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et hoc negat minacis Adriatici negare litus insulasve Cycladas

Rhodumque nobilem horridamque Thraciam Propontida trucemve Ponticum sinum, ubi iste post phaselus antea fuit comata silva: nam Cytorio in iugo loquente saepe sibilum edidit coma.. Amastri Pontica et Cytore buxifer, tibi haec fuisse et esse cognitissima ait phaselus: ultima ex origine tuo stetisse dicit in cacumine,

6. h' Omina ei sima O 11. citeorio

7. insulaue geladas O 13. citheri

6 ff. Catull verfolgt in der Erinnerung seine Reise aus Bithynien bis zu ihrem Anfange rückwärts. minacis Adriatici] (sc. maris) die stofsweisen Nordostwinde (Bora) und der heftigere, doch nicht so schlimme Sirocco herrschen im Adriatischen Meere und machen es gefährlich. Ebenso Hor. c. 1, 3, 15; 33, 15. 3, 3, 5; 9, 22.

8. Rhodum nobilem] die clara Rhodos (Hor. c. 1, 7, 1) war durch Wissenschaft, Kunst u. Handel bedeutend und wurde gerade zu Ciceros Zeit von vornehmen Römern viel besucht. - nobilem-horridam] beabsichtigter Gegensatz. — Dazwischen liegen die clarae Asiae urbes, die C. besuchen wollte: 46, 6. vgl. c. 101. Die thrakische Propontis' (in Poesie erst bei Ovid met. 6, 435, sonst schon bei Varro, steht Thracia statt Thrace substantivisch) ist horrida, tosend, лolúphotoẞos, da das angrenzende Thracien den Dichtern als stürmisch gilt (Il. 9, 5); der Pontus ist trux ἄξενος πόντος.

=

10. iste post phaselus] Gräcismus (ὁ ἔπειτα φάσηλος), über welchen vgl. Dräger, hist. Synt. 12, 131 f. Diese geographische Vorstellung, als seien die Küsten des Pontus durch das Bauholz ihrer Wälder weithin berühmt (s. zu v. 13), hat wohl Horaz aus C. entlehnt (c. 1, 14, 11 Pontica pinus), Cat. selbst denkt daran nicht.

11. comata silva] so xóun

14. cognotissima

8. tractam 16. tuas G

ἐλαίης Od. 23, 195; φύλλων κώμα Sappho fg. 4 (?); póẞn vins Soph. Ant. 419; ὄρος κεκομημένον ὕλῃ Kallim. hy. 3, 41 u. dgl. arboribusque comae Hor. c. 4, 7, 2. Der Vergleich der belaubten Äste und Zweige mit dem Haar widerstrebt unserer Anschauung.

12. loquente] säuselnd'. pinus loquentes Verg. ecl. 8, 22. Der Ausdruck loquente coma ist künstlich. 13. Amastris an der paphlagonischen Küste, zu dessen Gebiet auch der Berg Kytoros gehörte, war berühmt wegen seiner schönen Buchsbäume (Strabo 544. Verg. G. 2, 437. Plin. 16, 71), die aber für den Schiffsbau nicht in Betracht kommen; aber jetzt noch sind dort die ausgedehntesten Wälder von Eichen, Buchen, Nadelholz und Kastanien (G. Hirschfelds Reise 1882). — buxifer] ἅπαξ λεγόμενον. 14. tibi] Am. u. Cyt. bilden der dichterischen Anschauung eine Einheit. et esse] noch jetzt in der Erinnerung; ein naives Selbstlob. cognitissima] steht nur hier, hat aber zahlreiche Analogieen bei Plautus u. später. Dräger 12, 26 ff.

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15. ultima ex orig.] 'seit Uranfang', als uralte Bäume; wurde von Klotz unschön zu cognitissima gezogen.

16. stetisse] nämlich als silva (v. 10). Man beachte die schöne Personifikation, gleichsam eine poetische Jugenderinnerung: der phaselus erinnert sich seiner frühesten

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tuo imbuisse palmulas in aequore,
et inde tot per inpotentia freta
erum tulisse, laeva sive dextera
vocaret aura, sive utrumque Iuppiter
simul secundus incidisset in pedem;
neque ulla vota litoralibus deis

sibi esse facta, cum veniret a mari
novissimo hunc ad usque limpidum lacum.
sed haec prius fuere: nunc recondita
senet quiete seque dedicat tibi,
gemelle Castor et gemelle Castoris.

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mäfsig] 23. amaret 24. nouissime

Kindheit (origine), seiner Lehrzeit (imbuisse) und dann (inde) seiner weiteren Thätigkeit.

17. tuo] das jambische Wort ist elidiert, wie 10, 2. 12, 2. 15, 8. 22, 7. 38, 2. 50, 1. 102, 4 ú. öfter.

18. inde] Amastris gehörte zwar seit dem Ende des Mithridatischen Krieges zur Provinz Bithynien (Strabo 541. 543 f.), doch wird C., der in Nicäa wohnte (46, 5), nicht gerade von diesem ihrem alleröstlichsten Punkte abgesegelt sein. Dichtung u. Wirklichkeit ist eben in diesem Gedicht untrennbar verwoben. inpotentia] 'masslos, stürmisch'. 35, 12. Horaz c. 3, 30, 3 aquilo impotens.

19. erum] natürlich C. selbst. 10, 10 spricht nicht gegen die Möglichkeit dieses Besitzes. sive] ist wie oft είτε, nur einmal ἀπὸ κοι vov gesetzt; vgl. Dräger, hist. Synt. 22, 148. So schon Enn. ann. 457. 20. vocaret] 'einlud, lockte, lenkte', so dafs das Schiff nach rechts oder links fuhr. Aen. 3, 356: aurae vela vocant. ib. 69. 5, 830. Stat. Theb. 5, 468; ö. und nur wenig anders Aen. 3, 269 qua cursum ventusque gubernatorque vocabat. Iuppiter] ventus (so Ennius

=

bei Varro I. 1. 5, 65).
I. secun-
dus] der dem Schiffe folgende'
es gerade vor sich hertreibende
Wind. Die pedes (nódes) sind die
beiden unteren Zipfel des Segels
nebst den an ihnen befestigten
Tauen, von welchen je nach der
Windrichtung das rechte oder das

22. diis [so und dii regel25. h' (hoc) 27. castrum et

linke oder beide zugleich am Schiffe straff angebunden werden. Im letzteren Fall bläst (incidit, néoev Ap. Rh. 1, 566) der Wind, loátov Enατερθε νεὼς πόδας (Nonnos 4, 232), in beide pedes zugleich, d. h. geradeaus in die vollen Segel, und aequatis velis (Aen. 4, 587) oder pede aequo (Ov. fast. 3, 565) fährt das Schiff dahin.

=

22 f. und es sei ohne Sturm abgegangen. Die litorales dei (antatoi soí Orpheus Arg. 346; vgl. Kolluthos 202 ἀκταίοισιν θυέεσσιν sind die Dioskuren, Glaukos, Panopea, Melikertes, Leukothea u. a.; vgl. Aen. 5, 823 ff. 1, 437. ITάv antios Theokrit 5, 14.

23. cum] obgleich.

24. novissimus] ist 1) zeitlich der letzte, daher 2) räumlich der letzte, entfernteste (terrarum pars paene novissima, Pontus Euxinus: Ovid. Trist. 3, 13, 27. Tac. Agr. 10). hunc bildet den Gegensatz dazu (andere lesen mit V matt novissime, 'kürzlich').

24. limpidum] (vgl. lάuno): 'glänzend'; das ist der lacus Benacus oder Gardasee. Dieselbe Stimmung herrscht in c. 31. Doch kam streng genommen nicht das Schiff, sondern unser Reisender zum Garda

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5.

Vivamus, mea Lesbia, atque amemus, rumoresque senum severiorum omnes unius aestimemus assis. soles occidere et redire possunt: nobis cum semel occidit brevis lux, nox est perpetua una dormienda. da mi basia mille, deinde centum,

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1. Vivamus. . amemus] koordinierte Worte beginnen und beschliefsen den Vers öfter, z. B. 12, 11 expecta . . remitte; 16,1; 38, 2 ö. - Vivamus] Lafst uns das Leben genielsen'. So Hor. epp. 1, 6, 66. Martial 1, 16, 12 u. ö., schon Lucilius p. 30 M: vivite turcones, comedones, vivite ventres. Auch v kann dies bedeuten; vgl. τὴν σαυτοῦ φρένα τέρπε u. s. w. Mimnermos fg. 7 B. mea Lesbia] (so nur noch 75, 2): über Lesbias Persönlichkeit vgl. die Einleitung.

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unius assis aestimare] für gering achten'. So 42, 13 non assis facis, und ähnlich non pili facere 10, 13; 17, 17. Der geringe Wert eines As spricht sich in Catos bekanntem Worte aus: quod non opus est, asse carum est. Plautus sagt Capt. 477 non terunci faciunt, anders Theokr. 14, 48 οὔτε λόγω τι νὸς ἄξιοι.

4-6. Die Begründung von v. 1-3 erinnert an Moschos 3, 109 f. ἄμμες δ'. . . ὅπποτε πρᾶτα πάνωμες, ἀνάκοοι ἐν χθονὶ κοίλᾳ εὕδομες εὖ μάλα μακρὸν ἀτέρμονα νήγρετον ὕπνον. vgl. c. 3, 11-12. Reminiscenz bei Horaz c. 4, 7 (v. 21: cum semel occideris ff.). Der Gedanke lag dem Altertum aufserordentlich nahe, vgl. schon Il. 9, 408 f.

pos

4. soles] die Wege der Sonne, die Tage. vgl. 8, 3. Nach dem Griechischen wie ἡλίους μυρίους διελθών Eurip. Hel. 652. et] steht emphatisch: aber auch'. sunt] eigentlich occidunt et redeunt; das Wort posse ist mehr des Gegensatzes wegen 'sed nos redire non possumus' gewählt. Anklang bei Mart. 5, 20, 12 soles effugere atque abire sentit.

5. lux] steht für Leben', hier wegen v. 4, später von Vergil u. a. beibehalten. Ähnliches hat auch Cicero.

5-6. Man beachte den jähen Wechsel in lux, nox.

6. nox perpetua una] 'eine einzige ewige Nacht.' Reminiscenz (?) bei Horaz c. 1, 28, 15 omnes una manet nox. Prop. 3, 15, 24 nox tibi longa venit nec reditura dies.

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7. Lebhafte Rückkehr zu v. 1. — basia] dieses ursprünglich wohl

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dein mille altera, dein secunda centum, deinde usque altera mille, deinde centum. dein, cum milia multa fecerimus, conturbabimus illa, ne sciamus, aut ne quis malus invidere possit, cum tantum sciat esse basiorum.

6.

Flavi, delicias tuas Catullo,

5. 8. deinde m. a. deinde s. c.

gallische Wort aus Verona führt Č. hier zuerst in die röm. Litteratur ein. Er braucht es nur in Gedd. an Lesbia und Juventius (5. 7. 8. 48. 99. Citat c. 16). Ihm folgen (nicht etwa Ovid, sondern erst) Phaedrus 5, 7, 28, Petron, Martial, spätere; dann haben es die romanischen Sprachen (baciare, baiser). -basia dare] kann sowohl bedeuten Küsse geben (so Tib. 1, 1, 62 oscula dabis. vgl. c. 8, 18 quem basiabis), als auch Gelegenheit zum Küssen geben, Küsse gewähren (c. 7, 9. Ov. her. 13, 120). Hier ist gewifs beides gemeint, also 'lafst uns küssen'; s. v. 10 fecerimus.

7-9. Die eigentümliche Wahl der Zahlen malt sowohl eine lange Reihe, die sich auch in dem wiederholten dein, deinde ausspricht, "als auch ein lebhaftes, verwirrtes Durcheinander.

9. usque] immer wieder von neuem', ist also stärker als semper. Auch 45, 14. 48, 2 steht es von der Liebe.

10. wird von Catull selbst 16, 12 citiert. Auch Ovid (am. 1, 8, 58) sagt: amatoris milia multa leges. Reminiscenz an diese 'basia Catulliana' hat auch Martial 6, 11, 14f.milia fecerimus] es auf Tausende gebracht haben'. Die Länge des ist ursprünglich, s. Madvig opusc. 2, 98.

11ff. Scherzhafter Schlufs, dessen eigentlicher Sinn ist: 'dann fangen wir wieder von neuem an '. conturbabimus] werden wir die Rechnung (rationem) verwirren, indem wir nicht mehr nach Tausen

[4.1.30.

R.A.L

10. deinde 13. tantus sciat

den oder Hunderten, sondern in ungeordneter Menge Küsse geben.

ne sciamus] erstens sei uns selbst die Zahl unbekannt; denn (Ausonius epigr. 18, 8 Sch.) 'scire aevi meritum, non numerare decet'.

12. aut] setzt die Negation fort.

Auch sei zweitens kein schlechter Mensch (so malus 29, 21. Horaz sat. 1, 4, 3 u. ö.) imstande uns durch seinen Blick zu schädigen; vgl. Otto Jahn in den Berichten d. sächs. Gesellschaft d. Wiss. 1855 S. 68 ff. invidere] ist nach Cic. Tusc. 3,20 so V. w. nimis intueri fortunam alterius, daher beneiden, wird aber (schon bei Attius 424 R.) im abergläubischem Sinn für den 'bösen Blick' u. dgl. Zauberei gebraucht; vgl. 7, 12.

=

13. tantum] 'genau diese grofse Zahl'. Denn je genauer gezählt, desto mehr sollen die Dinge schädlichem Zauber ausgesetzt sein. Man zählt z. B. in Italien, wie Muret sagt, weder die Früchte am Baume, noch die Schafe der Herde. 2. Samuelis 24, 10 u. 1. Chronica 22, 1 ist für diesen alten Aberglauben lehrreich. Ist also invidere vielleicht urspr. ins Geheimnis der Zahl hineinsehen? 13 wird parodiert Priap. 52, 12.

6. An einen uns unbekannten Freund und Zimmernachbar Flavius. Zu dem Inhalte vgl. Plato Sympos. 182d λέγεται κάλλιον τὸ φανερῶς ἐρᾶν τοῦ λάθρα. Vgl. ferner c. 55 und Horaz c. 1, 27. 2, 4: aber Catull ist viel einfacher.

1. delicias] Liebchen, Lieb

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ling', steht wie 32, 2 und wie bei C. meist (s. zu v. 16) amores, in geringerem Sinne; auf Lesbia wird beides nicht angewandt. So auch deliciae domini Verg. ecl. 2, 2.

2 f. konditionale Konstruktion von der Art wie Lucr. 5, 276: qui nisi retribuat recreetque, omnia iam resoluta forent. Verg. georg. 4, 116 ni traham... canerem, u. a. (Nipperdey zu Tac. ann. 1, 19; Dräger hist. Syntax 22, 721). qui remanserint ac.. voluissent Liv. 23, 15, 4. vgl. c. 58b, 1. Bei C. ist die Wendung gewählt, weil sie höflicher ist als das eigentlich gemeinte Ni essent inlepidae. N. Heinsius schreibt übrigens v. 3 velis und possis. inl.] 'unfein' 10, 4. 36, 17. elegantes] viell. besonders 'ungebildet in der Sprache': vgl. elegante lingua 43, 4.

in

4. febriculosi] steht bei C. zuerst eig. fieberkrank, dann wohl mit Lustseuche oder dgl. behaftet. vgl. morbosi 57, 6.

6. viduas noctes] so Ovid u. a. oft; vgl. in lecto caelibe 68, 6.

7. nequaquam] ist abhängig von tacitum; denn es ist das keineswegs (nequaquam) ruhige' [so vermutet Statius] cubile dem 'vergeblich ruhigen' (weil es sich durch andere Dinge verrate) wohl als einfacher vorzuziehen: s. v. 11. Cic. Catil. 1, 21 cum tacent, clamant', wäre bei der Lesung nequiquam zu vergleichen. clamat 'giebt deutlich kund'.

8. olivum] bei Dichtern oft Öl' (oleum); hier und Prop. 3, 17, 31 Salböl, Parfum' (Evoío μvęш Theokr. 15, 114), wie z. B. das unguentum Syrium 66, 78, das malobathrum Syrium bei Hor. c. 2, 7, 8. Da Syrius und Assyrius oft gleichbedeutend gebraucht werden, sagt Cat. selbst 68, 144 fragrantem Assyrio venit odore domum. Ob die hdschftl. Orthographie in flagrans unrichtig sei, ist unsicher.

9. peraeque] überaus gleichmäfsig', ein Wort der Prosa. -et hic et illic] rechts und links: scherzhafter Indicienbeweis. Die Lesart et hic et ille pafst nicht, da das Bett natürlich nicht ein rechtes und ein linkes Kissen hatte.

10. künstlicher Ausdruck statt lecti quassi et inde tremuli; wörtlich des zitternden Bettes erschüttertes Knarren'. vgl. Ov. am. 3, 14, 26.

11. argutatio] ist anag leyóμɛvov. vgl. argutus 68, 72. inambulatio] nur hier so v. w. commotio, das Hinundherschwanken. 12. nil nihil] Wiederholung wie 42, 21 nil proficimus, nihil movetur; 17, 21; 64, 146. So schreibe ich für das übliche nam nil (od. mi) stupra valet nihil tacere, wo wohl nil u. nihil ungetrennt sein müssten wie non non 14, 16, iam iam 63, 73, und wo stupra, ein Wort, das stets einen Tadel einschliefst, auf-, fällt. nihil valet] es vermag nichts, nützt nichts.

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