Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

des Landes Besten"" durchgegangen. Zudem hatte die Ritterschaft an etlichen Höfen große Gönner und Anverwandten, als zu Celle den Geheimen Rath Bernstorff, die nach Wien correspondirten 2c." Der hier erwähnte Adolf Friedrich von Malzan kam später in Inquisition und wurde des Landmarschallamts entseßt. 1690 mußte er, als er wieder nach Wien für die Ritter- und Landschaft aber ohne Charakter ging, sich schriftlich reversiren: ,,den Punkt exemtionis nobilium wider die Städte ganz nicht zu berühren, und ob ich gleich hiebevor einigen kaiserlichen Ministern theils ein annuum salarium, theils auch einige Discretions-Gelder versprochen habe, weil dennoch die Hülfe Rechtens nicht erfolgt ist und Ritter- und Landschaft daran solchermaaßen nicht gebunden sein wollen, so will ich auch mich gänzlich davon abstrahiren." Sollte wieder etwas zur Erhaltung gedeihlicher Expedition" nöthig sein, so verspricht er vorher mit dem Engeren Ausschusse zu communiciren und er wolle auch mit den ihm täglich ausgesezten drei Thalern zufrieden sein und wenn er rappelliret werden sollte,,der ordre simpliciter folgen.“

Der Hauptpunkt, über den die Ritterschaft mit den Städten stritt, war der Modus" der Besteuerung: die Ritterschaft sprach die Eremtion an. Auf einem Sternberger Convente im Jahre 1687 versuchte man die beiden Modos der alten Landbede und der neuen, zum erstenmal seit 1648, um die fünf Millionen Thaler der von Mecklenburg an die Schweden zu zahlenden Quote aufzubringen, beliebten Kopf-Steuer gegen einander zu halten, um zu sehen, ob man sich durch vernünftige Re

monstrationen darüber vergleichen könne? Die Ritter schaft bestand immer und immer auf den alten Steuerfuß nach Hufen, da doch die Zahl derselben durch die seit der Reformationszeit beschehene Legung der Bauern und Reunirung der Bauerhufen mit tem steuerfreien Hofader sich bedeutend vermindert hatte, auch durch den dreißigs jährigen Krieg eine nicht geringe Zahl Hufen wüste ge= worden waren: der Adel wollte so zu seinem Vortheil die Hauptlast der Contribution auf die Städte gewälzt haben. Dr. Schwarzkopf, Bürgermeister zu Parchim, der einflußreichste Mann bei den Städten und ihr Anwald, schrieb unterm 21. April 1687, als er aus Unpäßlichkeit diesen Sternberger Convent nicht hatte besuchen können: wenn er, Schwarzkopf, auch gleich wäre zugegen gewesen, so hätte er doch nicht anders, als zu einem Interims-Werk rathen können, damit der Possession nichts vergeben würde, denn hierauf hätte er seine Klage bein Reichs - Kammergericht in Speier gegründet, indem er meine, daß sowohl der Adel, als die Städte, nun sechszig Jahre her gesteuert.“ „Ießo aber“, schreibt er, haben sich die Herren Nobiles eine immunitatem einbilden lassen, die sie so sicher und begründet halten, als den Decalogum selbst; ja sie sprechen unverholen, lieber das unterste zu oben zu kehren und alle extrema auszudauern, als hierin (steuerpflichtig zu sein) wieder zu consentiren."

Es ist das eine sehr erpressive Aeußerung über die nur angemaaßte Steuerfreiheit des des medlenburgischen Adels, ich komme darauf unten beim Erbvergleich von 1755 bei einem Excurse über die politische Seite, die

die diese ungeheuerliche Constitution hat, zurüd. Auf einem der damaligen Landtage 1681 gaben die Adeligen übrigens selbst ihre Steuerverbindlichkeit implicite zu, indem sie erklärten: „weil die Ritterschaft vermöge der Reversalem ein freier Stand und darnach geben müßte", um so viel weniger könne die Geistlichkeit und die fürstlichen Bedienten (Beamten) sich von den Reichs- und KreisSteuern erimiren. “*)

Während sich Ritterschaft und Städe über den Modus der Besteuerung stritten, griffen die Herzoge in der willkürlichen Gewalt immer weiter: Divide et impera ward auch dieser kleinen Fürsten Losung.,,Gott bessere es“, schrieb der alte redliche Dr. Schwarzkopf unterm 21. Januar 1688 und steuere dem Schwindelgeist, der in diesem Lande ausgelassen zu sein scheint." Schon unterm 1. Juli 1687 hatte er geschrieben: „Wir müssen fein odium des Disputats halber auf uns laden, desfalls was raisonable ist, verwilligen, in verbis liberal fein, wenn wir nur die Sache selber behalten."

[ocr errors]

Dem französisch gesinnten Christian Louis ward

Frankreich zulegt herbe verleidet. Als es sich zum Krieg zwischen dieser Krone und dem Kaiser neigte, wies Ludwig XIV. seinen Schüßling im Jahre 1684 an, seine Festung Dömig, wo der Generalmajor von Halberstadt Commandant war, dem König von Dänemark zur Disposition zu stellen. Christian Louis zögerte aber und gab dem Herzog von Celle davon Nachricht. Darauf sette ihn Ludwig XIV. in Vincennes gefangen. Der wunderliche Herzog begab sich endlich, als es 1688

*) Franc, 15, 39. Kleine deutsche Höfe. I.

12

wirklich zum Krieg mit dem Kaiser kam und er als deutscher Reichsfürst nicht mehr in Frankreich bleiben konnte, nach Holland: hier starb er einsam im Haag 1692, achtundsechszig Jahre alt, ohne Kinder auch von der schon in Frankreich verlassenen französischen Gemahlin erhalten zu haben.

Er machte sich im Tode noch formidabel. Seinen Geheimen Rath Kruse hatte er im Jahre 1684, als der Handel mit der Uebergabe der Festung Dömit an Dänemark schwebte, wirklich in die Bleikammer, das mit Blei gedeckte Gefängniß am Schlosse Schwerin seßen lassen, womit er dem Kanzler Wedemann, der des halb nach Lübeck entwich, nur gedroht hatte. Kruse's Todesurtheil unterschrieb Christian Louis wenige Tage vor seinem Tode im Haag: diese Ordre eines Herrn, der ganz Frankreich über sich hatte lachen machen, ward wirklich vollzogen, der Nachfolger, Friedrich Wilhelm, ließ ihn enthaupten *).

Zur Vervollständigung des Bilds dieses wunderlichen Herrn füge ich noch einige Personalien bèi, die der Propst Franc, gleichsam in einer Grabrede, die er ihm hält, mittheilt er schöpfte sie zum Theil, namentlich was den sonderbaren Körperzustand des Herzogs betrifft, von dessen Kammerdiener Sigismund Krieger, welcher lange Zeit mit Christian Louis in Frankreich und Holland gewesen war:

,,Sein ganzer Lebenslauf zeigt, daß er seine hochansteigenden Jahre in lauter Unzufriedenheit hingebracht hat.“

*) Franck, Al tes und neues Mecklenburg 15, 260.

,,Er liebte anders keine Beständigkeit als beständig unbeständig zu sein."

т

„Seine Unverträglichkeit ging wider Vater, Stiefmutter, Brüder, Schwestern, Vetter und Gemahlinnen, von denen ihn die lehte (die Montmorency) in Frankreich überlebte, indem sie erst 1695 starb, da Frankreich noch mitten in Krieg mit Deutschland verwickelt war, daher sie auch an Leibgedinge oder sonst aus Mecklenburg nichts hat erhalten können.“****

[ocr errors]

,,Er beliebte in seiner Jugend allerlei abergläubische Fraßen, verbot dennoch zulegt das Heren Brennen, hatte den Grund seines Glaubens und nöthige Wissenschaften genug erlernt, trat aber doch zu den Katholischen über."

,,Am Leibe hatte er ein damals nicht unbekanntes Uebel, das in einem schuppigen Ausschlage bestand, so zuweilen ein heftiges. Jucken verursachte. Er ließ sich dann mit einem goldnen Messer schaben. Damit die Schuppen sich lösen möchten, ließ er nach dem Rath der Aerzte viele Nattern aus Italien lebendig kommen. Diesen ward der Kopf abgeschnitten, das Herz mit allem Blut in einen goldnen Löffel aufgefaßt und so roh von ihm hinuntergeschlucht."

„Er war sonst gut genug gebildet, hatte aber doch auch solche Gesichtszüge, welche die Düsterheit seines Gemüths zu erkennen gaben.“

[ocr errors]

Seinen Informator Schnobel machte er zum Director bei der Justiz Kanzlei, war also dankbar gegen ihn."

"

[ocr errors]

Er führte einen sehr mäßigen Hofstaat und weil

« ZurückWeiter »