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mainen und der herzoglichen Einkünfte. Der Kaiser hatte die Cameralia der Commission überwiesen. Der Herzog reiste am 4. März von Rostock nach Berlin. empfing hier die Siegesnachricht von dem Gefecht bei Walsmühlen, ohnfern Schwerin, vom 6. März 1719, das eine besondere Wichtigkeit dadurch erhalten hat, daß es die Waffenthat war, die Schwerin, den berühmten Feldmarschall Schwerin, in preußische Dienste brachte: für Friedrich Wilhelm I., den lebenslänglichen Nival des ersten englischen Königs aus der Hannoverdynastie, war dieser Sieg Schwerins über die Hannoveraner ein Herzensgaudium: er stellte Schwerin, als er spåter in preußische Dienste trat, seiner Gemahlin, einer Prinzessin von Hannover, mit den Worten vor: „Hier siehst Du, ist der Mann, der Deine Landsleute so schön ausgeklopft hat." Des doppelten Interesses wegen möge hier ein kleiner Schlachtbericht, den der alte Franc giebt*), eine Stelle finden: er ist, wie es scheint, von dem Helden, der 1757 bei Prag fiel, selbst **):

**) 17, 157 ff.

**) Schon 1713 war Schwerin in Diensten Garl Leopold's: er ward von ihm zum Commandanten von Rostock gesandt, um sich die Stadtschlüssel geben zu lassen, und wurde selbst Commandant bis 1719. Curt Christoph Schwerin war kein geborner Mecklenburger, sondern ein Pommer, aber die Familie war in Mecklenburg wie in Pommern von Afters her gleichzeitig eingeboren: sein Vater war schwedischer Regierungsrath und Schloßhauptmann zu Stettin, feine Mutter eine Ramin. In Mecklenburg erscheint ein,,Bern hardus de Zuerin“ schon in einer Urkunde des Grafen von Schwerin für das Stift Schwerin rom 2. Juli 1217 als

,,Der bisherige Brigadier von Schwerin war nunmehro zum General erklärt worden und commandirte die Mecklenburger, sowohl die Russen, als die Deutschen, en chef. Die Russen und die Reiter unter dem General Waldow, wie auch die Lilienstreng'schen Dragoner waren versuchte Leute, die andern aber mehrentheils neuangeworbene. Er nahm davon, auf herzoglichen Befehl, höchstens 8000 Mann und ging damit gen Boizenburg, um den Zoll allhier in Sicherheit zu seßen, fand aber, daß ihm die Lüneburger*) schon zuvorgekommen, wandte sich also gegen Wittenburg, um daselbst fernere Ordre von dem Herzog zu erwarten. Hier empfing er Befehl, sich zurückzuziehn und alle Thätlichkeiten zu vermeiden. Er brach also auf, um wieder nach Schwerin zu gehen.

Auf dem Paß Walsmühlen hatte er ein Commando von dreißig Pferden bei seinem Einmarsch gelassen und kam nun wieder auf denselben zurück. Es hatte aber der General von Bülow wenige Stunden vor des Generalmajors Ankunft das Delleur'sche Regiment Infanterie nach diesem Paß gesandt mit der Ordre, den Mecklenburgern selbigen zu disputiren und wenn von dem Regiment auch kein Mann übrig bleiben sollte.

Zeuge bei Lisch mecklenb. Urk. III. 60 und in der Stiftungsurkunde des Klosters Rhena vom 6. September 1237 wird unter den ersten Wohlthätern desselben ein,,dominus lleinricus de Zwerin" aufgeführt. Schwerin bedeutet im Wendis schen Naute und eine rethe Raute ist auch noch das Familienwappen.

*) die Hannoveraner.

Unterwegs kam der Generalmajor auf Parum und Pocrent zu, woselbst das hannoverische Regiment Cavallerie des Obristen Wend lag, die er leichtlich hätte können aufheben, wenn er Ordre zu Feindseligkeiten gehabt, aber er ließ sie in guter Ruhe. Um Mitternacht zwischen dem 5. und 6. März kam er bei hellem Mondschein an die Brücke nach Walsmühlen, fand aber dieselbe abgeworfen und jenseits das Delleur'sche Regiment in voller Bereitschaft. Er sandte seinen Generaladjutanten, den Fähndrich von Bugenhagen, zu dem Obristen Delleur mit der Versicherung: wenn er ihn wollte passiren lassen, ihm kein Leid zuzufügen; worauf er den, nach. ihm commandirenden Offizier zum Geißel geben wollte. Aber der Obrist nahm solches nicht an. Der Generalmajor ritt selbst hinan, den Obristen zu sprechen. Aber die Delleur'schen gaben Feuer, womit sie einen Unteroffizier und vier Mann vom Tilly'schen Regiment Russen*) dem Generalmajor zur Seite erschossen.

Das ganze Regiment Russen ward hierauf voll Grimms, den Tod seiner Kameraden zu rächen, führte seine beiden Kanonen herbei und schoß daraus auf seine Feinde. Die russischen Grenadiere sprangen auch hinzu und spielten dergestalt mit ihren Granaten auf die Hannöverischen, daß der Obrist Delleur hart blessirt, der Obristlieutenant Holsten getödtet, die Fahne eingebüßt, das ganze Regiment bis auf zwei Capitains, zwei Fähndrichs und zweiundvierzig an Unteroffizieren und Gemei

*) Das zweite russische Negiment war das Regiment des Obristen Wollinsky. Die Grenadiere waren vom Regi= ment des Generalmajors Laissey.

nen in die Pfanne gehauen oder auch flüchtig gemacht ward.

Hierauf ließ der Generalmajor Schwerin die Brücke wieder bestellen, zog seine Infanterie und was er an Proviant und Bagage bei sich hatte, herüber, welche zu bedecken die Lilienstreng'schen Dragoner so lange zurückgeblieben waren.

Inzwischen nahte das vorgedachte hannoverische Regiment von Wend heran, schlich durch die Bagage und attaquirte das Leibregiment des Obristen Welling, welches zulezt über die Brücke ging, vielleicht in der Absicht durchzubringen und die gefangenen Delleur's schen wieder los zu machen. Aber der Generalmajor kam, wie er schreibt,,,mit zwei Platons" (Pelotons) ihnen entgegen, gab eine Salve auf sie, daß ihrer etliche stürzten und die andern sich mit der Flucht salvirten. Bei anbrechendem Tage war alles über die Brücke, die der Generalmajor abkrechen ließ und nun meinte, geruhig nach Schwerin zu gelangen.

Kaum aber hatte er diese Gedanken gefasset, so be: richteten ihm seine ausgesandten Patrouillen, sie hörten einen großen Zug Cavallerie marschiren. Denn der General von Bülow hatte aus dem Kanonenlösen der Russen genugsam abnehmen können, daß ein scharfes Gefecht müsse obhanden sein, war also in der Nacht ermuntert und mit seinen Generalen und Reitern aufs Schleunigste herzugeeilt. Der von Schwerin stellte also die Seinigen in Schlachtordnung, wozu er eine Ebene, nicht fern von Walsmühlen, antraf. Ehe er aber noch damit fertig werden konnte, so that der von Bülow, sammt

allen obgedachten Generalen, schon mit acht Schwadronen den Angriff auf den linken Flügel. Hier stand das Leibregiment unter dem Obristen Welling von etwa 250 Köpfen und nächst demselben die Lilienstreng'schen Dragoner, soviel ihrer in der Eil beritten gemacht wor den. Die Infanterie nahm die lüneburgischen Reiter der gestalt entgegen, daß der General von Bülow nicht rathsam hielt, weil er keine Infanterie hatte, zum andernmale anzugreifen, sondern zog sich zurück wieder nach Wittenburg, um noch mehrere Völker aus dem SachsenLauenburgischen an sich zu ziehen, wie auch geschah. Der Generalmajor von Schwerin blieb noch zwei Stunden auf dem Kampfplaze stehen und erwartete, ob weiter was obhanden. Als nichts erfolgte, marschirte er nach Schwerin, woselbst er des Mittags nach elf Uhr anfam."

Der General von Bülow, der von Schwerin bei Walsmühlen ausgeklopft wurde, stammte zwar, wie fein glücklicher Gegner Schwerin, aus einem eingebornen mecklenburgischen Geschlechte, war aber auch kein Mecklenburger mehr, sondern ein Hannoveraner. Sein Großvater war der in der hannoverischen Hofgeschichte *) aufgeführte, 1669 als Geheimer Rath und Kammerpräsident gestorbene Paul Joachim Bülow, von der Linie Plüskow, der im dreißigjährigen Kriege, nachdem er eine Zeit bei Wallenstein gedient hatte, Hofmeister der beiden jungen Hannover-Prinzen Johann Friedrich, der sich später convertirte und Ernst August,

*) Band I. S. 31.

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