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länger seine Jahre auf dem Amte vergnügt zuzubringen, als 1712 der verderbliche nordische Krieg in Holsteiu überhand nahm und den Sachen ein ganz anderes Ansehn gab. Ob er nun gleich sein Aeußerstes that, diese Ehrenstelle, woran er alles das Seinige verwendet, zu behaupten, so mußte er doch solche mit den Rücken ansehen und sich ins fünftige in Staatssachen gebrauchen lassen." Er wurde nun Diplomat: er ging in den damaligen Verwicklungen des holsteinischen Hofs in Folge des nordischen Kriegs 1713 nach Petersburg, später nach Stockholm, nach Berlin, nach Paris. In Petersburg hoffte er durch Fürst Menzikoff, der seinen getreuen Zechbruder von Husum her ausdrücklich begehrt hatte, große Dinge auszurichten, es fam aber anders, Peter der Große meinte damals, da Bassewiß in Verdacht gerieth, daß er nicht aufrichtig handle: „Wat will sick de kleene Först in de groote Saade meleeren, ick will den Keerl naa Sibirien schicken", Bassewiß mußte schleunigst unverrichteter Sache zurückkehren und ward damals nach Stockholm beordert. Unterwegs versuchte der ehemalige Minister von Holstein, der jezt am Stockholmer Hofe alles vermögende ,,schwedische Alcibiades“, Baron Görß, ihm die russischen Depeschen durch seinen eignen Secretair zu entwenden, um ihn am schwedischen Hofe zu schaden. Bassewiß ritt, als er den Raub wahrnahm, dem Secretair sofort von Königsberg nach Danzig nach, holte ihn vor Danzig ein, zwang ihn den Raub wieder herauszugeben und schrieb nun an Görß einen Brief, darin er ihn unter andern einen Narren, der ins Tollhaus gehöre, nannte,

Kleine deutsche Höfe. I.

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ihm vorwarf, daß der dänische General von Dewiß ihn genöthigt habe, die Treppe geschwinder, als er gewollt, herunterzusteigen u. s. w. Beide wurden Todfeinde und Bassewis trug nach Carl's XII. Tode nicht wenig zu dem tragischen Schicksale des Baron Görß bei*).

Später wurde Bassewiß Premier in Holstein und als solcher begleitete er seinen Herrn nach Petersburg, wo nach dem Tode Peters des Großen derselbe sich 1725 mit dessen Tochter Anna vermählte. Es folgte darauf die Allianz Rußlands mit dem Haufe Habsburg und Kaiser Carl VI. erhob Bassewiß 1726 zum Danke in den Reichsgrafenstand, was seit 400 Jahren nicht ges schehen war: Kaiser Carl IV., derselbe, der Mecklenburg zum Herzogthum erhob, hatte einmal einen Dewiß zum Grafen von Fürstenberg gemacht, diese gräfliche Erhebung war aber nicht von Bestande gewesen und die Familie Bassewiß ist noch heut zu Tage die älteste reichsgräfliche Familie, die im Lande Mecklenburg existirt.

Ueber die Wirksamkeit des ersten Grafen Bassewig in Holstein enthält das Buch von Hennings noch eine Menge Curiosa, unter denen ich mich begnüge heraus

*),,Nach eingezogener Nachricht von König Carl's Tode und des Freiherrn gefänglicher Haft war Bassewiß nach Stockholm geeilt und bei den Feinden des Freiherrn willkommen, wie er den leztern auch mit voriger Heftigkeit verklagte. Es hätte einmal nicht viel gefehlt, da er in einem Nebenzimmer hinter den Tapeten deffen Verhör beizuwohnen Gelegenheit fand, und dieser seiner nicht zum Besten gedachte, daß er durch Ungestüm sich und diejenigen, so heimlich zuges gen waren, verrieth."

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zuheben: „daß man glaubte, wie kaum ein Drifttheil der Landeseinkünfte zu Unterhaltung des gräflichen Hauses von Bassewiz hin länglich wäre. Er selbst ließ sich außer der Geheis menraths-Präsidenten-Stelle, so er schon besaß, zum Oberhofmarschall und Ihro Kaiserlichen Hoheit, der Herzogin Oberhofmeister erklären und erhielt anbei die Aemter Reinbeck und Trittau zum nießlichen Gebrauch. Sein Gehalt betrug 8000 Thaler. Seine Gemahlin wurde ingleichen zur Oberhofmeisterin bei der Herzogin mit 1200 Thalern Spielgeldern ernannt; dabei ihm zugestanden wurde, die Marschallstafel nach seiner Bequemlichkeit in seinem Hause anrichten zu lassen. Sein Bruder war Geheimer Rath, Kammerpräsident und Amtmann zu Kiel, Neumünster und Bordisholm; weil er im Geheimen Rath und als Amtmann genug zu schaffen hatte, wurde es so eingerichtet, daß er seine Kammerpräsidenten - Stelle des Grafen Eidam, dem Generalmajor von Reichel abtreten mußte. Der zweite Schwiegersohn Bernhard Ludwig von Platen wurde unter dem Schwiegervater Hofmarschall mit 4000 Thalern; der dritte Schwiegersohn, Graf von Dernath, katholischer Religion, Landrath und Vicekanzler; der vierte Schwiegersohn, Graf Wachtmeister, Oberjägermeister 2c.“

,,Der von Bassewiß ging mit großen Dingen schwanger; hierzu kam das an allen Höfen sich äußernde Uebel des Neides und der Mißgunst, indem die meisten Großen des Hofs des Herzogs gnädigstes Vertrauen zu dem alten Geheimen Raths - Präsidenten Magnus von Wedderkopp mit scheelen Augen ansahen. Man hatte

diesen mit einem gnädigen Gesichte nach Hofe berufen, um sich mit ihm über den verworrenen Zustand Holsteins zu_berathen*). Zwischen dem von Wedderkopp und dem von Bassewiß nahm die vertrauliche Freundschaft ab, theils aus des Leßteren natürlichem Unbestand, theils aus Eigennuß und Eifersucht 2c. Der von Weddertopp billigte die wenigsten von den gefaßten weitsichtigen Anschlägen, sprach von der übermäßigen Verschwendung frei und fast öffentlich, nannte die vermeinten Lustbarkeiten eine üble Haushaltung und gab deutlich genug zu verstehen, daß die wichtigen Staatsgeschäfte nach der Art, wie sie es anfingen, nicht glücklich möchten ausgeführt werden. Diese und andere Wahrheiten zogen ihm Haß und Neid zu und wurde dem Herzog vorgestellt: ,,Der von Wedderkopp schicke sich nicht zum Geheimen Rath noch zu dessen Präsidenten; der alte Mann rede allzeit von alten Sachen, von Ihro Hoheiten. Vater und Großvater, so bei Ihnen jezt nicht weiter statt haben könne, da Sie zu größeren Dingen geboren; er kenne die geheime Beschaffenheit der europäischen Höfe so wenig als die heutige Art, eine Sache hurtig, bald und glücklich durchzutreiben; ~ er wolle Alles zehnmal überlegen, mit der Feder nochmals ausführen und durch Rechtsschlüsse behaupten, welches zu vielen Weitläuftigkeiten Anlaß gäbe; ein hurtiger Begriff, durch Mutterwiß unterstüßt, regiere jebo die Welt; durch Geld, gute Freunde, beim Spiel und einem

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*) In Folge des nordischen Kriegs war der Herzog außer Befit seiner Länder gekommen.

Glas Wein würden die Sachen viel leichter abgethan; er sei allezeit reich an Erfindungen vieler Schwierigkeiten und in Geldsachen sehr geizig gewesen; man möge ihm seine Hebungen und Hauswesen besorgen lassen. Der Herr von Bassewiß wolle durch seine Staatsflugheit den Unterschied in den Handlungen der alten und neuen Welt zeigen, und wie wenig man eines solchen verdrießlichen Lehrmeisters gebrauche" ic. Die Hofleute mußten sich das buchstäblich zu glauben anstel len, wenn sie nicht ihr Glück versch erzen wollten.“ 2.

Eine der vorstehenden pomphaften Vorstellung ent

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sprechende Figur machte Graf Bassewiß in Frankreich auf dem Congresse zu Soissons, den er im Na= men seines Herrn besuchte, er that es da seinem großgünstigen Freunde und Patron, dem östreichischen Staatskanzler Sinzendorf, dem,,Apicius" des Kais serhofes gleich. Fleury pflegte den Grafen Bassewig wegen seiner Projectenmacherei nur den ,,Ripperda du nord" zu betiteln.,,Sein Hauswesen soll so bestellt gewesen sein, daß bei ihm beständig eine Sammlung junger Leute gewesen, die sich beim Spiel und sonst zu belustigen gesucht, ob er gleich selbst an dem Gewinn keinen Theil genommen, sondern vielmehr an einem Abende viele tausend Thaler bei einem Glase Wein seinen Freun den gegönnt haben soll. Seiner Kanzlei stand der Etatsrath S-rl-nd vor und hatte nächst ihm die höchste Gewalt in Händen; die Haushaltung aber besorgte eine ungarische Frau N-nd-w-Ben, die mit dem Grafen von Sinzendorf als Haushälterin nach Soissons gekommen war, bei welchem er sie sah, zu sich

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