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15

cur? non tam latera ecfututa pandes, ni tu quid facias ineptiarum.

quare quidquid habes boni malique dic nobis. volo te ac tuos amores ad caelum lepido vocare versu.

7.

Quaeris, quot mihi basiationes tuae, Lesbia, sint satis superque.

quam magnus numerus Libyssae harenae

13. et futura panda 14. nec

13. cur?] d. h. cur tacere nil valet? vgl. die Grabschrift des Ennius: cur? volito vivus per ora virum. Auch hier ist quia zu ergänzen. Doch könnte auch gelesen werden cum non t. l. e. pandes, wodurch der Redeflufs catullischer wird. — ecfututa] von Ausschweifungen entkräftet (nach Priap. 26, 7). lateral ist der Sitz der Kraft, beim Redner also die Lunge, aber auch allgemein. pandes] ist zu schreiben, potential, von pandare 'krümmen': er geht gebeugt mit wankenden Hüften, weil der Manneskraft verlustig od. durch ansteckende Krankheit (v. 4) geschwächt. Ovid am. 3, 11, 13: lassus amator, invalidum referens emeritumque latus.

14. ineptiarum] hier Dummheiten, s. zu v. 4.

15. quare quidquid] wie 1, 8. Horaz c. 1, 27, 17 quidquid habes, age depone tutis auribus.

16. dic nobis] ebenso 55, 15. Die Worte zeigen Catulls warmes Gefühl für Freundschaft, 16-17

aber allerdings auch, an was für Gegenstände er bisweilen sein Dichtertalent verschwendete. nobis. volo] zwischen dem Sing. und Plural der ersten Person wechselt C. oft ab, so 14b, 1—3 (mearum — nobis); 15, 5 f.; 15, 13; 16. 32, 1; 7. 44, 1; 6. 50, 17; 18. 64, 132; 138. ib. 149; 158. 68, 17 und noch oft. amores] das Liebchen', welches dem Liebhaber an Rang und Stand nicht ebenbürtig ist (so 10, 1. 15, 1. 21, 4. 40, 7. 45, 1. 64, 27), vgl. zu 38, 6. von Lesbia ist dieses Wort nie gebraucht.

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1. basiationes tuae] Küsse von dir und an dich, s. 5,7. bas. kommt nur noch bei Martial 7, 95, sonst aber Substantive auf -tio in der Umgangssprache (Plautus) u. bei C. im niedern Stil oft vor, s. 6, 11. 38, 8. 48, 6 u. Ở.

2. satis superque] hat wie bisweilen die abgeschwächte Bedeutung von satis, wie v. 10. Der Ausdruck ist auf Allitteration zurückzuführen.

3 ff. giebt die Antwort. Die Unzähligkeit der Sandkörner ist sprichwörtlich. Genesis 22, 7; Hom. ΙΙ. 9, 385 ὅσα ψάμαθός τε κόνις τε. Kallim. hymn. 3, 253 ψαμάθῳ ἴσος, Hor. c. 1, 28, 1 numeroque caren

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10

grans

ni sint inlepidae atque inelegantes,
velles dicere nec tacere posses.
verum nescio quid febriculosi
scorti diligis: hoc pudet fateri.
nam te non viduas iacere noctes,
nequaquam tacitum cubile clamat
sertis et Syrio fragrans olivo,
pulvinusque peraeque et hic et illic
attritus, tremulique quassa lecti
argutatio inambulatioque.

nil celare valet, nihil tacere.

6. 2. ne 5. hic O 7. ne quid(quic)quam

9. hec et illo

8. sertis asirio fla12. nam in (nam ni) ista preualet nichil tacere.

ling', steht wie 32, 2 und wie bei C. meist (s. zu v. 16) amores, in geringerem Sinne; auf Lesbia wird beides nicht angewandt. So auch deliciae domini Verg. ecl. 2, 2.

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2 f. konditionale Konstruktion von der Art wie Lucr. 5, 276: qui nisi retribuat recreetque, omnia iam resoluta forent. Verg. georg. 4, 116 ni traham. canerem, u. a. (Nipperdey zu Tac. ann. 1, 19; Dräger hist. Syntax 22, 721). qui remanserint ac.. voluissent Liv. 23, 15, 4. vgl. c. 58b, 1. Bei C. ist die Wendung gewählt, weil sie höflicher ist als das eigentlich gemeinte Ni essent inlepidae. N. Heinsius schreibt übrigens v. 3 velis und possis. inl.] 'unfein' 10, 4. 36, 17. elegantes] viell. besonders 'ungebildet in der Sprache': vgl. elegante lingua 43, 4.

in

4. febriculosi] steht bei C. zuerst eig. fieberkrank, dann wohl mit Lustseuche oder dgl. behaftet. vgl. morbosi 57, 6.

6. viduas noctes] so Ovid u. a. oft; vgl. in lecto caelibe 68, 6.

7. nequaquam] ist abhängig von tacitum; denn es ist das keineswegs (nequaquam) ruhige' [so vermutet Statius] cubile dem 'vergeblich ruhigen' (weil es sich durch andere Dinge verrate) wohl als einfacher vorzuziehen: s. v. 11. Cic. Catil. 1, 21 'cum tacent, clamant', wäre bei der Lesung nequiquam zu vergleichen. clamat 'giebt deutlich kund'.

8. olivum] bei Dichtern oft Öl' (oleum); hier und Prop. 3, 17, 31 Salböl, Parfum' (Zvoío uvo̟o Theokr. 15, 114), wie z. B. das unguentum Syrium 66, 78, das malobathrum Syrium bei Hor. c. 2, 7, 8. Da Syrius und Assyrius oft gleichbedeutend gebraucht werden, sagt Cat. selbst 68, 144 fragrantem Assyrio venit odore domum. Ob die hdschftl. Orthographie in flagrans unrichtig sei, ist unsicher.

9. peraeque] überaus gleichmäfsig', ein Wort der Prosa. -et hic et illic] rechts und links: scherzhafter Indicienbeweis. Die Lesart et hic et ille pafst nicht, da das Bett natürlich nicht ein rechtes und ein linkes Kissen hatte.

10. künstlicher Ausdruck statt lecti quassi et inde tremuli; wörtlich des zitternden Bettes erschüttertes Knarren'. vgl. Ov. am. 3, 14, 26.

in

11. argutatio] ist anak leyóuεvov. vgl. argutus 68, 72. ambulatio] nur hier so v. w. commotio, das Hinundherschwanken. 12. nil nihil] Wiederholung wie 42, 21 nil proficimus, nihil movetur; 17,21; 64, 146. So schreibe ich für das übliche nam nil (od. mi) stupra valet nihil tacere, wo wohl nil u. nihil ungetrennt sein müssten wie non non 14, 16, iam iam 63, 73, und wo stupra, ein Wort, das stets einen Tadel einschliefst, auf-, fällt. nihil valet] es vermag nichts, nützt nichts.

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cur? non tam latera ecfututa pandes, ni tu quid facias ineptiarum.

quare quidquid habes boni malique dic nobis. volo te ac tuos amores ad caelum lepido vocare versu.

7.

Quaeris, quot mihi basiationes tuae, Lesbia, sint satis superque.

quam magnus numerus Libyssae harenae

13. et futura panda 14. nec

13. cur?] d. h. cur tacere nil valet? vgl. die Grabschrift des Ennius: cur? volito vivus per ora virum. Auch hier ist quia zu ergänzen. Doch könnte auch gelesen werden cum non t. 1. e. pandes, wodurch der Redeflufs catullischer wird. ecfututa] von Ausschweifungen entkräftet (nach Priap. 26, 7). latera] ist der Sitz der Kraft, beim Redner also die Lunge, aber auch allgemein. - pandes] ist zu schreiben, potential, von pandare 'krümmen': er geht gebeugt mit wankenden Hüften, weil der Manneskraft verlustig od. durch ansteckende Krankheit (v. 4) geschwächt. Ovid am. 3, 11, 13: lassus amator, invalidum referens emeritumque latus.

14. ineptiarum] hier Dummheiten, s. zu v. 4.

15. quare quidquid] wie 1, 8. Horaz c. 1, 27, 17 quidquid habes, age depone tutis auribus.

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16. dic nobis] ebenso 55, 15. Die Worte zeigen Catulls warmes Gefühl für Freundschaft, 16-17 aber allerdings auch, an was für Gegenstände er bisweilen sein Dichtertalent verschwendete. nobis. volo] zwischen dem Sing. und Plural der ersten Person wechselt C. oft ab, so 14b, 1—3 (mearum — nobis); 15, 5 f.; 15, 13; 16. 32, 1; 7. 44, 1; 6. 50, 17; 18. 64, 132; 138. ib. 149; 158. 68, 17 und noch oft. amores] das Liebchen', welches dem Liebhaber an Rang und Stand nicht ebenbürtig ist (so 10, 1. 15, 1. 21, 4. 40, 7. 45, 1. 64, 27), vgl. zu 38, 6. von Lesbia ist dieses Wort nie gebraucht.

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1. basiationes tuae] Küsse von dir und an dich, s. 5,7. bas. kommt nur noch bei Martial 7, 95, sonst aber Substantive auf -tio in der Umgangssprache (Plautus) u. bei C. im niedern Stil oft vor, s. 6, 11. 38, 8. 48, 6 u. Ở.

2. satis superque] hat wie bisweilen die abgeschwächte Bedeutung von satis, wie v. 10. Der Ausdruck ist auf Allitteration zurückzuführen.

3 ff. giebt die Antwort. Die Unzähligkeit der Sandkörner ist sprichwörtlich. Genesis 22, 7; Hom. ΙΙ. 9, 385 ὅσα ψάμαθός τε κόνις τε. Kallim. hymn. 3, 253 ψαμάθῳ ἴσος, Hor. c. 1, 28, 1 numeroque caren

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lasarpiciferis iacet Cyrenis, oraclum Iovis inter aestuosi

et Batti veteris sacrum sepulcrum,

aut quam sidera multa, cum tacet nox, furtivos hominum vident amores:

tam te basia multa basiare

7. 4. tyrenis (ty renis)

tis harenae. Vergil georg. 2, 105. Ovid met. 11, 615 und oft. Zu der ganzen Stelle vgl. 61, 202 ff. ille pulveris Africi Siderumque micantium Subducat numerum prius, Qui vostri numerare vult Multa milia ludi. Libyssa] bei Herodot 'Libyerin', steht als Adj. bei Pindar (Aißvooαs yvvαinós Pyth. 9, 105), Eratosthenes (Λίβυσσαν ἅλα τ. 49) u. a. Kallimachos hat es hymn. 2, 86 als Subst. Die Augusteer verschmähten es; erst später kam es wieder auf.

4. lasarpiciferis] (ἅπαξ λεγόμε vov) das lasarpicium quod Graeci silphion vocant, in Cyrenaica provincia repertum, cuius sucum laser vocant, magnificum in usu medicamentisque' (Plin. H. N. 19, 38), soll schon zu des Plinius Zeit nicht mehr dort vorgekommen sein (1. c.), da die publicani es abweiden liefsen. Das Taserpitium, das die Römer für einerlei mit dem griechischen silphium hielten und aus Asien bezogen obgleich nachbildende Dichter [Plautus Pseud. 816. Rud. 630] dabei Cyrene zu nennen liebten

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dem Cyrenäer Kallimachos selbst bald lang (hymn. 3, 206), öfter wie hier kurz gebraucht (hy. 2, 73, 94. ep. 21, 5).

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5-6. In der Wüste zwischen Cyrene und dem Orakel des Juppiter Ammon auf der Oase Siwah. Dieses Hammonis oraculum a Cyrenis abest CCCC milia passuum' Plinius 1. c. aestuosi glühend heifs' (s. 46, 5), ist in külmer Enallage von dem Gotte statt von der Gegend gebraucht; vgl. Syrtes aestuosas Hor. c. 1, 22, 5. - inter] also im Sand der Wüste. Auch liebte jene Pflanze den sandigen Boden, der ἡ δίαμμος καὶ σιλφιοφόρος καὶ ξηρά bei Strabo 2, 133 heifst. Anklang bei Properz 5, 1, 103 harenosum Libyae Iovis explicat antrum.

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6. Batti veteris] des Gründers von Kyrene um 650 v. Chr. (Her. 4, 150 ff.) und Ahnen des Kallimachos. Sein Grabmal befand sich nahe der Agora in der Stadt, und er genofs die Ehren eines Halbgottes, eines ἥρως λαοσεβής (Pindar. Pyth. 5, 128).

7. Hier kehrt C. zu seiner einfachen Ausdrucksweise zurück, mit der er den Gedanken So viel' Stern' am Himmel stehen' geistvoller als Kallim. hymn. 4, 175 ἐσάριθμοι τείρεσιν, ἡνίκα πλείστα κατ ̓ ᾖέρα βουκολέονται, und an ders als Theokrit 30, 27 wiedergiebt. nox] Rhythmus wie 5, 5.

9. te] ist vielleicht Objekt 'dich mit so vielen Küssen zu küssen', obwohl 8, 18 quem basiabis? auch dafür spricht, te als Subjekt zu nehmen und me als Objekt zu ergänzen.

basia basiare] die schon bei Plautus häufige figura etymologica wendet Catull öfter an: odissem

10 vesano satis et super Catullo est, quae nec pernumerare curiosi possint nec mala fascinare lingua.

5

8.

Miser Catulle, desinas ineptire,

et quod vides perisse perditum ducas. fulsere quondam candidi tibi soles, cum ventitabas quo puella ducebat amata nobis quantum amabitur nulla.

8. 4. quo] quod G? O

odio 14, 3. gaudia gaudeat 61, 113. sectam secutae 63, 15. iuncta iuga 63, 76. facinus facias 81, 6. f. facis 110, 4. vgl. ridete cachinnos 31, 1. 56, 3.

10. vesano] ebenso steht vesana flamma 100, 7 von leidenschaftlicher Liebe. satis et super]

8. zu v. 2.

11. ist ähnlich wie 5, 11; und 12 fast dasselbe wie 5, 12 f., woselbst die Anmerkung zu vergleichen. Also ist pernumerare: zählen u. darum schaden können. curiosi] die Neugierigen. Denn curiosus nemo est quin sit malevolus' Plaut. Stich. 208.

12. fascinare] wohl aus Bαonaive entstanden, auch bei Verg. und später vorkommend: 'mit einem Zauber behaften'. Was dem Gezählten in c. 5 der böse Blick, könnten also hier böse Worte thun (ne noceat mala lingua Verg. ecl. 7, 28).

8. Monolog. Eine von Lesbia (8. zu v. 5) ausgehende Entfremdung rief in dem Dichter eine momentane trotzige, schroffe Stimmung hervor. Halb wehmütig, halb sich verhärtend denkt er: „Fahre hin, Zeit der schönen Liebe! Du giebst mich auf, so gebe ich denn auch dich auf." Da keine Untreue Lesbias u, keine Eifersucht erwähnt wird, C. auch der Standhaftigkeit seines Schmollens nicht eben sehr zu trauen scheint und darum in Ton u. Haltung unsicher übertreibt, so wird das formell recht gute,

CATVLLVS.

stimmungsvolle choliambische Gedicht einer frühen Zeit der Liebe angehören. Der andre Monolog c. 76 ist jedenfalls später gedichtet. Vgl. die Stimmung in Properz 2, 5.

1. Catulle] Selbstanrede finden wir c. 46, 51, 52, 76, 79; anderswo spricht C. (wie v. 12 f. und 7, 10) in dritter Person von sich. desinas] die 2. Person des Konjunktivs findet sich für eine an eine bestimmte Person gerichtete Aufforderung statt des Imperativs 1) in der Umgangssprache: bei Plaut. und Ter. sehr oft (Most. 1129 hic aput nos hodie cenes), Cat. 32, 7 und in Briefen (Cic. Att. 10, 15, 4); 2) nach Ennius trag. 323 V. bei Cat. 34, 21; 24. 61, 95 ff.; häufig bei Livius (6, 12, 10 teneas) u. Späteren. Dräger, hist. Syntax 12, 311. ineptire] den Narren zu spielen', Wort der Komödie.

2. ist sprichwörtliche Wendung, wie bei Plautus Trin. 1026 quin tu quod periit perisse ducis? Hin ist hin, verloren ist verloren' (Bürger, Lenore).

3. candidi soles] heitere, d. h. bei den Dichtern: glückliche, Tage (λευκὴ ἡμέρα Menander bei Zenob. 6, 13). Zu soles vgl. Anm. zu 5, 4. Ein Unglückstag ist niger sol: Hor. sat. 1, 9, 72.

4. ducebat] hinzog, mit dem Zuge des Herzens, lockte. Nach manchen Erklärern ist das Haus des Allius (c. 68, 68 ff.) gemeint.

5. so spricht C. von Lesbia, und nur von ihr, öfter: (37, 12) 58, 2.

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