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nachherigen ersten Kurfürsten von Hannover, geworden war, 1645 den Posten eines Kammerpräsidenten und Geheimen Raths in Hannover erhalten und das Gut Abbensee im Lüneburgischen erworben hatte und 1669 gestorben war. Von seinen neun Söhnen, von denen eine Menge heut zu Tage noch blühende Bülow's stammen, war der siebente der General, der Cuno Jofua hieß, mit einer holsteinischen Fräulein Ahlefeld vermählt war, in Hannover unter dem ersten König von England bis zum Generalfeldmarschall, Obersten der Garde und eines Regiments Dragoner und Gouverneur von Hannover stieg und 1733, fünfundstebzigjährig, starb. Er war der erste Reichsbaron des Geschlechts: Kaiser Leopold I. erhob ihn 1705 mit dem Großvoigt Jo achim Heinrich in Hannover und noch vier Brüdern in Den Reichsfreiherrnstand. Sein einziger Sohn wieder, Ernst August, Oberkammerherr in Hannover, ward 1736 der erste Graf des Geschlechts durch seine 1724 geschlossene Heirath mit Sophie Charlotte, der jüngsten Gräfin Platen, die notorisch eine natürliche Tochter König Georg's I. war, erzeugt mit der jungen Gräfin Platen, gebornen von Uffeln, der Schwiegertochter der alten bösen Gräfin Platen, der Mörderin Königsmark's und Maitresse Ernst August's von Hannover, Vaters Georg's I. Die handschriftlichen Memoiren Harthausen's enthalten interessante Personalien von dem bei Walsmühlen ausgetlopften General, dem ersten Baron des Geschlechts, und dem Oberkammerherrn, dem durch seine aus königli chem Blute entsprossene Gemahlin zum ersten Grafen Pro

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movirten. (Cuno Josua) Bülow étoit dans son espèce génie, s'est fort poussé, il fut enfin Feldmaréchal à Hannovre. Il n'a pas eu son pareil dans le commissoriat (de guerre). Il avoit beaucoup d'ascendant sur l'electeur (den ersten König der Hannoverdynastie) en fait des troupes et avoit acquis une très grande autorité, il est mort fort vieux, ne laissaient qu'un fils et une fille *); il s'est extrêmement enrichi et a laissé de grands trésors, mais le fils a trouvé moyen de les fondre **). Sa femme étoit coquette au dernier dégré et il facha fort d'autres dames en disant toujours q'uil n'y avoit aucune dame au

*) Vermählt mit dem hannoverischen Kammerherrn und ·Oberhauptmann Friedrich von Steinberg auf Wispenftein.

**) Wie wichtig die Güter gewesen, die der Graf von seinem Vater bekommen, theils aber von ihm selbst, theils von seinen Erben nunmehro verkauft sind, kann man aus Folgendem beurtheilen:

1. Die holsteinischen Güter Löhrsdorf, Satjewiß, Großen - Broda, Clausdorf und Rethwisch wurden 1712 von Cay von Nanzow für 140,000 Thaler Spezies angekauft.

2. Für Siggen nebst Goddersdorf oder Qualendorf c. p., auch in Holstein gelegen, hat der selige Feldmarschall an Jaspar Ludwig von Qualen 150,000 Thaler dänische Kronen bezahlt.

3. Das Gut Enkendorf (ebenfalls in Holstein) mit den dazu gehörigen Meiereien erstand er 1729 von der Herzogin von Kendal für 120,000 Thaler N. tel.

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Die Bülow'sche Geschlechtshistorie Neubrandenburg 1780 Fol. 207.

monde fidèle à son mari et qu'un mari ne devoit jamais s'en formaliser."

Als die Dame, die zu so freien Auslassungen bes geistert hatte, gestorben war, unternahm der Oberkammerherr und erste Graf Bülow im Jahre 1761 eine anderweite Heirath mit einer sehr coquetten Dame eines Geschlechts, das die Grafenkrone auch einer königlichen Nebenneigung des ersten Herrn der Hannoverdynastie verdankte, einer Gräfin Kielmannsegge. Aber mit

beiden erzielte er keine Erben. Was an Lehngütern noch vorhanden war, namentlich das großväterliche Gut Abbensee fiel nach des Oberkammerherrn Tode auf seinen Güs tern in Holstein 1766 an die Barone von Bülow auf Marschacht und Göddenstädt (`m Lüneburgischen); das Allodialvermögen, drei Güter in Holstein, aber erbte. laut Testament ein Nachkomme des jüngsten Bruders des Oberkammerherrn, des 1737 als Oberhofmeister der Ges mahlin König Friedrich Wilhelm's I. von Preußen gestorbenen Baron Wilhelm Dietrich von Bülow, der die Güter Falkenberg 2. in der Altmark erworben hatte: es war das der durch seine Seltsamkeiten ausgezeichnete, mit Geistern verkehrende, mit einer Bürs gerlichen, Tochter eines Superintendenten, vermählte und 1791, nachdem er achtzehn Jahre ganz abgeschlossen auf seinem Zimmer gelebt hatte, zu Falkenberg verstorbene Vater des berühmten Grafen von Bülow - Dennewiß (geboren 1755) und des unglücklichen Autors Adam Heinrich Dietrich (geboren 1757) *).

*) S. Varnhagen Leben Graf Vülon's 1853 S. 1 ff.

Ich kehre nach dieser langen Episode wieder zu Car! Leopold zurüc. Carl Leopold mußte troß seines Siegs sich zum Ziele legen, er mußte von Berlin aus den Befehl zur Entlassung seiner guten Truppen, die eben gefiegt hatten, geben. Der Kaiser bestand namentlich auf den Abzug der Russen. Diese gingen. mit von den Flinten abges nommenen Hähnen durch Brandenburg nach Polen, es folgten ihnen wenige von den Deutschen, sie zogen vor, sich Pässe geben zu lassen oder desertirten. Einhundertundfünfzig der längsten Kerle" vom Waldo w'schen Regiment. nahm Friedrich Wilhelm L in seine Dienste. Anfang April. war Mecklenburg geräumt.

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Vergebens reiste der Herzog 1720. nun selbsteigen nach Wien, um zu sehn, was sich hier, thun, lasse: er tam am 2. Juni an. Er gab hier neuerdings Aussicht auf seine Conversion. Er machte sich an den Beichtvater des Kaisers, Pater Tönnemann, dieser erstaunte aber nicht wenig, als er in dem ihm zu Handen gestellten Memorial die Ausdrücke fand: Rebellische Ritterschaft! Blutdürftige Commission!" Er ließ dem wunderlichen Herzog vorstellig machen: „wie sehr das Memoriale Kaif. Maj. choquiren würde, indem aus den angeführten Expressionen erhellete, als ob der Kaiser Rebellen schüßte." Darauf ließ der Herzog die angenehme Aussicht auf seine Conversion wieder verschwinden und verschwand selbst wieder aus Wien. Er kam sehr mißvergnügt nach Dömiz an der Elbe, wohin er die Regierung verlegt, zurück und ließ seinen Aerger an dem redlichen Kanzler und Geheimen Rath Hermann Christian von Wolfrath, einem pommerschen Herrn, den er in seinen Dienst

gezogen, aus: Wolfrath's Gemahlin, eine natürliche Tochter Herzog Friedrich Wilhelm's, war nach der damaligen allgemeinen Hofmode, ähnlich der Gräfin Kolbe Wartenberg in Berlin und der Gräfin Blaten in Hannover, seine Maitresse en titre. Wolfrath ward zu Dömitz wegen einer angeblichen Conspiration enthauptet *). Der Bürgermeister von Dömiz, Brasch, und der Cabinets:Secretair Scharff starben nach der Tortur, wo sie nichts gestanden, im Gefängniste, und zwei Soldaten wurden geviertheilt.

Nach diesen in Medlenburg fast unerhörten Hinrichtun gen, die nur an Kruse's Execution einen Vorgang hatten, fand der autokratische Herr keine Sicherheit im eignen Lande mehr, und fand es daher für rathsam mit seiner russischen Gemahlin, die sich nachher von ihm schied, im December 1720 nach Danzig zu flüchten: er erschien incognito hier als Obrist Bischoff. Von ganz Schwerin blieb ihm nur die südlichste Stadt des Landes, Dömiz, wo er eine Garnison hinterließ. Wolfrath's Wittwe, die Bathseba Mecklenburgs, ging mit nach Danzig, blieb seine Maitresse und war eine der frechsten ihrer Zeit. Sie hat ihm wieder einen „Herrn von Mecklen burg" einen Sohn Emanuel geboren: Frau von Wolfrath hieß:,,die gnädige Frau“, Emanuel hieß: ,,Mannchen."

1725 starb Zaar Peter, der hochtheure Verwandte

*) Georg Anton von Wolfrath, westphälischer Minister unter Jerome, ward aus diesem Geschlecht gegraft. Siehe hessische Hofgeschichte Band 27, S. 243.

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