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die Böden halbkugelförmig angeschweißt, doch habe man dabei auch bei gutem Wasser das Durchbrennen an der Stelle, wo das Tauchrohr endet, nicht verhindern können. Jezt wende man ganz flache, dünne Böden an, aber auch damit habe man bei schlechtem Wasser noch nie gute Resultate erhalten. Kleber in Erfurt habe, da das thüringische Wasser wegen seines Kalkgehaltes auf eine baldige Zerstörung hinwirke, Gußböden eingeseßt und mit einem durchgehenden Schraubenbolzen befestigt, doch seien die Ränder der= selben in Kurzem verbrannt. Versuche in Großem, welche Redner kenne, hätten gezeigt, daß bei schlammigem, schlechtem Wasser die Röhren vollständig zu verwerfen seien, während sie bei gutem Wasser, geringer Bodenstärke 2c. gute Resultate gäben. Die Mündung des Tauchrohres müsse sich trichterförmig erweitern, was man bisweilen durch einen aufgenieteten Trichter aus dünnem schmied= barem Guß erreiche. Doch benuße der Kesselstein selbst die geringen so entstehenden Kanten zur Ablagerung. Bei der gebräuchlichen. Construction des Kessels, bei welcher das Rauchrohr mitten durch den Oberkessel gehe, habe man die auffällige Beobachtung gemacht, daß die mehr nach der Mitte zu gelegenen Rohre mehr Kesselstein absezten, als die äußeren, selbst wenn die Feuergase durch einen vor dem Rauchrohre angebrachten Dämpfer zwischen die Rohre geleitet würden. Oft findet man hier den Raum zwischen den bei= den Rohren oben und unten vollständig mit Kesselstein ausgefüllt, während die Mitte frei ist.

Früher habe man über 3 Fuß (0,98) Länge und 2 Zoll (52) Rohrweite nicht überschritten, bei kürzlich in Oesterreich ausgeführten Kesseln sei man jedoch bis auf 7 Fuß (2,2) Länge und 3 Zoll (80mm) Weite gegangen. Dabei habe man wegen der größeren Reibung im ringförmigen Raume den Querschnitt des Tauchrohres um wenigstens 25 pCt. kleiner als ersteren, und den unteren am Boden nur etwa 3 bis 4TM" hoch genommen.

Die Field'schen Kessel geben allerdings sehr schnell eine hohe Dampfspannung, ließen dieselbe aber auch eben so schnell wieder fallen, und seien deshalb für einen regelmäßigen Betrieb vollständig zu verwerfen. Nach einem Stillstande könne man überdies öfters Stöße in ihnen wahrnehmen. Es sei wichtig, die Feuerkiste vor Schlammablagerungen zu bewahren, da sonst die Stichflamme durch Anbrennen Undichtigkeiten bewirke. Besonders leicht träten dieselben ein an der Dichtung der Feuerthür und an der der beiden Cylindermäntel, ohnehin den schwächsten Punkten der Construction.

Wenn große Anwendungen gemacht und die Kessel gehörig studirt seien, so würden sie wahrscheinlich eine große Zukunft ha= ben, bis jezt könne Redner weder zur Anlage derselben rathen, noch davon abrathen.

Hierzu beschrieb Hr. Lichthardt einen Versuch, der von der Köln-Mindener Bahn gemacht worden ist. Ein einzelnes Rohr von 24 Zoll (55) Durchmesser, genau nach den von Field an= gegebenen Dimensionen, wurde in einen Schweißofen eingehängt; der Boden war eingeschweißt. Das Rohr sehte sich in kurzer Zeit voll Kesselstein und verbrannte. Durch Aenderung einzelner Verhältnisse vermochte man darin Nichts zu bessern.

Hr. Grahn erwähnte noch, daß bei den Kesseln der Essener Wasserleitung die Feuergase noch mit hinreichend hoher Temperatur abzögen, um den anfangs um den Kamin angebrachten Holzmantel zu verbrennen. Auch die gerühmte rasche Dampferzeugung habe er an denselben nicht bemerken können, da dieselben in einem Falle bei schon vorhandenem Feuer kaum in einer halben Stunde den geforderten Druck erreichten.

XXX. Versammlung vom 10. April 1870 in Essen. Vorsitzender: Hr. Sudhaus.

Nachdem Hr. Hugo Blank zum Delegirten für die Versammlung zur Berathung eines Dampfkesselregulativs gewählt und mit einer Instruction für dieselbe ausgerüstet war (danach sollten §. 3 und 7 des bisherigen Regulativs fallen; §. 8 dahin geändert werden, daß statt Normalwasserstand" „Minimalwasserstand" gesezt wird; in §. 9 statt Speiseventil“ „Rückschlagventil" gesezt werden, um zu vermeiden, daß Speiseventile ohne Rückschlagventile angeordnet würden; zu §. 10 hinzugefügt werden, daß die Sicherheitsventile mit geradem, nicht conischem Auflager construirt werden. sollen; in §. 11 die obligatorische Anordnung eines Quecksilbermanometers fallen; in §. 12 die Worte „sofern sie nicht von Kesselmauerwerk umschlossen oder vom Fener berührt sind" gestrichen werden; §. 13 bis auf die Verantwortlichkeit des Kesselfabricanten gestrichen werden; §. 14 dahin abgeändert werden, daß bei der Druckprobe jeder Kessel dem effectiven Druck plus 4 Atmosphären ausgesezt werden soll. Ferner soll gestattet sein, einzelne durch. Verschraubung mit einander verbundene Kesseltheile für sich zu probiren), zeigte und erläuterte Hr. Dreyer seinen Markencontrolapparat, dessen Beschreibung als Bleiblatt zum Aprilheft der Vereinszeitschrift d. 3. bereits erschienen ist.

Sodann eröffnete Hr. Mosler die Discussion über

Gasfeuerung.

Von Wichtigkeit sei es, eine möglichst vollständige Verwerthung des Brennmaterials zu erzielen, um auch sehr wenig Abfall, sogenannte Cinders, aufhäufen zu müssen. Als zweckmäßiges Mittel hierfür halte er die Anwendung von Unterwind; bisher seien Unterwindeinrichtungen jedoch sehr mangelhaft und dem Zweck wenig entsprechend ausgeführt.

Hr. Stambke hob hervor, daß er die Größe der Rostfläche für sehr wesentlich halte, und daß dieselbe in jedem einzelnen Falle von Art und Qualität der Kohle abhängig gemacht werden müsse.

Hr. Asthöwer wies dann darauf hin, daß bei den bestehenden Ofenanlagen zwei Hauptfehler eristiren; einerseits ist der Brennmaterialverbrauch nicht entsprechend dem Effect, andererseits ist der Roststabeisenverbrauch unverhältnißmäßig hoch; zur Kohlenersparniß empfehle sich ein Engerlegen des Rostes, dadurch wird indeß die Verbrennung geringer, wenn nicht in demselbe Maße der Zug verstärkt wird, wozu er Combination von Unter- mit Oberwind vor= schlage. Redner hob noch die richtige Beschickung des Rostes hervor, die frische Kohle müsse an der Kopfwand aufgegeben werden, um an der Feuerbrücke eine Verbrennung der Destillationsproducte zu bewirken.

Hr. Mosler berichtete über eine Combination von Oberund Unterwind bei Braunkohle, bei welcher er ein sogenanntes Blasepult für den Unterwind und 7 bis 8 Düsen senkrecht über der Feuerbrücke, nach unten gerichtet, für den Oberwind ange= wendet habe; der Rost sei hierbei horizontal gewesen. Für eine solche Einrichtung sei indessen die hiesige Kohle zu backend. Bei Umbau seiner Flammöfen will Redner die Roste tiefer legen, um höhere Kohlenschichten zu erzielen und sodann nur mit Oberwind arbeiten; es wird seiner Ansicht nach eine blakige Flamme erzeugt werden, die mit Hülfe des Oberwindes zur vollständigen Verbren= nung gebracht wird.

Hr. Tappe hat auf der Henrichshütte Oefen mit vorge= wärmtem nicht gepreßtem Oberwind in Betrieb. Die Luft wird durch im Mauerwerk ausgesparte Canäle vermittelst des Schorn= steines angesaugt. Dieses bereits ältere Princip habe sich gut be= währt, und habe er bedeutende Kohlenersparnisse erzielt.

A. W. Schade's Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, Stallschreiberstr. 47.

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Mittheilungen aus den Berichten des Hrn. Dr. L. Cohn über die Untersuchungen zur Feststellung der Ursachen der Dampfkesselexplosionen.

Der Vortrag des Hrn. Dr. Cohn, welchen derselbe in der Generalversammlung unseres Zweigvereines, des technischen Vereines für Eisenhüttenwesen vom 5. December v. J. hielt und welcher namentlich die bei den Versuchen besonders in's Auge zu fassenden Gesichtspunkte, sowie Mittheilungen über einige Vorversuche umfaßt, ist bereits S. 213 d. Bds. veröffentlicht worden. Im Folgenden geben wir die Hauptsachen aus den weiteren Berichten des Herrn Experimentators an die Commission des technischen Vereines für Eisenhüttenwesen, welche uns von derselben mit großer Zuvorkommenheit zur Benutzung für die Zeitschrift überlassen sind. Die darin beschriebenen Versuche und aus diesen gezogenen Schlußfolgerungen beschäftigen sich ausschließlich mit den durch plögliche Druckentlastungen möglicherweise hervorgerufenen Stoßwirkungen und den Einflüssen von Siedeverzügen, während die gleichfalls in Aussicht genommenen Untersuchungen über die Folgen des Glühendwerdens von Blechen noch nicht in Angriff genommen werden konnten. Zu unserem Bedauern müssen wir jedoch zugleich anführen, daß die Versuche im Laufe des September haben eingestellt werden müssen, weil die augenblicklichen Zeitverhältnisse eine Bereitstellung der erforderlichen Mittel nicht mehr gestatteten.

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Der zu den Versuchen verwendete Kessel bestand nach den uns vorliegenden Zeichnungen aus einem schmiedeeisernen Cylinder von 577mm Länge und 390mm innerem Durchmesser mit einer Wandstärke von 28mm, welche an den Enden auf 44TMTM verstärkt ist. Dieser Cylinder greift mit seinen Kanten in eine 12mm,5 tiefe Nuth der Kopfplatten von 65mm Dicke, welche in ihrem Rande die nöthigen Einschnitte für sechs durchgehende Ankerschrauben von 51mm Durchmesser haben. Die ursprünglich angewendete Dichtung des Cylindes gegen die Kopfplatten mit Gummiringen hatte keine günstigen Resultate ergeben und war bei den späteren Versuchen mit Erfolg durch Ringe aus Bleiplatten ersetzt worden, auf welche dann noch Ringe aus Messingdrahtgewebe mit einem Kitt aus Mennige

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und Bleiweiß mit Leinöl gelegt wurden. Der obere Theil des Cylinders enthält aufgenietet eine Verschraubung von 110mm Weite und in dieser ein Mesfingstück mit den Durchbohrungen und Ansazstücken für die Leitung zum Manometer und Indicator, dem Sicherheitsventil und für die beiden Eisenrohre, welche die Thermometer einschließen, deren eines im Dampfraum hängt, während das andere bis in den Wasserraum herabgeführt ist. Eine zweite Durchbohrung des Cylinders nimmt das von einer Luftpumpe kommende Rohr auf. Die Kopfplatten enthalten zunächst in ihrer oberen Hälfte je eine Oeffnung zur Anbringung von Glasfenstern, 140mm im Durchmesser, außerdem noch ein zweites Sicherheitsventil und das Abblaseventil. Der Apparat ist auf einen Druck von 105 Atmosphären geprüft und vollständig dicht befunden wor= den, wahrscheinlich wird er sich bei noch höheren Drucken ebenfalls brauchbar erweisen, wenn auch solche voraussichtlich nicht eintreten werden. Das Gewicht betrug 30 Ctr., und ergaben genaue Messungen einen cubischen Inhalt des Kessels von 66,3 Liter, indem bei einem Wafferraum von 27,9 Liter das Spiegelbild eines der Glasfenster gerade dessen untere Kante berührte. Aus der Lage dieses Spiegelbildes ließ sich bis zu etwa 12 Liter Minderinhalt dieser auf etwa 1 Liter genau abschäßen. Zunächst sollte zur Heizung des Kessels, der im Ganzen eine nur geringe Heizfläche besißt, Steinkohlenfeuerung benugt werden, und wurde derselbe demnach mit seinen Böcken, welche die Kopfplatten stügen, entsprechend eingemauert. Dabei stellte sich zur Erzielung höherer Dampfspannungen über 20 Pfd. (0,14 Kilogrm. pro Quadratcentimeter) die Nothwendigkeit heraus, die Wärmeleitung nach außen zu vermindern, und wurde zu diesem Zwecke für den ganzen Kessel und besonders für die Kopfplatten eine Blechverkleidung hergestellt, und der Zwischenraum zwischen Kessel und Verkleidung mit fest gepreßtem Filz aus Kälberhaaren ausgefüllt, auf der Verkleidung dann noch lose Filzplatten befestigt. Die Wärmeableitung mußte auf jede Weise möglichst reducirt werden, da der Dampf an den

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abgekühlten Theilen sich in größerem oder geringerem Maße wieder condensirt und die Herstellung eines Siedeverzuges unmöglich macht.

Die Steinkohlenfeuerung zeigte bald verschiedene Nachtheile, so daß sie gegen die, wenn auch kostspieligere, Gasheizung vertauscht werden mußte. Zu leßterer wurden zwei Stück Bunsen'sche Gasöfen mit zusammen 21 Brennern benugt. Beim Beginn des Feuerns dauerte dann jede Temperaturerhöhung um je einen Grad C. etwa 3 Minuten, in der Nähe des Siedepunktes 5 Minuten, bei einer Atmosphäre Druck 7 Minuten. Das zur Messung der Spannung benußte Federmanometer zeigte übrigens keine rechte Uebereinstimmung seiner Angaben mit den aus den beobachteten Temperaturen resultirenden Spannungswerthen. Auch die zur Beobachtung des Wasserstandes und der im Inneren des Kessels auftretenden Erscheinungen angebrachten Glasfenster zersprangen sehr bald und wurden durch eiserne Verschlußstücke erseßt, an deren einem ein Probirhahn befestigt wurde, dessen Einmündung sich zur Normirung beliebiger Wasserstände durch angeschraubte Rohrstücke höher oder tiefer legen ließ.

Es wurde nun zunächst eine Versuchsreihe in Aussicht genommen, bei welcher, unter Anwendung eines sehr sorgfältig hergestellten Theerüberzuges auf der Innenfläche des Kessels, in der Abkühlungsperiode Druckentlastungen hergestellt werden sollten, wobei zu dem Drucke im Dampfraum noch ein erheblicher Partialdruck eingepreßter atmosphärischer Luft hinzutritt. Zu diesem Zwecke wurde von einer Natterer'schen Pumpe zur Darstellung flüssiger Kohlensäure die Compressionsflasch e mit dem Kessel in Verbindung gebracht. Es lagen dabei zwei Aufgaben vor: 1) bei der Druckentlastung Stoßerscheinungen herzustellen; 2) dieselben zu messen und ihre Gefährlichkeit zu beurtheilen. Ein solcher Stoß ist anzusehen als ein momentan ansteigender und abnehmender Druck, und kann derselbe entweder local, an einer Stelle im Kessel, oder in dem betreffenden Augenblick in dem ganzen Kessel auftreten. In dem ersteren Falle war nicht darauf zu rechnen, daß die Ventile oder der Indicator eine Angabe machen würden, wie sich auch aus einem anderen analogen Beispiel schließen läßt. Es wurde ein gefülltes Glasrohr, dessen Explosion man fürchtete, in ein an der einen Seite geschlossenes Eisenrohr gelegt und die offene Seite des lezteren mit einem Baumwollenpfropf verschlossen. Das Glasrohr explodirte, das Eisenrohr wurde aufgerissen, der Propf aber nicht herausgetrieben. Aehnlich könnte bei localen Stoßwirkungen in einem Kessel ein Riß in das Blech geschlagen werden, ohne daß das Manometer im Augenblicke davon afficirt würde. Für solche Erscheinungen wären Metalldosen mit gewellten Deckeln in dem Wafferraum anzubringen, welche durch einen Maximumzeiger den höchsten vorgekommenen Druck zur Anschauung brächten. Die Gefährlichkeit eines über den ganzen Kessel sich verbreitenden Stoßes wird sich aus der Gesammtdeformation der Wandungen beurtheilen lassen, und dienen zur Messung am besten durch Federn belastete Klappen, welche sich als Theile der Kesselwandungen ansehen lassen.

Daß bei einem plöglichen Ausströmen des Dampfes ohne Weiteres eine schlagähnliche Wirkung entsteht, ist durch die Versuche nicht bewahrheit worden. Der Versuchskessel ergab trog seiner für den Wasserraum sehr bedeutenden Dampfausströmungsöffnung keine bedeutendere Entlastung, sondern nur

das Aussprigen eines Gemisches von Dampf und Wasser, wobei der Druck nur um die der Verminderung der Wassertemperatur entsprechende Größe sanf. Dabei betrug der mittlere Dampfdruck im Kessel 3 Atmosphären, welcher vor dem Entlasten durch Einpressen von Luft um eine drittel bis halbe Atmosphäre verstärkt wurde, der Wasserinhalt etwa 33 Liter. Die Entlastungen durch Ausströmen des Dampfes übten auf den Indicator nicht den geringsten Einfluß; seine Stellung blieb durchaus constant. Dagegen zeigte sich das Federmanometer etwas empfindlicher, obwol dessen leise Schwankungen fich auch nur in den Grenzen von etwa 2 Pfd. (0,14 Kilogrm. pro Quadratcentimeter) bewegten. Stoßartige Erscheinungen zeigten sich dabei gar nicht.

Zur Herstellung noch bedeutenderer Entlastungen wurde später noch eine größere Ausströmungsöffnung angebracht, auch wurde ein Theil der Kesselwand, welche nach Bedürfniß im Wasser- oder im Dampfraume liegen konnte, dadurch beweglich gemacht, daß aus der einen Deffnung die 140mm im Durchmesser haltende Messingbuchse für das Glasfenster herausgenommen und an ihrer Stelle ein röhrenförmiger Einsaß eingeschraubt wurde, auf welchen eine Ventilfläche aufgeschliffen war. Gegen diese stügte sich eine aufgeschliffene Bronzeplatte, die durch genau gewogene Federn angepreßt wurde. Federn waren an Metallohren außerhalb des Ansages befestigt und danach weit genug von dem Kessel entfernt, um nicht durch dessen höhere Temperatur beeinflußt zu werden.

Die

Für weitere hiermit anzustellenden Versuche waren noch die nachstehenden Betrachtungen maßgebend. Die wesentlichste Bedingung für den Eintritt eines Siedeverzuges ist, daß die Flüssigkeit sich im Augenblicke der Entlastung in möglichster Ruhe befindet, da die Bildung einer jeden Dampfblase doch wol mit hydrodynamischen Druckverminderungen, welche durch Circulation entstehen, im Zusammenhange stehen, wie auch schon S. 221 angedeutet worden ist, und wie man bei kleineren Versuchen in Glasgefäßen nur bei völliger Ruhe der Flüssigfeit im Stande ist, Siedeverzüge zu erzielen. Diese Ruhe wird in einem Kessel unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht leicht stattfinden; immerhin wird dort auch bei guter Einmauerung die Wärmeableitung groß genug sein, daß dauernd Wasserdampf im Dampfraume abgekühlt und condensirt und neuer Dampf durch Nachsieden gebildet wird. Solches stellte sich auch bei dem Versuchskessel zu Anfang, als die erwähnte Verkleidung noch nicht angebracht war, mehrfach heraus. Die nothwendige Ruhe ließe sich einmal erzielen dadurch, daß der Dampfraum eine höhere Temperatur erhält, als das Wasser, dann aber durch Einpressen eines Gases in den Dampfraum. Das Sieden, die Dampfbildung im Inneren einer Flüssigkeit ist nur möglich, wenn der auf der Flüssigkeit lastende Druck geringer ist, als die der Flüssigkeitstemperatur entsprechende maximale Tension des Dampfes. Bei Einpressen von Luft in den Dampfraum wird aber der auf der Flüssigkeit lastende Druck stets diese höchste Spannung um den Antheil des Druckes der eingepreßten Luft übersteigen, und bei der Abkühlung und Druckverminderung im Dampfraum wird nicht sofort ein Sieden, sondern nur ein Verdunsten an der Oberfläche eintreten. Eine solche Herstellung der Ruhe in der Flüssigkeit durch den Druck eines Gases im Dampfraume kann auch beim wirklichen Keffelbetriebe stattfinden, einmal durch

jede auf chemischer Action beruhende Gasentwickelung, andererseits wird bei gutem Schlusse beim Anheizen des Kessels nach längerem Stillstande, z. B. über Sonntag, die in dem Dampfraume enthaltene Luft einen gewissen Druck ausüben. In sehr günstigen Fällen dürfte auch die im Speisewafsfer enthaltene Luft in Betracht kommen.

Aber auch bei einer auf die genannte Weise hergestellten Rube der Flüssigkeit wird sich unter dem Einfluß der ungünftigen Oberflächenbeschaffenheit in den Dampffeffeln nicht immer ein Siedeverzug herstellen lassen.

Es muß auch noch das Verdunsten der in Ruhe befindlichen Flüssigkeit durch eine Delschicht gehindert werden. Durch dasselbe werden nämlich die Waffertheilchen an der Oberfläche abgekühlt und sinken in Folge dessen zu Boden, wodurch wieder eine Circulation entsteht. Das Del ist eben nur ein Mittel, die völlige Ruhe der Flüssigkeit herzustellen, und hat auf die bei dem Siedeverzuge auftretenden Erscheinungen weiter feinen Einfluß.

Ueber die den Siedeverzug betreffenden Versuche wird weiter unten Genaueres mitgetheilt werden.

Es lag zunächst die Beschäftigung mit den Erscheinungen bei der Druckentlastung vor, und es galt die Auffassungen Kayser's (Bd. IX, S. 668) hierüber einer experimentellen Prüfung zu unterwerfen. Nach diesen Auffassungen findet, wenn durch eine plößliche Entlastung die Bedingungen zu momentan sehr heftiger Dampfbildung gegeben sind, eine schlagartige Erscheinung Statt, welche unversehrte Kessel gefährdet: ein Schlag, wie durch eine Petarde beim Eissprengen.

Nach den bis jezt bekannten Erscheinungen bei der Dampfbildung war nicht wol abzusehen, auf welche Weise sich nach einer Entlastung die zur Kesselsprengung erforderlichen hohen Drucke herstellen sollten; seien es nun ein erheblicheres Zeittheilchen andauernde Drucke, oder momentane, sogenannte Stöße. Es ließ sich also nur annehmen, daß bei so schneller Dampfbildung, wie sie nach Entlastungen eintritt, der Uebergang der Wassertheilchen in Dampf, jene siebzehnhundertfache Volumenvergrößerung, von bisher noch unbekannten explosiven Erscheinungen begleitet sei. Explosive Vorgänge entstehen ja, wenn Volumenveränderungen der Materie mit einem gewissen Grade von Geschwindigkeit vor sich gehen. Es galt also zunächst, an dem für den Druck von hundert und fünf Atmosphären für sicher befundenen Versuchskessel von geringen Drucken ausgehend, die bei plöglicher Entlastung etwa auftretenden Stöße zu beobachten.

Nachdem, wie oben bereits mitgetheilt, Vorversuche bei Anwendung einer verhältnißmäßig kleinen Entlastungsöffnung keinerlei Stöße wahrnehmen ließen, wurde zu den nachfolgend mitgetheilten Versuchsreihen eine im Verhältnisse zur Größe des Dampfraumes sehr große Deffnung verwendet, welche diesen, dessen Inhalt im Durchschnitt 20 Liter betrug, fast momentan von seinem Drucke befreien mußte, wenn die Nachbildung neuen Dampfes auch nur ein kleines Zeittheilchen zurückbliebe. Die Entlastungsöffnung war freisförmig, der Durchmesser betrug 20mm, und das durch Federkraft auf diese Oeffnung gepreßte Ventil hatte seine Führung außerhalb, so daß bei der durch einen langen Hebel bewerkstelligten Hebung desselben die ganze Oeffnung dem Austritte des Dampfes frei stand. Es wurden bei fast allen diesen Entlastungsversuchen.

Wassermassen bis an die Decke des Arbeitsraumes geschleudert, dessen Höhe 15 badische Fuße (4,5) beträgt. Der Vorgang im Inneren ließ sich nicht beobachten, da, wie bereits mitgetheilt, die Glasfenster durch einen früheren Versuch gesprengt waren und durch eiserne Verschlußstücke ersetzt werden mußten. Es ist jedoch anzunehmen, daß derselbe nichts anderes darbot, als der früherhin bei minder starker Entlastung beobachtete: sofort nach der Entlastung ist der gesammte Kesselinhalt ein Gekräufel von Wasser und Dampf, und diese Mischung spritzt gewaltsam aus der Entlastungsöffnung.

Es wurden nun zunächst Versuchsreihen mit destillirtem Wasser angestellt, und in der Regel, um im Augenblicke der Entlastung fein wallendes Sieden im Kesselinneren zu haben, ein Quantum atmosphärischer Luft in den Dampfraum gepumpt. Hierdurch wird, da der auf der Flüssigkeit lastende Druck dann die marimale Tension des Dampfes für die Flüssigkeitstemperatur übersteigt, das durch die Wärmeleitung der Kesselwand bedingte dauernde Sieden in ein Verdunsten verwandelt. Der Truck bewegte sich zwischen 11⁄2 bis 6 Atmosphären; ein Versuch wurde jedoch auch bei 9 Atmosphären Druck angestellt.

Das Resultat dieser Versuche war, daß keinerlei Stoßerscheinungen wahrnehmbar wurden. Der Indicator zeigte nicht die geringste Schwankung, das Federmanometer zuckte wol zuweilen ein ganz klein wenig, so daß vielleicht durch die Bewegung des Wassers im Kessel eine zeitweise Druckvermehrung von 1 bis 2 Pfd. (0,07 bis 0,14 Kilogrm. pro Quadratcentimeter) stattgefunden haben mag. Es ist nicht gut anzunehmen, daß bei diesen Versuchen irgend erheblichere Stöße statthaben konnten, ohne direct wahrnehmbar zu werden, und ohne auf den Indicator und das Federmanometer eine, wenn auch verringerte Einwirkung zu haben. Um jedoch auch sicher zu sein, daß nicht in dem Augenblicke der Entlastung, bevor ein Aufwallen eintritt, eine allein auf die Wassermasse beschränkte Erschütterung sich auf die Keffelwände fortpflanzt, wurde bei einigen Versuchen das Hauptaugenmerk auf ein unter Wasser befindliches belastetes Ventil von 1 Quadratcentimeter Querschnitt gerichtet. Es wurde die Belastung so regulirt, daß wenn die Einwirkung des etwaigen Stoßes auf die Kesselwandung nur der Druckerhöhung um eine Atmosphäre entsprach, das Ventil sich öffnen mußte. Dies trat jedoch nicht ein. Uebrig blieb noch die Untersuchung, ob vielleicht im Momente vor dem Aufwallen nach der Entlastung, im Augenblicke also, wo eine so große Zahl Wassertheilchen gleichzeitig das siebzehnhundertfache Dampfvolumen annimmt, ob in diesem Augenblicke nicht ein auf die Wassermasse selbst beschränkter, gewaltiger Stoß entstände, der im Dampfraume demnach auf Indicator und Federmanometer nicht wirken kann, und bei unseren Versuchen seine zerschmetternde Kraft auf den unteren Theil des Kessels, wegen der hohen Haltbarkeit desselben, nicht zu äußern vermochte.

Es wurde zu diesem Zwecke ein großes Ventil von 11 Centimeter Durchmesser in der Kesselwandung unter Wasser angebracht. Dieses Ventil war nicht durch Gewichte, sondern durch Plattfedern von möglichst geringer Masse, die sich regu liren ließen, belastet. Löste man bei Dampfdruck die Federn allmälig, bis das Ventil ein wenig abzublasen begann, so konnte man durch Probiren eine Spannung der Federn her

stellen, bei der eine ganz geringe weitere Lösung zur Folge hatte, daß das Ventil fich mit einem Stoße öffnete, und der größte Theil der in der Regel auf 3 bis 4 Atmosphären Druck erhißten Wassermasse von etwa 40 Liter mit großer Gewalt momentan in den Arbeitsraum stürzte. Dieses unter Wasser befindliche Ventil sollte bei der besagten Regulirung seiner Belastung als ein Reagens für die fraglichen Stöße dienen. Entstehen bei der plöglichen Entlastung im Dampfraume in der That Stöße im Waffer, welche einen Kessel irgend gefährden können, so wird jedenfalls das Ventil aufgerissen werden, und zwar auch bei sehr kurzer Stoßdauer, da die fortzuschiebende Masse hier eine verhältnißmäßig geringe ist.

Die auf diese Weise angestellten zahlreichen Versuche ergaben keine Deffnung des Ventils, auch wenn man, um im Augenblicke der plöglichen Entlastung möglichst Ruhe in der Flüssigkeit zu haben, mit Hülfe einer Natterer'schen Druckpumpe und eines kleinen Windkessels den Druck im Dampfraume durch eingepreßte Luft erheblich erhöhte.

Es schien nach Zusammenstellung dieser Resultate mit dem bereits früher Gewonnenen nicht noch weiterer Versuche zu bedürfen. Bei dem Versuchskessel von 66 Liter Inhalt entstanden bei plöglichen Entlastungen, weder im Dampf-, noch im Wasserraume Stöße, welche durch die angewendeten Meßapparate wahrgenommen werden können. Daß in großen Kesseln, wo allerdings beim Aufwallen Waffermassen durch größere Wegstrecken getrieben werden könnten, die Effecte auftreten sollten, welche eine weiter unten durchgeführte, den thatsächlichen Verhältnissen jedoch durchaus fern liegende, Rechnung ergiebt, ist nach früheren Erörterungen nicht anzunehmen. Immerhin aber bleibt es eine Lücke, wenn nicht durch eine größere Zahl von Versuchen gezeigt wird, daß, sobald in einem wirklichen Kessel bei regulärem Dampfdrucke plöglich eine beliebig große Ausströmungsöffnung entsteht, eben nur, unter vielleicht recht argen Verwüstungen, Dampf und Wasser heraussprigen, der Kessel aber unbeschädigt bleibt.

Zur hierauf folgenden Versuchsreihe gab eine frühere Mittheilung von Bunsen Veranlassung. Derselbe hat die Beobachtung gemacht, daß bei der Mehrzahl in starken Glasröhren durch Druck zu Flüssigkeiten condensirten Gasen bei Deffnung der Röhre das Gas herausbraust, die Röhre aber unverlegt bleibt, während bei Oeffnung einer Röhre mit flüsfigem Schwefelwafferstoff, welcher nach seiner Bereitungsart fein pulverigen Schwefel suspendirt enthält, das Rohr gewaltsam zerschmettert wird. Es mußte demnach von Interesse sein, Entlastungen vorzunehmen, wenn in der entlasteten Flüssigfeit ein feines Pulver suspendirt war, und war dabei zu untersuchen, ob sich bei so plöglicher intensiver Dampfbildung in schlammigen Flüssigkeiten Stöße zeigen. Zu diesem Zwecke wurden in den Wasferinhalt, der etwa 30 Liter betrug, 5 Pfd. getrockneter Kesselschlamm und 7 Pfd. gepulverter Kesselstein gebracht; beide Materialien waren sehr leicht, und die Flüssigkeit hatte die Consistenz eines dünnen Schlammes. Es wurden ganz in der früheren Weise Entlastungsversuche mit häufigen Wiederholungen angestellt, jedoch ganz ebenso erfolglos: die Nadel des Indicators ließ auch nicht die geringste Zuckung wahrnehmen.

Es wurde jezt zu Versuchen übergegangen, bei denen an Stelle des Wassers Salzlösungen in den Kessel gebracht

wurden. Der Kessel war hierbei, wie auch früher, mit einem fest gebrannten Theerüberzuge versehen. Da die Salzlösungen erhöhte Siedepunkte haben, die für höhere Drucke vielleicht bei manchen Salzen recht erheblich von den entsprechenden Siedepunkten des Waffers abweichen mögen, so ist der im Dampfraume durch das Manometer angezeigte Druck oft sehr viel geringer, als die maximale Tension des Wasserdampfes für die Flüssigkeitstemperatur. Es befindet sich eben nicht überhigter Dampf von der Temperatur der Salzlösung im Dampfraume, sondern gesättigter Dampf von geringerer Temperatur, und die Thermometer im Wasser und Dampf machen verschiedene Angaben. Bei der Entlastung nun, bei welcher die heißere Salzlösung sich momentan mit dem kälteren Dampfe innig mischt, schien hierdurch eine Druckerhöhung möglich. Auch aus anderen Gründen aber boten die Entlastungsversuche mit Salzlösungen ein Interesse dar.

Manche Flüssigkeiten, wie die Schwefelsäure, stoßen schon beim Sieden unter gewöhnlichem Drucke heftig, und es wäre nicht unmöglich, daß diese Stöße beim Sieden unter höheren Drucken in gefahrdrohender Weise zunehmen. Mit Schwefelsäure selbst läßt sich, da sie das Eisen löst, nicht experimentiren, auch würden diese Versuche dem wirklichen Kesselbetriebe zu fern liegen, wenngleich ein hierher gehöriger Fall der Praxis, in welchem mit schwefelsäurehaltigen Grubenwassern gespeist und ähnliche Wirkungen bei der stattgehabten Explosion vermuthet wurden, bekannt ist. Fragen wir zunächst, worin die Ursachen dieser Stöße liegen können. Spült man ein Glas mit Schwefelsäure aus, spült mit Wasser die Schwefelsäure fort, so treten beim Sieden von Wasser in diesem Gefäße Stöße ein, der Siedepunkt steigt von 100° C. auf 104o C., und der Grund des Stoßes ist die Ueberhigung des Wassers. Es handelt sich hierbei wol darum, daß durch eine sehr dünne Schwefelsäureschicht die Adhäsion der Flüssigkeit zur Wandung vermehrt ist, und diese vermehrte Adhäsion wirkt den späterhin erörterten durch die Circulation eintretenden Bedingungen zur Dampfbildung entgegen. Kocht man nun Schwefelsäure selbst, so ist das Stoßen heftiger, als beim Sieden von Wasser in Gefäßen, welche mit Schwefelsäure ausgespült wurden. Es muß hier bei Bildung jedes Dampftheilchens, außer zur Arbeit der Dampfbildung noch eine weitere Wärmemenge zur Trennung der Wassertheilchen von den Schwefelsäuretheilchen verwendet werden, welche mit großer Verwandtschaft zusammenhalten. In den inneren Zusammenhang dieser molecularen Vorgänge und ihrem Antheil an der stoßweisen Dampfbildung näher einzudringen, wird nicht gut möglich sein, und es ist für uns hier nur von Wichtigkeit, experimentell zu erfahren, ob bei plöglicher Entlastung bei hohem Drucke siedend gemachter Salzlösungen, wo die erwähnte chemische Zersetzung bei Bildung jeder Dampfblase ebenfalls vor sich gehen muß, das Sieden unter allen Umständen ruhig oder auch stoßweise stattfindet, und ob die in den kälteren Dampfraum geschleuderte heißere Flüssigkeit Druckerhöhungen bewirkt. Es wurden zu diesem Zwecke die folgenden Versuchsreihen angestellt. Zunächst wurde mit einer concentrirten Kochsalzlösung operirt, zu welcher auf 100 Theile Wasser 40 Theile Kochsalz verwendet wurden. Der Wasserinhalt betrug beim Beginn der Versuche etwa 40 Liter, während der Druck im Maximum 6 Atmosphären Die Entlastungsversuche ergaben auch hier nicht das

war.

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