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VORWORT.

Das Dezennium von 1356-1366, welches dieser Band des mähr. Diplomatares umfasst, gehört zu den wichtigeren Perioden der böhmisch-mährischen und österreichischeu Geschichte, indem nach mehreren Versuchen, die Interessen der Luxemburg'schen und Habsburg'schen Hauspolitik durch ein pactum conventum wenigstens äusserlich zu einigen, der im J. 1364 abgeschlossene Erbfolgevertrag die widerstrebende Hauspolitik beider Dynastien zu einem wenigstens vorläufig versöhnenden Abschlusse brachte. Nachdem Karl IV. im J. 1355 als gekrönter römischer Kaiser von Rom zurückkehrte, suchte er nicht bloss die staatsrechtlichen Verhältnisse des deutschen Reiches durch die goldene Bulle zu ordnen, sondern er strebte auch die Nachfolge in Böhmen für beide Fälle, ob er männliche Nachkommen erhielte oder nicht, vom neuen zu sichern. Daher stammt das Deklaratorium der Stadt Prag, welches die im Lehensbriefe für den Markg. Johann 1350 aufgestellten Successionsbedingungen näher erörtert (Nr. 29) und daher rühren auch die Erkläruugen der Städte Brünn, Olmütz, Znaim und Iglau (Nr. 31, 32, 33, 34), dass sie alles das erfüllen wollen, was in dem Lehenbriefe vom J. 1350 enthalten ist. Wenn Karl IV. und Markg. Johann auf diese Weise die Markgrafschaft Mähren mit dem Königreiche Böhmen enger verbinden wollten, als es durch das blosse Lehensband geschah, so trachteten sie anderseits die Hausmacht der Luxemburger theils durch Verträge mit auswärtigen Fürsten, theils durch Heirathen zu stärken. Zu ersterem gehört die Erneuerung des zwischen Karl und Kazimir von Polen im J. 1348 abgeschlossenen Bündnisses (Nr. 13), zu letzterem die Heirath, welche im J. 1356 zwischen Johanns erstgeborem Sohne Jodok und Elisabeth, der Nichte K. Ludwig von Ungarn verabredet wurde. (Nr. 50, 231.) Obwohl hiebei noch keine Ehepakten abgeschlossen wurden, so hatte doch das zwischen Johann und dem ungarischen Könige hiedurch entstandene freundschaftliche Verhältniss für den Markg. Mährens gute Folgen. Fehden nämlich, welche die in den Gränzstrichen beider Länder, Mährens und Oesterreichs, wohnenden Adeligen mit einander führten, hatten solche Dimensionen erlangt, dass ein Krieg zwischen dem Markg. Johann und dem Herzoge Albrecht unaus

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