Bilder aus dem Geistigen Leben unserer Zeit, Band 1

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Duncker & Humblot, 1870 - 528 Seiten
 

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 7 - Die höchsten Blüten des deutschen Geistes sind die Philosophie und das Lied. Diese Blütezeit ist vorbei, es gehörte dazu die idyllische Ruhe; Deutschland ist jetzt fortgerissen in die Bewegung, der Gedanke ist nicht mehr uneigennützig, in seine abstrakte Welt stürzt die rohe Tatsache, der Dampfwagen der Eisenbahn gibt uns eine zittrige Gemütserschütterung, wobei kein Lied aufgehen kann, der Kohlendampf verscheucht die Sangesvögel, und der Gasbeleuchtungsgestank verdirbt die duftige Mondnacht.
Seite 97 - n lebend'gen Affen, hielten die Erde für's Zentrum der Welt, zum Zentrum der Erde Rom bestellt, darin der Statthalter residiert und der Weltteile Szepter führt, und lebten die Laien und die Pfaffen zusammen wie im Land der Schlaraffen. Dazu sie im hohen Himmelshaus selber lebten in Saus und Braus, war ein täglich Hochzeithalten zwischen der Jungfrau und dem Alten; dazu das Weib im Haus regiert und wie hier unten die Herrschaft führt.
Seite 115 - Der Mensch erfährt, er sei auch, wer er mag, Ein letztes Glück und einen letzten Tag.
Seite 52 - Begriff, den die preußischen Schriftsteller von ihrem König hegen durften, bauten sie sich erst heran, und um desto eifriger, als derjenige, in dessen Namen sie alles thaten, ein für allemal nichts von ihnen wissen wollte.
Seite 94 - Noch eine Antwort auf Deine Frage: ob ich glaube, wir reichen mit dem moralischen Beweis nicht zu einem persönlichen Wesen? Ich gestehe, die Frage hat mich überrascht; ich hätte sie von einem Vertrauten Lessings nicht erwartet; doch Du hast sie wohl nur getan, um zu erfahren, ob sie bei mir ganz entschieden seie; für Dich ist sie gewiß schon längst entschieden. Auch für uns sind die orthodoxen Begriffe von Gott nicht mehr.
Seite 52 - Die Preußen und mit ihnen das protestantische Deutschland gewannen also für ihre Literatur einen Schatz, welcher der Gegenpartei fehlte und dessen Mangel sie durch keine nachherige Bemühung hat ersetzen können.
Seite 98 - Sprossen, Heißt in der Sprache Menschenkind, Der Riesengeist sich selber find't. Vom eisernen Schlaf, vom langen Traum Erwacht, sich selber erkennet kaum, Über sich gar sehr verwundert ist, Mit großen Augen sich grüßt und mißt; Möcht...
Seite 49 - Gott weiß, ob die guten Schwäbischen Kaiser um die damalige deutsche Poesie im geringsten mehr Verdienst haben, als der itzige König von Preußen um die gegenwärtige. Gleichwohl will ich nicht darauf schwören, daß nicht einmal ein Schmeichler kommen sollte, welcher die gegenwärtige Epoche der deutschen Literatur, die Epoche Friedrichs des Großen, zu nennen für gut findet!
Seite 53 - Dies geschah nicht und konnte nicht geschehen : denn wie kann man von einem König, der geistig leben und genießen will, verlangen, daß er seine Jahre verliere, um das, was er für barbarisch hält, nur allzuspät entwickelt und genießbar zu sehen?
Seite 98 - Welt sollt' grausen, da ich sie kenne von innen und außen. Ist gar ein träg und zahmes Tier, das weder dräuet dir noch mir, muß sich unter Gesetze schmiegen, ruhig zu meinen Füßen liegen. Steckt zwar ein Riesengeist darinnen, ist aber versteinert mit seinen Sinnen, kann nicht aus dem engen Panzer heraus noch sprengen das eisern...

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