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Uebelständen frei sein sollen. Das Folgende enthält das Wichtigste jener Mittheilungen..

Zu Ledergarnituren soll nur das beste lohgare Leder genommen werden und zwar zu größeren Stücken die festeren Theile des Hinterviertel, für schwächere gute Schulterstücke, niemals dürfen Stücke vom Bauch verwendet werden. Mit einem scharfen Messer werden die weichen Theile der Fleischseite vollständig und mit großer Sorgfalt entfernt, um dem Leder eine recht ebene Oberfläche zu geben, und dann die Narbenseite genau untersucht, ob nicht etwa Schnitte oder Risse darin sind; auch ist darauf zu achten, daß das Leder überall gleiche Stärke habe, weil es sonst in der Presse ungleichmäßig zieht. Es werden schließlich die Kreislinien in der erforderlichen Größe ausgeschnitten. Am besten ist es schon, eine viereckige Lederscheibe, die Narbenseite nach unten, mit Stiften auf ein Stück Holz zu befestigen, auf einer schnell laufenden Drehbank zuerst auf richtige Dicke abzudrehen und dann in der gewünschten Größe auszuschneiden. Nach diesen Vorbereitungen werden die Leder in warmem Wasser weich und bicgsam ge= macht und können dann in die Pressen gebracht werden.

Eine für Manschetten passende Presse ist in Fig. 9, Taf. XI, dargestellt. Der an dem Mittelstück a des Untertheiles befindliche Dorn a' dient zum Centriren der Lederscheibe und zur Führung des Oberstempels. Die Form für die Manschette muß genau zur Hälfte in das Mittelstück und in den äußeren Ring b eingearbeitet sein, weil sonst das gepreßte Stück schwer herauszubekommen ist. Häufig ist dies auch hier noch der Fall, und bleibt die Manschette gewöhnlich an dem Mittelstück sizen, dann muß man mit einem stumpfen Instrument vorsichtig nachhelfen. Bei Anfertigung einer größeren Anzahl gleicher Stücke leisten Ringe mit gut abgerundeter Oberkante gute Dienste, welche etwas lose um das Mittelstück oder in das äußere Untergesenk passen. Je nachdem das Leder an diesem oder jenem festsigt, wird der leztere oder erstere dieser Ringe benut. Der Oberstempel c, welcher wie die unteren Theile aus Rothguß oder harter Geschüßbronze besteht, da diese von der Gerbsäure nicht angegriffen werden, auch das Leder besser loslassen, hat am besten die Form einer Glocke und ist mit Luftlöchern f,f versehen. Er wird langsam und gleichmäßig in das Untergesent hineingedrückt.

Nach der Pressung muß das Leder Zeit haben, sich in die neue Form zu sehen; ist dies geschehen, so wird die Presse aufgedreht und in die Rinne der Manschette ein passender Ring ge= legt, über welchem dann auch das Beschneiden auf richtige und gleiche Höhe, sowie die Abschärfung der Kanten, am besten auf einer Drehbank geschehen.

Aehnlich der vorigen ist die Presse für Kolbenstulpe, Fig. 10, bei welcher das Oberstück ebenfalls zu besserer Führung den glockenförmigen Ansaz c' hat. Das besondere Mittelstück a im Untergesen ist nothwendig, um den Stulp aus der Form bringen zu können. Nach der Entfernung aus der Presse wird er über das Modell Fig. 12 gezogen und ihm auf der Drehbank die übliche Form, wie Fig. 11 zeigt, gegeben.

Während bei den beschriebenen beiden Arten von Garnituren das Leder mit der Narbenseite nach unten gelegt werden mußte, ist bei der dritten Art, den Stulpen für Stopfbuchsen, das Umgekehrte der Fall. Die für dieselben geeignete Presse, Fig. 13, bekommt für die Führung des Stempels e und zum Festhalten der Lederscheibe einen aufgeschraubten Ueberwurf d, doch darf derselbe das Leder nicht fest auf das Untertheil pressen, weil sonst der niedergehende Stempel dasselbe an der Kante durchreißen würde. Der fertig gepreßte Stulp wird über die Form in Fig. 14 (bei welcher übrigens aus Versehen der untere schwächere Theil verkehrt schattirt ist) gezogen, und nach der Richtung der punktirten Linien der Deckel herausgeschnitten.

Vor dem Gebrauch sollen die Ledertheile gut mit Talg_eingerieben werden, doch nicht vor der Zeit, weil sich auf der Fett= schicht der Staub festseßt, welcher dann bald den Ruin der Garnituren herbeiführt.

Was nun die Anwendung dieser Theile betrifft, so ist das übliche Einlegen der Manschetten in eine Nuth der Cylinderwandung als unpraktisch zu verwerfen. Einmal muß dazu die Manschette auf einen fleineren Durchmesser geknifft, also aus ihrer sorgfältig hergestellten passenden Form gebracht werden, dann ist aber der rechtwinklige Querschnitt dieser Nuth die Veranlassung dazu, daß bei eintretendem Druck die Manschette sich eben diesem Querschnitt anschließt und eine scharfe Kante erhält, die ein baldiges Durchreiben an dieser Stelle zur Folge hat. Beide Uebelstände werden

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Die Nuthstoßmaschine von Collet & Engelhardt in Offenbach (Engineer", Nr. 593, S. 408) ist mit Rädervorgelege, ohne beschleunigten Stößelaufgang und mit nach Länge, Breite und im Kreise selbstthätigem Tische. Ihre Construction ist die gewöhnliche, nur fällt uns der Mangel eines Schwungrades auf der Stufenscheibenwelle auf. Die Schaltung ist einfach und solid, doch möchten wir den hierzu theilweise angeschraubten Wellenlagern am Gestelle angegossene Warzen vorziehen.

Stoßmaschine von Shepherd, Hill & Co. (Engineering", Nr. 136, S. 115) aus der Werkstätte der North - London - Eisenbahn hat eine an ihrem Tische befindliche Vorrichtung, um Steuerungscoulissen für Locomotiven in der bestimmten Krüm= mung selbstthätig auszustoßen; es werden die beiden inneren mit einander parallel gekrümmten Gleitflächen durch einen geeigneten Stahl zugleich ausgearbeitet.

Eine zu gleichem Behuse construirte Stoßmaschine von 3. Cleminson (Engineering", Nr. 150, S. 417) hat eine derartige Vorrichtung in veränderter Gestalt, doch stehen beide Maschinen einander an Stabilität nicht nach. Beide sind mit ein= fachem Rädervorgelege, ohne beschleunigten Stößelaufgang versehen; das Rädervorgelege befindet sich bei ersterer Maschine hinter dem Gestelle, bei letterer innerhalb einer Aussparung derselben. Die Gleitflächen des Stößels sind kurz und könnten wol praktischer durchaus miteinander verbunden sein, d. h. eine zusammenhängende Fläche bilden. Bei der Cleminson'schen Maschine schleift die Hubscheibe oberhalb an einer am Gestell angeschraubten Gegenfläche zur Aufnahme des auf sie ausgeübten Druckes. Die Transportirung des Tisches nach der Breitenrichtung erfolgt bei dieser Stoßmaschine durch Schnecke und Schneckenrad, welches leztere an der durch den Tischuntertheil gehenden Schraubenspindel sigt, während die damit rechtwinklige Tischbewegung von dort aus durch zwei conische Räderpaare bewirkt wird.

Hydraulische Nuthstoßmaschine von Shanks & Kohn („Artizan“, 1866, S. 195). Ihr Stößel geht oben in eine Kolbenstange mit Kolben über, und ist dieser in einen Pumpencylinder eingepaßt, in welchen drei durch Riemen betriebene Pumpen Wasser drücken und so die Bewegung des Stößels bewirken. Die Druckfläche des Kolbens beträgt beim Niedergange, d. i. bei der Arbeit, 470 Odrtentmtr., die zum Aufgange 170 Odrtentmtr., demnach ist bei gleichbleibendem Drucke eine circa dreimal größere Aufgangsgeschwindigkeit gegeben. Alle Stöße sind durch zweckmäßige Anordnung der Wassercanäle vermieden und der Stößel durch Verstellung angebrachter Knaggen in seinem Hube zu verändern. Die Maschine ist von geringer Ausdehnung und leicht zu montiren. Selbstthätig ist ste nicht.

Die Stoßmaschine von Stephen Alley (Engineering", Nr. 96, S. 419) ift eine Specialmaschine und dient vorzugsweise zum Stoßen der flachen Seiten angeschweißter Locomotivhebel und ergänzt daher die oben schon besprochenen Shapingmaschinen desselben Constructeurs zur Bearbeitung von dergleichen Locomotiv= theilen. Ein Quersupport mit auf beiden Seiten angegossenen Ständern wird auf zwei sich gegenüber liegenden Führungsleisten eines Tischgestelles geschoben und im Betriebe über lezteres periodisch nach jedem Stößelhube um die Spanbreite fortbewegt, während die beiden Stähle des an dem Quersupport sich auf- und ab= bewegenden Stößels den auf den Tisch gespannten Hebel zu beiden Seiten gleichzeitig bearbeiten. Die Stähle sind selbstverständlich gegen einander zu verstellen und der Stößelsupport durch eine im

Quersupport horizontal liegende Schraubenspindel beliebig seitlich zu verschieben.

nm

Noch bleibt uns eine Maschine von J. & J. Rieter in Winterthur zur Besprechung übrig, welche zugleich Nuthstoßmaschine oder eigentlich Keilnuthenbohrmaschine und horizontale Räderbohrmaschine und für alle Arten Räder bis zu Durchmessern von 6000 praktisch zu verwenden ist (Engineer", Nr. 629, S. 46). Auf einem gekröpften eisernen Fundamente, bei welchem die Tiefe der Kröpfung sich nach den Durchmessern der auszubohrenden Räder richtet, steht zu beiden Seiten ein Ständer. An einem derselben ist der mit Aufspannnuthen versehene verticale Aufspanntisch, sowie der ganze Bewegungsorganismus angebracht, während an dem anderen die Führung der beim Bohren und Nuthen erforderlichen Stange, welche horizontal durch den Tisch) und den anderen Ständer hindurchgeht, angeschraubt ist. In Rücksicht darauf, daß das Stoßen der Nuthen sehr großer Räder nur auf besonders dazu construirten Maschinen auszuführen, und der Transport dabei sehr beschwerlich, sowie ein großer Raum wegen der horizontalen Lage der Räder erforderlich ist, muß die Rieter'sche Maschine als eine zu diesem Zwecke sehr vortheilhafte bezeichnet werden, zumal das beschwerliche Aufspannen zum Bohren und Stoßen nur einmal stattzufinden hat.

Ihr Preis soll 2700 Thlr. und ihr Gewicht 192 Ctr. betragen.

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Verschiedenes.

Technologisches Wörterbuch, in deutscher, französischer und englischer Sprache. Herausgegeben von Dr. C. Rumpf, Dr. O. Mothes und W. Unverzagt. Zweite, vollständig umgearbeitete Auflage. Wiesbaden 1868, 1869 und 1870. C. W. Kreidel's Verlag.

Das hier erwähnte, jest in zweiter Auflage vollständig vorliegende Wörterbuch, welches wir dem Leser bestens empfehlen können, ist ein schöner Beweis von den großen Fortschritten, welche wir nicht allein auf dem Gebiete der Mechanik, sondern auch in den Wechselbeziehungen zwischen dem theoretischen Wissen und der Praris, zwischen der Gelehrtheit und den Gewerben gemacht haben. So lange die Wissenschaft auf die lehteren vornehm herabsah, empfand nur der Techniker von Fach den Mangel eines tüchtigen technologischen Wörterbuches und zwar auch dann, wenn er der fremden Sprache völlig mächtig war. Denn man kann in das Idiom einer anderen Sprache tief eingedrungen und bei dem einfachsten terminus technicus doch in der größten Verlegenheit sein, ihn zu übersehen. Heute, wo die staats- und volkswirthschaftliche Bedeutung der Industrie allgemein anerkannt wird, sucht sich jeder Gebildete so viel technisches Verständniß zu verschaffen, daß er sich von dem Proceß der wichtigsten Productionszweige wenigstens eine Vorstellung machen kann. Dazu fehlte ihm bis jezt ein tüchtiges Wörterbuch, welches wir nun in drei Bänden und in den drei wichtigsten Sprachen befizen. Es ist dies das vollständigste Werk seiner Art, und der deutsche Fleiß wie die deutsche Gründlichkeit, welche es zu Stande gebracht haben, verdienen unsere volle Anerkennung. Die typographische Ausstattung ist ebenso gediegen und läßt nichts zu wünschen übrig. G. S.

Angelegenheiten des Vereines.

Siegener Bezirksverein.

1. *W. Becker, Associé der Firma Gabriel, Bergenthal & Co. in Germaniahütte bei Grevenbrück (1528). L. 2. Benoit, Königl. Kreisbaumeister in Siegen (349). 3. Friedr. Böcking, Bergwerks- und Hüttengewerke in Eiserfeld bei Siegen (1682).

4. *Ed. Bonzel, Walzwerks-Ingenieur in Finnentrop (571). 5. G. C. Deetjen, Vorsitzender des Verwaltungsrathes der Gesellschaft Rolandshütte in Haardt bei Siegen (1838).

6. Ignaz Diepgen, Dirigent des Walzwerkes von Kayser & Co. in Haardt bei Siegen (1839).

7. *Heinr. Dresler jun., Ingenieur der Firma J. H. Dresler sen. in Siegen (1085).

8. Friedr. Fischbach, Dirigent des Walzwerkes von Steinfeifer & Co. in Eiserfeld bei Siegen (1840).

9. Ludw. Fölzer, Kesselfabricant, Firma: Heinrich Fölzer Söhne, in Sieghütte bei Siegen (1841).

10. *G. Gregor, Civil-Ingenieur in Siegen (228). L. E. 11. A. Gude, Dirigent des Creuzthaler Stahlwerkes in Creuzthal (1842).

12. J. Hambloch, Hammerwerkbefizer in Eichen bei Crombach (1843).

13. D. Hövel, Walzwerksbefizer in Fickenhütten bei Siegen (1844).

14. Heinr. Hüttenhain, Betriebsführer des Walzwerkes von Fuchs & Co. in Haardt bei Siegen (1845).

15. Carl Jüngst, Bergwerks- und Hüttengewerke in Fickenhütten bei Siegen (1846).

*) Die mit * bezeichneten Herren waren bereits früher Mitglieder des Vereines.

XIV.

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21. *Ed. Müller, Werkstättenvorsteher der bergisch-märkischen Eisenbahn in Siegen (773). W.

22. A. Dechelhäuser, Maschinenfabricant, Firma: A. & H. Dechelhäuser, in Siegen (1847).

23. *. Dechelhäuser, Maschinenfabricant, Firma: A. & H. Dechelhäuser, in Siegen (978). E.

24. *Th. Peters, Associé der Maschinenfabrik von A. & H. Dechelhäuser in Siegen (1013). L. E.

25.

26.

27.

3. Pohlig, Civil-Ingenieur in Siegen (1848).

Alb. von Racsfeld, Kaufmann in Siegen (1849).
*H. Schleifenbaum, Walzwerksbesizer, Firma: A. Schlei=
fenbaum & Mattner, in Siegen (404). L.

28. Wm. Schleifenbaum, Bergwerksbefizer in Littfeld bei Siegen (1850)

29. A. Schmitthenner, technischer Director der Rolandshütte in Haardt bei Siegen (1851).

30. *Oscar Schrader, technischer Director der Charlottenhütte in Niederschelden (851). E.

31. Heinr. Schreiber, Bergwerks- und Hüttenbefizer in Strut= hütten bei Herdorf (1852).

32. Wilh. Schüß, Betriebsführer des Stahl- und Hammerwerkes von Franz Göbel in Meinhardt bei Siegen (1853).

34

33. *A. Spannagel, Ingenieur der Maschinenfabrik und Eisengießerei von Gebr. Klein in Dahlbruch (1565). L. 34. *Spieß, Architekt in Siegen (825).

35. *Heinr. Stähler, Kesselfabricant, Firma: Stähler & Schmit, in Weidenau bei Siegen (1241). E.

XX. dohl.

36. *A. Steffen, Maschinenfabricant in Haardt bei Siegen (1242). E.

37. Wilh. Ueberfeldt, Ingenieur in Siegen (1854). 38. *Weyland, Bergwerksdirector und Gerant der Aplerbecker Bergwerksgesellschaft in Siegen (1245). E.

Mittheilungen

aus den Sizungsprotokollen der Bezirks- und 3 weigvereine.

Bezirksverein an der Lenne.

(Fortsetzung von Seite 206.)

Versammlung vom 20. März 1870 in WerVorsigender: Hr. C. Kugel. Schriftführer: Hr. H. Majert. Anwesend 17 Mitglieder und 2 Gäste.

Der Vorsitzende eröffnete die Versammlung mit Referaten aus den eingegangenen Sizungsprotokollen anderer Bezirksvereine und wurde dann die nöthig gewordene Neuwahl des Abgeordneten für die Berliner Delegirtenversammlung vollzogen.

Danach erstattete der Vorstzende Bericht über den Commisstonsbeschluß betreffs der

Gründung eines deutschen Technikervereines.

Nach einer eingehenden Analyse des Entwurfs, an welche sich eine lebhafte Discussion schloß, vermochte die Versammlung nicht. die Ueberzeugung zu gewinnen, daß der Vorschlag für den Verein. deutscher Ingenieure von Nußen sei. Die blühende Entwickelung unseres Gesammtvereines glaubte man zum nicht geringsten Theile seiner freien demokratischen Verfassung zu verdanken zu haben, während bei dem neuen Technikerverein der Schwerpunkt desselben mehr in den Delegirtenkörper verlegt ist, welcher nur zu leicht bevormundend auf die einzelnen Vereine wirken kann, wodurch das Ganze mehr geschädigt als gefördert werden dürfte. Der durch den Technikerverein angestrebte Zweck lasse sich auch durch unseren Verein erreichen, wenn sich derselbe bei allen gemeinsamen Interessen, welche in das Gebiet der Staatsgesetzgebung u. s. w. fallen, mit den anderen deutschen technischen Vereinen über eine gleiche Agitation einige und die jeßigen Mängel des inneren Verbandes durch Reorganisation der Zeitschrift, durch Abtrennung der Protokolle nach den auf der Stettiner Versammlung vom hiestgen Bezirksverein gemachten Vorschlägen und Beschränkung des rein. theoretischen Materials zu heben suche.

Es knüpfte sich noch eine längere Debatte an den Vorschlag zur Einrichtung eines Fragekastens, und wurde beschlossen, die einzelnen Vorstandsmitglieder mit der Entgegennahme von Fragen behufs deren Weiterbeförderung an den Vorsitzenden und Abdruck derselben auf den Einladungskarten zu beauftragen; außerdem soll für die Folge ein Fragekasten im Versammlungslocal angebracht sein, welcher nach Erledigung der Tagesordnung eröffnet wird.

Hr. Schuchart beantragte noch die Anschaffung eines Richardson'schen Indicators, eines Pyrometers und eines List'= schen Zugmessers. Nach kurzer Motivirung seitens des Antragstellers wurde die Anschaffung im Princip beschlossen und der Vorstand beauftragt, dieselbe je nach den vorhandenen Geldmitteln vorzunehmen. Zu rascherer Beschaffung derselben sollen die Mitglieder um freiwillige Beiträge ersucht werden, da die Erhebung eines obligatorischen Beitrages abgelehnt wurde.

XXI. Versammlung vom 15. Mai 1870 in Limburg. Vorsitzender: Hr. C. Kugel. Schriftführer: Hr. H. Heinemann. Anwesend 30 Mitglieder und mehrere Gäste, darunter 20 Damen.

Die ursprünglich für diese Versammlung festgesezte Tagesordnung wurde nur in ihrem dritten Punkte, in der feierlichen

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mußte die aufgestellte Tagesordnung ganz aufgegeben werden, zumal der Zug von Gleiwiß her sich so viel verspätete, daß die Gesellschaft, im Ganzen etwa 25 Mitglieder und Gäste, erst um 5 Uhr Nachmittags vollzählig ward.

Hr. Thomezek hatte in zuvorkommendster Weise die Führung der Gesellschaft übernommen, und nachdem man sich der im geschmückten Zechenhause bereit gelegten Grubenanzüge bedient, fuhr man, da die meisten diesen Weg vorzogen, auf der Förderschale ein. Unten angekommen, stand bereits der Zug der Streckenseilförderung fertig zur Aufnahme der Passagiere, welche zu zwei und zwei in die eisernen Kohlenwagen vertheilt, bald mit einer Geschwindigkeit von 111⁄2 Fuß (3,61) pro Secunde auf der unterirdischen Eisenbahn den entfernt gelegenen Arbeitsstrecken entgegen. fuhren.

Zur Basis für die Anlage der unterirdischen Seilförderung auf der Paulusgrube ist eine Länge der Strecke von 450 Lachter (940), ein größtes Ansteigen von 3 Grad, und ein Marimalförderquantum von 3000 Tonnen (6600 Hektol.) in einer zehnstündigen Arbeitsschicht angenommen worden. Die gegenwärtige Länge beträgt 2189 Fuß (687") in folgenden Abtheilungen: 133 Fuß (41,75) horizontal mit Doppelgeleise; 756 Fuß (237,27) mit Ansteigen von 1: 18;

600 Fuß (188,3) horizontal mit einer Curve von 150 Fuß (47) Radius;

600 Fuß (188,5) mit Ansteigen von 1: 133 und ebenfalls einer Curve von 150 Fuß (47) Radius;

100 Fuß (31,4) horizontal mit divergirenden Geleisen zum Rangiren.

Die bis jezt zu durchfahrende Länge beträgt 2080 Fuß (653TM) und wird in 3 Minuten zurückgelegt, woraus sich die oben angegebene durchschnittliche Geschwindigkeit von 114 Fuß (3,61) ergiebt. Jeder Zug besteht vorläufig aus 17 Förderwagen à 3 Tonnen (6,4 Hektol.) Inhalt, zusammen 51 Tonnen (114 Hektol.) oder rund 200 Ctr. Förderlast und zwei Conducteurwagen, von welchen einer am vorderen, einer am hinteren Ende des Zuges eingeschaltet wird. In Zukunft soll jeder Zug aus 20 Förderwagen und den beiden Conducteurwagen bestehen, und wird dann die ganze Last derselben, Wagen, Kohlen und Conducteurwagen, jedoch ercl. Seil, etwa 435 Ctr. Gesammtgewicht haben. Die Geleiseweite der Schienenbahn beträgt 2 Fuß (630), der Radstand der Förderwagen 18 3oll (470).

Für die Seilförderung ist das System mit Vorder- und

Hinterseil gewählt worden, welch lezteres sich an den Endstationen in die Rangirgeleise verzweigt; diese sind wiederum mit Weichen und Drehscheiben versehen. Vorder- und Hinterseil find von gleicher Stärke und Construction; sie sind 1 Zoll (26TM) stark und bestehen aus 5mal 7 Drähten Nr. 11; das erstere hat eine Länge von 2500 Fuß (785TM), das leztere von 4300 Fuß (1350"). Bei einer äußersten Tragfähigkeit von 200 Ctr. pro Quadratzoll (14,6 Kilogrm. pro Quadratmillimeter) wiegt der laufende Fuß circa 1,5 Pfd. (der laufende Meter ca. 2,4 Kilogrm.) und kostet das Pfund loco Fabrik Felten & Guilleaume in Cöln 24 Sgr. Seit dem 1. October 1869 sind diese Seile in fortwährendem Gebrauche und bis heute in vollkommen untadelhaftem Zustande geblieben. Kommt eine Beschädigung des Seiles vor, so werden die Enden, um nicht das ganze Seil wegwerfen zu müssen, mittelst eines Spließes verbunden.

Die Seilrollen in der Strecke sind sämmtlich von Gußeisen, in der geraden Strecke cylindrisch in Entfernungen von 18 bis 20 Fuß (5,65 bis 6",27), in den Curven conisch und in Entfernungen von 5 Fuß (1,57), ebenso die Firstenrollen.

Da die Fördermaschine über Tage aufgestellt ist, so sind die Seile an der oberen und unteren Schachtmündung über Seilscheiben von 5 Fuß (1,57) Durchmesser geführt; die Maschine selbst liegt in 80 Fuß (25") Entfernung von dem 32 Lachter (67) tiefen Schachte. Sie ist als Zwillingsmaschine gebaut mit 15zölligen (390mm) Cylindern von 3 Fuß (1,1) Hub, direct auf die Seiltrommelare wirkend; die beiden 8 füßigen (2,5) cylindrischen Seiltrommeln figen lose auf der Welle und können je nach Bedürfniß rasch und leicht mit derselben durch eine Klauen= kuppelung verbunden oder von derselben gelöst werden, sowol zum Vor- oder Rückwärtsgange des Zuges, wie zum Spannnen des Seiles. Beide Trommeln sind mit 9füßigen (2,82) Bremsscheiben versehen, welche für das ablaufende Seil durch selbstthätige Gewichtsbremsen zur Wirkung gelangen. Die Maschine arbeitet mit ganzer Cylinderfüllung und bedarf für die Steigung 1:18 mindestens 50 Pfd. Dampfdruck pro Quadratzoll (3,6 Kilogrm. pro Quadratcentimeter). Es verdient bemerkt zu werden, daß dieselbe in der Actien - Maschinenfabrik zu Cöln gebaut, in ihrer Ausführung wie in ihrer Leistung allen geforderten Ansprüchen genügt; ein leichtes und sicheres Handhaben der Steuer- und Bremshebel 2c. mit sehr ruhigem geräuschlosen Gange verbindend, dürfte dieselbe für ähnliche Verhältnisse stets empfohlen werden.

Die Strecke der Seilförderung ist mit einem elektrischen Telegraphen versehen und so eingerichtet, daß von jedem beliebigen Punkte aus jeder Zeit nach der Maschine und dem Zechenhause hin signalisirt werden kann.

Nach der Grubenfahrt wieder im Zechenhause versammelt, hatte es Hr. Thomezek auch nicht an materieller Erquickung für die Gesellschaft fehlen lassen, mit heiterem Glück auf" wurde ihm, sowie der ganzen Grubenverwaltung in herzlichster Weise für ihr bereitwilliges Entgegenkommen gedankt.

"

Es mag sich hieran ein kurzer Bericht schließen über eine Sizung von Vertretern und Ingenieuren der oberschle= sischen Walzwerke, welche am 29. Juni d. 3. zu Königshütte stattfand, und zu welcher sich Vertreter von Königshütte, Laurahütte, Baildonhütte, Hoffnungshütte bei Hammer, Pielahütte, Her= minenhütte, Falvahütte und von Redenhütte eingefunden hatten.

Die bereits in früheren Sizungen des Bezirksvereines stark discutirte Frage über einheitliche Dimensionen und Preisscala in den Walzencalibern sollte unter Vorlage der rheinisch-westphälischen Scala zur endgültigen Berathung kommen. Die am 5. December 1869 vom hiesigen Verein aufgestellten Scala, von Hrn. Wehowsky graphisch dargestellt, wurde im Vergleich mit der rheinisch-westphälischen Scala einer heftigen Discussion unterzogen, in

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„Ich muß mich darauf beschränken, die in unserer Fabrik gemachten Erfahrungen über Fieldkessel mitzutheilen, da andere mir zugesagte Mittheilungen hierüber ausgeblieben sind. Das Wesentliche der Fieldkessel ist die bekannte eigenthümliche Construction der hängenden Siederöhren; hauptsächlich haben diese Röhren bei stehenden Kesseln Anwendung gefunden, welche zur Aufnahme derselben mit einer Feuerbuchse versehen sind.

Die ersten stehenden Fieldkessel haben wir im Jahre 1863 angefertigt, und im Laufe der Zeit ca. 40 Stück zu den verschiedensten Dampfbetrieben bis zu 50 Pfrdft. geliefert, ebenso sind mehrere vorhandene liegende Kessel behufs Vergrößerung der Feuerfläche von uns mit Fieldröhren ausgerüstet worden. Mängel von irgend welcher Erheblichkeit und daraus resultirende Betriebsstörungen sind nicht vorgekommen. Wenn in vier uns bekannten Fällen Fieldröhren durchbrannten, so daß sie zu lecken begannen, dann ergab sich als Ursache davon die Unterbrechung der Circulation in den Röhren, herbeigeführt durch Muttern oder Kittklumpen, welche hineingefallen waren, oder durch solche Circulationsröhren, welche, bis auf den Boden gesenkt, die Circulation unmöglich machten. Trog ungünstigen Speisewassers ist uns bis jezt kein Fall bekannt, daß Fieldröhren durch Incrustationen verstopft wurden.

Die Vermuthung, daß die Fieldröhren bei strenger Kälte, da das Wasser aus denselben nicht abgelassen werden kann, ge= frieren würden, hat sich nicht bewahrheitet. Im lezten Winter ließen wir bei 16o Kälte zu verschiedenen Malen das Wasser in einem Versuchskessel mit 9 Röhren von je 2 Fuß (0TM,62) Länge und 24 Zoll (75) Durchmesser, welche bis zum normalen Wasserstande gefüllt waren, total gefrieren. Darauf wurde das Eis durch Anfeuern des Kessels aufgethaut und Dampf erzeugt, um die Luft aus dem Wasser zu entfernen. Dieses Erperiment wurde mehrere Male mit demselben Wasser wiederholt, dann wurde der Kessel unter geringem Druck abgeblasen, so daß die Röhren gefüllt blieben; wenn man nämlich unter hohem Druck abbläst, so bleibt in den Röhren fast gar kein Wasser. Die mit Wasser gefüllten Röhren wurden bis zum vollständigen Gefrieren des Wassers mehrmals der Kälte ausgesezt und wieder aufgethaut. Bei allen diesen Versuchen hat sich weder eine Undichtheit noch Formveränderung an den Röhren und dem Kessel gezeigt. Es gelang nicht einmal, ein Reagenzglas, welches als Fieldrohr in ein Gefäß gehängt war, durch Gefrieren des Wassers zu sprengen, obgleich die absolute Festigkeit des Glases eine so erheblich geringere ist, als die des Schmiedeeisens.

Directe Messungen über Brennmaterialconsum und Vergleiche mit einer anderen Kesselconstruction konnten wir nur in unserer Fabrik anstellen. Ein Fieldkessel von 137,5 Ddrtfß. (13,8 Odrtmtr.) erseßte einen eingemauerten cylindrischen Dampfkessel mit einem Flammrohr von 130,5 Odrtfß. (13,1 Odrtmtr.) Feuerfläche. Um an den Montagen beim Beginn der Arbeit aus kaltem Wasser

eine Dampfspannung von 4 Atmosphären zu erzeugen, wurden beim alten Kessel 120 Minuten Zeit und 186 Pfd. gute große Kohle gebraucht, wogegen beim Fieldkessel nur 50 Minuten Zeit und 80 Pfd. von derselben Kohle gebraucht wurden. An den Wochentagen, wenn das Wasser etwa 9 Stunden lang abkühlte, wurden beim alten Kessel 85 Minuten Zeit und 110 Pfd. Steinkohle, beim Fieldkessel dagegen 40 Minuten Zeit und 70 Vfd. Steinkohle gebraucht. Der Fieldkessel hat bei 4 Atmosphären Ueberdruck pro Quadratfuß Feuerfläche eine Verdampfungsfähig= keit von 6,5 Pft. Wasser pro 1 Pfd. mittlere Steinkohle gegen 4 Pfd. bei unserem Flammrohrkessel. Bei diesen Versuchen hatte. der Fieldkessel keine Ummantelung. Die Länge des von den Feuergasen zurückgelegten Weges betrug beim alten Kessel 45 Fuß (14,12), beim Fieldkessel nur 6 Fuß (1,88) vom Rost bis an den Wasserspiegel, und doch ist die Temperatur der in den Schornstein gehenden Feuergase beim Fieldkessel geringer, als sie beim Flammrohrkessel war: in den abgehenden Zug gehängtes Blei schmolz wol beim alten Kessel, nicht aber beim Fieldkessel. Der gemauerte Schornstein, welcher früher für den Flammrohrkessel benugt wurde, ist für den Fieldkessel unverändert geblieben.

Als Vorzüge der Fieldkesselconstruction können hiernach bezeichnet werden: Raumersparniß durch große Heizfläche bei kleinem Volumen; vortheilhafte Wärmeüberführung durch große directe Heizfläche und daraus resultirende Kohlenersparniß; Begünstigung der Dampfbildung durch starke Circulation in den Röhren; leichte Controle und Reparatur der Kessel, da dieselben nicht von Mauerwerk umgeben sind; leichte Reinigung des Kessels durch Ausblasen des im Wasser enthaltenen Schlammes, da durch die heftige Gir= culation in den Röhren sich kein Kesselstein oder Schlamm festsezt; geringes Wasserquantum, dadurch bei etwa vorkommendem Zerreißen des Kessels weniger verheerende Wirkung; kein Siedeverzug, weil vollkommene Circulation im Kessel vorhanden ist.

Der Vorwurf, welcher den Fieldkesseln gemacht wird: sle hätten zu wenig Wasserraum und erforderten deshalb zu viel Aufmerksamkeit von Seiten des Heizers, fällt wol dadurch, daß es ja keinem Kessel schädlich ist, wenn er aufmerksam behandelt wird. In der Praris ist ein solcher Vorwurf auch nicht bestätigt worden."

Die anschließende Discussion erstreckte sich noch auf verschiedene Punkte des Thema, u. A. glaubte Hr. Alverdes den Hauptvortheil der Field'schen Kessel darin zu sehen, daß das Anseben von Kesselstein verhindert wird, wogegen Hr. Brennhausen eines Kessels in Chemnig erwähnte, in welchem sich nach kurzer Zeit so viel Kesselstein angescht habe, daß er außer Betrieb gestellt werden mußte. Die Frage, unter welchen Verhältniffen der Kessel im Gebrauch war, und welches die chemische Zusammensehung des Speisewassers gewesen sei, blieb unbeantwortet. Auch Hr. Lenz constatirte, daß in der Neuen Dampfmühle in Züllchow seit zwei Jahren mehrere mit Field'schen Röhren versehene Kessel in Gebrauch seien, welche bisher keine Reparatur erfordert hätten. Ebenso erwähnte Hr. Hentschel eines Field'schen Kessels in der Wasserstation in Stargard, welcher mit sehr kalkhaltigem Wasser gespeist wurde, seit dem Jahre 1865 im Betrieb sei und noch keiner Reparatur bedurft hätte.

Auf die von dem Bezirksverein an der Lenne gestellten weiteren Fragen konnte eine bestimmte Auskunft vorläufig nicht gegeben werden. Der Vorsißende empfahl die Beantwortung dieser Fragen im Auge zu behalten, Material und Erfahrung auf diesem Gebiete ferner zu sammeln, und zu geeigneter Zeit weiter darüber zu berichten. (Ueber Fieldkessel vergl. noch Bd. XI, S. 475 und Bd. XIV, S. 319 und 513.)

An Stelle des abwesenden Hrn. Kretschmer sprach Hr. Thömer über den Entwurf des Statutes für einen

deutschen Technikerverein.

Redner erwähnte die Veranlassung zu der angestrebten Bildung eines solchen Vereines und gab eine kurze Uebersicht über den Inhalt des Statuts. Seinen weiteren Ausführungen trat die Versammlung bei und einigte sich in folgender Auffassung:

3

Der Entwurf ist ein sehr umfassender und mit außerordentlicher Sorgfalt und durchsichtiger Gründlichkeit angelegt. darf aber die große Schwierigkeit nicht verkannt werden, welche darin besteht, viele einzelne Vereine zu einem großen Ganzen zusammen zu fassen und dafür von vornherein einen detaillirten Organisationsplan fertig hinzustellen, ohne der Eigenthümlichkeit, der Beweglichkeit und Selbstbestimmung dieser Vereine in irgend einem Theile Eintrag zu thun; daß leßteres nicht geschicht, daran muß festgehalten werden. Derselbe glückliche Gedanke ist auch für die Gliederung des Vereines deutscher Ingenieure leitend gewesen. Hier hat sich das System bewährt, und dürfte deshalb auch auf größere Verhältnisse übertragbar erscheinen.

Es giebt für die technischen Vereine Deutschlands gewiß eine große Zahl gemeinsamer Ziele, deren Erreichung mit vereinten Kräften zu erstreben ist. Dazu bedarf es eines Organes, und dieses Organ kann nur eine von sämmtlichen Vereinen delegirte Versammlung sein. Eine solche Versammlung ist zu berufen, und diese hat sich mit dem Organisationsplan für den Gesammtverein zu befassen und weiter zu bauen auf dem vorliegenden Plane, welcher als eine höchst dankenswerthe Grundlage anzuerkennen und als Ausgangspunkt für die weiteren Verhandlungen zu betrachten ist.

Hr. Schmidt gab noch auf Grund des von der Mannheimer Gesellschaft zur Untersuchung und Ueberwachung von Dampfkesseln eingesandten Geschäftsberichtes eine Uebersicht der von dieser Gesellschaft erreichten Resultate (S. 315 d. Bds.), und erstattete dann Hr. Dr. Siermann Bericht über die

Patentgesetzgebung.

Redner habe sich bestrebt, möglichst viel Material zu sammeln, sei aber dabei ziemlich erfolglos gewesen, da seit den lehten Verhandlungen innerhalb des Vereines (im Jahre 1863) gar wenige oder gar keine neue Gesichtspunkte über die Patentgeseßgebung bekannt geworden sind, vielmehr stets der alte Streit mit denselben Gründen ausgefochten wird, ob die Patente der Industrie förderlich sind oder nicht, und ob die Erfinder ein Anrecht auf Schuß ihrer Erfindung von Seiten des Staates durch eine Monopolistrung ihrer Erfindung für sie selbst haben oder nicht. Darin sind die beiden Parteien einig, daß die jezigen ca. 20 Patentgeseze in Deutschland beiden Zwecken nicht genügen, ebenso wie in jedem anderen Staate die betreffenden Patentgeseze von den Interessenten für unangemessen gehalten werden, und ein Jeder sich das Patentgesez eines anderen Landes, mehr oder weniger modificirt, wünscht. Er gehe deshalb auf diesen alten Streit gar nicht ein, da eben nichts Neues vorzubringen sei, und begnüge sich in chronologischer Aufeinanderfolge die Verhandlungen über Patentgesetzgebungen in Deutschland vorzutragen.

In Preußen haben wir ein Patentgeset seit dem Jahre 1815, in den anderen deutschen Staaten sind die Patente, soviel mir bekannt, von jüngerem Datum. Der Grundsah des preußischen Gesezes ist der, daß derjenige, welcher um ein Patent über eine Erfindung nachsucht, bei der technischen Patentcommission eine genaue detaillirte Beschreibung seines Verfahrens einreicht. Die technische Patentcommission entscheidet, ob dasselbe principiell neu sei oder nicht, und je nachdem wird dem Petenten ein Patent auf 5 Jahre verliehen oder nicht. Die Verhandlungen der Patentcommission sind geheim, ebenso wie die Beschreibung der verliehenen Patente. In den übrigen deutschen Staaten bestehen die Patentgesetzgebungen zum größten Theil nach denselben Principien.

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