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nahm und liebte, solches auch so wenig verhehlte, daß er fie bisweilen in seinem Wagen bei sich führte. Er fuchte die verschiedenen Eigenschaften der Völker in der Liebe zu erkennen, demnach hatte er in Berlin eine Mohrin, in Stockholm eine Russ fin und zu Soissons eine Ungarin zur Maitresse erwählt. Weil der Etatsrath und diese Ungarin sich nicht gar zu wohl vertragen konnten, so gab Srl —nd der ohnedem eifersüchtigen Gräfin von Basse wit von der Lebensart in Soissons Nachricht, welche die Antwort an denselben in ihres Gemahls Brief mit einschloß. Der Graf erbrach denselben nach der unter ihnen eingeführten wechselsweisen Gewohnheit und entdeckte das Geheimniß. Es mußte hierauf S―rl―nd in Gegenwart des russischen Großkanzlers, Grafen von Golofkin und des Etatsraths Dumont die Sprache der überlaufenden Galle hören und der Graf fandte noch überdem einen höchst nachtheiligen Bericht von ihm nach Holstein, welches diesem ehemaligen Günstling so empfindlich fiel, daß er an einem hißigen Fieber in wenig Tagen seinen Geist aufgab. Die Gräfin sandte indessen ihren Schwiegersohn, den Grafen von Dernath, zu ihrem Gemahl; wie aber dieser die Ordnung nicht herzustellen vermochte, folgte sie ihm selbst mit der Gräfin Tochter nach Paris nach. Der Graf hatte der Ungarin lebenslang Unterhalt versprochen und wollte sie auch zu sich auf seine Güter nehmen, allein sie trug Bedenken sich dazu zu entschließen und nachgehends bedachte er sich auch. Sie lebte hierauf eine Zeit lang zu Güstrow unter dem Namen von St-n= f-Id und suchte zuleßt die Immission in seine Güter.“

Das Glück des Grafen Bassewig blieb auch in Holstein nicht von Dauer: nach der Zurückkunft von Soissons, nachdem von den gemachten pomphaften Hoffnungen aber auch gar nichts in Erfüllung gegangen war, empfing er zu Hamburg die Bedeutung, daß der Herzog seiner Dienste nicht länger benöthigt sei. Der Graf hatte sich aber auf diesen Fall vorgesehen, einen Umweg über Wien gemacht und sich hier den Titel eines Geheimen Raths geben lassen. Er weigerte sich seine Stelle niederzulegen,,,um desto mehr, als der tais serliche Wille wäre, daß er länger in fürst lichen Diensten bleiben und sich in, Staats= sachen gebrauchen lassen sollte." Darauf ward ein fiskalischer Prozeß gegen ihn eingeleitet, darin ihm sehr harte Dinge vorgeworfen wurden, es war die Rede unter Andern vom in die Tasche stecken" beträchtlicher Summen, Behinderung des Nußen seines Herrn „durch unzeitige und ungeziemende Drohungen," ja sogar davon, ,,daß er sich nebst seinem Herrn zugleich huldigen und viele nicht eher in Dienste treten lassen, als bis sie ihm den Eid der Treue geschworen." Erst im Jahre 1734 tam ein Vergleich zu Stande, darin der Herzog nicht nur dem Grafen alle Strafe erließ, sondern ihm auch noch Geld herauszahlte: darauf lieferte der Graf auf seinem Gute zu Prebberede die Schriften der ge: heimen Unterhandlungen wegen des Herzogthums aus. Man fand gerathen, sagt die Schrift von Hennings, mit ihm einen Vergleich zu treffen, weil er so unvorsichtig und was ihm in den Mund kam, auszustoßen ges wohnt war; in seinem Eifer verschwieg er nichts, sondern

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fand gar nicht bedenklich, allerhand im höchsten Vertrauen mitgetheilte Sachen bekannt zu machen. Unter anderen hatte er eine gewisse Liebe widerrathen, worauf er zur Antwort erhielt:,,Mon cher, tu as raison; mais mon V- n'entend pas raison; coute qui coute il faut que j'en goute!"

Graf Henning Friedrich von Bassewiß, die,,Excellenz,“ wie er in Mecklenburg vorzugsweise hieß, als kaiserlicher Geheimer Rath, blieb, was er in der Jus gend gewesen war, auch in seinem Alter,,,Grand Buveur." Ein Jahr vor seinem Tode fing er noch, vóm Wein erhißt, beim Landtag zu Sternberg, der in der Kirche gehalten wurde, Händel an und mußte aus der Kirche gebracht werden. Er starb als Klostervoigt zu Dobbertin, im Jahre 1749, neunundsechzig Jahre alt. Erst seinem Sohne, dem Grafen Carl Friedrich, gestorben 1783, gelang es in Mecklenburg die Premierstelle zu erlangen, die auch wieder dessen Sohn Graf Bernhard Friedrich, gestorben 1816, bekleidet hat: beide haben, wie ihr Vorfahr, Destreich gute Dienste ges leistet.

Das Buch von Hennings enthält auch die Perfonalien des Bruders des ersten Grafen Bassewiß, des holstein- gottorpischen Kammerpräsidenten Joachim Otto von Bassewiß, der erst mit einer Cousine von Bassewiß und dann in zweiter Che mit einem holsteinischen Fräulein aus dem jest gräflichen Geschlechte von Ahlefeld vermählt war. ,,Er war, sagt Hen nings, dem Wein und dem Frauenzimmer sehr ergeben, anbei dreift und hoffärtig und daher zu wunderli

chen Unternehmungen aufgelegt.

Seinem Bruder war er, als es ihm gebrach, mit einem Vorschusse recht brüderlich behülflich und dieser liebte ihn nicht weniger, so gar, daß er ihn für fast untrüglich hielt, wie denn einstens, als die Universität zu Kiel über ihn bei Hofe sich höchlich zu beschweren genöthigt war, er aus Petersburg zurückschrieb: „Ich weiß nicht, was Ihr Herren denkt; sollte mein Bruder wohl Unrecht haben kön nen?" Dieser brachte ihn 1719 an den holsteinischen Hof, er wurde Geheimer Rath und nachmals, weil er das Landleben gut verstand, Amtmann zu Kiel, Neumünster und Bordisholm, obgleich andere die Anwartschaft darauf hatten, endlich wurde er auch Kammerpräsident. Sein Bruder, der Graf, hatte nicht sobald vernommen, daß dem vorigen Geheimen Raths - Präsidenten von Wedderkopp die Oberaufsicht der Universität zu Kiel anvertraut gewesen, als derselbe sie sich beilegen ließ und nachmals bei längerer Abwesenheit seinem Bruder übertrug. Dieser sollte den Verfall derselben bei dem langwierigen Kriege verbessern, er unternahm aber solches auf eine solche Art, daß zwischen ihm und den vornehms sten Lehrern Irrungen entstanden, weil sie seinem eigenwilligen Gutdünken sich nicht mit blindem Gehorsam unterwerfen wollten, ob sie gleich anfänglich allen Glimpf gebraucht und dessen Gunst zu erlangen gesucht hatten. Er klagte solchen unvermeintlichen Ungehorsam seinem Bruder in Wien, dieser dachte auf eine Züchtigung und sandte ihm daher Stephan Christian Harprecht von Harprechtstein als ersten Lehrer der Rechte zu Hülfe. Dieser war vordem Professor in Tübingen gewes

sen, hatte dann als Rath des Fürsten von Liechten= stein den berufenen Prozeß gegen den Grafen von Kaunis,,,nach Inhalt der deutschen Rechte“ verloren, welches ihn zu einem besondern Haß gegen diese soll ver anlaßt haben, er war nur den römischen Gesezen zugethan. Seinen Collegen, die anderer Meinung waren, konnte dies nicht anders, als höchst empfindlich fallen; wie er anbei allerhand unfreundliche Sachen vornahm, so entstanden viele Zwistigkeiten und es tam zum Feders friege, welcher nicht viel zu bedeuten gehabt haben würde. Es mischte sich aber der von Bassewiß mit ins Spiel und wollte seinen Clienten für einen großen und gelehrten Rechtsverständigen erkannt wissen. Wie nun der vierte Lehrer der Rechte, Heubel*), seine Antrittsrede von der der Schulfuchserei der Rechtsgelehrten " halten wollte, auch der Poet Weichmann dabei in Versen die gelehrten Narren als die ärgsten darstellte, deutete man Bassewißischer Seits alles auf diesen Günstling und wurde die Sache so hoch getrieben, daß nicht nur der neue Lehrer, sondern auch dessen beide Collegen, Voigt und Arpe, den Abschied erhielten. Ersterer trieb es nachher den Bassewißen rechtschaffen ein, da er als Ober-Sachwalter deren Betragen untersuchen mußte und letterer hat sie gelegentlich auch nicht geschont. Die Händel sezten die Akademie in Verwir rung und Harprecht selbst wurde nachher weggeschafft. Der Kammerpräsident von Bassewiß trat später, wie

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*) Der Ueberseßer des Lebens Carl's XII. von Bischof Nordberg.

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