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von Orleans war Elisabeth Angelique" Montmorency allerdings eine Art Engel von Schönheit, nur nicht für den Herzog, sie machte andre Herren „Extravaganzen begehen." Unter andern ward sie Veran lassung, daß der von ihr sterbens verliebte" Bernstorff der nachherige erste Minister der Hannoverdynastie in London, der Ahnherr der beiden berühmten dänischen Minister, der ersten Grafen, von des Herzogs Hofe,,fort mußte", die Herzogin recommandirte ihn nach Celle*). So wurde die Französin die Stifterin des Glücks der zur mecklenburgischen Ritterschaft ursprünglich gehörigen Familie Bernstorff im Ausland: der Vertriebene, der, wie Harthausen, der Gouverneur August's des Starken, in seinen handschriftlichen Memoiren erzählt, ganz arm nach Celle tam, hier die Tochter des ersten Ministers in Celle, Schüß, heirathete, nach dem Tode des Grafen Platen, des Gemahls der Mörderin Königsmarks, 1709 erster Minister in Hannover wurde und mit Georg I. nach London ging, dieser arme Ver triebene, der sehr reich und mächtig ward, rächte sich spä= ter bei Gelegenheit schwer an den Herren von Mecklenburg, er bewirkte, daß ein Herzog von Mecklenburg auch vertrieben wurde: es war Carl Leopold. Ich komme darauf unten zurück.

Von dem höchst wunderlichen Wesen des durch seine schöne französische Gemahlin ganz beherrschten Herzogs Christian Louis während seines Aufenthalts in Pariz erzählt die Herzogin von Orleans, die ihn oft bei Hofe sah, in einem Brief aus S. Cloud 28. Aug.

*) S. hannoversche Hofgeschichte 1. 221.

1720 ein paar drollige Züge; „Der Herzog von Medlenburg, wenn er in Gedanken saß und man ihn fragte, woran er dächte, sagte er:,,je donne audience à mes pensées." Seine zweite Gemahlin konnte es besser thun, denn sie hatte mehr Verstand, als er. Es war doch eine wunderliche Sache mit diesem Herrn. Er war wohl erzogen, konnte über die Maaßen wohl sprechen, man konnte ihm kein Unrecht geben, wenn man ihn hörte, aber in alles, was er that, war ärger als kein Kind von sechs Jahren thun könnte. Er flagte mir einmal sein Leid. Ich antwortete nichts darauf. Er fragte mich, warum ich nichts antwortete. Ich sagte platt heraus: „was soll ich E. L. sagen, Sie sprechen über die Maßen wohl, aber sie thun nicht, wie Sie reden und Ihre ganze Conduite ist erbärmlich und machen Ihnen ganz Frankreich auslachen.“ Er wurde bös und ging weg, aber ich sagte ihm dieses, weil er wenig Tage vorher dem König eine Audienz gefordert hatte; der König meinte, er hätte von Affairen mit ihm zu tractiren, ließ ihn in sein Cabinet allein kommen, so sieht er den König an und sagt: „Sire je vous trouve cru depuis que je n'ai eu l'honneur de vous voir." Der König antwortete: ,,Je ne crois pas être en age de croitre" (denn der König war damalen [1673] fünfunddreißig Jahre alt). Danach sagte er:,,Sire vous avez bien bonne mine; tout le monde trouve que je vous ressemble mais que j'ai encore meilleure mine que vous.“ Der König lachte und sagte: „,cela peut bien être" damit ging er wieder weg. War das nicht eine schöne Audienz?"

Christian Louis überließ damals, als er bei Ludwig XIV. diese sonderbare Audienz hatte, ihm Truppen zu seinem Rachekriege gegen Holland: Balthasar Gebhard von Halberstadt, turkölnischer General major, der in seine Dienste trat, hatte ein Regiment für ́ ihn angeworben.

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In Wien schwebten die Prozesse noch immer, welche die nachgebornen Brüder Christian Louis', Carl und Hans Georg, denen er die Bisthümer Razeburg und Schwerin hatte einräumen sollen, erhoben hatten. Im Jahre 1670 war der aufgeweckte und tapfere Prinz Carl unvermählt gestorben, im Jahre 1675 starb Prinz Hans Georg, der seinen Namen von dem sächsischen Kurfürsten dieses Namens hatte: er war im Jahre 1629 im Exile auf dem sächsischen Schlosse Lichtenberg bei Torgau geboren. Dieser Prinz diente der Krone Frankreich, vermählte sich am 2. Februar 1675 mit einer braunschweig wolfenbüttelschen Prinzessin und starb nach einem zehnmonatlichen Eheglück schon am 30. November 1675 und zwar auf eine tragische Weise: sein Page gab ihm eine Medicin, die äußerlich gebraucht werden sollte, innerlich ein. Der dritte der nachgebornen Brüder, Prinz Friedrich, regte sich nun energisch wegen der langen Abwesenheit des Landesfürsten. Er machte vorstellig in Wien wie das Land, wozu er der nächste Lehnsfolger, in so erbärmlichen Zustand gerathen sei, daß nicht abzusehen, wie es bei Menschen Leben wieder zu Kräften kommen solle. Hieran sei die beharrliche Abwesenheit seines Herrn und die nachgelassene Regierung Schuld, die mehr ihren Privatnußen, als des Landes Beste suche."

Am 2. December 1675 erging ein Rescript aus Wien an Herzog Christian Louis sich alsbald aus Frankreich weg und nach seinen Landen zu begeben, damit nicht Noth sei, wegen längerer Abwesenheit einen Administrator zu seßen." Die Regierung zu Schwerin erschrak nicht wenig, Kanzler Wedemann und Räthe kamen am 5. Januar 1676 beim Kaiser ein, versprachen ihren Herrn ehemöglichst zu stellen und erbaten für ihn unterm 19. Januar einen Geleitsbrief, am 14. Februar kam der Paß aus Wien. Im März 1676 erfolgte wieder ein fürstlich mecklenburgisches Gewaltstück: Prinz Friedrich dauerte es zu lange, bis der Kaiser ihm die Administration verschaffe, er unternahm es sich selbst dazu zu ver helfen: mit dänischer Hülfe erstieg er,,mit hochverbotener Gewaltthätigkeit und bewaffneter Hand“ die fürstliche Refidenz Büßow, eröffnete mit Gewalt die versiegelt gewe senen Gemächer des regierenden Herzogs, seines Bruders, maaßte sich der Amtsgelder zu seinem Unterhalte an, übte den Dominat und ließ sich sogar die Bürgerschaft huldigen. Die schwerinsche Regierung klagte auf Landfriedensbruch, der Kaiser citirte den Prinzen Friedrich vor kaiserliches Gericht. Jezt erst endlich entschloß sich Christian Louis, Paris zu verlassen, ein kaiserliches Mandat legte ihm die Rückkehr innerhalb dreier Monate auf. Am 1. December 1676 ward Christian Louis zu seiner glücklichen Ankunft in Rostock beglückwünscht. Er erschien als höchst aufgebrachter Herr: den Bürgermeister Helburt zu Büzow ward der Kopf abgeschlagen, daß er sich so leicht zur Huldigung habe bereden lassen: der arme Mann hatte es nur aus Leichtgläubigkeit ge=

than, indem man ihm vorgespiegelt hatte, Herzog Christian Louis sei todt. Der Herzog blieb aber nicht in dem Lande, es gefiel ihm besser in Hamburg, die Streitigkeiten mit den Landständen dauerten unaufhörlich fort, er ging später wieder nach Paris. 1683 kam eine kaiserliche Commission ins Land, um die Streitigkeiten mit den Landständen beizulegen: sie kostete gegen 300,000 Gulden und richtete nichts aus. Nächst dem Prozesse der Stände mit dem Landesherrn processirten auch die Stände, Ritterschaft und Städte unter einander in Wien: hier ward Alles mit Geld durchgetrieben. So schrieb unter andern der Bürgermeister zu Parchim, Busse, unterm 13. Februar 1687*), wie er erfahren, „daß die Noblesse in Wismar im Posthorn sei zusammen gewesen, wobei sich auch der Landrath Bülow eingefunden und wo beschlossen wurde: eine Summe Geldes von 5000 Thalern insgeheim zu sammen zu bringen, welche fünftig bei Wiederanrichtung des Landkastens einem Jeden, der mehr thun würde, als er sollte, gut gethan werden solle. Die Städte hatten nur 500 Thaler zusammengebracht. Man kann aus Gegeneinanderhaltung dieser beiden Summen von 500 und 5000 leicht sehen, woher es gekommen, daß die Ritterschaft in Wien prävaliret. Sie hatte daselbst den „,„, durch treibenden"" (durchtriebenen) Landrath Malzahn, dem sie es an Geld nicht mangeln ließ. In seiner Rechnung, so er mit Ausgang des Jahres 1686 abgelegt, findet sich auch manche Post, die nicht mit Quittungen belegt, sondern unter dem Namen,,,zu

*) Frand 15, 174.

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