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Notizen über Field'sche Kessel.

Vermischtes.

In der Versammlung des westphälischen Bezirksvereines wurde in Folge einer Discussion, in welcher sich ergab, daß weder die technische Literatur bis dahin, noch die persönlichen Erfahrungen einzelner Vereinsmitglieder ausreichend erscheinen, um darauf ein allgemeines Urtheil über die genannte Kesselconftruction zu gründen, der Beschluß gefaßt, weitere Kreise, namentlich die übrigen Bezirksvereine, um Mittheilung der in ihrer Umgebung gemachten Beobachtungen zu ersuchen. Die in dieser Hinsicht gestellten Specialfragen waren die folgenden:

1. Wie viele Field'sche Kessel sind in Ihrem Kreise in Betrieb und bei wem?

2. Von wem und wann sind dieselben gebaut?

3. Wie lange sind sie im Betrieb?

4. Für welche Betriebszwecke arbeiten sie?

5. Wie ist deren Construction?

6.

7.

Welche Erfahrungen sind damit in Bezug auf Brennmaterialverbrauch gemacht?

Wie stellen sich die Reparaturkosten?

8. Welche Erfahrungen sind bei unregelmäßiger Dampfentnahme gemacht?

9. Welche Erfahrungen sind Ihnen sonst darüber bekannt? Die auf jene Aufforderung leider nur in sehr geringer Zahl eingegangenen Nachrichten bringen doch einige nicht uninteressante Notizen, welche uns von dem Vorstande des westphälischen Bezirksvereines übergeben wurden, und die wir mit Hinweis auf die in dieser Zeitschrift Bd. XI, S. 475, Bd. XIV, S. 319 und 513, bereits veröffentlichten Artikel und die Verhandlungen darüber im pommernschen Bezirksverein, Bd. XIV, S. 534, nachfolgend zusammenstellen.

In Beantwortung der erstgestellten Frage sind überhaupt 31 Kessel als in Betrieb befindlich angemeldet worden, und zwar 14 Stück im Kreisdirectionsbezirke Zwickau, 8 im Bezirke Leipzig, 4 Stück im Regierungsbezirke Magteburg, 3 Stück auf der Etettiner Eisenbahn und je einer in Lübeck und Mecklenburg. Nach der Größe gruppiren sich dieselben so, daß unter der genannten Zahl sich 11 zweipferdige, 3 dreipferdige, 7 vierpferdige, je einer von 5, 8, 10 bis 12 und 16 Pferdestärken und 2 Stück 60 pfer= dige sich befinden. Von den übrigen 4 Stück ist die Größe nicht angegeben.

Die Erbauer der aufgeführten Kessel rangiren nach der Zahl der von ihnen gelieferten Kessel folgendermaßen: Petry Dércur in Düren mit 13 Stück; Ludwig Kornmann, Chemnig, mit 4 Stück; mit 3 Stück die beiden Fabriken von Jean Affolter zu Schloß Chemnitz und von Aron & Gollnow in Grabow (lettere aus den Jahren 1865, 1867 und 1869); mit 2 Stück die Buckauer Maschinenfabrik der Hamburg-Magdeburger Dampfschiff= fahrtsgesellschaft, Jörning & Sauter in Buckau und M. We= bers in Berlin (mit den Jahreszahlen 1867 und 1869); einen Kessel endlich hat A. Borsig in Berlin geliefert.

Für die Zeit, welche die Kessel bereits in Betrieb sind, ist zu beachten, daß die Mittheilungen darüber ungefähr

auf den Anfang October 1869 fallen. Es liegen nur wenige Angaben vor. Ein Kessel der Buckauer Maschinenfabrit arbeitete damals 2 Monat, die beiden von Jörning & Sauter 3 resp. 4 Monat, ein Kessel von M. Webers 2 Jahre, der andere etwa 6 Monat und die Kessel der Stettiner Eisenbahn von Aron & Gollnow seit dem Jahre ihrer Anfertigung, der älteste also ungefähr 4 Jahre.

Von den größeren Kesseln betrieb der 10 bis 12 pferdige eine Schneidemühle, der 16 pferdige in Gemeinschaft mit Kesseln anderer Construction eine Baumwollspinnerei, und die beiden 60 pferdigen die Holländer der Papierfabrik von Ad. Schröter in Golzern, Königreich Sachsen. Die kleineren dienten den mannigfaltigsten Betriebszwecken, Pumpen, Werkzeugmaschinen, Spinnereimaschinen und Strumpfstühle, Nähmaschinen, Schnellpressen für Buchdruck, Farbenreibmaschinen, Maschinen für Bleicherei u. A. m.

Die von den einzelnen Fabricanten adoptirte Construction der Kessel darf wol als allgemein bekannt vorausgesezt werden; von den in der Magdeburger Gegend gebauten Kesseln wird bemerkt, daß bei ihnen das durch den Dampfraum gehende Rauchrohr mit einem Schugrohr umgeben sei; bei den drei Kesselu von Aron & Gollnow hatten zwei das Rauchrohr direct durch den Dampfraum geführt, während bei dem dritten, dem ältesten, das Rauchrohr unter der Wasserlinie seitwärts herausgeführt war.

Der Brennmaterialverbrauch wird zum Theil als geringer, als bei sonstigen Kesseln mit gleicher Leistungsfähigkeit angegeben, besondere Angaben liegen vor über einen dreipferdigen Kessel von M. Webers, welcher in 10 stündiger Schicht etwa 350 Pfd. Steinkohlen im Preise von 26 Sgr. verbraucht und über die drei Kessel von Aron & Gollnow. Diese zeigen, obgleich sie ungefähr gleiche Arbeit zu verrichten haben, eine ziem= liche Abweichung in der Menge des verbrauchten Brennmaterials, nämlich monatlich der eine in 9 stündiger Schicht 35 bis 40 Ctr., der zweite in 10 stündiger Schicht 75 Ctr., der legte in 8stündiger Schicht 60 Ctr.; lehterer ist der älteste der drei. Kessel. Verschiedenheit dürfte in den abweichenden Zugverhältnissen ihre Erklärung finden; der legterwähnte Kessel ist der einzige, welcher einen gerade aufsteigenden Zug nach einem eisernen Schornsteine von 190mm Weite und 6,28 Höhe hat, während bei den übrigen eine horizontale Leitung nach einem stehenden gemauerten Schornsteine stattfindet; hierdurch wird der Zug so geschwächt, daß noch der verlorne Dampf in den Schornstein geblasen werden muß.

Diese

Reparaturen sind an den meisten Kesseln noch nicht vorgekommen. Auf der Stettiner Eisenbahn werden die Kessel alle drei Monate auseinander genommen und sorgfältig von dem nur in unbedeuter Menge sich ansehenden Kesselstein gereinigt.

Ebenso wird schließlich angegeben, daß die Kessel sich bequem einem, natürlich in gewissen Grenzen variirenden unregelmäßigen, Dampfverbrauch anschließen.

Es ist wol natürlich, daß die hier zusammengestellten wenigen Angaben, namentlich wenn man ihnen die von mancher Seite auftauchenden Klagen über mehrfache Uebelstände der Field'schen Kessel entgegenhält, noch zu keinem sicheren Urtheil über die Kefsel= construction berechtigen können; wir hoffen indessen durch diese Ver

öffentlichung bei manchem unserer Vereinsmitglieder Anregung zur Mittheilung seiner persönlichen Erfahrungen über diesen Gegenstand gegeben zu haben. Der Vorstand des westphälischen Bezirksvereines, welcher bereits von mehreren Seiten das Versprechen von Nachrichten über neueren Anlagen erhalten hat, sowie die Redaction werden solche Mittheilungen mit Dank in Empfang nehmen. R. 3.

Sächsisch-anhaltinischer Verein zur Prüfung und Ueberwachung von Dampfkesseln.

Die Verhandlungen des sächsich-anhaltinischen Bezirksvereines, welche die Gründung eines Localvereines zur Prüfung und Ueberwachung von Dampfkesseln betrafen, werden unseren Lesern aus den verschiedenen, B. XIII., S. 414, 607 und 799, sowie S. 286 und 414 des gegenwärtigen Bandes veröffentlichten Sigungsprotokollen dieses Bezirksvereines bekannt geworden sein. Aus denselben geht hervor, daß in der Generalversammlung vom 13. Februar v. 3. in Staßfurt die von der Commission des Bezirksvereines ausgearbeiteten Statuten mit geringen Modificationen angenommen wurden, während am 24. März die definitive Constituirung des Vereines durch Wahl eines Vorstandes von 7 Mitgliedern stattfand. Eine regelrechte Thätigkeit wird mit dem Anfang des nächsten Jahres beginnen, zu welcher Zeit Hr. H. von Reiche sein Amt als Ingenieur des Vereines antritt.

Augenblicklich gehören dem Vereine 52 verschiedene Etablissements mit 221 Kesseln an, welche sich auf das Gebiet des sächsischanhaltinischen Bezirksvereines, also auf das Herzogthum Anhalt und die angrenzenden Kreise der preußischen Provinz Sachsen vertheilen.

Der Siz des Vereines ist in Bernburg.

Wenn die meisten derartigen Vereine in Deutschland in der That die zwar statutenmäßig vorgesehene Versicherung der Mitglieder gegen Erplosionsschaden augenblicklich haben fallen lassen, so hat der sächsich-anhaltinische gleich in den Statuten von einem solchen Zweige seiner Thätigkeit abgesehen, einerseits weil es noch. an genügendem statistischen Material zur Beurtheilung der Frequenz von Dampfkesselerplosionen fehlt, andererseits weil eine möglicherweise in der ersten Zeit eintretende größere Anzahl von Erplosionsfällen die Eristenz des Vereines gefährden könnte, dann aber auch, weil die meisten Feuerversicherungen gegen eine mäßige Prämie die Versicherung von Dampfkesseln übernehmen. Danach beschränkt sich der Zweck des Vereines jezt darauf, durch periodische sorgfältige Untersuchungen der ihm angehörenden Dampfkessel, deren Erplosion nach Möglichkeit zu verhüten und seine Mitglieder möglichst schnell mit rationellen Einrichtungen oder Verbesserungen an Dampfkesselanlagen bekannt zu machen.

Abweichend von den Sazungen übriger Vereine sind für die Reviston der Kessel keine bestimmten Honorare festgestellt, sondern die aus den Ergebnissen der Vorjahre durch eine Generalversammlung auf Antrag des Vorstandes auf das Budget gebrachten Jahreskosten werden auf die einzelnen Mitglieder repartirt. Eine feste Entschädigung besteht nur für Revisionen, welche durch Verschulden oder Veranlassung einzelner Mitglieder außerordentlich stattfinden müssen, und ist außer den Reisekosten auf 3 Thlr. für eine Revision und auf 2 Thlr. für eine Druckprobe festgestellt.

Die Untersuchung der Dampfkessel geschicht durch den Ingenieur der Gesellschaft oder durch sonst Beauftragte.

Jeder Kessel wird jährlich mindestens zweimal revidirt und zwar einmal innerlich und einmal äußerlich. Soll eine innerliche Reviston vorgenommen werden, so muß der Kessel bei der Ankunft des Ingenieurs nicht allein ganz kalt, sondern auch von Kesselstein und sonstigen Unreinlichkeiten befreit sein; ebensowol muß derselbe von etwa daneben gelegenen und im Betriebe stehenden Kesseln vollständig abgesperrt sein; bei gemeinschaftlichem Dampfrohr muß bei dem zu untersuchenden Kessel eine Vlindflansche vor dem Absperrventil eingeschoben sein (eine Vorsichtsmaßregel, die bei jeder Reinigung des Kessels zu empfehlen ist).

Befindet sich bei Ankunft des Ingenieurs der Kessel nicht in dem Zustande, in welchem er gründlich revidirt werden kann, so ist letterer nicht verpflichtet, eine Untersuchung vorzunehmen, und das betreffende Mitglied hat dann für die demnächstige Revision die für diesen Fall festgeschte Entschädigung zu zahlen. Dieselbe Entschädigung ist auch zu zahlen, wenn aus irgend einem Grunde, der weder durch den Vorstand, noch durch den Ingenieur verschuldet

wurde, eine zur bestimmten Zeit festgesezte Revision nicht hat vorgenommen werden können.

Wünscht ein Mitglied eine innerliche Reviston seines Dampfkessels oder soll eine Druckprobe vorgenommen werden, so hat es mindestens acht Tage vorher sich darüber mit dem Vorstande oder dem Ingenieur in Verbindung zu sehen, worauf es dann Mittheilung erhält, ob der Ingenieur zur gewünschten Zeit kommen kann oder nicht; im lezteren Falle hat man sich über einen anderen Termin zu vereinbaren.

Ueber den Befund der Untersuchung wird ein doppeltes Protokoll aufgenommen, von denen das eine Eremplar in den Archiven des Vereines niedergelegt, das andere dem Mitgliede, bei welchem die Prüfung stattgefunden, übergeben wird.

Finden sich bei der Untersuchung nach irgend einer Richtung hin Mängel, sei es in der Construction, der Stärke des Kessels, den Feuerungsanlagen, den Sicherheitsvorrichtungen, der sorgfältigen Aufsicht, oder wo sonst immer, so muß diesen Mängeln sofort, und zwar genau nach Vorschrift des Ingenieurs, abgeholfen werden, sofern das betreffende Vereinsmitglied nicht glaubt, ge= wichtige Gründe für eine Einsprache gegen diese Bestimmungen geltend machen zu können.

Solche etwaige Beschwerden gegen die Anordnungen des Ingenieurs sind binnen spätestens drei Tagen bei dem Vorstande des Vereines anzubringen.

Der Vorstand entscheider endgültig. Die von ihm angeordneten Veränderungen müssen unweigerlich vorgenommen werden.

Ist dies trotzdem bis zu der nach einer festgesezten Frist zu wiederholenden Untersuchung nicht geschehen, und erscheinen die Gründe der Unterlassung oder Nichtvollendung dem Vorstande, an welchen dieserhalb von dem Ingenieur sofort zu berichten ist, nicht genügend, so fallen die Kosten der zweiten Untersuchung dem betreffenden Mitgliede zur Last, und es wird eine erneuerte kurze Frist bestimmt, binnen welcher die Veränderungen vollzogen sein müssen.

Nach Ablauf dieser Frist wird auf Kosten des renitenten Mitgliedes eine lehte Untersuchung angestellt, und ist auch dann noch diese Vorschrift nicht erfüllt, so wird der sich Weigernde aus dem Mitgliederverzeichnisse gestrichen.

Außer dem Recht auf zweimalige Reviston ihrer Kessel im Laufe des Jahres können die Mitglieder sich jederzeit schriftlich oder mündlich an den Ingenieur um Auskunft über Anlage und Betrieb der Dampfkessel wenden. In diesem Falle werden ihnen Skizzen unentgeltlich, ausgeführte Zeichnungen gegen angemessene Entschädigung geliefert. R. 3.

Anwendung des Gegendampfes bei Locomotiven.

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Die Mittheilungen des Architekten- und Ingenieurvereins in Böhmen", 1869, S. 51, bringen einen Vortrag des Profeffor von Gustav Schmidt über die deutsche Ueberseßung der Broschüre Lechatelier über die Anwendung des Gegendampfes zum Bremsen der Locomotiven, welcher den Inhalt dieser Broschüre cursorisch wiedergiebt und durch bezügliche Rechnungen die Wirkungsweise des Gegendampfes zu präcisiren sucht. Dieselbe ist uns von dem Hrn. Verfasser freundlichst zur Verfügung gestellt.

Lechatelier geht von der allgemein bekannten Thatsache aus, daß das Reversiren des Dampfes beim Locomotivbetrich nur auf Fälle dringender Nothwendigkeit beschränkt werden muß, denu durch das Umsteuern des Steuerungsmechanismus, während der Zug in Folge seiner Trägheit den Vorwärtsgang fortsegt, wirken die Dampfcylinder als Pumpen, welche die Verbrennungsgase aus dem Schornstein ansaugen, und sie mit dem in den Cylinder getretenen Kesseldampf durch den Schieberkasten und geöffneten Regulator in den Kessel hinein pressen. Hierbei werden die angesaugten Gase von dem Dampfkolben zuerst comprimirt, und durch die Compression in dem Maße erhigt, daß schon nach 3 bis 4 Minuten die Maschine dienstuntauglich werden kann, indem die Packungen zu verbrennen anfangen, die Schmiere sich zerscht und die sich reibenden Flächen rasch abnüßen. Außerdem versagen dann die Injecteure ihren Dienst, weil die in den Kessel einge= drungenen Gase sich nicht in Verührung mit dem vom Apparat angesaugten Wasser condensiren.

Daher ist es auch nicht zulässig, bei anhaltenden starken Gefällen sich des Gegendampfes statt der Bremse zu bedienen, sondern der Maschinist begnügt sich in diesem Falle den Regulator

zu schließen, den Steuerungshebel an das Ende des Vorwärtsganges zu stellen, und wenn es nöthig ist, das Zeichen zum Bremsen zu geben. Da aber hierbei gewöhnlich zu stark gebremst wird, so muß er mit der Pfeife abwechselnd das Zeichen zum Bremsen und Loslassen geben, wodurch die Geschwindigkeit, statt etwa constant 30 Kilometer pro Stunde zu bleiben, zwischen 15 bis 45 Kilometer variiren kann. Außer diesem bedeutenden Uebelstande finden aber bei geschlossenem Regulator, wobei der in der Dampfkammer vorhandene nasse Dampf schnell verbraucht und nicht ersezt wird, ebenfalls eine bedeutende Temperaturerhöhung der Cylinder und Abnuzung der reibenden Flächen, besonders der Kolbenringe Statt, indem auch hierbei in der lezten Periode des Kolbenweges statt der vorzeitigen Dampfausströmung ein Ansaugen der Verbrennungsgase aus dem Rauchkasten eintritt.

Um nun sowol ohne Nachtheil für die Maschine reversiren, als auch auf anhaltenden starken Gefällen mit Gegendampf abwärts fahren und somit die Anwendung der für die Bandagen und Schienen nachtheiligen Bremsen sehr reduciren zu können, endlich auch, um bei mäßigerem Gefälle mit geschlossenem Regulator und Stellung des Hebels auf Vorwärtsgang fahren zu können, ohne die vorbesprochenen Nachtheile zu erleiden, hat Lechatelier im September 1865 vorgeschlagen, einen Dampfstrahl nach dem unteren Theile des Dampfausströmungsrohres, möglichst nahe und symmetrisch an jedem Cylinder hinzuleiten, und hat im Februar 1866 jenes Programm dahin ergänzt, daß auch eine Einsprigung von Kesselwasser in jeden Ausströmungscanal möglich gemacht werden müsse. Hr. Marié, Ober-Ingenieur der Paris-LyonMittelmeer-Eisenbahn hat bereits zu Anfang des Jahres 1867 das neue System des Gegendampfes mit Dampf- und Wassereinströmung auf 450 Maschinen in Anwendung gebracht, und 1869 waren auf allen französischen Bahnen bereits 1700 Maschinen mit dem Arparate versehen, welche bei 1:83 bis 1:66 Gefälle in der Richtungnach abwärts mit Anwendung des Gegendampfes und ohne Beihülfe der Bremsen fahren, wodurch die Radbandagen der Tender und Bremswagen und die Schienen sehr geschont werden, und die Schmierungskosten sich verringern, während dagegen der Brennmaterialaufwand sich nur unerheblich steigert. Zu Ende des Jahres 1868 erkannte Lechatelier, daß die Einspritzung von Dampf ganz entbehrt werden kann, obwol ihre Benüßung dem Maschinisten Bequemlichkeiten darbietet, und zwar sowol beim Uebergang von einer horizontalen Strecke auf ein starkes Gefälle, als auch beim Einfahren in eine Station. Es kommt deshalb auch der Gegendampf in Frankreich mehr und mehr in Gebrauch, während die Tenderbremse nur als eine sehr wirksame Reserve benut wird. Wie Lechatelier anführt, giebt es Maschinenführer, welche bei gründlichem Verständniß des zu ihrer Verfügung gestellten Apparates, mit oder ohne Zuhülfenahme der Zugbremsen, mit voller Geschwindigkeit bis zur Einfahrt der Stationen anlangen, und nach Durchlaufung eines nur kurzen Weges anhalten. Man ist zur Annahme berechtigt, daß der Gegendampf bei Einsprißung von Waffer ebenso allgemein zum Anhalten in den Stationen in Anwendung kommen wird, wie bei Abwärtsfahren auf Gefällen, und daß in Folge dessen die Zeitverluste durch die Stationen sich sehr wesentlich vermindern werden.“

"

Um eine klare Einsicht in die Wirksamkeit des gewöhnlichen Gegendampfes zu erhalten, nehme ich an, der Steuerungshebel sei auf 40 pCt. Füllung gestellt, und werde sodann auf die symmetrische Stellung reversirt. Die Schieberbewegung erfolgt hierbei so, als würde der Schieber direkt durch ein Ercenter bewegt, dessen Excentricität r bedeutend kleiner, dessen Vorcilungswinkel 8 aber bedeutend größer ist, als jene Größen am wirklichen Ercenter.

Nehmen wir, bezogen auf die Dampfcanalweite a, jene idealen Größen ra und 8= 60° an, ferner die äußere Deckung e = a und die innere i 0,1 a, so ergiebt sich die Abweichung des Schiebers aus seiner Mittelstellung für jeden Kurbelwinkel o vom todten Punkt aus, oder der Schieberweg = r sin (w+8) a sin (o+8), und man erhält den Kurbelwinkel ∞ für die verschiedenen Phasen der Dampfvertheilung, indem man für Beginn der Erpansion hinter dem Kolben

§e, sin (∞ + 8) = 3,

für Beginn der Compression vor dem Kolben

i, sin (w+8)=0,1,

für Beginn der Ausströmung hinter dem Kolben = § — i, sin (∞0 + 8) = - 0,1, des Gegendampfes vor dem Kolben

für Beginn

=

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=

— e, sin (w + 8) = — }

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den wirksamen Ueberdruck darstellt, also ersichtlich ist, daß die dem Kreuzungspunkt K entsprechende Kolbenstellung, bei welcher der Druck in den Führungsgleitstücken auf einen Augenblick seine Richtung ändert, ganz nahe dem Ende des Kolbenlaufes liegt. Zeichnet man die Curve des Vorderdampfdruckes in entgegengesetter Lage, nämlich für den Kolbenrückgang wie die punktirte Linie angiebt, so entsteht das geschlossene Diagramm, welches dem Mittel der zwei Indicator-Diagramme entspricht, die man an beiden Cylinderenden abnehmen könnte, und dessen mittlere Ordinate y die zur Berechnung der indicirten Pferdestärke nöthige Spannung angiebt.

Wird nun der Steuerungshebel symmetrisch umgelegt, somit die Stephenson'sche Coulisse aus der theilweise gesenkten in die eben so viel gehobene Lage gebracht, während die Kurbel ihre Bewegungsrichtung unverändert beibehält, so ist nicht mehr das um 90° 8 vorgestellte ideale Excenter mit r=a wirksam, sondern die Schieberbewegung erfolgt so, wie durch ein ideales Ercenter mit r = a, welches aber um 90° +8 der Maschinenkurbel nacheilt. Der Schieberweg in demselben Sinne, wie früher gemessen, wird daher jezt:

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r sind wie früher; es findet also hinter dem Kolben Dampfeinströmung durch das lineare Voreilen v = r sinde = 0,2 a Statt, und erst, wenn der Schieber gegen seine Mittellage zurückgegangen ist, bis §=e, d. i. nach 21⁄2 pCt. des Kolbenweges, entsprechend der früheren Gegendampfperiode, findet die Absperrung des förderlich wirkenden Gegendampfes Statt.

Vor dem Kolben werden die im Cylinder befindlichen Gase wieder in das Ausströmungsrohr hinausgedrängt, bis der zurückgehende Schieber in die Stellung §i kommt, wobei die Ausströmung der Gase abgeschnitten wird und die Compresston derselben beginnt. Dies erfolgt nach 21 pCt. des Kolbenweges, entsprechend der früheren Dampfausströmung. Hinter dem Kolben erpandirt der in den Cylinder und in den schädlichen Raum eingetretene Dampf bis zu der Stellung § =—i, wo derselbe in das Ausströmungsrohr auspufft. Die zugehörige Kolbenstellung = 30 pCt. entspricht dem früheren Beginn der Compression.

Während der Dampf ausströmt, bewegt sich der Kolben fort, und es beginnt sehr bald das Ansaugen der Verbrennungsgase aus der Rauchkammer, welches nun bis zu Ende des Kolbenlaufes, während der Schieber die Stellungen § = — e, — (e + v), − r, und wieder (e+v) durchläuft, ununterbrochen anhält. Vor dem Kolben dauert die Compression der Gase fort, bis bei -e, oder bei 60 pCt. des Kolbenweges, entsprechend der

=

*) Die Bedeutung der Abschnitte I II u. s. w. siehe S. 779 u. 800

Absperrung bei normalem Gang, die Communication mit der Dampfkammer hergestellt wird.

Der eindringende Gegendampf vertreibt die Gase und wird sodann mit dem Rest derselben in den Kessel zurückgedrängt, wobei natürlich eine etwas höhere, als die Kesselspannung entsteht, die am Schlusse des Kolbenweges wieder auf die Kesselspannung herabfinkt. Das die Spannung darstellende Diagramm zeigt Fig. 2. Der Durchschnittspunkt K' der beiden Spannungscurven liegt hier näher der Mitte des Kolbenweges. Durch symmetrische Uebertragung der Curve des Vorderdampfdruckes erhält man wieder ein geschloffenes Indicator - Diagramm, dessen mittlere Spannung y' etwa 52 pCt. des y bei normalem-Gang beträgt.

mm

Tritt nun mittelst eines 25 weiten Rohres und eines sehr eng gestellten Hahnes oder Schiebers Kesselwasser dicht bei dem Cylinder in das Auspuffrohr, so verdampft dasselbe jenseits der Hahnöffnung unter dem geringen Druck größtentheils sofort; ein Theil dieses wässerigen Dampfes strömt zum Schornstein heraus und giebt dem Maschinisten zu erkennen, daß er hinreichend viel Wasser zugelassen habe, um ein Ansaugen von Verbrennungsgasen unmöglich zu machen; der andere Theil tritt statt der Gase in den Cylinder, kühlt denselben durch die Verdampfung des Wassers ab, und wird sodann in den Kessel hineingedrückt, ohne die Wirksamkeit des Injectors im Mindesten zu beeinträchtigen.

Das aufgenommene Indicator-Diagramm ist meinem in Fig. 2 ganz ähnlich, nur fehlt das Sinken der Spannung unter die atmosphärische Linie in der Ansaugeperiode.

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2

=e

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21

30

§=-i §=-i

60

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76

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93 100 -e-(e+v) =-r §=-(e+v) Die mittlere Spannung y' beträgt bei der Stellung des Hebels auf 60 pCt. Füllung nur 60 pCt. der mittleren Spannung y des normalen Diagrammes, kann bei ganz ausgelegtem Hebel auf 70 pCt. kommen, sinkt jedoch bei der Stellung auf 15 pCt. Füllung schon beinahe auf Null. Wenn man daher bei der Thalfahrt mit Gegendampf ohne Bremsung den Hebel in einer Zwischenlage hält, in welcher y' 0,5y ist, so hat man durch das volle Auslegen desselben und Benütung der Bremsen noch immer ein wirksames Mittel im Falle einer Gefahr.

Der Verbrauch an Kesselwasser beträgt für jeden Cylinder höchstens 25 bis 30 Kilogrm. pro Minute und es darf der Hahn nur eine Oeffnung von 6 bis 10 Odrtmillimtr. darbieten. Die Regulirung desselben verursacht daher eine erhebliche Schwierigkeit, welche in der Broschüre ausführlich besprochen wird. Ich bin jedoch der Meinung, daß man derselben sehr einfach dadurch abhelfen könnte, daß das 25mm weite Zuleitungsrohr an einer Stelle vor der Theilung zu beiden Cylindern noch einen Hahn erhält, durch welchen der vom Kessel kommende Druck beliebig abgeschwächt werden kann, zufolge dessen die beiden Regulirungshähne dicht an den Cylindern viel weiter geöffnet, also sicherer gehandhabt werden können. Ist die eingesprigte Wassermenge zu reichlich, so fällt Wasser in den Rauchkasten nieder, oder wird sogar aus dem Schornstein ausgeworfen.

Es ist jedoch ein Uebelstand des Reversirens durch das neue System nicht gehoben.

Wenn nämlich die Stephenson'sche Coulisse mit offenen Stangen montirt ist, so ist sie bei normalem Gang in gesenkter Lage. Die am Umfange der Ercenter wirkende Reibung sucht beim Vorwärtsgang die Ercenterringe im Sinne der Bewegung, rechts herum mitzunehmen, also den Reversirhebel in der aus

gelegten Stellung zu erhalten. Wird nun reversirt, und legt der Maschinist den Riegel am Hebel nicht ganz fest ein, so daß er sich durch den Stoß zurückziehen kann, so führt die in demselben Sinn wie früher wirkende Ercenterreibung die Excenterringe sammt Stangen und der gehobenen Coulisse wieder nach abwärts, und schleudert den Reversirhebel auf die andere Seite, was besonders dann für den Maschinisten tödtlich werden kann, wenn der Hebel bei normalem Gang nicht vorgelegt, sondern zurückgelegt ist, wie dies in Frankreich seit einer Reihe von Jahren üblich ist.

Diesem Uebelstand wird vorgebeugt durch Anwendung einer Gooch'schen statt der Stephenson'schen Coulisse, oder durch Anwendung der Umsteuerung mittelst Schraube, welche von Marié zugleich mit der Benutzung des Gegendampfes eingeführt wurde. Eine andere Methode den Gegendampf zu benußen, wurde von Bourson, Ingenieur der spanischen Nordbahn, versucht, nämlich das Einsprigen von Kesselwasser in den Schieberkasten.

„Die Versuche haben sehr befriedigt, der Umsteuerungshebel ist leicht zu handhaben, die Cylinder sind weniger warm als im Gange mit Gegendampf bei Anwendung des anderen Apparates, es entweicht kein Wasser mehr aus dem Rauchfang, und man vermeidet jeden Rücktritt der Luft, ohne daß man genöthigt ist, fort= während mit dem Einsprighähn zu manövriren. Der Wasserverbrauch pro Cylinder schwankt zwischen 16 und 24 Kilogramm in der Minute je nach der Lage des Hebels und bei einer Ge= schwindigkeit von 30 Kilomtr. in der Stunde. Die Stöße der Dampfausströmung sind ebenso markirt, wie beim direkten Gang."

Schließlich sei noch hervorgehoben, daß Lechatelier in der Broschüre ausdrücklich berichtet, daß der Maschinist, ohne den Regulator zu schließen, in 2 oder höchstens 3 Secunden reversirt. Hiergegen möchte ich bemerken, daß bei unserer jezigen Einrichtung erst der Regulator geschlossen werden muß, damit der Schieber keinen zu großen Widerstand bietet, und erst nach erfolgter Umlegung des Hebels öffnet man wieder den Regulator, um, wenn es nöthig ist, Gegendampf zu geben. Ein geschickter Maschinist weiß jedoch mit dem gelösten Hebel in der Hand den Moment abzupassen, wo die Kurbel in der todten Lage ist, und bei sehr rascher Verstellung des Hebels der Schieber gar nicht bewegt wird, also kein Hinderniß darbietet.

Im Anschluß hieran kann ich noch mittheilen, daß man auf österreichischen Bahnen die Beobachtung gemacht hat, daß seit Einführung der Lechatelier'schen Bremse Brüche an Pleuelstangen, Kurbeln und Kurbelzapfen vorkommen, was früher nicht der Fall war, und daß man dies der ungeschickten Handhabung der Bremse, nämlich der Anwendung zu reichlicher Wassermenge zuschreibt, worauf die Führer besonders aufmerksam zu machen sind.

Preisausschreiben, betreffend die Erfindung einer zum Ab'mähen oder Schneiden des Hanfes geeigneten Maschine.

Das königl. ungarische Ministerium für Ackerbau, Industrie und Handel sezt auf die Erfindung einer zum Abmähen oder Schneiden des Hanfes geeigneten zweckmäßigen Maschine einen ersten Preis von 100 und einen zweiten Preis von 50 Ducaten unter den folgenden Bestimmungen aus:

1. Es können sowol Mähmaschinen, welche den Hanf möglichst kurz über dem Boden, als auch pflugähnliche Werkzeuge, die denselben unter der Oberfläche der Erde abschneiden, concurriren. 2. Modelle werden zur Goncurrenz nicht zugelassen.

3.

Die concurrirenden Maschinen und Werkzeuge werden an einem zu bestimmenden Ort und Tag in einem mit Hanf bestan= denen Felde einem Versuche unterworfen. Die Prüfung und Zuerkennung der Preise wird eine aus Landwirthen und Technikern zusammengesezte Commission am Versuchsorte bewerkstelligen.

4. Der erste Preis kann nur einem absolut guten und zweckentsprechenden Werkzeuge zuerkannt werden.

5. Die mit Preisen betheiligten Maschinen bleiben Eigenthum der Aussteller.

6. Die Anmeldungen für diesen Concurs sind bis zum 1. Juni 1871 bei dem königl. ungarischen Ministerium für Ackerbau, Industrie und Handel in Pest einzureichen, wohin auch diesfällige etwaige Anfragen zu richten sind.

Pest, 13. August 1870.

Vom königl. ungarischen Ministerium für Landwirthschaft, Industrie und Handel.

Berichtigung zu dem Aufsatz:

Mittheilungen aus den Berichten des Hen. Dr. Cohn über die Untersuchungen zur Feststellung der Ursachen der Dampfkesselexplosionen“ im October- und Novemberheft d. Bds.

Von Hrn. Dr. Cohn werden wir darauf aufmerksam gemacht, daß der S. 611 erwähnte Versuch, die Erplosion eines mit einem Baumwollenpfropf verschlossenen Glasrohres in einem Eisenrohr, nicht, wie sich aus der dortigen Darstellung entnehmen ließe, von ihm angestellt ist. Die dort mitgetheilte Beobachtung ist von Hrn. Professor Dr. Lothar Meyer in Carlsruhe gemacht und gelegentlich Hrn. Dr. Cohn mitgetheilt worden, welcher sie in seinem Bericht als ein Beispiel local auftretender Stoßwirkungen anführte. R. 3.

Technische Literatur.

Feuerungen und Dampfkessel. Hochdruckdampfkessel für Schiffe von Allibon und Manbré. (Hierzu Figur 1 und 2, Tafel XXVIII.) —

Zu den neu auftauchenden Dampfkesselconstructionen, welche wir bisher ihrer praktischen Bedeutung wegen unter vielen anderen für diese Zeitschrift ausgewählt haben, glauben wir die vorstehende dem. Engineering", Nr. 219, S. 164, entlehnte hinzufügen zu sollen.

Wie aus dem Querschnitt ohne Weiteres ersichtlich ist, enthält jeder der beiden Kessel einen conischen Feuerkasten von 5 Fuß 3 Zoll engl. (1,60) Durchmesser unten, 3 Fuß 6 Zoll (1,07) oben und 5 Fuß (1,52) Höhe. Von dem oberen Rande dieses Feuerkastens aus seitlich streichen die Feuergase zwischen 176 Stück 2zölligen (50) Wasserröhren hindurch, welche den den Feuerkasten umgebenden Wasserraum unmittelbar mit dem oberen Wasserraum verbinden. Von den Röhren aus gehen die heißen Gase durch einen ringförmigen Zug nieder, welcher jenen ersteren Wasser= raum umschließt. Der untere Theil dieses Zuges communicirt mit einem äußeren Rauchcanal, welcher die Gase in den beiden Kesseln gemeinschaftlichen Schornstein führt.

In dem oberen Theil des inneren Feuerkastens hängt ein ring-cylindrischer Wasserkasten. Die Brenngase, welche im Innern desselben in die Höhe steigen, gelangen oben durch eine Anzahl radialer Verbindungsröhren in jenen oberen Zug. Dieser Wasserkasten ist an die Decke des Feuerkastens so geschraubt, daß er leicht behufs Reinigung oder Reperatur herausgehoben werden kann.

Die Kessel haben 9 Fuß 4 Zoll (2,84) äußeren Durchmesser, und sind die ringförmigen Züge so weit, daß ein Mann hindurch gelangen kann. Durch den ringförmigen Wasserraum gehen ähnlich wie bei den Locomotiven Stehbolzen, während der obere Theil des Dampfkessels halbkugelförmig und mit einem Dom versehen ist, mit dessen Scheitel der ringförmige Wasserkasten durch einen starken Anker verbunden ist. Ferner ist zu beachten, daß der den Feuerkasten umgebende Wafferraum so weit unter den Rost reicht, daß sich die Niederschläge am Boden ohne Nachtheil ansammeln können. Auch ist der innere ringförmige Wasserraum mit dem äußeren durch Kupferröhren verbunden, und um jenen liegen noch andere Röhren, welche an drei Stellen die Verbindung mit den Ausblaschähnen vermitteln.

Wir unsererseits vermissen hierbei allerdings eine Vorkehrung, durch welche der centrale Wasserkasten gegen Durchbrennen geschüßt wird, doch könnte eine nach dem Field'schen Princip concentrisch in den ringförmigen Wasserraum eingesezte Zwischenwand aus dünnem Eisenblech als solche dienen.

Sodann machen wir auf den hohen Dampfraum aufmerksam, welcher eine bedeutende Schwankung im Wasserspiegel gestattet. Es ist hierdurch innerhalb weiter Grenzen die Möglichkeit geboten, bei Unregelmäßigkeit im Verbrauch oder in der Erzeugung des Dampfes das nöthige Gleichgewicht durch eine geeignete Regu= lirung der Speisung herzustellen. Auch steht noch der niedrigste Wasserinhalt in günstigem Verhältniß zu der vom Feuer berührten Fläche. Diese ist 482 Odrifß. engl. (44,8 Odrtmtr.), jener 235 Cbffg. (6,6 Cbkmtr.). Auf rheinl. Maß reducirt kommen auf 1 Odrtfß. feuerberührter Fläche 28 Pfd. (auf 1 Odrtmtr. 140 Kilogrm.) Wasser. *)

R. W.

*) In dem Bd. XI, S. 478 d. 3. beschriebenen Field'schen Röhrenkessel kamen auf einen Quadratfuß nur 11 Pfd. Wasser. D. Red. (R. W.)

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Das Génie Industriel", 1869, December, S. 299, theilt einen von Schreiber geänderten stehenden Verdampfapparat für Zuckerfabriken mit, welcher gegen die älteren stehenden Apparate erhebliche Vortheile bieten muß, wenn auch derselbe die jezt im Zollvereine gebräuchlichen liegenden Verdampfapparate in Bezug auf Einfachheit und Leistungsfähigkeit nicht erreichen kann.

Bekanntlich wendet man in Zuckerfabriken zum Eindicken des Rübensaftes zwei oder drei Apparate nebeneinander derart an, daß die in dem ersten durch sogenannte Retourdämpfe aus dem Rübensafte entwickelten Dämpfe in dem zweiten heizend wirken, wenn zwei Apparate vorhanden sind, und die im zweiten Apparate aus den Rübensäften entwickelten Dämpfe noch in dem dritten heizen, wenn drei Apparate vorhanden sind. In dem ersten Falle nenut man die beiden zusammengehörigen Apparate einen Verdampfapparat von zwei Körpern, im legten Falle die drei zusammengehörigen Apparate einen Verdampfapparat von drei Körpern. Fig. 3, Taf. XXVIII, giebt den Schnitt eines solchen Körpers nach Schreiber.

In der Hauptsache bestehen die Verbesserungen an demselben in Herstellung einer besseren Circulation für den heizenden Dampf und für die zu heizende Flüssigkeit, sowie der Möglichkeit, die Dampfbüchse, in deren Röhren der zu verdampfende Saft sich be= findet und Incrustationen sich bilden können, behufs der Reinigung leichter herausnehmen zu können.

Der heizende Dampf tritt durch den Stußen H in die Dampfbüchse E, geht darin über die Scheidewände L und L' um die Saftrohre und zum größten Theile condensirt durch den Stußen J heraus.

Der Saft wird in den Saftrohren und am Umfange der Dampfbüchse E in Dampf verwandelt, und steigt dieser in den Dampfraum A, während frischer Saft durch den ringförmigen Querschnitt J, welcher durch den Mantel des Apparates und einen um die Dampfbüchse gestellten Blechcylinder gebildet wird, hin= zutritt.

Um die zu reinigende Dampfbüchse entfernen zu können, wird der Boden C abgenommen und werden die Befestigungsschrauben, durch welche die Dampfbüchse mittelst der an ihr festsizenden Dampfstußen H und J an den Apparatmantel angeschraubt war, gelöst. Nach Einbringung einer Reservedampfbüchse kann die Verdampfung ohne Weiteres fortgesezt werden.

Mechanische Technologie.

Lw.

Referate über Pumpen. (Hierzu Tafel VI u. VII.) (Schluß von S. 196.)

Die Pumpe von Adair, Fig. 1 bis 4, Taf. VII, führen wir ihrer eigenthümlichen Construction wegen an. Dieselbe ist haupt= sächlich für größere Schiffe bestimmt und besteht aus zwei Cylindern, deren einer offen und einer geschlossen ist. Von dem Sauge= rohre aus zweigt sich eine Kammer C ab, die oben durch das Ventil e geschlossen ist. Beim Aufgange des Kolbens öffnet sich das Saugeventil d, es tritt Wasser unter den Kolben in A, während das über dem Kolben befindliche Wasser durch Hebung des auf der Kolbenstange auf- und abgehenden Ventils a in das Druckrohr gelangt. Beim Niedergange des Kolbens wird das unter dem Kolben befindliche Wasser durch das im zweiten Cylinder befindliche Ventil e in das Druckrohr geschoben, während über den Kolben Wasser durch das Ventil e tritt. Wie aus Fig. 1 und 2 ersichtlich, communicirt dieses Ventil e mittelst der Kammer C mit dem Saugerohre, an das sich diese Kammer unterhalb des Ventils d anschließt. Wie ferner aus Fig. 4 ersichtlich, welche einen Querschnit dicht über dem Ventil e darstellt, communicirt diese Kammer oben durch die Oeffnung b mit dem Kolben in A. Die Pumpe hat offenbar den Vorzug, daß alle Ventile leicht zugänglich sind, und daß ihre Herstellung nicht sehr kostspielig ist. Zudem ist dieselbe doppeltwirkend.

Fig. 10 stellt eine von Bosch-Reiz & Schneider conftruirte Pumpe mit Membrankolben dar, die einer Erklärung nicht erst bedarf. In dem Cylinder a arbeitet der Membrankolben b, der durch die beiden Ventile d ansaugt, und durch die Ventile c die Flüssigkeit nach dem Druckrohre hebt.

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