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Herren, die sich Obristen nennen ließen und mit einem Trosse von Dienern und Hunden verschwenderisch Banquete hielten." Bereits als Erbprinz hatte Christian Louis mit französischen Offizieren zu Stinchenburg seit 1650 Hof gehalten, er war dann, als er nach seiner Heirath mit der Montmorency zum erstenmale 1668 zurückkehrte, mit einem ganzen Schwarme französischer Cavaliere nach Bütow gekommen. Während des Aufenthalts Christian Louis' in Paris gingen wiederholt mecklenburgische Edelleute in den Venusberg ein: der ,,durchtreibende" Landrath Adolf Friedrich von Maltzahn, Deputirter der Ritterschaft in Wien, erinnerte selbst den Herzog einmal d. d. Wien 3/13 April 1687, er sei mit dem Landrath Strahlendorff bei ihm in Paris gewesen *).

Herzog Friedrich Wilhelm, schreibt der treuherzige Propst Franc **), schien zum Menschenfreund und liebenswürdigen Landesfürsten geboren zu sein, wäre es auch ohne Zweifel geworden, wenn nicht sein Vater, Herzog Friedrich zu Grabow, ihm zu früh abges storben, und er nicht zu zeitig zur Regierung ohne vors mundschaftliche Aufsicht denn Kaiser Leopold ers theilte ihm die Volljährigkeit gekommen wäre. Denn so war er ein Herr von siebenzehn Jahren, als er die Regierung zu Schwerin antrat, der hiermit dem Sturme seiner jugendlichen Lüste ohne Steuermann überlassen ward. Sein vornehmstes Vergnügen bestand in der

*) Franc, 15, 182.
**) 16, 4.

Jagd, wobei die liederlichen Bedienten diesem wollüstigen Herrn allerlei Gelegenheiten verschafften, sich in ausschweifenden Lüften mit dem andern Geschlecht dergestalt zu verlieren, daß er allererst nach zwölf Jahren auf seine Vermählung und also auf einen Leibes Lehnserben ge dachte, welchen doch die verschwendeten Kräfte nicht weiter verheißen wollen.“

Im dritten Jahre der Regierung dieses debauchirten Herrn von Schwerin erlosch die Linie Güstrow: sie ers losch mit einem Herrn besserer Eigenschaften, einem der besten Herren, welche das Haus Mecklenburg gehabt hat, mit dem als dreijähriger Knabe seiner Mutter von Christian Louis' Vater geraubten Herzog Gustav Adolf, welcher wieder lutherischen Bekenntnisses war, während sein Vater Johann Albrecht H. das res formirte angenommen hatte. Herzog Gustav Adolf von Güstrow war das gerade Widerspiel des mit ihm gleichzeitig in Schwerin regierenden Convertiten Chris stian Louis: hatte dieser das lareste Gewissen, das ihn ohne irgend von der „Desperation" gedrängt zu sein, den Glauben seiner Bäter aufgeben und zur Papisterei zurückkehren ließ, so hatte Gustav Adolf das zarteste Gewissen: man hat von ihm, wie der alte Frand schreibt,,,bei Tonnen voll" Briefe gefunden, die er in lateinischer Sprache an seine verschiedenen Gewiss sensräthe geschrieben. Daß dieser von Herzen fronime und gottesfürchtige Herr aber auch dem allgemeinen Hange und Drange der Fürstlichkeiten seiner Zeit, unumschränkt zu regieren, erlegen sei, erweist sich aus dem

Nachrufe, den ihm Frand gestellt hat*):,,Herzog Gu stav Adolf war ein kluger und Gerechtigkeit liebender Herr, der Herrschsucht und Unterdrückung feind, so langé er einheimische Minister um sich hatte. Das große Zutrauen, das seine Landstände Anfangs **) zu ihm hatten, fiel aber sehr weg, als er mit der Zeit gegen seinen Adel argwöhnisch und auf seine Hoheitsrechte eifersüchtig ward, sein Land durch auswärtige Völker drückte, seine wichtigften Regierungsgeschäfte nur selten Einheimischen, die meiste Zeit aber Fremdlingen anvertraute, die zuweilen wenig um die Geschichte und Rechte des Landes wußten, und sich nur gegen die Landeskinder wollten fürchterlich machen, dabei auch wohl hinterliftig handelten, insonder heit, wie sie die Städte möchten von der Ritterschaft trennen, um mit dieser desto leichter fertig zu werden, welches der mecklenburgische Adel nicht vertragen konnte. Mit dem Landrath Adolf Friedrich Malzan ***), der ein unverdrossener Mann und von großer Freudig keit war, für des Landes Freiheiten zu sprechen, verfuhr er hart ****), wiewohl auch dieser ein ausschweifender Geist war. Sein Hofmarschall und Ober-Präsident Joachim Friedrich von Gans, der ihn schon als Hofjunker auf seinen Reisen, auf die Universität Leiden in Holland, nach

*) 16, 54.

**) Er fam 1654 zur Regierung.

***) Der „Durchtreibende,“ oben erwähnte.

****) Er nahni ihm fogar das in seiner Familie crbliche Landmarschallamt, sein Schwiegersohn Vollrad Les vin von Malzan verwaltete es.

Frankreich und Italien begleitet hatte, war ein Lüneburger und sein Kanzler Curtius war ein Lübecker: beide blieben bei ihm beständig in Gnaden. Die Gerechtigkeit beför derte er sorgfältig, ließ deshalb den berühmten Rechtsges lehrten Johann Otto Tabor von Straßburg kom men und machte ihn 1656 zum Kanzleis Director. Auch zum Besten der Universität ließ er geschichte Theologen und zu Hofpredigern und Superintendenten berühmte Männer aus der Ferne kommen. Das abergläubische Wesen, so vordem in Mecklenburg sehr gemein war, suchte er gänzlich auszutilgen und es hat auch so viel geholfen, daß man hier unter dem gemeinen Mann bei weitem nicht so viel Aberglauben findet, als in Sachsen. Wie er vernahm, daß das Herenbrennen zu weit gehen wollte, änderte er es “*).

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Die Hauptnoth der mecklenburgischen Herzoge, die Gelonoth, drückte auch diesen Herrn und zwar in außer ordentlichem Maaße. Seine Kammer steckte in tiefen Schulden, in dem kein einziges Amt und wenige Höfe mehr frei waren. Denn seine fürstliche Familie war zahlreich, seine Regierung mit allerlei Rä

*) Das Herenbrennen dauerte in Mecklenburg von der Polizeiordnung von 1562 an, die die Herenprozesse anbefahl, bis zu Ausgang des achtzehnten Jahrhunderts.,,1653 ward eine Frau als Here verbrannt, weil sie von einer schwarzen Kaze viel gehalten. Ein Landprediger schrieb eine Sonnenfinsterniß den Heren zu. Zur Folter genügte, wenn eine auf die andere bekannte, daß sie sie auf dem Blocksberge gesehen habe . Gaifz Mecklenburg kam in üblen Ruf.“ Franc, 14, 75.

then, von unterschiedlichen Departements, versehen, sein Gemüth mildgebig, sein Land durch die hohen Kreissteuern, kaiserliche Commission*) und vielfältige Prozesse erschöpft. Es fanden sich nach seinem Tode erstaunliche Schulden.'

Die zahlreiche Familie Herzog Gustav Adolf's, der mit einer Herzogin von Holstein Gottorp vermählt war, bestand aus einem einzigen Prinzen, der sieben Jahre vor dem Vater, dreiundzwanzigjährig, 1688 starb und aus nicht weniger als neun Töchtern, von denen eine die Gemahlin Adolf Friedrich's II. und die Stammmutter des jezt noch blühenden Hauses Streliß wurde; eine zweite, die fromme Prinzessin Luise, ward die Gemahlin des Königs Friedrich IV. von Dänemark **); zwei Prinzessinnen vermählten sich in das Haus. Sachsen-Merseburg, eine in das Haus Würtemberg Bernstadt nach Schlesien, und eine hat sich an den Ahnherrn der Harzgrafen Stolberg zu Wernigerode vermählt: diese lettere Dame, die Christiane hieß, war die merkwürdigste, sie war eine der frömmsten Prinzes finen ihrer Zeit, eine Patronin Spener's und Frante's; sie gab ihrem Eheherrn in siebenundzwanzigjähri

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*) Sie fam, wie oben erwähnt, 1683 wegen der Streitigkeiten mit den Landständen.

**),,Häßlich und albern," wie die Herzogin von Orleans von ihm schreibt. Seine Gunstdamen waren die 1703 zu Gräfinnen erhobenen Fräulein Vieregg, eine Mecklenburgezin, die Gräfin Schindel und zulegt wieder eine Mecklenburgerin, Fräulein Reventlow, die 1712 Herzogin von Schleswig und 1721 fögar Königin von Dänemark wurde.

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