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ludere hanc sinit ut lubet, nec pili facit uni,
nec se sublevat ex sua parte, sed velut alnus
in fossa Liguri iacet suppernata securi,

tantundem omnia sentiens quam si nulla sit usquam.
talis iste meus stupor nil videt, nihil audit,

ipse qui sit, utrum sit an non sit, id quoque nescit.
nunc eum volo de tuo ponte mittere pronum,

si pote stolidum repente excitare veternum
et supinum animum in gravi derelinquere caeno,
ferream ut soleam tenaci in voragine mula.

18. nec me cum G uolo O

21. nihil uidet

19. superata
24. potest olidum | exitare

sen die Trauben am sorgfältigsten vor Dieben behütet werden.

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ut

17. ludere] (naite): sich mit andern Männern amusieren. lubet] vgl. 61, 211 ludite ut lubet. - pili facit uni] achtet nicht ein Haar wert' (wie 10, 13), 'ist ganz gleichgültig'. uni statt unius (so Titinius 7 R.), wie noch Cicero pro Tull. 36 unae rei schrieb und ähnliches sich auch sonst (Cato; Varro) findet. Vgl. Neue 22, 253 ff.

18. se sublevat] vom Schläfrigen gesagt er seinerseits (ex s. p.) hebt (rührt) sich nicht'.

19. wie eine von ligurischem Beil umgehauene Erle'. Die Ligurer hieben in ihren ausgedehnten Wäldern viele Bäume zum Schiffbau nieder (Strabo 4, 202. Diodor 5, 39). Ligus steht auch Pers. 6, 6 als Adjektiv. Andere verstehen Liguri oder mit Festus Ligari als Eigennamen aus Colonia: 'im Graben des Ligurius'.

-sup

pernata] umgehauen; eigentlich: mit zerschlagenen Schenkeln. Denn, sagt Festus 305 M., suppernati dicuntur quibus femina sunt succisa in modum suillarum pernarum.

20. nulla sit] sc. alnus ipsa; nulla stärker als non (vgl. 8, 14). 21. stupor] die Dummheit selbst', so v. w. homo stupidus, wie in der Umgangssprache konkret gebraucht werden scelus, odium, pestis, pernicies u. a. und v. 24 veternus für homo veternosus.

23. eum]

25. delinquere G

meus= 'der mich höchlich ärgert', so z. B. pedisequi nostri Cic. ad Att. 2, 16, 1.

22. Der Vergleich mit dem Baumstamm nimmt hier im Ärger fast einen philosophischeu Klang an! Doch vgl. Plaut. Trin. 849: quem ego qui sit homo nescio Neque novi, neque natus necne is fuerit, id solide scio. Capt. 560. Lucr. 4, 469.

23. volo] knüpft an v. 8 an, mittere aber ändert die dortige Phantasie (ire). pronum]

praecipitem v. 9.

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gilius Martialis 4, 8 nonnulli iumentorum soleas in itinere derelictas truncis ramisve suspendunt. Plin. 33, 140 soleas iumentis induere. Catull endigt manches Gedicht mit einem Vergleich, s. zu c. 2, 11.

Als c. 18-20 folgen in älteren Ausgaben das erste Fragment C.s und ohne jede Gewähr zwei pseudovergilische Gedichte (bei Ribbeck, appendix Vergiliana p. 147-150. anthol. lat. 774-775 R. poet. lat. min. 2 p. 158-161 B.).

21. Dieses Gedicht schrieb C. bald nach c. 15, als sich der dort geäufserte Verdacht als begründet erwies. Westphal will zwar das Gedicht an Furius gerichtet wissen (Aureli sei Genitiv, der Anfang sei verloren), da diesen nach c. 24 der junge Juventius liebte. Aber erstens kann ebensowohl auch der saubere Aurelius diesen geliebt haben, zumal v. 10 f. den Knaben im Hause des Angeredeten wohnhaft zeigt, und nach c. 15 der Knabe gerade zu Aurelius zog. Und besonders: wo ist irgend ein Anzeichen, dafs der puer von 15 und 21 gerade Juventius ist? Die Zeit ist unbestimmbar.

1. pater esuritionum] mit diesem derb-humoristisch übertreibenden Vater aller Hungerleidereien ist nicht Plaut. Stich. 155 Famem ego fuisse suspicor matrem mihi, sondern sind solche Stellen zu vergleichen, wo pater 'Veranlasser' bedeutet: πατὴρ τοῦ λόγου Plat. Symp. 177 d; ὁ πατὴρ τοῦδε τοῦ

navτós Plat. Tim. 28 c; lyrae parens Hor. c. 1, 10, 6; cenae pater Hor. sat. 2, 8, 7. So reden die Orientalen von einem Vater der Lüge u. dgl. Der Knabe war also bei Aurelius in Kost und Logis (s. c. 15), wurde aber sehr schmal gehalten.

esuritio (noch 23, 12) kommt vor C. nicht vor, nach ihm erst bei Petron 44 und Martial 1, 99, 10: in tantam miser esuritionem.

2. harum] der hier zunächst besprochenen (dagegen quot sunt = jetzt irgendwo in der Welt sind).

2-3. Diese Wendung ist Griechen (Xenoph. symp. 2, 10) u. Römern geläufig. Plaut. Trin. 1125: Neque fuit neque erit neque esse usquam hominem terrarum arbitror, quoius ff. Bacch. 1087: Quicunque ubiubique sunt, qui fuerunt quique futuri sunt posthac, u. ö.; vgl. auch Od. 16, 437 οὐκ ἔσθ ̓ οὗτος ἀνὴρ οὔδ ̓ ἔσσεται οὐδὲ γένηται. C. hat sie auch 24, 2-3 u. 49, 2-3 angewendet. Hier ist es wohl eine Parodie auf 24, 2-3, welche den Gegensatz von Vornehmheit und Dürftigkeit zu scharfem Ausdruck bringt. 49, 2-3 ist vielleicht die Originalstelle.

3. in annis] so toto in anno 23, 20. supremo in tempore 64, 151. in tempore longo 66, 35. noctibus in longis 68, 83. Sonst setzt C. temporalen Ablativ, wie felici luce 64, 16. 4. amores] s. zu 15, 1. 5. simul es] s. zu 50, 13. 6. omnia] alle Mittel der Verführung.

7. insidias] vgl. c. 15, 16. insidias instruentem (statt des häufigeren insidias struere) steht wie

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Liv. 6, 23, 6 quem insidiis instruendis locum; 23, 35, 14 instruendae fraudi.mihi] indirekt, eig. meis amoribus.

8. eine derbe Drohung wie 16, 1; 14, und ähnlich wie 15, 18. irrumatio ist ἅπαξ εἰρημένον.

9. satur] Nicht ob Aurelius, sondern ob der Knabe gesättigt wird, ist für C. wichtig. Deshalb lese ich atquei si faceret satur (facere im erotischen Sinn, wie in c. 110; vgl. Iuven. 7, 239).

11. für das hdschl. Me me konjicierte Scaliger Ah me me! was so nirgends vorkommt; Meleager Meus mi, während doch in diesem Ged. alle Verse spondeisch anlauten (was auch andere Vermutungen ignorieren). Mit leichter Änderung schrieb Hand das sachlich u. sprachlich befriedigende mellitus, was für solche Lieblinge trefflich pafst (48, 1. mellite Iuventi 99, 1; vgl. 3, 6). Auch an indigne (vgl. 101, 6 u. dgl.) oder intente könnte man denken.

12. Quare desine] so Mart. 1, 41,14.-pudicus] im Gegensatz zu irrumatus. Während das fem. pudica schamhaft, züchtig' heilst, scheint das masc. pudicus speziell den zu bedeuten, der sich nicht zu widernatürlichem stuprum hergiebt, nicht pathicus wird. So Plaut. Trin. 946. Ĥor. sat. 1, 6, 82. Vgl. c. 16, 4. 15, 5. Suet. Jul. 49.

13. sed irrum.] kurz für 'sed non tua sponte, verum a me summa poena affectus'.

11. meme puer

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5

idemque longe plurimos facit versus.
puto esse ego illi milia aut decem aut plura
perscripta, nec sic ut fit in palimpsestos
relata; chartae regiae nove libri,

novi umbilici, lora, rubra membrana,

derecta plumbo et pumice omnia aequata.

22. 5. sit ut fit in palmisepto 6. carte regie noue libri 7. membrane 8. detecta

4. milia decem] über sehr grofse Zahlen bei C. s. zu 9, 2. milia sc. versuum. Vgl. den Dichter Crispinus Hor. sat. 1, 4, 14 ff. aut...aut] steht nicht als strenger Gegensatz; ebenso aut nihil aut paulo 68, 131. 5. sic] (wie outos) so leichthin'. Hor. carm. 2, 11, 14 iacentes sic temere. ut fit] wie meistens. in palimpsestos] aus Sparsamkeit auf wohlfeiles Material eingetragen, also auf Pergament, von dem noch dazu die frühere Schrift wieder abradiert war (naliμwnOTOS), um die neue auf dasselbe Blatt zu schreiben. Cic. ad fam. 7, 18, 2 nam quod in palimpsesto, laudo equidem parsimoniam, sed miror quid in illa chartula fuerit quod delere malueris ff. Aus diesen hätten denn auch die Verse des Suffenus wieder getilgt werden können, und sie blieben jedenfalls unpubliciert. Daher ist Birts Vermutung (Buchwesen S. 69) in palimpsesto celata ansprechend, cf. Horaz a. p. 389. Bei relata aber mufs jedenfalls in c. acc. stehn.

nove

6. chartae regiae] das feinste teuerste Papier, nicht billiges Pergament. Es hiers χάρτης βασιλικός, späterhin nach Plinius 13, 74 und Sueton charta Augustea. libri] ist corrupt. Denn novi libri (so die Ausgaben) von der schmucken äufseren Erscheinung der Rollen überhaupt zu verstehen, passt hier zwischen lauter Specialitäten nicht. Birt (S. 68) zieht cartae regiae novae libri vor, vgl. Stat. silv. 4, 9, 7, aber gegen C.s Sprachgebrauch. Nach Analogie von Ovid Trist. 1, 1 und Martial 3, 2 welche Stellen hier überhaupt zu vergleichen sind

ist. an den Titel oder an das an

geheftete Titelblättchen (oillvßos) zu denken (titulus minio notetur Ov. 7. cocco rubeat superbus index Mart. 11). Vielleicht ist daher zu lesen notae rubrae, rote Titel? Statius u. a. bezogen libri auf die Umschläge (s. v. 7), was sprachwidrig ist.

7. umbilicus ist das Stäbchen, um welches die Bücherrolle gerollt wurde, das also den Mittelpunkt (ougalós) der Rolle bildete; oder wie hier die schön verzierten Enden dieses Stäbchens, über welches s. Ovid und Martial a. a. O.

novi] zur Elision s. zu 4, 17. lora] der Zweck dieser sonst nie erwähnten,,Riemen" ist unbekannt. Vielleicht sollten sie das Titelblättchen (oillvßos) an die frons der Rolle heften, vielleicht als Quaste den umbilicus schmücken, wahrscheinlich aber die Rolle damit am-2 bunden werden. Dies geschah meist mit Garn (Birt S. 68); Riemen wären dafür opulenter. Birt will lesen: coria rubra membranae (des Umschlags). Meist wird rubra zu lora gezogen; ich nehme es zu membrana, welches ein Epitheton bedarf, während lora schon an sich etwas Besonderes bezeichnet. rubra membrana] Pergament bildet die Umhüllung des Papierbuchs (Lygdamus 1, 9 lutea sed niveum involvat membrana libellum. Ovid 5 purpureo velent vaccinia fuco. Mart. 10 te purpura delicata velet); warum aber nur dies,,mit Blei gerade gemacht (lineirt)"? Deshalb ziehe ich mit Munro derecta zu omnia statt zu membrana, zu diesem aber natürlich ein anderes Epitheton, also rubra..

8. Alles ist mit bleiernem Stift sorgsam gerade lineirt (Anth. gr.

10

haec cum legas tu, bellus ille et urbanus.
Suffenus unus caprimulgus aut fossor
rursus videtur: tantum abhorret ac mutat.
hoc quid putemus esse? qui modo scurra
aut siquid hoc venustius videbatur,
idem infaceto est infacetior rure,

15 simul poemata attigit; neque idem umquam aeque est beatus ac poema cum scribit: tam gaudet in se tamque se ipse miratur.

13. ac(hac) re tristius 16. ac] ha 17. tamquam se

14. infaceto rure

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10. unus] ein beliebiger, sis tis. So Plautus, Cic. de or. 1, 132 unus paterfamilias. Brut. 320 quivis unus ex populo. C. selbst 10, 17. 37, 17. caprimulgus] "Ziegenmelker', ein άπαξ λεγόμενον für bäurische Unbildung. - fossor] Gräber, Ackerbauer (Hor. c. 3, 18, 15 ö.); nur hier ungebildeter Tölpel.

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11. abhorret] sc. a vero vel bono 'ist er untüchtig3. So euphemistisch auch in Prosa. Cic. de or. 2, 85: sin plane abhorrebit et erit absurdus. Nach andern ist zu ergänzen a se, von seiner äufsern Nettigkeit. mutat] intransitiv: ist ein andrer; vgl. Plautus Rud. 865 numquid muto? Liv. 9, 12, 3: adeo animi mutaverant. 39, 51, 10.

12. scurra] hier nicht 'Possenreifser, Spafsmacher', was es oft bedeutet, sondern ganz in bonam partem, wie urbanus, ein 'unterhaltender Mensch u. witziger Kopf', ein scurra notus urbano sale (Phaedr. 5, 5, 8); urbanus scurra (Plaut. Most. 15). scurra et venustus ac dicax war Vatinius (Seneca dial. 2, 17, 3); einen venustissimus scurra beschreibt Seneca rh. p. 17, 22 K.

15. ut neq; nec 0

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13. aut siquid] ähnliche Wendungen 13, 10. 23, 12. 42, 14. 82, 1-4. Mart. 14, 83 ö. hoc venustius] so vermutete ich und fand ich bei Traube, libamenta critica, München 1883. Denn tristius (V) und tritius passen nicht, scitius und tersius liegen der Tradition zu fern und zwingen dazu hac re stehen zu lassen, was zu scurra nicht pafst. Über venustius s. zu v. 12. Wegen der Cäsur vgl. 44, 11. Mit Traube auch hac in est zu ändern ist nicht unbedingt nötig, zumal est in obigen Stellen stets dem Komparativ nachsteht.

14. Das Landvolk erscheint bei C. plump oder albern, vgl. 36, 19 pleni ruris et inficetiarum; 54, 2. Ebenso kommt Tölpel von Dorf, vilain frz. von villa. Ähnliche pleonastische Traductio hat C. 39, 19 risu inepto ineptior; 27, 4 ebriosa acina ebriosior; 99, 2 dulci dulcius; 14 tristi tristius. Zur Form vgl. 43, 8.

15. poema ist im Gegensatz zu poesis ein kleineres Gedicht, nach Lucil. p. 48 M. Varro satt. p. 190 R.; vgl. 50, 16.

17. Denn: gaudent scribentes et se venerantur...quidquid scripsere, beati Horaz epp. 2, 2, 106. gaudet in se] er hat Freude an sich'. Lucr. 3, 73 gaudent in funere. Prop. 2, 4, 18 gaudeat in puero; vgl. uri, deperire in aliqua. Oder ist es wie gaudere in sinu zu verstehn 'er freut sich herzlich'? miratur] hiermit ist nach konkreter Catullischer Art der

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