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Die Beförderung Wallenstein's zum Herzogthum Mecklenburg und daß ihm die wegen seiner Kriegskosten darauf eingeräumte Hypothek in den landesherrlichen Befiz umgewandelt wurde, hatte er zum großen Theil einem höchst einflußreichen Manne bei Kaiser Ferdinand II. in Wien zu danken, der aus einer eingebornen mecklen= burgischen sehr ansehnlichen Familie stammte: er verdient deshab und weil er einer der ersten notabeln Conver= titen unter dem mecklenburgischen Adel war, eine Stelle in der medlenburgischen Hof- und Adelsgeschichte. Der berühmte mecklenburgische Herr, der soviel dazu that, daß Wallenstein Herzog von Mecklenburg ward, war der Reichsvicekanzler Baron Peter Heinrich von Strahlendorff: er besaß selbst in Mecklenburg die Güter Preensberg und Goldebee. Seine Familie gehörte zu den ältesten und angesehensten *), seine Vorfahren hatten noch weit ansehnlichere Güter in Mecklenburg be

*) Schon in einer Urkunde des Grafen von Schwerin für das Stift Schwerin vom 2. Juli 1217 kommt ein ,,Henricus de Stralen dorpe" als Zeuge vor bei Lisch Mecklenb. Urk. III. 60. In einer Urkunde im Privilegienbuch der Stadt Wismar vom 14. April 1266 erscheint ein „Hinricus de Stralendorpe, Miles", der, als Heinrich der Jerusalemer ins gelobte Land 1272 pilgerte, Landesverweser und Skatthalter war. Endlich in dem Landfriedensbriefe der sächsischen und wendischen Fürsten und Städte in den Ostseeländern d. d. Rostock, 13. Juni 1283 kommt unter den Mitgelebern und Eidleistern für diesen Frieden auf Seiten der jungen Herren von Mecklenburg, seiner Lehnsherren, ein Hennigus de Stralendorp“ vor. Lappenberg, Gesch. der Hanse II. S. 127.

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sessen, aber die Herzoge hatten sie als Domanialgüter eingezogen: das war gerade der Umstand, der bei dem Reichsvicekanzler so mächtig dafür sprach, daß Wallenstein statt jener Herzoge Mecklenburg haben müsse. Des Reichsvicekanzlers Großvater Ulrich von Strahlendorff war noch sehr reich begütert: er hatte das ganze Amt Kriewiß zwischen Schwerin und Sternberg und das sogenannte Ländchen Poel, eine Halbinsel unweit des - Hafens von Wismar besessen. Das Geschlecht gehörte aber zu denen, die, wie die Hahn, die Bülow, die Lühe und Andre, dem Landfrieden nicht parirten und es verlor sein großes Besißthum wegen einem bedauerlichen Landfriedensbruche. Ulrich kam im Jahre 1560 in die Reichsacht und starb im Ausland. Das Reichskammergerichtsurtel vom 6. Mai 1560 besagte: „Ulrich Strahlendorff und Levin Kampc3 *) seien aus des Lezteren Wohnung zu Klein - Plasten mit etlichen zu Roß und zu Fuß in Bernhard Plasten's und seiner Frau Anna und seines Sohns Christoph Wohnhof in Groß- Plasten gewaltsamer und landfriedensbrüchiger Weise mit Feuerbüchsen und anderen Wehren eingefallen und hätten den Christoph Plasten aus der Scheune in seiner Mutter Schlafkammer gejagt und nachgeeilt und daselbst mit Büchsen und andern Wehren in den Kopf geschlagen, verwundet und endlich vom Leben zum Tode gebracht; Levin Kampcz habe auch den todten Körper mit einer Feuerbüchse durch den Hals geschossen, die Frau

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*) Einer von der Familie des bekannten preußischen Ministers Carl von Kampez, des Demagogenriechers..

Anna Plasten schwer verwundet und deren Töchterlein von der Mutter mit Gewalt weggerissen und in das Feuer geworfen." Es ist oben erwähnt worden, daß damals gleichzeitig auch noch ein Joachim von Strahlendorff bezüchtigt wurde, einen des Geschlechtes Plessen auf einem Hochzeitsfeste zu Wismar ums Leben gebracht zu haben: es war das derselbe Strahlendorff, dem der Magistrat die Wachshand des Erschlagenen zuschickte. Herzog Johann Albrecht der Gelehrte zog hierauf, wie gesagt, die Strahlendorff'schen Güter als Domanialgüter zur Kammer. Ulrich von Strahlendorff scheint nur noch - das Gut Preensberg behalten zu haben. Die Stände ver= wendeten sich zwar für ihn auf dem Landtage von 1563; allein vergeblich. Ulrich hatte einen Sohn Leopold, der nicht gewöhnliche Fähigkeiten zeigte: durch ihn ward das neue Glück des Hauses begründet. Er lernte den Fürstabt von Fulda, Balthasar von Dernbach kennen, einen wegen seiner herumschweifenden Lebensart berüchtigten Mann, aber eifrigen Katholiken, wiewohl er ein Kind protestantischer Eltern war. Der Abt hatte einen schlimmen Prozeß beim Reichshofrath in Prag: Leopold von Strahlendorff ging nach Prag, betrieb den Prozeß und gewann ihn. Das machte ihm so viel Ruhm, und zog dergestalt die Augen Kaiser Rudolph's II. auf ihn, daß dieser ihn erst zum Reichshofrath und später sogar zum Reichsvicekanzler erhob. Dieser Leopold von Strahlendorff heirathete die Schwester des Abts zu Fulda und trat bei dieser Heirath zur katholischen Religion über.

Er erlebte noch die

Schreckenszeit der Executionen nach der weißen Bergschlacht bei Prag und erwarb aus dem Rebellengut die große Herrschaft Chlumeß ohnfern Budweis im Bidschower Kreise, damals taxirt auf 300,000 Gulden, aber ge kauft um nur 127,000 Thaler: diese große Herrschaft, 20,000 Einwohner jeßt enthaltend, kam später an die Grafen Kinsky, die sie noch heut zu Tage besigen. Leopold von Strahlendorff's Sohn, Peter Heinrich von Strahlendorff, ward 1624 durch Ferdinand II. baronisirt und trat in den Posten seines Vaters als Reichsvicekanzler und Geheimer Rath. Er war so reich, daß er dem Kaiser in seinen damaligen Geldbedrängnissen 18,000 ungarische Ducaten vorstrecken konnte. Die Berichte der Zeit gedenken seiner als eines der stärksten Tafelhalter und Zecher: er starb an der Consequenz dieser Passion, dem Podagra, noch im Todesjahre Ferdinand's II. 1637. Er war es, der Wallenstein's Sache so lebhaft betrieb. Durch die Strahlendorffe, die in steter Verbindung mit Medlenburg blieben, erhielt die medlenburgische Ritterschaft einen festen Fuß in Wien, sowohl in der Anticamera des Kaisers, als in dem wichtigsten Gericht, dem Reichshofrath, wo später die Prozesse gegen die Herzoge getrieben wurden *).

*) Noch gegenwärtig lebt ein Strahlendorff in Mecklenburg, der Erblandmarschall ist. „Man nannte seiner Persönlichkeit wegen ihn in seiner Jugend schon,,Ritter von der traurigen Gestalt", er ist jedoch kein Narr.“ Handschriftliche Mittheilung aus Mecklenburg.

Wallenstein's Regiment in Mecklenburg dauerte, wie gesagt, nur drei Jahre: sobald der Goldfönig", ,,der Löwe aus Mitternacht“ kam, mußten Wengersky und El Mecklenburg aufgeben, die Landesherren kehrten wieder aus dem Erile zurück, die Wallenstein ange-. hangene Adelspartei kam dagegen zum Erile.

Auch die Schwedenzeit war eine schwere Zeit für das Land. Schon im Jahre 1639 hatte man große Mühe, nur einige Nachrichten über die noch vorhandenen Gutsbesißer zusammenzubringen, fast alle Wohnungen im Lande lagen in Schutt und Asche. In einer der zwei Städte, wo von Alters her die Landtage gehalten wurden, in Sternberg, wohnte nicht ein einziger Mensch mehr *). Für die Hofgeschichte bemerke ich, daß 1634, in dem Jahre, wo Wallenstein ermordet wurde, zwei mecklenburgische Prinzessinnen, Anna Maria von Ost: friesland, die erste Gemahlin Adolph Friedrich's I., Stifters der noch heut zu Tage blühenden Linie Schwerin und deren Tochter Juliane, die zwei Tage nach ihr starb und mit der Mutter in Doberan begraben wurde, von den nach Kostbarkeiten bei den Leichen suchenden Schweden aus ihren Zinnfärgen her ausgerissen, hingeworfen und von den Hunden zerrissen und aufgefressen wurden.

Eine andere fürstlich mecklenburgische Familienscene aus der Zeit des dreißigjährigen Kriegs gebe ich etwas ausführlicher nach der in Propst Frand's Altem und

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*) Lisch, Geschlechtshistorie der Hahn II. 347.
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Kleine deutsche Höfe. I.

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