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und die vornehmste Stüße des Herzogs, der übrigens gar nicht merkte, daß der kluge Russe ihn blos benugt hatte, um selbst Fuß in Deutschland fassen zu können. Peter's Plan war, Mecklenburg selbst zu behalten ́und Carl Leopold mit Curland abzufinden. Er that sein Möglichstes, um den Kaiser Carl VI. zu bewegen, ihn als Reichsfürsten von Mecklenburg aufzunehmen: das Wiener Cabinet war aber flüger als Peter und schlug das sehr schmeichelhafte Anerbieten aus. ,,Man hatte", schreibt Hennings*), „längst den wahrscheinlichen Verdacht, daß die Russen nach Vertreibung der Schweden vom deutschen Boden und bei einem so genauen Bündniß mit dem Herzog von Mecklenburg nicht geringe Luft hätten, an der Ostsee einen festen Fuß zu fassen. Als im J. 1716 die schwedische Festung Wismar bloquirt wurde, suchten die Russen gleichfalls Theil zu nehmen, daher nicht allein die drei Regimenter, die in Mecklenburg zurückgeblieben waren, heran rückten, sondern auch die ganze russische Macht dahin in voller Bewegung war, als die Festung überging, der Fürst Repnin suchte auf alle ersinnliche Weise wenigstens eine Mitbesaßung hineinzubringen, und stellte sich, als wenn er im Weigerungsfall Gewalt brauchen würde, allein der dänische General von Dewiß ließ die sämmtliche Reiterei aufsißen und nöthigte die Russen, die keinen Befehl zu schlagen hatten, von ihrem Vorhaben abzustehn. Der Zaar konnte dieses nicht vergessen und den von Dewiß nicht um sich leiden. Der von der Lühe auf

*) Gesch. des Schleswig-Holtein: Gottorpischen Hoft. S. 56 f.

Panzau*) soll für die Entdeckung des russischen Vorhabens mehr als 100,000 Thlr. genossen haben.“

Von Danzig aus seßte Carl Leopold Himmel und Erde in Bewegung, um die hannoverischen Erecutionstruppen los zu werden. In Wien benußte er den Himmel und gab noch immer Aussicht auf seine Conversion. Er hielt sich hier verschiedene Agenten, da er seinem ordentlichen Gesandten daselbst nicht traute. Dagegen verließ er sich blindlings auf jeden Abentheurer, wenn er nur seinen Herrscherlaunen schmeichelte. In den Händen solcher Abentheurer war Carl Leopold fast fortwährend. So hielt er sich in Wien einen Hauptmann, Christian Pauelßen, zur geheimen Correspondenz.**) Dieser Pauelßen hatte früher in der kaiserlichen Armee gedient und rühmte sich einflußreicher Verbindungen: im Jahre 1730 erscheint er als mecklenburgischer Hofkammerrath. Unterm 20. September 1725 schrieb Pauelßen nach Danzig: „in Wien sei nur etwas auszurichten, wenn man die Gold- und Silbergasse gehe. Am 17. October schlug dieser Agent aber noch einen andern Weg ein, den zur katholischen Kirche. „Die Reichshofräthe wünschten die politischen Angelegenheiten in Mecklenburg in gutem Stande zu sehen, der Herzog solle nur um Restitution bitten und völlige Defension versprechen, damit sei ein guter Anfang gemacht. Wenn dann der Herzog das Kloster Do

*) Der obengenannte Oberlanddrost Joachim Friedrich. **) Lisch a. a. D.: „Graf Reuß und Carl Leopold.“ Wahrscheinlich ist der S. 288 schon vorgekommene Paulsen. gemeint.

beran mit sechs oder acht Benedictinermönchen besehen wollte, so würde er sogleich sein Land von den lüneburgischen fressenden Wölfen gesäubert finden und von seinen gewissenlosen Unterthanen alle Satisfaction, wie es werlangt würde, erhalten. Wenn der Herzog auf diesen Vorschlag eingehe, so würde nicht nur der päpstliche Nuntius, sondern auch der venetianische Gesandte dem Herzoge beim Kaiser das Wort reden, so daß er über alle Feinde obfiegen und die gottlosen Unterthanen zu ewigem Stillschweigen bringen könne.“ Gleichzeitig meldete sich auch

der bekannte Freund," der schon 1714 in Doberan gewesen war, der Abt von Göttweih wieder bei dem Herzoge und bot, indem er ihn aufmerksam machte, es sei ,,viel ersprießlicher, sich ein wenig in die Zeit zu schicken,“ seine Dienste an. Der Herzog antwortete ihm unterm 28. November 1725, indem er die bittersten Klagen über die hannoveranische Execution führte und zugleich einen Extract,, der unumstößlichen Reiths Fundamentalgesehe überschickte, zu denen. er sein ganz Fundament und Grund sege“. „Mein Haus, schreibt er, ist das ältefte mit im ganzen Römischen Reich, also bin ich unstreitig in meinen uralten obrigkeitlichen,,Regalien“ durch den westphälischen Frieden bestätigt und auf keinerlei Weise darin zu turbiren und wäre ich nicht würdig ein Reichsfürst zu heißen, wenn die anvertraute Regalien vor Gott nicht gleich Hannover und andere suchte zu mainteniren 2c. Wie das Verfahren Hannovers, das seine (Carl Leopold's) Vafallen als auch zugleich wahre Unterthanen zur rebellion gegen ihn aufgewiegelt, vom ganzen Reiche und wie seine (Carl

Leopold's) treu gesinnten und ergebenen Vorstellun gen, so er Ihro Maj. dem Kaiser bei seiner persönlichen Anwesenheit gethan, haben bis dato können nachgesehen werden, sei ihm ganz unbegreiflich, da er doch nicht anders als höchstens rühmen müsse, wenn er die Ehre gehabt, Ihro Maj. dem Kaiser diese Sachen münd lich vorzustellen, wie Sie Sich alle Zeit gerechts und gnädigst gegen ihn herausgelassen; bei diesem Zustande habe er nicht anders in diesen unerhörten Erleidungen als seine Zuflucht zu dem größten Gott nehmen können, deffen Hand und Allmacht er auch allein es zuschreibe, daß er noch das Leben habe 2zc. Reichsgefeßmäßig habe er jederzeit in allem sich Ihro Maj. des Kaisers Verordnung submittiret, allein sich der Protection von Hane nover auf so eine landfriedbrüchige Weise zu untergeben, werde ihn Gott bewahren, daß es niemalen in sein Herz komme:" Er schließt mit den Worten: „Gott stärke Ihro Maj. des Kaisers Herze, daß Sie mich zu meiner satisfaction helfen und nach dem klaren Buchstab der Gefeße die declaration der Bann und Acht des Friedbrechers bald erfolge, in dessen Schuß ich Sie befehle und verbleibe 2c!"

In Danzig waren dem höchst wunderlichen Herzog ein paar neue Abertheurer an die Seite gerückt, die ihm den Vorschlag machten, direct an den Papst zu gehen: ein aus dem Gnesenschen gekommener Kanzleirath, Christian David Schröder, der oben in Hennings' Bericht schon genannte vermeinte Wiedergeborne und deshalb Unverwesliche, welcher 1731 vom Papste zum Grafen und Ritter des goldnen Sporns ernannt wurde, aber

schon in dem Jahre dieser seiner Standeserhöhung noch, an des Herzogs Seite reitend, vom Pferde fiel, den Hals brach und in die Verwesung überging- und ein leichtfüßiger Franzose, der sich als Francois d'Antragues Duc de Falari bei dem Herzog aufgeführt hatte er behauptete, seine Mutter sei eine Schwester der Herzogin Elisabeth Angelique von Montmorency, Gemahlin Christian Louis' gewesen und am Hofe dieser Herzogin in Paris erzogen worden; der Duc de Falari war wieder ein Titel, den S. Heiligkeit ertheilt haben sollte. Er hatte früher fünf Jahre in Wien gelebt, wo er sich beim Kaiser einzuschmeicheln gewußt hatte, war dann nach Rom gegangen, von wo ihn der Papst 1726 nach Spanien gesandt hatte, angeb lich um in einer Geldangelegenheit, wo es sich um dreiBig Millionen handelte, zu negoziiren, deshalb, behauptete der Abentheurer, sei der Titel Duca di Falari ihm verliehen worden; gewiß ist, daß ihn Papst Benedict XIII. durch ein Vorschreiben vom 14. Februar 1726 König Philipp V. von Spanien zu einer hohen Militairstelle empfahl. Er erhielt diese Stelle aber nicht in Madrid und Wien, sondern in Warschau bei August dem Starken, an dem alle Abentheurer aller Länder, besonders aber Italiener und Franzosen einen allezeit gnädigen Patron fanden: er schenkte dem Duc de Falari ein Dragonerregiment und übertrug ihm eine diplomatische Sendung nach Curland. Von da zurückkehrend sprach er in Danzig ein und am 21. November 1729 unterzeichnete er hier dem Herzog Carl Leopold einen. Diensteid, in welchem er vorzüglich Verschwiegenheit an

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