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„Der Herzog brach also ganz unvermuthet mit einem mäßigen Gefolge den 5. Juni 1730 von Danzig auf, ging zu Schiff und kam glücklich auf dem Fischlande bei Ribniz an, nahm die gnädige Frau,"*) den Kanzleirath Schröder**) und dessen Frau zu sich in einen Wagen und reiste, ganz incognito, auf Demen im Amte Kriewiz. Hier traten seine Gefährten am 8. Juni im Kruge ab, um zu essen, der Herzog selbst aber blieb im Wagen, doch ließ er sich eine gebratene Caruße bringen. Krügerin kannte die ,, gnädige Frau“ und den Rath Schröder. Als diese noch speisten, kam ein Bedienter vom Wagen und sagte zu ihnen: Der Herr will nicht länger warten!" woraus die Krügerin schloß, wer der im Wagen sei. Augenblicklich brachen jene auf und fuhren sie sammt dem Herrn denselben Nachmittag bis Schwerin: hier kamen sie um 4 Uhr an. Der Wagen fuhr aufs Schloß und wurden alsbald die Zugbrücken sowohl vor der Stadt, als vor dem Schlosse aufgezogen. Denn der Herzog meinte, daß Niemand von seiner Ankunft wüßte. Aber weil über Demen eine starke Landstraße geht, so kam von hier das Gerücht bald über das ganze Land" 20.

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Die Städte meldeten sich nun, Carl Leopold empfing sie höchst gnädig; mehrere vom Adel, wie der Obristlieutenant von Barner auf Bülow, nahe bei Demen possessionirt, gingen im ersten Schrecken wieder aus

*) Frau von Wolfrath.

**) Den vermeintlich Wiedergebornen und Unverweslichen, päpstlichen Gräfen und Ritter vom goldnen Sporn.

dem Lande, fie fürchteten das Ende mit Schrecken." Sogar der Bruder - Administrator meldete sich, er

schickte einen Ausländer, einen märkischen Edelmann, von Winterfeld nach Schwerin: er ward nicht vorge lassen, schriftlich beschieden, es kamen dabei in dem nervosen Style Carl Leopold's wieder die bittersten Ausdrücke vor: der Herr Bruder ward „Hand- und Siegelbrüchiger Mißverhaltungen" beschuldigt. Noch später hieß es in einem Rescript an die Städte vom 7. Juli 1733: ,,Ihr Bürger könnt nicht zugleich Gott und Belial dienen 2c. Unser Bruder hat nicht mehr Recht euch seine „liebe Getreue" zu heißen, als wenn der Satan selbst aufrichtigen Gottes- und Glaubenskindern dergleichen Prädicat zu geben sich anmaßen wollte." €3 waren das recht schlau berechnete, ausdrucksvolle, handgreifliche und grobsinnliche Bilder, die der ängstlichen Phantasie der guten Spießbürger der mecklenburgischen Kleinstädte vorgeführt wurden.

Die Städte bewilligten dem neuangekommenen Herrn 25,000 Thaler zu offeriren. Es war gerade im Juni 1730, das Jubeljahr der Augsburgischen Confession, der= selben herrlichen Confession, die der Herzog so schändlich hatte verrathen wollen. Auch diesen Umstand wußte Carl Leopold auszubeuten. Es mußten andere Gebete, als schon abgefaßt waren, abgefaßt werden,,,so mit den kräftigsten Ausdrücken zugleich auf die damaligen Umstände zielten." Die Prediger erhielten Befehl, „sich aller Anzüglichkeiten wider fremde Glaubensgenossen zu enthalten, es ward ihnen bedeutet, ihre

Predigten schriftlich abzufassen umd zuvor nach Hofe einzusenden."

Carl Leopold umgab sich hierauf wieder mit einem Kriegsstaat. Er ließ einige Infanterie von Dömit kommen und ging damit um, eine Escadron Dragoner beritten zu machen, die fürstlichen Diener wurden aufgefordert, unentgeldlich Pferde dazu herzugeben. Darauf wurden auch Kriegsthaten ausgeführt durch einige der französischen Abenteurer, die der Herzog aus Danzig mitgebracht hatte, den Capitain de l'Isle, den Capitain du Bois und den deutschen Capitain Dreyer. Die erste Kriegsthat des Duodezdespoten, des Möchtegern Zaaren von Mecklenburg, war die Aufhebung eines hannoverischen Fähndrichs mit zwei Dragonern und einem Tambour, die beim Passe Banzkow am Südende des Schweriner Sees lagen. Diese vier Mann waren mit funfzig leicht vertrieben: de l'Isle beseßte den Paß, ließ „Retrenchements an beiden Zugängen aufwerfen und diese mit fünf Stücken aus Schwerin bepflanzen." Nach Goldenstedt, ein halbe Meile von Banzkow, kam ein anderes Commando aus Dömiz von dreißig Mann, um drei da liegende hannoverische Dragoner zu delogiren: es ward ihnen gesagt, der Herzog wolle in der benachbarten Löwig (ein Wald, der an den Garten von Ludwigslust stößt) jagen. Die Hannoveraner erhielten nun Befehl, es ganz eben so zu machen, wie der Herzog, d. h. die beseßten Posten wieder mit Uebermacht ohne Blutvergießen zu delogiren. Es kam aber doch zu Blutvergießen, da Förster und Jäger, 400 Bauern und die Bürger von Kriewiß unter ihrem Bürgermeister Friedrich Albrecht

Suckow, den herzoglichen Helden sich anschlossen : Suckow ward bei einem Handgemenge, das der Wiederforcirung des Passes Bangkow folgte, gefangen genommen und nach Rostock geführt, die Bauern theilweise in die Elde gedrängt, theils erhielten sie die schönsten Prügel. Diese Action fiel am 21. Juni vor, am 22. Juni erging es ganz ähnlich zu Goldenstadt. Darauf schrieb Carl Leopold nach Windsor und nach Wien: „er sei in sein Land zurückgekehrt, sich auf seinen Jagdhäusern eine Zeitlang aufzuhalten, man verhindere ihn in seinem Lande zu jagen.“ Der König von England schrieb zurück: „er verspreche ihm auf sein königliches Wort Sicherheit bei seinen Jagden und auf anderen Reisen, wenn sie unbewaffnet angestellt würden.“ Aus Wien aber hieß es, da in dem Schreiben Carl Leopold's nichts von der von ihm begehrten,,ernsten, unumschränkten, vollenkommenen und sattsam sicheren Paritions - Erklärung“ zu lesen war, nach dem Wiener stylo: „der Herzog habe ihme selbst und seinen üblen Bezeigungen alles schlechterdings beizumessen."

Weil sich die beiden Häuser Braunschweig be= harrlich der Berechtigung des Reichshofraths, einen Administrator in Mecklenburg zu ernennen, widerseßten, ward 1733 das Abkonimen getroffen, daß Christian Ludwig nicht mehr Administrator sein sollte, sondern nur kaiserlicher Commissair. Die Ritterschaft ging damals, im Jahre 1733, damit um, eine sogenannte „Neue Union" zu Stande zu bringen. Dieses Project der sogenannten,,Neuen Union," das die Ritterschaft übrigens auch noch nach. Carl Leopold's Tode, noch troß eines

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Cassator - Decrets des Nachfolgers vom Jahre 1749, aufrecht zu halten suchte, dieses Project zeigte Carl Leopold, wessen er sich zu gewärtigen habe, wenn er einmal wieder die Regierung in die Hände bekommen sollte. Er benußte daher die für ihn im Jahre 1733 sehr günstige politische Conjunctur: am 1. Februar war August der Starke von Sachsen Polen gestorben, der polnische Thronfolgekrieg ausgebrochen, Destreich war mit Frankreich am Rheine beschäftigt. Im Sommer war alles Nöthige vorbereitet, in der Löwiß, wo der Herzog hatte jagen wollen, wurden Piquen gehauen und fürs Landvolk in Schwerin beschlagen. Die Aufgebotsbefehle wurden gedruckt und mit dem größeren fürstlichen Siegel versehen, das die Inschrift hatte: V. G. G. Carl Leopold Regierender Hertzog von Mecklenburg: die Schrift war so geordnet, daß das Wort Regierender oben auf stand und sogleich in die Augen fallen mußte. Datirt wurden die Aufgebotsbefehle sämmtlich vom 7. September 1733. Sie wurden erlassen „an die Einhaber des Guts" ,,an die Schulzen des adelichen Gutes" sammte Bauerschaft des adelichen Gutes“ sämmtlichen Einlieger des adelichen Gutes" Städte"

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,,an die fürstlichen Amts - Bauern“ Aufgebote erhielten, weil ihre Zahl zu gering war, die Priesterbauern. Den Einhabern des Gutes" ward ein Generalpardon verwilligt, dafern sie denselben in den nächsten drei Wochen nach Insinuation des Aufgebots ,,entweder durch persönliche Gestellung und Einfindung beim Herzog selbst, wozu das sicherste Geleit versprochen. ward, oder auch durch schriftliche mit eiguer Hand und

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