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Reitschmidt,

Hauskoch,

Hofbäcker,
Laquaien,

Stubenknechte.

Dreiundzwanzigste Classe: Reitknechte,

Jäger und Schüßen,

Leib - Kutscher,

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Endlich die vierundzwanzigste Classe auf der schwerinischen Hofrangordnungsleiter nahmen ein: die

Holzvoigte und die
Kutscher. *)

Der von solchem Hofcötus, der sorgfältig nach dem Vorbild der russischen Tschin's vom Premier bis zum Feuerböter herunter gegliedert, war, umgebene Herr von Mecklenburg erlebte sehr schwere Zeiten: der nordische Krieg bewegte sich immer drohender heran: der hochge bietende König des Nordens war 1709 bei Pultawa geschlagen worden und verweilte in Bender bei den Türken. Seine Feinde, die Wespen, die den Löwen

*) Mit dieser Hofrangordnung von 1704 sind noch zu vergleichen:

das Hofreglement vom 16. September 1753,
die Reiseordnung vom 10. Juni 1€09,
die Küchenordnung von 1742 und

die Redoutenordnung vom 7. Januar und 8. August
1750, die interessante Curiosa darbieten, die ich
aber, um nicht zu weitläufig zu werden, übergehe.

umsch wärmten, belegten Mecklenburg mit schweren Lieferungen. Im Jahre 1711 rückte zuerst Friedrich IV. König von Dänemark, der häßliche und alberne" Herr Vetter, der Gemahl der frommen Luise von Güstrow, mit 24,000 Mann ein. 1712 kamen dann Sachsen, sie kamen unter einem gebornen Mecklenburger, einem armen Edelmann, der am Hofe des königlichen Don Juan in Dresden Fortune gemacht und sogar die Wittwe eines Prinzen von Brandenburg gehei rathet hatte, dem General Grafen Christian August von Wackerbarth. Dieser Mecklenburger war ein Prachteremplar seiner Gattung, unter den vielen Hofgeneralen seiner Zeit einer der bizarrsten und eitelsten, aber nicht am wenigsten ehrgeizigen und machtlüfternen, ein bärenhafter Stußer und Petit- Maître; seine köstlichen Personalien sind in der sächsischen Hofgeschichte nach den Memoiren des Baron Harthausen mitgetheilt worden. *) Dieser Herr, einer der größten Phrasenmacher, entschuldigte sich, weil im vorigen Jahre aus Dresden

*) Band 6, Seite 1-25. Ein Thetlivas Wackerbart" erscheint schon als Zeuge in der Urkunde vom 30. Januar 1273, welche Parchim Stadtrecht bestätigte. Rudloff Urk. Lief. S. 69 aus der von Behr'schen Urkunden Sammlung abgedruckt. Ein,, Otto Wackerbart miles" war einer der Mitgelober des Landfriedensbriefs der fächsischen und wendischen Fürsten und Städte an der Ostsee d. d. Rostock 1283, 13. Juni mit seinen Lehnsherren von Mecklenburg. S. Lisch, Malzan'sche Urk. 1, 65. Ein neuerer Otto Wackerbarth ist oben als Hofmarschall des Con= vertit en Christian Louis vorgekommen.

ein gnädiges Rescript von seinem Herrn, dem starken August von Sachsen-Polen, für den Herrn von Mecklenburg in seinem Streit mit Ritter- und Landschaft über den Modus" ergangen sei, bei seinen Brüdern, den mecklenburgischen Rittern, höflichst und höchlichst, indem er unter andern in seinem weitbauschigen Stylus schrieb:,,Das Principium welches ich mit der medlens burgischen Muttermilch eingesogen, bleibt bei mir unvéränderlich und besteht darin, daß des Landesfürsten und seiner Lande Bestes inseparable und daß eine gute Harmonie zwischen dem Fürsten und Seinem ihme von Gott verliehenen Provinzen das sicherste Fundament seines Reichthums, Ansehens und Glückseligkeit sei, von diesem Principium bin ich nicht abgewichen und alle meine Actiones haben solches bekräftiget." In demselben Jahre 1712 erschienen nun auch die Schweden, um ihren Feinden die Stirn zu zeigen, sie erschienen 16,000 Mann stark unter dem General Feldmarschall Graf Steen= bock, der nachher bei Gadebusch auf der Straße von Schwerin nach Lübeck, über den albernen und häßlichen Dänenkönig siegte,,,der noch in seinem Gezelt Kriegsrath hielt, als Steenbock über einen Berg plöglich anmarschirt kam und saß den Dänen auf dem Halse." Zulegt, noch 1712, kam auch noch der Zaar Peter mit den Moscowitern, wie man damals die Russen nannte, von denen der alte Frand schreibt: „hielten sonst noch am Besten ordre und bezahlten Alles mit guten silbernen Kopeken, waren übrigens sehr andächtig bei ihrem Gottesdienste nach griechischer Weise, hielten ihre Priester in hohen Ehren und schonten der unfrigen

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(Priester) bei der Einquartierung, konnten sich sehr wohl in den Namen der alten Dörfer finden, als welche aus der Wenden Zeit und mit ihrer Sprache überein kamen, daher sie den Einwohnern bald einen andern Begriff von sich beibrachten, als man anfänglich von ihnen gehabt hatte, indem man, sonderlich die Kalmucken unter ihnen, gar für Menschenfresser ausgeschrieen.“ *)

Zu diesen schweren Zeiten, während Mecklenburg von nicht weniger als fünf Potentaten Truppen, preußis schen, dänischen, sächsischen, schwedischen und russischen, heimgesucht war, machte der Landesfürst in Hamburg Residenz. Er feierte am 28. März 1713 seinen siebenunddreißigsten Geburtstag. „Dies Alter, schreibt Franc, verhieß ihm also noch ein langes Leben und seine Unterthanen wünschten ihm solches, ob zwar auch viele, der mancherlei Neuerungen halber, nur schlecht zufrieden waren. Dies schmerzte aber auch den Herrn nicht wenig, als welcher immer auf Vergleiche bedacht war, sah aber auch mit vieler Gemüthsunruhe an, daß ihm alle seine Anstellungen in diesem Falle mißriethen, und er aus den Rechtsgängen, nachdem der erste (Schweriner) Vergleich von 1701 angefochten war, nicht heraus kommen könnte welches ganz wider seine natürliche Gemüthsvcrfassung lief, als welche nur auf unverrückte Fröhlichkeit bedacht war und sich in aller Menschen Herzen so angenehm bilden wollte, als wie die Natur ihn mit einer liebenswürdigen Gestalt begabt hatte. Hierzu kam der

*) Franc 16, 337.

flägliche Zustand seines Landes 20. Dies Alles ermüdete seinen sonst aufgeweckten Geist. Zudem waren seine Leis beskräfte schon in der Jugendblüthe durch die ausschweifenden Lüfte erschöpft und konnten durch die übermäßige Liebe zur Parforcejagd nicht wieder zum Gedeihen kommen. Man merkte daher schon im April 1713 eine Niedergeschlagenheit an ihm, wie mir sein Hofprediger Hahn versichert hat. Als nun seine Kräfte immer mehr und mehr abnahmen, so ward für rathsam gehalten, das Schlangenbad bei Frankfurt am Main zu gebrauchen. Der Herzog reiste auch dahin, aber es erfolgte nicht die gehoffte Wirkung. Er machte sein Testament im Schlangenbade am 6. Juli und reiste darauf zurück nach Mainz, wo er am 31. Juli 1713 starb.“

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Friedrich Wilhelm starb wieder, wie sein Vorgänger, außerhalb Landes. Er ward von Mainz nach Schwerin abgeführt und hier in der von ihm gestifteten Schelfkirche begraben. Er hinterließ, wie erwähnt, keine rechtmäßigen, dafür aber eine Menge natürliche Kinder: er war ein ebenbürtiger Zeit- und Gesinnungsgenosse des starken August von Sachsen Polen, Mar Emanuel's von Baiern, der im französischen Exile so viele von seiner Race" hinterließ, des Stifters von Carlsruhe in Baden, der unter seinen ,,Gartenmägdlein" alle Abende die, welche aus dem Tarocspiel den Pagattrumf zog, zur Königin der Nacht erhob u. s. w. Unter den Kindern Friedrich Wilhelm's sind besonders zwei Söhne und eine Tochter bekannt geworden, die wieder

von Mecklenburg" betitelt wurden. Einen Sohn,

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