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paulum quidlubet allocutionis, maestius lacrimis Simonideis!

39.

Egnatius, quod candidos habet dentes, renidet usque quaque.

si ad rei ventum est

subsellium, cum orator excitat fletum, renidet ille. si ad pii rogum fili

39. 2. sei (seu) (pii) regum | filii O

3. subsce(se)llum | excitat orator 4. impii

halb dieser elliptische Satz weder bedeuten wird so vergiltst du meine Liebe' noch so wenig erwiderst du meine Liebesgedichte'. Während es aber sonst wie les amours', den oder die Geliebte bezeichnet (6, 16. 10, 1. 15, 1. 21, 4. 40,7. 45, 1. 64, 27; auch 13, 9 steht es persönlich), ist hier der geliebte Freund gemeint, wie bei Cicero oft, namentlich in den Briefen (ad Att. 2, 19, 2 Pompeius nostri amores). sic sc. se gerere (Infinitiv des Unwillens)! Man achte auf die kurzen, lebhaft erregten Sätze; dagegen halte man, um Catull recht zu würdigen, den künstlichen Ausdruck ähnlicher Empfindungen bei Stat. silv. 5, 5, 43 ff.

с

7. paulum quidlubet] (gewähre mir) etwas beliebiges weniges' von Ansprache. Andere fassen es: mir beliebt (vgl. lubet 2, 6) einige (paulum quid) Ansprache' (zu erhalten).

mei

8. entweder: 'wenn es auch trauriger ist', oder (und zwar grammatisch wahrscheinlicher, da der Begriff 'wenn auch' sonst angedeutet sein müfste) 'aber [es sei] ner Stimmung entsprechend — trauriger als '. lacrimis] Versuch zur Übersetzung des Titels der donvo (Trauergesänge) des Simonides von Keos 559-469 (vgl. in Bergks Poetae lyrici Graeci in dessen fragm. 32-39), welche auch Horaz c. 2, 1, 38 mit den Worten Ceae munera naeniae als Beispiel von Trauerpoesie anführt; vergl. Quintil. 10, 1, 64.

39. Invektive gegen den eitlen Laffen Egnatius, der in stereotypem Lächeln seine weifsen Zähne zeigt, dadurch aber an deren unappetitliche Reinigung erinnert. Ein etwas lang ausgesponnenes Gedicht gegen diesen Menschen, der als ein Liebhaber Les bias C.s Zorn erregt hatte; vgl. das gleichzeitige c. 37. Ähnlichen Inhalts, aber zu instruktivem Vergleich der beiden Dichter auffordernd, ist Martial 3, 20.

1. zu lächeln, um weifse Zähne zu zeigen, ist seit jeher menschlich. Alexis (bei Ath. 568 c), Plautus, Ovid a. a. 3, 281 bezeugen es für Frauen. Aber bei Männern ist est albern.

2. renidet] lächelt freundlich, heiter'. Ov. met. 8, 197 ore renidenti. usque quaque] 'immer

und überall'.

2-6. Aufzählung von Zeiten, zu denen kein Lächeln passt.

2. ventum est] st. venit, als Anwalt? eher als zuhörender Müfsiggänger.

3. subsellium] meist die Gerichtsbänke, hier: Anklagebank' (ebenso Cic. ad fam. 8, 8, 1 subsellia rei), metonymisch für Gerichtsverhandlung. cum] ist temporal: gerade bei rührenden Stellen der Rede lächelt er. fletum movere populo sagt Cic. de or. 1, 228.

4 f. Jedes einzelne Wort zeigt hier das Unpassende in dem Benehmen.-pii,,kindlich gesinnt".

5. flere] steht bei Plautus (Capt. 139), in Dichtersprache und nach

10

5 lugetur, orba cum flet unicum mater, renidet ille. quicquid est, ubicumque est, quodcumque agit, renidet. hunc habet morbum, neque elegantem, ut arbitror, neque urbanum. quare monendum est te mihi, bone Egnati. si urbanus esses aut Sabinus aut Tiburs

aut pinguis Vmber aut obesus Etruscus aut Lanuvinus ater atque dentatus

aut Transpadanus, ut meos quoque attingam, aut quilubet, qui puriter lavit dentes,

9. te fehlt 11. parcus umber 12. lamiuinus

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7.morbum] Leidenschaft, krankhafte Sucht'. So c. 76, 25. morbus loquendi Cato fg. p. 57, 29 Jordan. Cic. fin. 1, 59. scias morbum esse semper adridere ridentibus Seneca de clem. 2, 6. Ähnlich aeger avaritia Sall. Jug. 29.

8. d. h. die er für elegant und fein hält. Vielleicht ist urbanus So V. w. grofsstädtisch (vgl. v. 10); E. aber ist ein unkultivierter Celtiberer. Anders 22, 2.

9. monendum est te mihi] diese Konstruktion (te fehlt den Hdss.) findet sich bei Plaut. Trin. 869, bisw. bei Lucrez, Varro, selten Cicero (viam quam nobis ingrediendum est, de sen. 6); noch Verg. 11, 230 hat pacem petendum, später ist sie sehr selten; vgl. Dräger, histor. Syntax 22, 821. bone] mein Guter', dyadé, etwas spöttisch gesagt (anders 37, 19), wie Ter. Andr. 616 ehodum, bone vir, quid ais? Die v. 10-13 ohne besondere Wahl Genannten werden v. 14 unter einem Gesichtspunkte zusammengefasst.

10. si] selbst wenn. urbanus] ein Hauptstädter. Sabinus aut

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13. aut meos

Tiburs] vgl. 44, 1. C. geht von seinen jetzigen Wohnsitzen aus.

11. pinguis Umber] vgl. die Glosse pinguis. crassus. nam obesus plus est quam pinguis. Catullus ait Aut pinguis ubera aut obesus et prossus' (Mai, auct. class. 7, 574) und pinguibus Umbris bei Pers. 3, 74. Aus pinguis konnte ja parcus korrumpiert werden. Über das feiste Aussehen der Umbrer vgl. O. Müller, Etrusker 1, 275. Bisher las man meistens fartus (so B.Venator); doch dies ist nicht adjektivisch im Gebrauch für 'feist', so wenig wie pastus (Is. Vossius). Gegen parcus spricht, dafs die Umbrer nicht als sparsam bekannt waren und dafs C. lauter körperliche Kennzeichen angiebt. Scaligers porcus Umber wäre viel zu plump. obesus Etruscus] treffliche Bezeichnung der dicken untersetzten Gestalten, wie sie uns etruskische Denkmäler zeigen. Verg. Georg. 2, 193 pinguis Tyrrhenus.

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12. Lanuvium, Stadt am mons Albanus, mit altem Tempel der Iuno Sospita; die Bewohner hatten nach Catull dunkle Hautfarbe und von Natur schöne Zähne (so steht dentatus auch Martial. 1, 72, 3, viell. auch in dem Cognomen Dentatus).

13. Transpadanus] ist die erste Erwähnung dieses Namens, der vom J. 51 an dann andere bei Cicero folgen. meos] die Veronenses.

14. puriter] (gebildet wie miseriter 63, 49) auch 76, 19 gebraucht hat C. nur mit Cato,

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tamen renidere usque quaque te nollem: nam risu inepto res ineptior nulla est. nunc Celtiber es: Celtiberia in terra, quod quisque minxit, hoc sibi solet mane dentem atque russam defricare gingivam, ut quo iste vester expolitior dens est, hoc te amplius bibisse praedicet loti.

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15. usque quaque] s. zu v. 2. 16. denn γελᾷ ὁ μῶρος κἄν τι un yelolov, sagt Menander monostich. 108; am Lachen erkennt man den Narren' das deutsche Sprichwort. inepto ineptior] über die traductio vgl. zu 3, 13. 17. nunc] võv dé, in Wirklichkeit aber. Celtiber] (wie "Iẞne, Hiber Hor. c. 2, 20, 20, Hiberum loca Cat. 9, 6; ö.) vgl. zu 37, 19.

Celtiberia] ist Substantiv; vgl. Africa horrida terra Enn. ann. 311. terrae Galliae Caes. b. g. 1, 30, 3. provinciis Galliis Cic. phil. 1, 8 u. dgl.

17 ff. Diodor 5, 33, 5 of Kɛktiβηρες τὸ σῶμα λούουσιν οὔρῳ, καὶ τοὺς ὀδόντας παρατρίβοντες ταύτην ἡγοῦνται θεραπείαν εἶναι τοῦ σώuatos. Strabo 3, 164 nennt die Kantabrer und ihre Nachbarn ovo̟w λουομένους ἐν δεξαμεναῖς παλαιούμένῳ καὶ τοὺς ὀδόντας σμηχομέvovs. Über ähnliche Sitten in Grönland s. Ellis zu d. St.

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10 citiert den Vers mit pumicare 'glätten', was dem Sinne nach weniger passt.

20. iste vester] etwa 'bei euch dort', vester steht nicht - tuus.

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21. praedicet] er rühmt (nach Celtiberermeinung) um so mehr Urin (lotium) eingesogen zu haben (bibisse vgl. sat prata biberunt Verg. ecl. 3, 111). Aber te pafst hierzu nicht, da es zu vester in unklarem Verhältnis stehen würde; vermutlich ist se zu lesen (das Gebifs rühmt dies bei euch von sich selbst), oder auch dens est, Vos amplius b. p. l. Die scharfe Schlufspointe endigt gut mit dem schärfsten Worte.

40. Androhung von Schmähversen gegen einen sonst unbekannten Nebenbuhler Ravidus. Zeit unbestimmbar. Im Ton ist c. 15 zu vergleichen.

1. mala mens] "Thorheit', wie 15, 14. Archilochos fg. 92 B: rís σὰς παρήειρε φρένας; – miselle steht hier und 80, 7 verächtlich; 3, 16 bedauernd; 35, 14 u. 45, 21 tändelnd. Ravide] wäre das einzige Beispiel einer Verschleifung in den folgenden Hendekasyllabus (während sie in den Glykoneen c. 34 und 61 häufig ist), wenn nicht so schon Parthenius Raude zu lesen ist, wozu L. Müller de re metr. p. 271 einsilbiges cuius und zweisilbiges eicit bei Lucrez u. a. vergleicht.

agit praecipitem in meos iambos? quis deus tibi non bene advocatus vecordem parat excitare rixam? 5 an ut pervenias in ora vulgi? quid vis? qualubet esse notus optas? eris, quandoquidem meos amores cum longa voluisti amare poena.

41.

Ameana puella defututa .
tota milia me decem poposcit,
ista turpiculo puella naso,

40. 3. auocatus 5. perueniamus in

2. iambos] Schmähgedichte, wie die 'Iaußoi des Archilochos, aber ohne Rücksicht auf das Metrum, wie auch 54, 7 zeigt; vgl. zu 36, 5 und fg. 2.

3. Π. 17, 469 Αὐτόμεδον, τίς τοί νυ θεῶν νηκερδέα βουλὴν ἐν στήθεσσιν ἔθηκε; Archiloch. 93 τίς ἄρα δαίμων καὶ τοῦ χολούμενος;

zu

tibi] gehört ἀπὸ κοινοῦ parare und zu non bene advocatus (über unrichtige Anrufung erzürnt).

4. vecordem] vgl. abermals 15, 14.

5. s. 77, 9. πολὺς ἀστοῖσι φαίνεαι γέλως Archil. 92.

6. qualubet notus] steht euphemistisch für pessime infamis.

7. quandoquidem] wenig poetisches Wort der Umgangssprache, bei Plautus, doch auch 33, 6. 64, 218. 101, 5 und auch vereinzelt bei Verg., z. B. ecl. 3, 55. res] s. zu 38, 6. Damit ist jedenfalls nicht Lesbia gemeint, vgl. 6, 16. 10, 1; aber ob puella oder puer (15, 1) ist nicht zu bestimmen.

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amo

8. poena] durch meine strafenden Verse. longa] C. verspricht seinen Gedichten lange Berühmtheit, s. zu 1, 10.

41. Zornesausbruch gegen eine jetzige oder gewesene Freundin ' des Mamurra, die C.s Liebesanträge durch allzuhohe Preisforderung zurückschreckte oder zurückwies. Dafs sie C.s Geliebte war und ihm durch

Mamurra abspenstig gemacht wurde, wie man öfter annimmt, ist nirgends angedeutet. In seinem Zorn verliert er alle ruhige Besinnung und beschimpft z. B. als einen Ausbund von Häfslichkeit sie, die man allgemein für schön und fein hielt (43, 6. 7) und die er selbst soeben noch begehrt hatte. Die Trauben sind sauer sagt Westphal S. 190. Vielleicht ist c. 41 u. 43 in Verona geschrieben (s. 43, 6 provincia), wo sich möglicherweise (cf. Suet. Iul. 73) Mamurra als praefectus fabrum Caesars einmal aufhielt: doch treten Westphals bezügliche Kombinationen (Catull S. 188 f.) viel zu sicher auf. Die Zeit ist unbestimmbar.

1. Ameana] so die Hdss., wofür Haupt Ametina, Schwabe Anniana, andere anderes lesen, während der Name doch unsicher bleibt. Oder enthält das Wort, wie Formianus, nur eine Bezeichnung der Herkunft? - puella] steht 4 mal im Gedicht, vielleicht als ein höhnendes Citat? defututa] gleichsam 'heruntergebracht', abgewirtschaftet; vgl. diffututa 29, 14.

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2. ganze 10 000 Sesterze', etwa 1875 Mark, vgl. Lais bei Gell. 1, 8, 5. vgl. c. 103. quinque talenta poscit te mulier Hor. sat. 2, 7, 90; milia viginti Mart. 10, 75, 1. Suet. Vesp. 22. Juristische Anspielungen aber sieht Ellis hier mit Unrecht.

3. turpiculo] 'etwas hässliche'

5

decoctoris amica Formiani. propinqui, quibus est puella curae, amicos medicosque convocate: non est sana puella nec rogare, qualis sit, solet aes imaginosum.

42.

Adeste, hendecasyllabi, quot estis

41. 4. forniani 5. puell ginosum

Nase, weil sehr grofs: 43, 1. Das Wort auch bei Varro u. Cicero.

4. decoctoris] decoquere heifst einkochen (einschmelzen) lassen und dabei verflüchtigen (pars quarta [argenti] decocta erat Liv. 32, 2, 2), daher sein Geld verflüchtigen, verschwenden (tenesne memoria, praetextatum te decoxisse? Cic. phil. 2, 44). Der Verschwender aus Formiae' ist wohl Caesars Genieoberst Mamurra (da dieser ein Formianus 57, 4), über den vgl. zu c. 29, wonach von ihm paterna prima lancinata sunt bona (v. 17). Den Vers wiederholt c. 43, 5.

5. Hier ist weder Hor. sat. 2, 3, 218 noch das Gesetz der 12 Tafeln zu citieren 'si furiosus est, agnatum gentiliumque in eum pecuniamque eius potestas esto', denn nicht weil Ameana schon verrückt ist, ist sie in der tutela ihrer Verwandten, sondern einfach als unselbständiges Weib. Nun sollen diese sie auf Verrücktheit hin untersuchen lassen. amicos: vgl. Plaut. merc. 951.

8. imaginosus, ein ana§ elonuévov, kann 'voll von Bildern' oder voll von Einbildungen' bedeuten. Bei letzterer Bedeutung wäre solet esse oder est imaginosa zu lesen (so Haupt u. a.); dies ist aber, nach dem verheifsungsvollen nec rogate (so dann mit interpolierten Hdss.) qualis sit, mit non est sana allzu gleichbedeutend und daher matt. Obige Lesart Fröhlichs bedeutet: 'und sie pflegt das bilderreiche Erz" (den Spiegel) nicht zu befragen, wie (häfslich) sie sei'. Der etwas gezierte Ausdruck läfst

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42. Heraus damit! Die Angeredete hatte sich geweigert, dem Dichter seine Schreibtafel zurückzugeben; über deren Inhalt s. zu v. 5. Zornentbrannt fordert dieser seine Lieblingsverse auf, unter den heftigsten Schmähungen die Rückgabe zu erzwingen. Alles vergebens: mit eiserner Stirn trotzt sie jedem Vorwurf. Nun den Schlufs eine der schärfsten und gelungensten epigrammatischen Pointen, die sich bei C. finden: o züchtige Jungfrau, gieb die Schreibtafel zurück'; diese Anrede wird sie nicht aushalten können! Das vortrefflich disponierte, straffe Gedicht kann nicht an Lesbia, wie Ribbeck, Schwabe u. a. meinen, gerichtet sein; denn auch in den schärfsten Lesbiagedichten (11. 37. 58) klingt stets die Erinnerung an die alte Liebe durch, während sich hier nur Ärger und Verachtung ausspricht. Victorius, Ellis u. a. denken an Ameana, ohne zwingende Ursache. In c. 12 u. 25 zürnt C. über Diebstahl, hier über Vorenthaltung seines Eigentums.

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