Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

zum Commandanten bestellt. Die Stadt hatte etwa noch dreißig eigne Soldaten unter einem Lieutenant. Diese waren roth, die Fürstlichen blau gekleidet, zogen aber doch vermengt auf die Wache. Die Schlüffel der Thore brachten sie an den Herzog, wenn Se. Durchlaucht zugegen war, sonst aber an den Worthabenden Bürgermeister, nicht an den Commandanten. Die Stadt überließ dem Herzoge, jedoch nur auf Lebengeit, die Jagd in der Rostoder Haide: diese war znar groß, kam aber doch nicht der Jagd, so um Schwein herum ist, bei *).

Der Aufenthalt in Rostock dauerte nur zwei Jahre. Bereits 1704 zog Friedrich Wilhelm wieder mit Hofstatt und Collegien nach Schwerin zurük, nur die Güstrow'sche Justizkanzlei blieb zurück: der Grund war ein doppelter und beide Gründe spezifisch metlenburgische, nämlich Zank mit der Stadt wegen der Serichtsbarkeit in Criminalfällen und Voraussicht, daß on dem Aufnehmen der Stadt die Krone Schweden durch Vers mehrung des Zolls zu Warnemünde (in schwedisch Pommern an der Ostsee) den besten Vortheil haben. würde **).

In demselben Jahre 1704, wo der Wiederwegzug von Rostoc erfolgte, vermählte sich Hrzog Friedrich Wilhelm endlich zu Cassel am 2. Januar 1704 mit einer Tochter des energischen und cufieusen Landgrafen Carl von Hessen, des Erfinders bes Kazenclaviers,

*) In der f. g. Lewis. Frand 1, 127.

**) Frand 16, 128

"

des Stifters der Wilhelmshöhe und des Anfängers der berüchtigten caffel'schen Seelenverkäuferei: dieser Herr ist 1705 zu Besuch nach Mecklenburg gekommen. Die Seelenverkäuferei, die damals in fast allen kleinen Ländern bestand, bestand damals auch in Mecklenburg: der alte Frand berichtet zum Jahre 1702: Damals sandte der Kaiser Leopold Patente ins Reich, des spas nischen Successionskriegs halber, alle ausländischen Werbungen zu verbieten. Darauf Friedrich Wilhelm den 8. Februar seinen Offizieren Befehl ertheilte, die mecklenburgischen Regimenter, so in holländischen Diensten, nicht in Mecklenburg, sondern außerhalb Landes zu res crutiren, weil das Land noch eher Mangel, als Ueberfluß an Einwohnern hätte." *)

[ocr errors]

Gleich nach seiner Vermählung mit der cassel'schen Prinzessin, die keinen Erben gab, erließ der Herzog uns term 25. Juli 1704 eine Rang-Hof-Ordnung, aus der man den damaligen Hofstaat, der sehr ansehnlich war, überblicken kann. Es waren vierundzwanzig Classen für ,,die Civils, Militair: und andere Bediente" gestiftet, ich will diese Rang-Hof-Ordnung, weil sie curios genug ist, hier aufführen und dabei die Personalien der Hauptgeschäfts: und Hauptvertrauensmänner des Herzogs beibringen;

[ocr errors]

Erste Classe: Geheimer Raths Präsident. Der Herr, der diesen Posten bekleidete, war der schon oben beim Abschluß des Schweriner Vergleichs genannte Graf Horn, ein Ausländer und Katholik. Er war von Geburt ein pommerscher Edelmann, war früher

*) Frand 16, 125.

schwedischer Gesandter in Wien gewesen und hatte sich hier mit einer östreichischen Dame vermählt und convers firt, er kannte vollständig das Terrain in Wien und hatte hier durch seine Gemahlin Fuß in der herrschenden Aristocratie. Deshalb hatte ihn der Herzog erwählt: er war der erste Premier- Minister in Schwerin. Frand nennt ihn,,einen Herrn von aufgewecktem Geist, durch treibenden Gaben*) und von Erfahrenheit." Die Aus übung des Privatgottesdienstes in seiner Confession war ihm in seinem Hause zu Schwerin in einer Dachstube eingeräumt worden **).

Zweite Classe. Der General Lieutenant.

Als solcher fungirte Adam Philipp, erster Freiherr von Krassow auf Falkenhagen und Pansewig auf der Insel Rügen, von dem jeßt seit 1840 in der zweiten Linie Diviß in Preußen gegraften Geschlechte, ebenfalls Pommern, dem Hauptland im deutschen Norden, welches Generale und Soldaten beschafft hat, angehörig. Et hatte in Diensten König Earl's XI. von Schweden bei den von diesem Herrn den Generalstaaten überlassenen Hülfstruppen den Rheinfeldzug gegen die Franzosen mit-› gemacht und war 1690 in der Schlacht bei Fleurus in Gefangenschaft gerathen, in der er zehn Monate, meist zu Paris sich aufhaltend, zubrachte. Im Jahre 1695 ging er in die Niederlande zurück, nachdem er sich mit Anna Hedwig von Wolfrath verheirathet hatte,

*) Daffelbe Epithet, was er bei dem abgescßten Land-erbmarschall Malz an gebraucht.

**) Minister von Schröter „Ueber die katholische Religionsübung in Mecklenburg, 1852."

einer Dame von dem Geschlechte des mecklenburgischen Ministers, der, wie künftig zu berichten sein wird, von Herzog Carl Leopold auf höchst gewaltsame Weise wegen eines Verbrechens, das nicht bekannt geworden ist, in seiner damaligen Residenz zu Dömiß erequirt wurde. Er wohnte dem Feldzuge als Volontair bei,,,denn“, so schreibt er selbst in seinem Tagebuche, „ich nicht gerne stillsaß, sondern ambitionirte, etwas zu werden, damit ich meine Fortune weiter poussiren könnte." Dieses Pousfiren realisirte sich, indem er 1702 Obrist des von Fries drich Wilhelm zum spanischen Erbfolgekriege geworbenen, im Dienste und Solde des Königs von Preußen stehenden Leib - Dragoner - Regiments befördert wurde; es sollte einen Theil der Hülfstruppen ausmachen, welche Preußen Destreich stellte, nur am Rheine, nicht in Italien verwendet werden und für jeden fehlenden Mann waren nach der Capitulation siebzig bis achtzig Thaler Hamburgisch Courant zu erstatten. Im Juni 1703 ward. das Regiment zu Frankfurt am Main dem Prinzen Ludwig von Baden zugeführt, es machte den Feld zug an der Donau in Schwaben mit. 1704 erhielt Krassow auch ein zweites Cavallerieregiment, das der Herzog von Mecklenburg als sein eigenes Reichscontingent stellte und machte mit diesen Dragonern die Schlacht bei Höchstädt (Blenheim) mit, wo er verwundet ward und sich darauf im Wildbad auscurirte. Ende des Jahres fündigte der König von Preußen die Capitu lation, Krassow gab das Leibdragonerregiment darauf an den Obersten von Wedell und erhielt den Orden de la generosité, er behielt nur das Cavallerieregiment

des mecklenburgischen Reichscontingents. Er nahm nun seinen Aufenthalt theilweise in Schwerin, wo er im Commandantenhause wohnte, über dessen Thür er das Krassow'sche Wappen*) sezen ließ, theils in Rostock. Im Jahre 1707 ernannte ihn der Herzog zum Chef sämmtlicher mecklenburgischen Truppen und nach dem Tode des Generallieutenants von Schwerin gab er ihm das in holländischen Diensten und Sold stehende mecklenburgische Infanterieregiment, das in Holland blieb, von wo es erst nach dem Utrechter Frieden kurz vor Friedrich Wilhelm's Tode zurückkehrte. Sein ältester Sohn, der nachherige schwedische Obrist Carl Detlef, stand bei diesem Infanterieregimente als Capitain. „Am 19. October 1716 in Rostock, wie derselbe eben im Begriff war, seinen Vater im herzoglichen Residenzhause aufzu suchen, ward er von einem Liebling des Herzogs Carl Leopold, dem Kammerjunker von Berner, ohne alle Veranlassung in roher Weise mit russischen Schimpfworten. insultirt; da der Bube, zur Rede gestellt, sich erfrechte, handgreiflich werden zu wollen, stach er ihn über den Haufen." Ueber den Tod seines Mignons außer sich, ließ nun der Herzog das schärfste Verfahren gegen den Capitain Krasso w einleiten, ihn in die Bleitammer zu Schwerin sperren und den Criminalproceß gegen ihn einleiten. Er entfloh einem unabwendbaren, schimpflichen Tode dadurch, daß er mit zwei Sergeanten und zwei Musquetiren, die ihn bewachen sollten, in der h.. Drei-Königsnacht 1717 glüdlich enttam. Der Vater vers ließ am 1. Januar 1718 die herzoglich mecklenburgischen

*) im senkrecht getheilten Schilde links ein halber Ochsenkopf, rechts Kleeblätter.

« ZurückWeiter »