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Zweiter Abschnitt.

Die Gedichte seit der Reise nach Bithynien.

Erstes Capitel. Catull in Asien und seine Rückkehr nach
Verona und Rom

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101. Multas per gentes et multa per aequora vectus. Ankunft auf Sirmio

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Viertes Capitel. Catull zu Rom in der zweiten Hälfte des

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Die handschriftliche Ordnung

der

Catullischen Gedichte.

Catull selber hat die uns vorliegende Sammlung seiner Gedichte herausgegeben, das beweist die voranstehende Dedication an Cornelius Nepos. Aber mehr als Ein Catullisches Gedicht, von dem die Alten reden, fehlt darin, und so darf die Frage aufgeworfen werden, ob wir die Gedichte noch in der Reihenfolge, die ihnen der Dichter angewiesen hat, besitzen, oder ob die ursprüngliche Ordnung gestört worden ist, um so mehr, als die Aufeinanderfolge eine ziemlich plan- und regellose zu sein scheint.

Ein bestimmtes Princip der Anordnung lässt sich auf den ersten Blick in Folgendem erkennen. Die grösseren Gedichte Catulls nehmen die Mitte des Ganzen ein, kleinere in elegischen Distichen gehaltene Gedichte folgen, und kleinere Gedichte in melischen und jambischen Metren gehen voraus. Die ganze Sammlung zerfällt hiernach in drei Theile, von denen der mittlere der umfangreichste ist. Diese mittlere Partie enthält zugleich den Wendepunkt für die metrische Anordnung: das erste derselben, 61, hat ein auch in der vorausgehenden Partie vorkommendes glyconeisches Metrum, die letzten bestehen wie die Gedichte des dritten Theiles aus elegischen Distichen (65 — 68).

Gibt es nun aber innerhalb dieser Theile noch ein weiteres Princip der Anordnung? Weder die Zeit der Abfassung, wie Zell geglaubt hat, hat den Gedichten ihre Reihenfolge angewiesen, noch Kategorien, die ihrem Inhalte entnommen wären, wie etwa die Kategorien: Liebesgedichte, Gedichte an Freunde, Spottgedichte u. s. w. -, noch endlich auch die metrische Form, denn in dem ersten Theile Westphal, Catulls Gedichte.

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stehen Hendecasyllaben, Choliamben, Trimeter und andere Metra bunt durch einander. Es ist fast überall, als ob die überlieferte Reihenfolge jeder vernünftigen Ordnung spotte; Gedichte, die sichtlich aufs engste zusammengehören, sind von einander getrennt, und was besonders häufig ist, durch ein einziges Gedicht von einander getrennt, so dass die Versuchung, hier eine Umstellung vorzunehmen, nur allzu verführerisch ist. So hält es Klotz in seinen emendationes Catullianae (1859) für ausgemacht, dass das erste an den passer de Lesbia gerichtete Gedicht (carm. 2) unmittelbar vor dem zweiten Gedicht an den passer seine Stelle haben müsse und dass die dazwischen stehenden drei Verse (carm. 2a), in denen auch Klotz mit Recht das Fragment eines weitern Gedichtes sieht, zusammen mit dem Fragmente 14 eine Art Vorwort zu Catulls Gedichten bildeten und ursprünglich vor carm. 2 gleich hinter der Dedication an Cornelius Nepos gestanden hätten. An sich wäre diese Umstellung recht empfehlenswerth, und wenn Martial die ganze Sammlung mit dem Namen Passer bezeichnet und also schon Martial das carm. 2 gleich zu Anfang gelesen hat, so kann dies nicht dagegen sprechen, dass nicht auch in Martials Exemplare ausser der Dedication noch eine Vorrede jenem Gedicht vorangegangen sein könnte. Aber sieht man genauer zu, so wiederholt sich die bei den beiden Gedichten an den passer vorkommende Erscheinung, dass zwei entschieden zusammengehörige Gedichte durch ein heterogenes Gedicht von einander getrennt sind, so häufig, dass die Zahl der Umstellungen, die dann mit demselben Rechte vorgenommen werden könnten, eine in der Kritik bisher ganz unerhörte wäre. Carm. 5 und 7, in denen Catull das Glück seiner Liebe verherrlicht und von denen das zweite eine Frage Lesbias beantwortet, die sie beim Lesen des ersten Gedichtes aufgeworfen hat, sind durch ein Gedicht an Flavius getrennt:

5. Vivamus mea Lesbia atque amemus

6. Flavo delicias tuas Catullo

7. Quaeris quot mihi basiationes.

Carm. 18 und 23 (diese Nummer führt es jetzt in den Ausgaben, obwohl es das 20. ist) verhöhnen die Hungerleiderei des Aurelius und Furius, seiner Rivalen in der Liebe zu Juventius, dazwischen aber steht ein Gedicht an den Freund Varus Alphenus über den allzu selbstgefälligen Poeten Suffenus:

18. Aureli pater essuritionum

19 (vulgo 22). Suffenus iste Vare quem probe nosti 20 (vulgo 23). Furi cui neque servus est neque arca.

Auch die Reihenfolge der Gedichte 16, 17, 18 gewährt dieselbe Erscheinung:

16. Paedicabo ego vos et irrumabo Aureli pathice ...

17. colonia quae cupis ponte ludere magno

18. Aureli pater essuritionum.

Carm. 37 verhöhnt aus dem Schwarme der Liebhaber Lesbias vor allen den Celtiberer Egnatius: Egnati opaca quem bonum facit barba et dens Hibera defricatus urina, carm. 39 verspottet dieselbe Celtiberermanier desselben Egnatius, sich die Zähne zu reinigen: beide sind aber durch ein Klaglied an Cornificius von einander getrennt:

37. Salax taberna vosque contubernales

38. Male est Cornifici tuo Catullo

39. Egnatius quod candidos habet dentes.

Ebenfalls von einander getrennt sind die beiden Spottgedichte auf die amica decoctoris Formiani:

41. Ameana puella defututa, ista turpiculo puella naso
42. Adeste hendecasyllabi quot estis

43. Salve nec minimo puella naso.

Gleiche Stellung haben die den hircus alarum des Rufus verspottenden Gedichte 69 und 71:

69. Noli admirari quare tibi femina nulla

70. Nulli se dicit mulier mea nubere malle

71. Si quoi iure bono sacer alarum obstitit hircus.

Zu den mittleren dieser Gedichte bildet wieder das durch carm. 71

davon getrennte 72. Gedicht das genaue Gegenstück:

70. Nulli se dicit mulier mea nubae malle

quam mihi, non si se Iuppiter ipse petat

71. Si quoi iure bono sacer alarum obstitit hiacus

72. Dicebas quondam solum te nosse Catullum

Lesbia nec prae me velle tenere Iovem.

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