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der seinen eignen Namen Friedrich Wilhelm führte, erzeugte er mit der Tochter des der Bleikammer unter Christian Louis entgangenen Kanzlers Wedemann; der andere Sohn, Carl Ludwig von Medlenburg geheißen, ward mit einer andern Dame von vornehmem, aber unadeligem Stande erzeugt. Friedrich Wilhelm vermachte jedem dieser beiden Söhne 50,000 Thaler, wofür ihnen die von Friedrich Wilhelm neuerlich angekauften adeligen Güter Kargeeß, Gülzow, Ziebühl, Boldebuck und Lübzien durch den Nachfolger eingeräumt wurden. Ueber den nachherigen Obristlieute

Carl Ludwig von Medlenburg berichtet Frand zum Jahre 1742 vom Landtag: „Als am 1. November das Namenverzeichniß der beim Kloster Dobbertin eingeschriebenen Fräulein vorgelesen wurde, so fand sich, daß der Obristlieutenant Carl Ludwig von Mecklenburg zu Ziebühl den 30. Juli a. c. gleichfalls eine von seinen beiden Töchtern einschreiben lassen. Weil er aber nicht unter dem mecklenburgischen Abel aufgenommen war, auch die hiezu erforderlichen Ahnen nicht vorlegen konnte, so gab dieses Bedenken, doch ward jezo noch kein Schluß gefaßt. Am 6. November aber erklärte der Obristlieutenant in einem Memorial an Ritter- und Landschaft, daß er sich dem Landtagsschluß wegen der Aufnehmung in Allem gemäß erzeigen wolle. Darauf ward er, wes gen seiner patriotischen Gesinnung und weil er sich mit einer alten Familie des Landes verheirathet, auch sich sonst Jedermanns Liebe und Freundschaft zu Wege gebracht, für sich und alle

Abstämmlinge zu allen adeligen Vorzüglichkeiten aufge= nommen.“ *)

Die einzige unter den natürlichen Töchtern Friedrich Wilhelm's, die sich einen Namen gemacht hat, aber einen sehr übeln, war die Gemahlin des Ministers von Wolfrath, welcher bei Carl Leopold, dem Nachfolger Friedrich Wilhelm's, die Geschäfte führte: sie wurde Carl Leopold's Maitresse und auf ihren Hauptantrieb, wie später zu berichten sein wird, wahr, scheinlich ihr Gemahl enthauptet.

Ich muß nun noch die Personalien des Factotums des lebenslustigen Herzogs, seines Hauptgesellschafters in dieser seiner Lebenslust, die ihn so früh dahinraffte, geben.

Liebling des Herzogs war Henning Friedrich von Bassewiß, der später, 1726, der erste Graf sei= nes Geschlechts wurde, ein merkwürdiger Adelsherr, von dem die Personalien näher bekannt geworden sind, er war einer von den Mecklenburgern, die wegen ihrer für Destreich geleisteten Dienste den Reichsgra= fenstand erhielten. Er stammte aus einer der nicht gerade zu den ältesten zu zählenden, aber eingebornen Familien Mecklenburgs slavischen Ursprungs. Diesen Ursprung haben die Genealogen zwar bis zu der Obotriten und Wenden Zeiten hinaufzuleiten sich bemüht, aber erst

*) Wegen der gesperrt gedruckten Worte ist Bezug auf den Excurs über den „eingebornen und recipirten Adel,” welcher in Folgendem seine Stelle finden wird, zu nehmen: die ,,Aufnehmung" des Adels durch den Adel selbst in Mecklenburg ist eine der merkwürdigsten Impertis nenzien" der Ritterschaft dieses Landes.

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im vierzehnten Jahrhundert erscheint die Familie begütert zu Stoor in der Nähe von Rostock. Lütke (Ludolf) vor Bassewiß unterschrieb 1523 die kleine Union und ein anderer Lütke, der nähere Stammvater, der 1620 zur Zeit des dreißigjährigen Krieges starb, hinterließ drei Söhne, die drei Linien gestiftet haben: die Dalwizer, die lühburger und die Gerdens Linie: Henning auf Dalwit stiftete die Dalwißer Linie, dieser Henning war der Großvater Henning Friedrich's. Sein Vater war Philipp Cuno von Bassewiß, der den in Mecklenburg so einflußreichen Posten eines Landraths bekleidete und ein redlicher und vermögender Mann war, der mit Leib und Seele für die alten Adelsfreiheiten Mecklenburgs und das löbliche Herkommen" der mecklen burgischen Ritterschaft stritt, den nordischen Krieg noch erlebte und 1714 starb, vermählt mit einer verwittweten von der Kettenburg, gebornen von Lehsten*). Henning Friedrich von Bassewiß war geboren 1680, er besuchte die Universität zu Rostock und mehrere fremde Akademien, zeigte aber frühzeitig mehr Neigung zu lustiger Gesellschaft, zum Reiten, Jagen und zum Soldatenstand, als zu den Wissenschaften. Sein Va

*) Beides mecklenburgische Familien: die von der Kettenburg, denen der jeßige Führer der Katholikenpartei angehört, stammen aus Bremen. Die Lehsten sind ein altes eingebornes Geschlecht: schon im Landfriedensbriefe der sächstschen und wendischen Fürsten und Städte an der Ostsee vom 13. Juni 1283 kommt unter den Mitgelobern auf Seiten der Fürsten von Werle cin,,Bernardus de Lesten, Miles" vor.

ter brachte ihn in den Hofdienst Herzog Friedrich Wilhelm's: er stieg vom Hofjunker zum Karmerjunker und zulezt zum Oberschenk, welchem Posten er vorzügliche Ehre machte er erhielt einst einen Brief mit der Aufschrift: A monsieur de Bassewitz, Grand Buveur de S. A. S." statt Grand Echanson. Er war ein ungemein unruhiger, hißiger, unvorsichtiger und dreister Herr und diese Dreistigkeit verwickelte ihn in eine Menge Händel, wie er sich denn mit dem von Criviß in Schwerin herumschlagen mußte. Desto devoter war er ge= gen seinen Herrn. Er that Alles, um das Wohlgefallen dieses feines gnädigen lebenslustigen Landesherrn zu verdienen, er begleitete ihn allenthalben auf der Jagd, beim Spiel und andern Lustbarkeiten; zur Beweisung seiner größten Devotion sprang er sogar einst von der Brücke in Schwerin in die See, wobei er nur mit Mühe gerettet wurde *). Dreiundzwanzigjährig 1703 vermählte er sich mit Anna Maria von Clausenheim, Tochter eines Hamburger Domherren, dessen Vater fürstlich holsteinischer Leibmedicus gewesen war, einer muntern und reichen, aber ganz neu geadelten Dame. Diese Dame brachte ihn zwar um den mecklenburgischen Dienst, verhalf ihm aber zu einem weit ansehnlicheren in Holstein. Die Eitelkeit trieb nämlich Frau von Bassewiß, der man als einer Neugeadelten nicht genug Ehre erzeigen wollte, sämmtliche Damen des Schweriner Hofs bei einer Jagd zu Neustedt durch ihren Mann in Knittelversen

*) Das Schloß zu Schwerin liegt auf einer Insel im See und ist mit der Stadt durch eine Brücke verbunden.

durchziehen zu lassen. Die Sache erweckte Anfangs viel Vergnügen, später aber seßte die Frau Hofmeisterin von Adelsheim, die in großen Gnaden stand, durch, daß der Oberschenk in Arrest kam und zulezt gar den Hof räumen mußte. Zu diesem Fall trug die ungemeine Schwazhaftigkeit des muntern Oberschenken bei, der unterweilen bei den starken Deckelgläsern nicht nur die Hofgeheimnisse ausgeplaudert, sondern auch die Ehrfurcht ge= gen hohe Häupter außer Augen gesezt hatte. Durch die in Holstein-Gottorp sehr mächtige Familie seiner Gemahlin kam Bassewiß in die Dienste dieses Hofs, und die von dem holsteinischen Kammerherrn und Amtmann zu Ranzau J. C. von Hennings*) 1774 herausgegebene ,,Geheime Geschichte dieses Hofs" unter Herzog Friedrich IV. und Carl Friedrich, dem Vater Kaiser Peter's III. von Rußland, ist gewissermaßen seine Biographie. Bassewiß diente in Holstein zuerst als Etatsrath und Amtmann der Aemter Husum und Schwab, stedt.,,Er begab sich nach Husum zu wohnen, woselbst er mit den Einwohnern ganz vertraulich lebte. Er liebte anbei das Reiten und die Jagd, wobei ihm sein Secretair fleißig Gesellschaft leistete, bis ihn seine Gemahlin eines Unternehmens beschuldigte, so Joseph zu seiner Zeit nicht gethan hatte, weshalb er denselben seiner Dienste, wiewohl ungern, entließ. Er reiste auch zuweilen nach Schleswig, Hamburg und Kiel, besuchte gute Gesellschaf ten und einen anständigen Zeitvertreib, gedachte auch

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*) Herausgeber der Monatsschrift: Genius der Zeit" 1794 ff.

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