchem Prediger schon eine üble Kappe zugeschnitten sei, weil etliche unter ihnen denen zum Aufgebot Gehenden zuvor das heilige Abendmahl gereicht, etliche auch wohl den Blöden einen guten Muth eingesprochen. Diesen verschwand nun, bei

Annäherung der Preußen, alle Furcht, in Hoffnung, diese würden ihre Schußengel sein. Wie denn auch etliche Bürger, so ausserhalb Landes geschleppt und zum Theil in die Karre gesperrt waren, darauf wieder los gelassen

wurden."

Am 20. October 1733 rückten die ersehnten Preus ßen wirklich in Parchim ein, ihr Führer war der Sieger bei Walsmühlen, der jeßt in preußischen Diensten als Generallieutenant stehende Curt Christoph von Schwerin. Auch Preußen benußte die politische Cons junctur, den polnischen Erbfolgekrieg, in den Oestreich mit Frankreich verwickelt war.

In Wien hatte man über die Specificirung der eigentlichen Punkte," in denen Carl Leopold Parition. leisten sollte, geschwiegen, sehr bestimmt aber an den Gesandten Seckendorff in Berlin geschrieben: „daß der König von Preußen sich nicht etwa in der Sache zur Unzeit mische und Truppen in das Mecklenburgische mar schiren lasse." Ueber die preußischen Werbungen in Mecklenburg, entstanden nun, seit preußische Völker im Lande standen, fortwährende Klagen: Mecklenburg ward jezt geradezu eine ergiebige preußische Werbeprovinz bis zum Hubertsburger Frieden; preußische Truppendepots von der Executionsarmee blieben zu Parchim, zu Plaw und zu Lübz stehn; einer von der mecklenburgischen Ritterschaft felbst, ein von Behr zu Rustrow, half noch 1746 einem preußischen Major von Königsmark bei diesen gewaltsamen Werbungen. *)

*) Frand 18, 362.

Herzog Carl Leopold behauptete sich noch über ein Jahr in Schwerin, sein Bruder, der Herzog-Commissar, mußte unterdessen zu Neustadt residiren. Carl Leopold ließ es zum Aeußersten kommen: als im Februar 1735 holsteinische und schwarzburgische Kreisvölker vor Schwerin rückten, ließ er sich fünf Tage beschießen, erst am 9. Februar ging er mit der ,,gnädigen Frau“, dem Regierungrath Wolff und einigen Bedienten über den Schweriner See nach dem schwedischen Wismar. Hier mußte er still sizen, namentlich da Destreich wieder freie Hand bekam, denn in diesem Jahre schloß Oestreich seinen Frieden mit Frankreich ab, wodurch es Lothringen abtrat.

Das Land litt furchtbar unter der gedoppelten Last der hannoveranischen und preußischen Executionstruppen. Die dem Hause Hannover zuerkannten Executionskosten schwollen bis zu anderthalb Millionen Thalern an, weshalb 1735 acht von den sechsunddreißig mecklenburgischen Domainenämtern, 60,000 Thaler ertragend, nämlich Boizenburg mit dem Boizenburger Elb- Zoll, Grevismühlen, Gadebusch, Rehna, Wittenburg, Mecklenburg, Zarrentin und Bakendorf verpfändet werden mußten, die erst nach dreißig Jahren, 1766 und 1768 wieder eingelöst werden konnten. Gleichzeitig mußten auch an Preußen die vier Domainenämter Wendenhagen, Plau, Marniß und Eldena verpfändet werden, die erst fünfzig Jahre später, erst nach Friedrichs des Großen Tode 1787 wieder eingelöst wurden. Aus den von dem Herzog-Commissar in Kaisers Namen verwalteten Cameralien des Herzogthums bezog der in Wismar lebende

Carl Leopold 40,000 Thaler Pension, seiner zweiten russischen Gemahlin, die aber, wie schon erwähnt, schon am 25. Juni 1733 in Rußland zu Moskau starb, waren 12,000 Thaler versichert und 5000 Thaler erhielt die geschiedene erste Gemahlin, die Schwester des Prins zen von Oranien, die sie in Oranienstein verzehrte, wo sie aber auch schon 1734 starb.

In der schwedischen Stadt Wismar lebte Carl Leopold hierauf sechs Jahre bis zum Jahre 1741, wo er sich wieder nach seiner früheren Residenz Dömiz in Mecklenburg begab. Er hatte in Wismar seine Superintendenten bei sich, den von Parchim, Siggelkow, der sein Hofprediger war, den von Güstrow, Propst Clasen aus Ribniz und den von Rostock: diese Herren", schreibt der alte Frand,,,kamen ihm nicht von der Seite, obgleich sie keine einzige Predigt hielten, und obwohl der Kaiser rescribirt hatte, die Superintenduren sollten wohl verwaltet werden. *)." In Wismar beging Carl Leopold in seinem Ingrimm und Aerger ähnliche Gewaltthätigkeiten, wie er sie früher vor der Reise nach Danzig in seiner Residenz Dömiz in Mecklenburg began= gen hatte. „Wer von seinen Hofbedienten nicht nach seiner Pfeife tanzen wollte, den prügelte er, wie ein Polack seinen brummenden Bären"**). „Er hatte“, sagt Frand an einer anderen Stelle ***),,,nach seiner Heftigkeit seinen Hofmarschall von Wendessen in großer

*) 18, 190.

**) Franc 18, 389.

***) 18, 193.

« ZurückWeiter »