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durch besondere Dampfmaschinen seien im allgemeinen mit Vorteil durch Elektromotoren zu ersetzen. Vom Standpunkte der Hygiene und der Unfallverhütung, der Uebersicht und der Organisation der Werkstatt, der Arbeitsdichte und Arbeitsschnelle (Kapitel I) wurde unumwunden und mit vollster Zustimmung die Richtigkeit des vollkommen durchgeführten elektrischen Einzelantriebes anerkannt, und auch durch den bestrickenden Eindruck einer transmissionslosen Werkstatt wurde mancher zu einem ernsten Verfechter der neuen Richtung.

Es machte sich schon vor vielen Jahren, insbesondere bei den Neubauten von Werkstätten für Holzbearbeitungszwecke, das Bestreben geltend, Transmissionen in den Arbeitsräumen zu vermeiden, und man suchte die Vorteile des elektrischen Einzelantriebes durch die damals verfügbaren Mittel zu erreichen. Dahin gehören die Bestrebungen, die Transmissionen unter den Ar beitsraum entweder in besondere Kanäle oder in voll ausgebaute Keller zu legen. Die Kosten dieser Kanäle oder des völligen Unterkellerns der ganzen Werkstatt sind gewaltig hoch. Trotzdem wurde, sogar unter Zwischenschaltung von elektrischer Energie, noch in neuester Zeit im gleichen Schema - Transmissionsstränge im Keller

eine »>moderne« Holzbearbeitungswerkstatt erbaut. Es wurde trotz schwierigen Geländes ein reichlich mannshoher Keller von

deutscher Ingenieure.

rd. 50 120 m Grundfläche ausgehoben, und 8 parallellaufende Transmissionsstränge wurden durch Elektromotoren angetrieben: elektrischer Gruppenantrieb.

Derartig verfehlte Ausführungen von elektrischem Antrieb und elektrischer Kraftübertragung dürfen sicher nicht zum Vergleich von Gruppen- oder Einzelantrieb gegenüber unmittelbarem Transmissionsantrieb herangezogen werden. Selbstverständlich stellen sich hier Ergebnisse heraus, welche die Zwischenschaltung von elektrischer l'ebertragung unverständlich machen und verfehlt erscheinen lassen. Durch einen Schritt weiter - Einzelantrieb konnte im vorliegenden Falle die Riesensumme für das Anlegen der Keller und für die Transmissionsstränge erspart werden, und im Betriebe würde die ständige Leerlaufarbeit der Transmission entfallen.

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Die Bedenken gegen den Einzelantrieb richteten sich denn auch ausschliefslich gegen die erhöhten Kosten der Anlage (Kapitel II) und gegen einen vermeintlich höheren Stromverbrauch im Betriebe (Kapitel III), und dies insbesondere bei den kleinen und kleinsten Einheiten von etwa 5 PS an abwärts. Oft genug werden diese Mehrkosten der Anlage weit überschätzt, obschon anderseits für die erzielten

Fig. 2.

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allgemeinen Vorzüge

gern ein gewisser Ueberpreis in Kauf genommen werden darf, der durch die erhöhte Leistungsfähigkeit aufgewogen werden muss und meist sicher aufgewogen wird. Die Kosten für den Umbau vorhandener Arbeitsmaschinen in Einzelantrieb dürften aus einigen Beispielen ersichtlich werden; bei Neubestellung wer

den Werkzeugmaschinen jedoch, eingerichtet für den normalen elektrischen Einzelantrieb, kaum teurer als die Arbeitsmaschine einschliefslich des normalen Deckenvorgeleges. Oft genug sogar ist unter Berücksichtigung der Kosten für Transmissionen und für deren Befestigung, Fig. 1, eine unabhängig gemachte Arbeitsmaschine billiger, Fig. 2. Abgesehen sei hier zunächst von den Mehrkosten, welche durch die Transmissionen für die Gebäude und für die Dachkonstruktionen bei Sägedachbauten entstehen; die Erörterung über >> Transmissionen oder Einzelantrieb sollte indes in einem so frühen Zeitpunkte entschieden werden, dass auch alle hierdurch gebotenen Vorteile noch ausnutzbar sind.

Die weiteren Bedenken äufserten sich gegen den Stromverbrauch, welcher gegenüber dem Gruppenantrieb ungünstig sei (Kapitel III). Die Wirkungsgradkurven der infrage kommenden kleinen Motoren sind bereits früher gegeben1); doch sollen heute die weiteren Unterlagen für einen Vergleich des gesamten Kraftverbrauches bei der üblichen verschiedenen Belastung der Werkstatt erbracht werden, also der Stromverbrauch bei Gruppen

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1) Z. 1899 S. 288.

Laufkalze

Schnitt a b

8. September 1900.

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Schnitt c-d

Hindernisse für Fran

d. h. bei gröfster Umlaufzahl aller angetriebenen Bänke, für Transmissionsantrieb günstiger ist. Bei der jedoch zumeist infrage kommenden geringeren Umlaufzahl der Bänke und durch die unvermeidlichen minutenlangen Stillstände jeder einzelnen Arbeitsmaschine wird der Verbrauch an Energie für den Einzelantrieb geringer, ganz besonders wenn man die bei günstigem Geschäftsgange und für eilige Arbeiten, Reparaturen usw. unvermeidlichen Ueberstunden und in stilleren Zeiten den Mangel an Arbeit für die eine oder andere Arbeitsmaschine in Rücksicht zieht.

Die untere Grenze der Maschinengröfsen, für welche man noch mit Vorteil den Einzelantrieb verwenden kann, allgemein festzulegen, ist unmöglich, da diese Grenze vielmehr durch die im einzelnen Falle erreichbaren Vorteile gezogen ist. Be

sonders die amerikanische Fachpresse hat sich dahin geaufsert, dass alle Maschinen von 5 PS und darüber mit Einzelantrieb auszustatten seien und dass kleinere Maschinen in Gruppen zusammengestellt werden sollten, deren Kraftbedarf nicht weniger als 3 bis 5 und nicht mehr als 10 bis 15 PS betragen dürfe. >>Kleinere als 5pferdige Motoren werden hauptsächlich deshalb nicht angewendet, weil sie grofse Aufmerksamkeit in der Wartung und viel Reparaturen erfordern. << 1) Es handelte sich hierbei um Gleichstrommotoren, die allerdings für den Einzelantrieb wenig geeignet sind, während diese Bedenken bei Drehstrommotoren, welche so gut wie keine Wartung und keine Reparaturen erfordern, fortfallen.

Fig. 5.

deutscher Ingenieure.

satz zu dem eben Angeführten in der letzten Zeit dahin geklärt, dass alle Vorteile gerade für die kleinen und kleinsten Einheiten am meisten hervortreten, gerade dort, wo die Transmissionen am dichtesten besetzt sind, wo die Arbeiter am engsten bei einander stehen.

I. Organisation.

Die natürlichen Vorteile des elektrischen Einzelantriebes: bessere Raumausnutzung und dadurch Vergröfserung der Arbeitsdichte, Erhöhung der Arbeitsschnelle durch Vermeidung unnötigen Transportes, Verbesserung der Arbeitsgüte durch bessere Beleuchtung und Zugänglichkeit, durch

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10

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Ebensowenig kann bei ihnen von der Notwendigkeit eines >>Schaltbrettes mit einem Strommesser, einem selbstthätigen Ausschalter mit magnetischer Funkenlöschung, einem Handausschalter und einem Widerstand« (s. ebenda) geredet werden. Ein einfacher Schaltknopf, Fig. 3, genügt für die inbetracht kommenden Kleinmotoren.

Die ganze Frage des Einzelantriebes hat sich im Gegen

1) Transactions of the American Society of Mechanical Engineers Bd. XX 1899 S. 435.

gesundere Arbeiter, sind in dem Aufsatz >>Die elektrische Kraftverteilung in den Maschinenbauwerkstätten der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft Berlin«1) bereits berührt, und es sei hier darauf verwiesen.

Im Folgenden sind zur Verbildlichung der beanspruchten allgemeinen Vorzüge einige Grundrisse und Durchschnitte von Werkstätten gegeben, die schon durch »die Sprache des Ingenieurs<< die beregten Gesichtspunkte erkennen lassen, ohne erst langatmige Auseinandersetzungen nötig zu machen; vergl. Fig. 4 bis 7.

Die erörterten Vorteile kommen nicht nur, wie oft zunächst vorausgesetzt wird, für gröfsere Betriebe inbetracht; gerade für Kleinbetriebe und für Reparaturwerkstätten erwachsen erhebliche Annehmlichkeiten in anderer Richtung: durch den elektrischen Einzelantrieb ergiebt sich von selbst die Möglichkeit, die Fabrikeinrichtung anfänglich nur so grofs zu bemessen, wie es dem ersten Bedürfnis entspricht. Man kann die Maschinen zunächst in kleinen, gemieteten Räumen unterbringen, es ist keine Antriebmaschine, die wegen etwaiger Erweiterung der Werkstatt verhältnismäfsig grofs sein sollte, zu beschaffen und kein Raum dafür vorzusehen, es sind keine

1) Z. 1899 S. 113.

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8 September 1900.

50m

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Kosten für Transmissionen und deren Montage aufzuwenden. Der Strom kann von einem Elektrizitätswerke entnommen werden. Bei Verlegung der Werkstatt bietet das Abbrechen und Wiederaufstellen der Arbeitsmaschinen keinerlei Schwierigkeit, keine erheblichen Kosten und keinen Zeitverlust, es bleibt alles mehr oder weniger halbtransportabel. Der Einzelantrieb stellt sich aufserdem auch im Betrieb und im Stromverbrauch billiger als das Arbeiten mit einer zunächst nicht ausgenutzten Kraftmaschine. Wird der Betrieb späterhin vergröfsert, so können die nötig werdenden Arbeitsmaschinen nach und nach beschafft werden, ohne dass durch diese Einzelangliederung die Einheitlichkeit der ganzen Anlage irgendwie gefährdet wird.

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Fig. 4 zeigt eine Werkstatt, in der die Drehbänke im Erdgeschoss und auf der Galerie durch Einführung des elektrischen Einzelantriebes insbesondere auch besser zugänglich wurden und eine wesentlich bessere Beleuchtung erhielten. Während die Bänke bisher wegen des Transmissionsantriebes parallel zur Fensterwand in mehreren Reihen hinter einander aufgestellt werden mussten, sodass die letzten Reihen sehr unzugänglich blieben und nur ungenügendes Licht empfingen, können sie jetzt um 90° gedreht, also mit der Stirnseite gegen die Fenster gestellt werden. Es verzehren nicht mehr die Riemen den gröfsten Teil des Lichtes, die Arbeiter stehen sich nicht mehr gegenseitig im Licht und stören einander nicht beim

deutscher Ingenieure.

Hin- und Herlaufen. Ebenso wenig beeinflussen der Materialtransport und die Späneabfuhr die Arbeit; auch ergiebt der Fortfall der laufenden Riemen am Arbeitsplatz viel gröfsere Bewegungsfreiheit und nahezu völlige Sicherheit gegen Unfälle. Ueber den Bänken können jetzt Hebezeuge verkehren, während früher die Deckenvorgelege mechanischen Transport unmöglich machten und auch die Werkstücke nur von Hand eingelegt werden konnten (s. die kreuzweis schraffirte Fläche in Fig. 4). Die im Hauptfelde durch den bereits vorhandenen Kran bedienbare Grundfläche ist erheblich gröfser geworden, die Bedienung der Maschinen durch den Fortfall der Riemen sehr erleichtert und damit die Zeit für das Heranschaffen von neuen Arbeitstücken und für das Aufspannen verringert, die Leistungsfähigkeit der Bänke erhöht. Der mit Karren befahrbare Gang an den Stirnseiten der Drehbänke entlang macht jede einzelne Bank unmittelbar zugänglich, und durch den an die Stirnseiten der Bänke verlegten Verkehr wird der Materialtransport erheblich erleichtert. Diese neue Anordnung steht im geraden Gegensatz zur üblichen Anordnung der Bänke, längs oder zwischen denen hindurch der Transport nur unter dauernder Störung der Arbeit möglich ist.

Fig. 7.

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In Fig. 5 ist die Konstruktionswerkstätte eines gröfseren Hüttenwerkes dargestellt, in welcher durch die Einführung des elektrischen Einzelantriebes insbesondere die Uebersichtlichkeit, die Durchsichtigkeit wesentlich verbessert wurde. Bei dem früheren Transmissionsantriebe musste die Meisterstube aufserhalb der Werkstatt liegen, weil der dafür nötige Raum durch Transmission und Deckenvorgelege in Anspruch genommen und der noch verbleibende Montageraum durch die Arbeiten selbst besetzt war; der Einzelantrieb hingegen ermöglichte, die Meisterstube in der Mitte der Werkstatt erhöht anzuordnen, ohne dass sie anderweitig besser verwertbaren Platz in Anspruch nimmt, und der Meister hat nunmehr von hier aus die volle Uebersicht über die ganze Werkstatt. Ein weiterer Vorteil liegt in der jetzt vorzüglichen Bedienbarkeit der Werkzeugmaschinen, besonders der schweren Hobelmaschinen. Beim Transmissionsantrieb konnte der Kran der Riemen wegen nur unvollkommen helfen (s. die schraffirte Fläche). Die Werktische, welche früher die ganze Fensterwand einnahmen und das erste Licht erhielten, trotzdem sie unter Umständen nur wenig gebraucht wurden, sind umgestellt, und das gute Licht kommt jetzt zunächst auch den Werkzeugmaschinen unmittelbar zu.

Bei diesen beiden Werkstätten hat sich nur die Anordnung der Maschinen geändert, während das Gebäude unverändert blieb; auch eine Vermehrung der Bänke hat zunächst nicht stattgefunden. Fig. 6 zeigt eine Werkstatt, die bei Anwendung des elektrischen Einzelantriebes auch baulich anders angeordnet werden könnte. Das Mittelschiff könnte auf Kosten der Seitenschiffe verbreitert werden, sodass die vom Kran befahrene Fläche gröfser würde. Früher war diese Verbreiterung nicht möglich, da die durch die Galerie gebildete Decke im Erdgeschoss in ihrer ganzen Breite von den Deckenvorgelegen beansprucht wurde. Alle grofsen Maschinen könnten jetzt frei in dem Mittelschiff aufgestellt werden, wo

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