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sche Hof mit solcher Klugheit als der Güstrow'sche regiert hätte. Aber der Herzog hatte gar zu großen Gefallen an der Regierung des Königs in Frankreich, die er auch in Mecklenburg einführen wollte.“

Es war allerdings der Plan Herzog Christian's, die Regierungsform, wie er sie in Frankreich bei Ludwig XIV. gesehen hatte, in Mecklenburg einzuführen. Er ließ sich nicht mehr, wie das früher die stehende Anrede gewesen war, „Fürstliche Gnaden“ tituliren, sondern „Fürstliche Durchlaucht." Das seßte eine ausdrückliche Verwilligung vom Kaiser voraus, wie sie dazumal die Kurfürsten und 1624 schon auch der Graf von Oldenburg,,,als vom Blute der Dänenkönige stammend“, erhalten hatte ich finde nicht bei Frand, der doch alle solche Dinge sorgfältig anmerkt, daß dieser Titel ausdrücklich dem Herzog Christian Louis vom Kaiser Leopold I. verliehen worden sei: noch 1661 ward ihm aus der kaiserlichen Kanzlei geschrieben Deine Liebden." Christian's vorherrschender Gedanke ward: ,,er sei eine von Gott vorgesezte hohe Landesobrigkeit." Wer von Landesfreiheiten gegen diese obrigkeitliche, landesherrliche Machtvollkommenheit sprach, der handelte wider den Respect. Daß er in den Gedanken gestanden habe, er könne mit dem Lande machen, was er wolle, geht aus dem Projecte hervor, das er hatte und das zwei glaubwürdige Schriftsteller, Samuel Buffendorf und Jacques Basnage*) bezeugen, Mecklen= burg zu vertauschen: das Tauschobject war das

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*) Gesch. der vereinigten Niederlande zum Jahre 1666.

preußische Cleve, dieses Cleve wollte er an Frankreich verkaufen. Der große Kurfürst aber, der wehrte, daß Frankreich nicht auch Cöln an sich reißen konnte, wie es Straßburg damals an sich riß, antwortete dem närrischen Herzog von Mecklenburg, wie es sein närrisches Erbieten mit sich brachte.

Die Huldigung in Mecklenburg-Schwerin verzog sich fünf Jahre lang nach Christian's Regierungsantritt. Erst am 1. Mai 1663 fand sie statt zu Sternberg. Er beklagte sich hier bitter gegen die Landstände, daß von ihnen „eine falsche Querel und Klage in Wien übergeben worden sei." Die bisher gehaltenen Truppen, Fuß voll und Reiter anlangend, müßten beibehalten und außer den vormals bewilligten, noch fernere Zulage gethan werden: „er könne zu Versicherung dero selbsteigener Person sich nicht so gar von aller Mannschaft entblößen, denn es mache das herrenlose Gesindel noch immer Excursiones, so sebe sich auch der Türk in Armatur.“ „Der Türk“ war der allgemeine Popanz damals, sonst verhielt sich die Sache allerdings richtig: in den damaligen Kriegshändeln zwischen Schweden und Polen hatten eine Menge Durchmärsche und Einlagerungen Mecklenburg betroffen. Fr and schreibt zum Jahre 1659:,,Der König von Polen, Johann Casimir schickte unter dem General Zarnesky eine große Armee wider die Schweden heraus, welche den fünfundzwanzigsten Sonntag nach Trinitatis nach Parchim kam. Herzog Christian schickte seinen Rath Laurentius Bodock, Professor der Beredtsamkeit zu Rostock, welcher ein polnischer Edelmann war *),

*)? ein Potocki. Kleine deutsche Höfe. I.

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an denselben, da er dann verhieß, einen unschädlichen Durchmarsch zu thun und der General sein Wort edelmüthig hielt. Was mehres hatte es zu sagen, als auch der Kaiserliche Feldmarschall Montecuculi eilf Wochen hernach dazu kam, als welcher hier ganzer zweiundvierzig Wochen lag und die Parchim'schen bis auf die Gräten verzehrte, indem mancher Vermögender 2 bis 3000 Thaler herauslangen mußte 2c." Kriewiß ging durch die Unvorsichtigkeit eines kaiserlichen Reiters in Brand auf. Als die Kaiserlichen weg waren, kam 1661 der schwedische Generalmajor und Commandant von Wismar, Mardefeld. Noch 1668 heißt es:,,Damals ging ein schwedischer Obrister Severin mit einem Regiment Fußvolk durch Mecklenburg, wie es denn vielfältig der Zeit geschah, daß die Schweden aus dem Pommerischen nach Wismar oder auch nach dem Bremischen gingen, da dann Mecklenburg ein frei Wirthshaus für sie war. Denn es waren nun die Zeiten gekommen, daß Raub, Brand und Hunger das Land züchtigen sollten“ *).

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Kaum war am 1. Mai 1663 die Huldigung Herzog Christian's zu Sternberg geschehen, so reiste er aus Mecklenburg ab nach Frankreich. Zu seinem Statthalter verordnete er während seiner Abwesenheit Friedrich von Buchwald, damals noch Bockwold geheißen **), dem er einige Räthe beigab und ihnen eine Instruction hinterließ, wie sie die Regierung führen foll

*) Frand, 14. 133, 140, 223.

**) So schreibt Franck den Namen. Die Buchwald find eine alte aus dem Holsteinischen nach Mecklenburg ge= kommene Famili

ten; es war dem Statthalter namentlich streng eingeschärft, teine Zusammenkünfte des Adels zu gestatten, als die er vorhin schon untersagt habe und zwar bei Leib = und Lebensstrafe. Der Hof blieb im Lande zurück; als Hofmarschall finde ich um diese Zeit Otto Wackerbarth *) genannt, aus einem alten mecklenburgischen Geschlechte, das kurze Zeit nachher unter dem starken August von Sachsen Polen in der Person seines Feldmarschalls zu großen Ehren in Sachsen emporstieg und gegraft ward.

Unter den Räthen Herzog Christian's ist der Kanzler Dr. Hans Heinrich Wedemann auszuzeichnen, durch welchen hauptsächlich die Geschäfte während der langjährigen Abwesenheit des Her30gs Christian in Paris gingen. Dr. Wedemann schien anfänglich gegen die willkürlichen Gewaltmaßregeln seines Herrn sich energisch in Verfassung seßen zu wollen. Dieser hatte ihm einmal mit Abseßung gedroht, der Doc= tor hatte darauf geantwortet: Ihro fürstliche Durchlaucht können mir wohl den Kanzler nehmen, aber auch ohne den soll mir der Doctor mein Brot bringen." Später, als der Herzog drohte, ihn in die Bleikammer sperren Lassen zu wollen, fand er ungefähr ums Jahr 1679

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für gerathen, in Lübeck seinen Aufenthalt zu nehHerzog Christian entließ ihn aber nicht, sondern seßte einen Vicekanzler und Wedemann kam wieder holt von Lübeck nach Mecklenburg, um die Angelegenhe i

*) S. unten bei Friedrich Wilhelm und den Ercurs über den mecklenburgischen Adel beim Erbvergleich von 1755.

In den Streitigkeiten des=

ten seines Herrn zu treiben. selben mit den Ständen, die unaufhörlich fortgingen, gab er den Rath:,,daß man nicht Alles auf die Epiße des Rechts ankommen lassen möchte, weil solches wohl endlich scheidete aber nicht freundete"; wobei er sich aber bedro hentlich gegen die Stände vernehmen ließ:,,was aus der Verbitterung entstehen würde, als wovon ihm schon. alle Umstände bekannt wären? Sein Herr habe auf nichts Reflexion zu machen, weil er keine Erben hinterlasse, son= dern im Fall man sich nicht anders bezeige, werde er das Land lieber verbrennen lassen“*). Als die Stände ihm diese seine Härtigkeit vorwarfen, entschuldigte er sich jedoch:,, daß in fervore ihm dasselbe ent= fahren." Wedemann starb sechs Jahre vor seinem Herrn 1686, plößlich dahingerafft, in dem von ihm zum Aufenthalt erwählten Lübed. ,,Seine Gemüthsheftigkeit, sagt der alte Frand, verursachte ihm den Tod, da er sonst ein Mann von außerordentlicher Geschicklichkeit und ausbündiger Gelehrsamkeit war, aber ein Meister in der Kunst mit guten Worten schlechten Bescheid zu geben. Sein Sohn ward ein Verschwender und seine Tochter suchte die Ehre in der Schande." **)

Wedemann hatte übrigens sehr klug gehandelt, fich nach der Drohung mit der Bleikammer, der mecklen= burgischen Bastille, in Sicherheit zu seßen, ein anderer Geheimer Rath Christian Louis', Kruse, saß acht

*) Frand, 15, 152.

**) Sie ward eine der Maitressen des debauchirten Nach= folgers, des Herzogs Friedrich Wilhelm. Franc, 15, 115 u. 14, 233.

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