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5

lasarpiciferis iacet Cyrenis, oraclum Iovis inter aestuosi

et Batti veteris sacrum sepulcrum,

aut quam sidera multa, cum tacet nox, furtivos hominum vident amores:

tam te basia multa basiare

7. 4. tyrenis (ty renis)

tis harenae. Vergil georg. 2, 105. Ovid met. 11, 615 und oft. Zu der ganzen Stelle vgl. 61, 202 ff. ille pulveris Africi Siderumque micantium Subducat numerum prius, Qui vostri numerare vult Multa milia ludi. Libyssal bei Herodot 'Libyerin', steht als Adj. bei Pindar (Λιβύσσας γυναικός Pyth. 9, 105), Eratosthenes (Λίβυσσαν ἅλα ν. 49) u. a. Kallimachos hat es hymn. 2, 86 als Subst. Die Augusteer verschmähten es; erst später kam es wieder auf.

4. lasarpiciferis] (äna§ lɛyóμεvov) das lasarpicium quod Graeci silphion vocant, in Cyrenaica provincia repertum, cuius sucum laser vocant, magnificum in usu medicamentisque' (Plin. H. N. 19, 38), soll schon zu des Plinius Zeit nicht mehr dort vorgekommen sein (1. c.), da die publicani es abweiden liefsen. 'Das laserpitium, das die Römer für einerlei mit dem griechischen silphium hielten und aus Asien bezogen obgleich nachbildende Dichter [Plautus Pseud. 816. Rud. 630] dabei Cyrene zu nennen liebten

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war wahrscheinlich ferula asa foetida, deren Beimischung die verschlemmte Zunge vornehmer Wüstlinge fremdartig reizte' (Hehn, Kulturpflanzen u. Haustiere S. 159). Über das oiqtov vgl. Stein zu Herodot 4, 169. Zur.Orthographie vgl. v. Jan zu Plin. vol. III p. 91, 32.

Cyrenis] die Hauptstadt von Cyrenaica heifst Kvoývŋ und nur bei Römern (Plaut. Rud. 41. Plin. 5, 31) auch als Plural Cyrenae. Catull scheint aber, da v. 5. 6 als Erklärung dazu gehören, unter Cyrenae (wie ähnl. unter Syriae und Britanniae 45, 22) die ganze Landschaft zu verstehen. Das y ist bei

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dem Cyrenäer Kallimachos selbst bald lang (hymn. 3, 206), öfter wie hier kurz gebraucht (hy. 2, 73, 94. ep. 21, 5).

5-6. In der Wüste zwischen Cyrene und dem Orakel des Juppiter Ammon auf der Oase Siwah. Dieses Hammonis oraculum a Cyrenis abest CCCC milia passuum' Plinius 1. c. aestuosi] glühend heifs' (s. 46, 5), ist in külmer Enallage von dem Gotte statt von der Gegend gebraucht; vgl. Syrtes aestuosas Hor. c. 1, 22, 5. inter] also im Sand der Wüste. Auch liebte jene Pflanze den sandigen Boden, der ἡ δίαμμος καὶ σιλφιοφόρος καὶ ξηρά bei Strabo 2, 133 heifst. Anklang bei Properz 5, 1, 103 harenosum Libyae Iovis explicat antrum.

6. Batti veteris] des Gründers von Kyrene um 650 v. Chr. (Her. 4, 150 ff.) und Ahnen des Kallimachos. Sein Grabmal befand sich nahe der Agora in der Stadt, und er genofs die Ehren eines Halbgottes, eines ἥρως λαοσεβής (Pindar. Pyth. 5, 128).

7. Hier kehrt C. zu seiner einfachen Ausdrucksweise zurück, mit der er den Gedanken "So viel' Stern' am Himmel stehen' geistvoller als Kallim. hymn. 4, 175 ἐσάριθμοι τείρεσιν, ἡνίκα πλεῖστα κατ ̓ ᾖέρα βουκολέονται, und anders als Theokrit 30, 27 wiedergiebt.nox] Rhythmus wie 5, 5.

9. te] ist vielleicht Objekt 'dich mit so vielen Küssen zu küssen', obwohl 8, 18 quem basiabis? auch dafür spricht, te als Subjekt zu nehmen und me als Objekt zu ergänzen.

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basia basiare] die schon bei Plautus häufige figura etymologica wendet Catull öfter an: odissem

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vesano satis et super Catullo est, quae nec pernumerare curiosi possint nec mala fascinare lingua.

8.

Miser Catulle, desinas ineptire,

et quod vides perisse perditum ducas. fulsere quondam candidi tibi soles, . cum ventitabas quo puella ducebat amata nobis quantum amabitur nulla.

8. 4. quo] quod G? O

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12. fascinare] wohl aus Bαoxaívεiv entstanden, auch bei Verg. und später vorkommend: 'mit einem Zauber behaften'. Was dem Gezählten in c. 5 der böse Blick, könnten also hier böse Worte thun (ne noceat mala lingua Verg. ecl. 7, 28).

8. Monolog. Eine von Lesbia (8. zu v. 5) ausgehende Entfremdung rief in dem Dichter eine momentane trotzige, schroffe Stimmung hervor. Halb wehmütig, halb sich verhärtend denkt er: „Fahre hin, Zeit der schönen Liebe! Du giebst mich auf, so gebe ich denn auch dich auf." Da keine Untreue Lesbias .. keine Eifersucht erwähnt wird, C. auch der Standhaftigkeit seines Schmollens nicht eben sehr zu trauen scheint und darum in Ton u. Haltung unsicher übertreibt, so wird das formell recht gute,

CATVLLVS.

stimmungsvolle choliambische Gedicht einer frühen Zeit der Liebe angehören. Der andre Monolog c. 76 ist jedenfalls später gedichtet. Vgl. die Stimmung in Properz 2, 5.

1. Catulle] Selbstanrede finden wir c. 46, 51, 52, 76, 79; anderswo spricht C. (wie v. 12 f. und 7, 10) in dritter Person von sich. desinas] die 2. Person des Konjunktivs findet sich für eine an eine bestimmte Person gerichtete Aufforderung statt des Imperativs 1) in der Umgangssprache: bei Plaut. und Ter. sehr oft (Most. 1129 hic aput nos hodie cenes), Cat. 32, 7 und in Briefen (Cic. Att. 10, 15, 4); 2) nach Ennius trag. 323 V. bei Cat. 34, 21; 24. 61, 95 ff.; häufig bei Livius (6, 12, 10 teneas) u. Späteren. Dräger, hist. Syntax 12, 311. ineptire] den Narren zu spielen', Wort der Komödie.

2. ist sprichwörtliche Wendung, wie bei Plautus Trin. 1026 quin tu quod periit perisse ducis? Hin ist hin, verloren ist verloren' (Bürger, Lenore).

3. candidi soles] heitere, d. h. bei den Dichtern: glückliche, Tage (λευκὴ ἡμέρα Menander bei Zenob. 6, 13). Zu soles vgl. Anm. zu 5, 4. Ein Unglückstag ist niger sol: Hor. sat. 1, 9, 72.

4. ducebat] hinzog, mit dem Zuge des Herzens, lockte. Nach manchen Erklärern ist das Haus des Allius (c. 68, 68 ff.) gemeint.

5. so spricht C. von Lesbia, und nur von ihr, öfter: (37, 12) 58, 2.

2

ibi illa multa tum iocosa fiebant,

quae tu volebas nec puella nolebat.
fulsere vere candidi tibi soles.

nunc iam illa non vult: tu quoque, impotens, noli, 10 nec quae fugit sectare, nec miser vive,

sed obstinata mente perfer, obdura.

vale, puella. iam Catullus obdurat,

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vo

87, 1. vgl. auch 68, 159. 82, 3. amata nobis] die erste Person ist hart, da C. v. 1-11 und 19 von sich nur in zweiter, von Lesbia in dritter Person, v. 12-18 aber umgekehrt spricht. Ähnliches s. 76, 1-16 und 17-26. nobis lässt sich zwar durch 46, 4–6 (Catulle lemus) und 62, 11 ff. (aspicite-nos vincemur — convertite) und durch Verg. Aen. 4, 541 teilweise stützen; da aber hier der Wechsel in einem einzigen Satze stattfände, ist Schölls Vermutung, es sei wie 37, 12 amata tantum zu lesen und nobis habe nur die Lücke später gefüllt, zu beachten. Wechsel der Anrede ist bei C. frei und häufig.

6 f. Die Sprache ist höchst einfach. ibi tum] da nun' ist nach manchen Erklärern beides zeitlich, ibi steht (dem ubi entsprechend) temporal auch 63, 42; 76. 66, 33, und oft in der Sprache der Komödie, einzeln auch bei Phädrus 1, 1, 12, Verg. und Liv. Auch ibi tum findet sich Ter. Andr. 106 ibi tum filius aderat, 634, und Plautus. Doch kann ibi auch örtlich sein wie 63, 48; 90, und den Ort quo puella ducebat bedeuten. jene uns wohlbekannten iocosa] vgl. multa milia ludi 61, 210.

illa]

=

8. wiederholt beinahe v. 3. Solche halbe Wiederholung nach alexandrinischen Vorbildern hat C. noch v. 11 u. 19, dann in c. 13, 1 u. 7; 24, 5; 8; 10. in c. 29, 2 und 10; v. 12 und 23; in 42; in 56; öfter in 61; in 68, 20 und 92. Vollständige Wiederholung des Anfangsverses zum Schlufs enthält c. 16; 36; 52; 57. Andere Wiederholungen sind in c. 42, in 45, die Interkalarverse

in 61, 62 und 64; der 2. und 4. Vers in den Epigrammen 82, 84 und 103.

9. Der in V unvollständige Vers ist mit Avantius durch -ns noli zu ergänzen: 'lafs auch du, Leidenschaftlicher, ab von deinem Wollen'. Denn illa non vult ist Gegensatz zu nec puella nolebat v. 7, also mufs dem tu volebas in 7 ebenfalls ein tu noli entgegenstehen. impotens steht in diesem Sinn auch c. 35, 12; vgl. 4, 18. Scaliger las impotens ne sis, sei nicht leidenschaftlich; dies verwischt aber den geraden Gegensatz.

10. quae] ist femin, singular. Theokrit 11, 75 τί τὸν φεύγοντα διώκεις; nec miser vive] sei nicht unglücklich'. Westphal: sei ein Held! vivere = esse verbindet C. 10, 33. 107, 7. 111, 1 mit Adjektiven, wie die Komiker und Cicero, z. B. ego vivo miserrimus, ad Att. 3, 5 (Dräger, hist. Synt. 12, 352).

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11. obstinata mente] "fest entschlossenen Sinnes'. obstinato animo hat Attius 84 R., im ganzen aber gehört das Wort der Prosa an. perfer] sc. malum, wie Odyss. 20, 18 τέτλαθι δή, κραδίη. obdura] sei hart, harre aus' (perfer et obdura Ov. am. 3, 11, 7. persta atque obdura Hor. sat. 2, 5, 39). Das schroffe Asyndeton, mit dem 45, 20 nicht zu vergleichen ist, drückt C.s herbe Stimmung trefflich aus.

12-18. ist Lesbia angeredet. 12. vale, puella] für den Augenblick ernst gemeinter förmlicher Abschied. Der Name Lesbia ist vermieden, weil sie seiner jetzt un

15

nec te requiret nec rogabit invitam: at tu dolebis, cum rogaberis nullei. scelesta, vae te! quae tibi manet vita! quis nunc te adibit? cui videberis bella? quem nunc amabis? cuius esse diceris? quem basiabis? cui labella mordebis? at tu, Catulle, destinatus obdura.

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würdig ist; die Form des Abschieds ist steif, die kahle Anrede puella hat C. nur hier.

13. rogabit] sc. amoris causa. 14. mit dem emphatischen at kehrt die catullische Lebhaftigkeit wieder. rogaberis nulla geben die Hds. nullus für non ist zwar bei Plautus, Terenz u. in Ciceros Briefen häufig (ille qui vocavit nullus venit Rud. 143. nullus discederet ad Att. 15, 22. nullus creduas Trin. 606) und kommt mit esse bei C. selbst 17, 20, Ovid. met. 9, 734 u. a. vor. Sonst ist noch Ciris 177 nulla (= non) colum novit zu bemerken. Aber nirgends steht nullus beim Passiv, wo es auch härter wäre. Daher las Statius: 'nullā, scelesta, nocte'; Vossius: nullam, sc. noctem.' Viel einfacher ist aber die in den Text aufgenommene Vermutung Rofsbergs: wenn Du von niemandem geliebt wirst'. Der Dativ statt a c. abl. wie 35, 18. Die Stelle zeigt, dafs dem C. keine Untreue Lesbias bekannt

war.

15. scelesta, vae te!] Wie in v. 12 die Entfremdung, so wird hier die Entrüstung übertrieben. scelestus heifst (nicht wie Plaut. Most. 563 unglücklich, sondern) frevelhaft; ihr Frevel ist aber nur, dafs sie sich dem Catull entzieht. Das pathetische vae steht meist c. dativo; c. acc. noch bei Plautus Asin. 481 (vae te) und Seneca apocol. 4 ex. (vae me, puto, concacavi me). tibi manet] 'ist dir sicher, dir beschieden, bleibt dir noch

übrig'. Cic. Phil. 2, 11 cuius tibi fatum manet. So 76, 6 parata manent.. gaudia tibi. Aen. 1, 257. Dagegen hiefse te manet erwartet dich'.

16-18. erinnern Lesbia an vergangenes Glück. C. redet sich in stets strafenderen Sinn hinein; dafs aber sie sich zu andern Liebhabern wenden könne, scheint er absichtlich zu ignorieren.

16. bella] (vgl. 43, 6) nett, charmant.

17. cuius esse diceris] sc. ab ipso? er nennt dich sein Liebchen, wie ich dich bisher so nannte? oder sc. a populo? (Ovid. am.. 3, 12,5 quae modo dicta mea est.) Wenn das Volk sie selbstverständlich so nennen soll, dafs sie alicuius est, möchte man doch wohl an eine Libertine geringeren Standes denken. Aber die Auslegung ist unsicher.

18. labella mordebis?] Plaut. Pseud. 67 teneris labellis molles morsiunculae. Hor. c. 1, 13, 12 puer impressit dente labris notam. Immer reizender wird ihr das verlorene Liebesglück dargestellt: da plötzlich das schroffe Abbrechen. Ist dies dem Dichter ernst? oder will er sie wieder locken?

19. Halbrefrain zu 11; vergl. zu v. 8. destinatus] 'bestimmt', heifst nur hier (und später bei Curtius und Ammian): durch eigenen Willen fest entschlossen', wofür sonst obstinatus (11) steht.

9.

Verani, omnibus e meis amicis antistans mihi milibus trecentis, venistine domum ad tuos penates fratresque unanimos anumque matrem?

9. 1. Veranni 2. antistas

9. Willkommen! Einfach - herzliche Begrüfsung des, wie C. soeben erfuhr, von einer Reise glücklich zurückgekehrten intimsten Freundes Veranius. Dieser war mit C.s anderem Freunde Fabullus in Spanien gewesen, worüber 12, 14 zu vergleichen ist. Wenn beide nun in c. 28 und 47 auch gemeinsam als Genossen in der cohors praetoria eines Statthalters Piso, und zwar entweder gleichzeitig mit C.s bithynischer Reise oder später, erscheinen, so ist dafür entweder mit Jungclaufsen und Schwabe an das Prokonsulat, das L. Calpurnius Piso Caesoninus, cos. 58, in Macedonien von 57 bis Anfang 55 verwaltete, zu denken (über dessen Charakter 28, 5. 47, 1 und 4 zu vergl. ist); oder wenn man eine zweimalige gemeinsame Reise des Veranius und Fabullus für unwahrscheinlich erklären und deshalb auch c. 9 und 12 der Reise mit der, darin allerdings nicht erwähnten, cohors praetoria zuweisen will müfsten sie bei einem Statthalter Piso in Spanien gewesen sein. Da uns der Statthalter von Hispania citerior für 57 unbekannt ist, könnte 'dies vielleicht ein Piso sein; etwa M. Pupius Piso Calpurnianus, der früher Proprätor in Spanien, dann 61 Konsul, vielleicht 57 wieder in Spanien als Prokonsul weilte (was bald darauf Pompeius für Spanien war)? Doch stehn dieser Annahme auch Bedenken entgegen. Genauer ist die Abfassungszeit nicht zu bestimmen. Der Ton der Freundschaft, die wenigstens mit Fabullus schon in der Lesbiazeit bestand (s. zu 13), ist viel wärmer als in ähnlichem Falle bei Horaz c. 1, 36. 2, 7.

1. Veranius] der Name hat inschriftlich stets und in V meist

4. uno animo sanamque (suamque)

nur éin n; er kommt in der Kaiserzeit öfter und zwar stets ohne Cognomen vor.

2. antistare] einen übertreffen, gewöhnlich mit Dativ oder Accus., nur hier mit ex c. abl. 'der du mir aus all meinen Freunden hervorstehst', und zwar 'um sehr vieles', was durch trecenta (adj.) milia (subst.) ausgedrückt ist. Ebenso 48, 3 usque ad milia basiem trecenta; Hor. sat. 2, 3, 116. Dagegen gilt als grosse Zahl trecenti: 11, 18 und 12, 10, sowie Hor. sat. 1, 5, 10. carm. 3, 4, 79. Plaut. mil. 250. ducenties aut trecenties: c. 29, 15. centum an ducenti: 37, 7. multa milia: 5, 10. 61, 210. 66, 78. 68, 46; vgl. überhaupt c. 5. milia quingenta: 95, 3. milia aut decem aut plura: 22, 4. milies: 35, 8. Andere, wie Pfeiffer (symbol. Cat. 1834 p. 51) erklären um 300 Meilen' u. vergleichen Ar. Nub. 430 τῶν Ἑλλήνων εἶναί με λέγειν ἑκατὸν σταδίοιoi agiotov, u. Ran. 91. Andere erklären: 'der du aus allen meinen zahllosen Freunden mir hervorragst'. Dem widerspricht jedoch die Hervorhebung der Zahl neben omnibus und die Wortstellung.

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