Abbildungen der Seite
PDF
EPUB
[ocr errors]

er keine Kinder hatte, auch seiner in Frankreich bereits verlassenen Gemahlin nur 4000 Thaler gab, so erübrigte er einen ansehnlichen Schaß (700,000 Thaler). Diesen Schab, auf welchem viele Seufzer der unnöthig erschöpften Unterthanen hasteten, brachte sein Geheimer Secretarius in Holland heraus: er hieß Jacob Laddel, eines Rademachers Sohn aus Gadebusch (in Mecklenburg) und redlicher Mann.“

,,Sein Leichnam kam zu Schiff am 26. Juli 1692 *) in der Gegend von Hamburg an, da denn mit allen Glocken eine ganze Stunde geläutet ward. Den 25 August geschah seine und seines Vaters Beiseßung zu Doberan."

,,Sein Land hinterließ er in Unruhe; seinen Rechtsgang mit demselben hielt er zwar für ausgemacht, es war aber das Definitiv Urtel noch nicht gesprochen, sons dern erfolgte erst nach sechs Jahren."

[ocr errors]

„Die Nachwelt fand mehr an ihm zu tadeln als zu rühmen.“

,,Es war zwei Tage nach seinem Tode, der in Medlenburg nicht bekannt war, nämlich den 23. Juni, da zu Schwerin auf dem Schloß ein Convocations: Tag gehalten ward, auf welchem den Deputirten die Proposition geschah, daß sie dem jungen Herzoge Friedrich Wilhelm provisionaliter zusagen woll

[blocks in formation]

*) Christian Louis starb den 21. Juni im Haag

3. Friedrich Wilhelm,

1692-1713.

3. Friedrich Wilhelm,

der Debauchirte.

Veränderung der Zeiten.

3

16921713.

Der

Frühe Debauchen. Aussterben der Linie Güstrow. Personalien des leßten Herzogs Gustav Adolf, tes Widerspiels seines Zeitgenossen Christian Louis. Descendenz Herzog Gustav Adolfs: die Stammutter der Grafen Stolberg = Wernigerode. Neue Streitigkeiten mit den Ständen. Hamburgische Successionsvergleich und der Schwe rinische Vergleich von 1701. Neue Impertinenzien und Prolonganzien über,,den Modus.” Monopole und erste Anstalten für Fa= briken in Mecklenburg. Rostock Residenz. Vermählung. Seelenverkäuferei. Erste Hofrangordnung von 1704. Der Convertit Premier Graf Horn und der Kanzler Klein. Die Proforcejagd und der Prozeß über die Jagd auf den Hirsch. Preußische, dänische, sächsische, schwedische und russische Truppen im Lande. Früher Tod des entkräfteten Herzogs, wieder im Ausland, wie sein Vater, zu Mainz. Unterschiedliche Herren und Fräulein von Medlenburg." Personalien des ersten Grafen Bassewiß, des Lieblings des Herzogs. Petersburger Bescheid: „Wat will fick de klecne Först in die groote Sacke meleeren, ick will den Keerl ra Siberien schicken" Die neue Regierungsmethode: „ein hur tiger Begriff mit Mutterwig, Geld, gute Freunde, beim Spiel 20 &r= kenntniß der verschiedenen Eigenschaften der Völker in der Liebe. Sollte mein Bruter wohl Unrecht haben können?"

[ocr errors]

Da der Convertit Christian Louis, der zuerst den Katholizismus in Mecklenburg wieder eingebürgert hat, weder von seiner Cousine von Güstrow, noch von der schönen Montmorency Kinder hinterließ, so kam die Descendenz des jüngeren Halbbruders Christian Louis', des von der zweiten braunschweigischen Gemahlin seines Vaters geborenen, im Tode ihm aber

1688 vorangegamgenen Friedrich von Grabow, desselben, der mit dänischer Hülfe Bütow erstiegen hatte, zur Succession: seine drei Söhne folgten alle drei hinter einander; denn die zwei ältesten derselben, der debauchirte Friedrich Wilhelm und der vertriebene Carl Leo: pold obgleich lekterer zweimal vermählt war, erst mit einer Oranierin, dann mit einer Russin, batten wieder keine Kinder.

Als Friedrich Wilhelm, zu Ehren des „,groBen Kurfürsten" so benannt, zur Regierung fam, war er hebzehn Jahre alt und gerade die Zeit in Europa, wo das Cavalierleben in vollem Schwange und Gange war nach der neuen, „das Leben in Sodom and Gomorra hinter sich lassenden" Pariser Weise, wie sie die alte Herzo gin von Orleans in ihren Briefen an ihre Schwefter, die Raugräfin in Deutschland, so ausdrucksvoll und fo maaßgebend für die Beurtheilung des Werthes des sogenannten bon vieux temps geschildert hat. Die deutschen Junker zogen in Schaaren nach dem neuen Ve nusberg in Paris, um hier „mores zu lernen,“ sie tehrten als gemachte Cavaliere zurück und zwar bestätigte sich das, was die alte Herzogin einmal unterm 20. Januar 1718 schreibt: ,,Wir haben allezeit das Unglück gehabt, daß Deutschland allezeit Frankreich nicht allein nachäfft, sondern alles doppelt macht, was man hier thut." Auch Mecklenburg hatte das französische Cavalierleben kennen lernen, kennen lernen schon von der Zeit an, wo noch die Valois den Lilienthron. inne hatten, schon vor Heinrich IV.: bereits Dr. Justus Jonas tlagte, wie oben erwähnt,,,über die medlenburgischen

« ZurückWeiter »