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und das ist dieselbe Wärmemenge, die von der Dampfmaschine in Arbeit verwandelt wird; es wird also in Folge dieses Processes die Dampfmaschine nicht nur eine sehr sparsame, sondern eine theoretisch vollkommene und genaue Vetriebsmaschine, indem hier auf seinem höchsten Werth, auf 1 steigt, freilich ohne Berücksichtigung der schädlichen Widerstände.

Gleichung (9), welche zur Bestimmung des Düsenquerschnittes des Injectors dienen könnte, führt zu folgenden Schlüssen:

1. Der Werth m, muß stets kleiner als m, sein, es findet also während des ganzen Processes weder Dampfbildung, noch Ueberhigung Statt.

2. Wegen des Werthes r, steht die Dampfmenge G. in Abhängigkeit von dem im Kessel herrschenden Dampfdrucke, und zwar scheint die zum Ansaugen nothwendige Dampfmenge mit wachsendem Druck langsam zuzunehmen.

3. In sehr eigenthümlichem Verhältnisse steht die zum Ansaugen nothwendige Dampfmenge mit dem Zustande des anzusaugenden Dampfes in Folge des Werthes AL. 3ft AL, d. h. die Leistung oder Ausnußung eines jeden Kilogramm Dampf, groß, also bei stärker Erpansion und großem Unterschiede zwischen Anfangs- und Endzustand, so muß auch G. groß oder größer sein, als bei schwacher Erpansion und hohem Endzustande. Bei Maschinen mit variabler Erpanston müßte also auch die Dampfmenge G. oder der Düsenquerschnitt des Injectors regulirbar sein, wenn nicht der Apparat in Folge der Unbestimmtheit des Werthes m, als selbstthätig regulirbar auszuführen ist, denn die Formel (9) deutet nur die Grenzen von m, an, welche nicht überschritten werden dürfen, damit noch ein Ansaugen stattfindet, und zwar sind diese Grenzwerthe m2 = = m, und m2 = m, der erste führt zu G, zu G, 0. Im Allgemeinen wird jedem Werthe von G, oder m, eine bestimmte Curve der Zustandsänderung entsprechen, und Sache der Versuche ist es, diejenigen Größen zu bestimmen, welche die Dimensionen des Apparates auf ein Minimum reduciren und zugleich die weitesten Grenzen der Anwendbarkeit gestatten.

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der

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Um die Dimensionen des Apparates auf ein Minimum zu reduciren, wird man gut thun, mit m, nicht über m, hinauszugehen, es würde sonst ein Theil der in G. enthaltenen Wärmemenge zu Dampfbildung verwendet, was gar nicht Zweck des Apparates ist. Um ein besseres Ansaugen zu erzielen, und je nach den Widerständen in der Dampfleitung, muß der Werth m, sogar um ein geringes niedriger, als m, sein, es wird dadurch die Dampfmenge G noch um Einiges weiter condensirt, und die dadurch frei werdende Wärme oder Arbeit kann der Thätigkeit des Injectors nur fördernd sein. Es gestalten sich also die Grenzwerthe von m ̧ folgendermaßen:

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und diese Grenzen sind ziemlich eng. Da die Werthe m, und m, in der Praris gar nicht genau festzustellen sind, so bleibt immer noch eine gewisse Unsicherheit bei Bestimmung des Werthes G., welche nur durch Erfahrung beseitigt werden kann.

4. In Betreff des Werthes m, läßt Formel (9) vollkommen freie Hand, es kann m, kleiner als Eins oder auch größer sein*), d. h. der Dampf kann gesättigt oder auch überhigt sein; in leg= terem Falle wäre es denkbar, die Ueberhizung so weit zu treiben, daß die ganze Wärmemenge G.AL dem zum Injector strömenden Dampfe zugeführt wird, und es brauchte dann der Dampfkessel feine Heizung mehr; lezterer könnte durch ein einfaches Dampfreservoir ersetzt werden, mit oder ohne Wassergehalt, je nachdem der Werth m,, der dann den Anfangszustand der Mischung bedeuten würde, kleiner oder größer als Eins ausfällt; in legterem Falle wird die Dampfmaschine in eine permanente Gasmaschine verwandelt; beide Fälle aber gestatten eine viel einfachere und billigere Anlage, was besonders für die Kleinindustrie von großem

*) Nur darf m, nicht Null sein, d. h. es darf kein Wasser in den Injector treten, denn dann ist G, negativ, und es wird ein Vorwärmen und Dampfbilden statt Ansaugen stattfinden. Ueberhaupt darf m, nicht unter dem höchsten Werthe von m,, d. h. nicht unter m, stehen, was Formel (9) direct nicht ausspricht.

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Im Allgemeinen lassen sich aus den Ergebnissen der Versuche noch folgende für die Praxis verwendbare Ableitungen machen.

Constructionstheile, welche auf Zug und Druck in Anspruch genommen werden, z. B. Kolbenstangen, Kurbelstangen, Balanciers und dergl., müssen im Verhältniß etwa wie 9:5 stärker sein, als solche, deren Inanspruchnahme nur in einem Sinne erfolgt, z. B. Träger, Brücken, Dachconstructionen 2c.

Bei Berechnung der Festigkeit großer Brücken und Dachconstructionen kann das Eigengewicht, weil es eine absolut constante Minimalbelastung bildet, unberücksichtigt bleiben, so lange durch die Summe der Wirkung von Eigengewicht und Belastung die Elasticitätsgrenze des Materials nicht erreicht wird.

Bei den Federn der Eisenbahnfahrzeuge finden die Schwingungen in Grenzen Statt, deren Differenz im Verhältniß zu der Marimalspannung ziemlich klein ist; bei ihnen kann der Stahl daher erheblich über das sonst gewöhnliche Maß hinaus in Anspruch genommen werden, und thatsächlich geschieht dies auch, indem der Stahl durch den belasteten Wagen meistens eine Faserspannung bis 58,5 Kilogrm. pro Quadratmillimeter erleidet. Nicht selten steigt dieselbe sogar bis 65,8 und 73 Kilogrm. und bei gutem Stahl ist auch lettere Spannung noch völlig unbedenklich, ja selbst eine weitere Steigerung recht wol möglich. Für den sanften Gang der Personenwagen ist dies nicht unwichtig.

Diejenigen Theile der Dampfkessel, welche dem Feuer nicht

ausgesezt sind, erleiden bei einfacher cylindrischer Form nur ge= ringe Spannungsschwingungen, welche durch die Schwankungen der Dampfspannung herbeigeführt werden. Es ist daher bei ihnen eine höhere Faserspannung zulässig, als im Allgemeinen bisher angewendet wurde; bei denjenigen Kesseltheilen dagegen, welche dem Feuer ausgesezt sind, muß außer der Abnutzung auch die Bewegung der Molecule berücksichtigt werden, welche die schwankende Temperatur der Feuerung veranlaßt. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die vielfach wiederholte Bewegung der Molecule durch Wärme in ähnlicher Weise auf die Zerstörung des Zusammen= hanges hinwirkt, wie die Schwingungen, welche durch mechanische Kräfte veranlaßt werden.

In Betreff der Sicherheitscoefficienten, welche anzuwenden sind, wenn nach Maßgabe der vorliegenden Versuche construirt werden soll, sind folgende Gesichtspunkte festzuhalten.

Durch die Sicherheitscoefficienten soll dem Unvorherzusehenden Rechnung getragen werden; dasselbe kann sowol in den Mängeln des Materials oder der sonstigen Ausführung, als auch in der Größe der Anspannung liegen. Lestere muß bei Normirung der Leistung berücksichtigt werden; nur erstere beiden sind durch die Sicherheitscoefficienten auszugleichen.

Die Wirkung der Anspannung ist eine ganz andere, wenn dieselbe constant, also ruhend ist, oder variabel, also Schwingungen. hervorruft; auch kommt sehr in Betracht, ob von der Construction unbegrenzte Dauer gefordert wird, oder ob man nur eine begrenzte Dauer beansprucht. Daraus folgt denn, daß nicht für alle Constructionen dieselben Sicherheitscoefficienten passen.

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Es sind in jedem Falle zwei Coefficienten nöthig: einer, der das Verhältniß zur absoluten Bruchgrenze regelt, der andere für das Verhältniß zu derjenigen Schwingung, deren vielfache Wiederholung ebenfalls den Bruch herbeiführt.

Für Constructionen von unbegrenzter Dauer wird in Anbetracht, daß schon die einmalige Erreichung der absoluten Bruchgrenze die sofortige Zerstörung zur Folge hat, der Sicherheitsgrad gegen diese Bruchgrenze so groß zu nehmen sein, daß jede vorauszusehende Ungleichmäßigkeit des Materiales dadurch compensert ist. Dies wird der Fall sein, wenn man auf die Hälfte der gewöhnlichen Bruchgrenze zurückgeht, also den Coefficienten 2 einführt. Material, welches einen größeren Coefficienten nöthig macht, ist überhaupt als unbrauchbar anzusehen.

Bei diesem Coefficienten ist aber auf die Elasticitätsgrenze des Materiales keine Rücksicht genommen. Es muß der Beurtheilung im einzelnen Falle überlassen bleiben, ob und in welchen Grenzen eine bleibende Biegung von Nachtheil ist. Dabei kann eine einmalige Ueberlastung, welche dann weiteres Verbiegen im gewöhn= lichen Gebrauche verhindert, wenn dieselbe der Bruchgrenze nicht zu nahe kommt, kein Bedenken erregen.

Da es jedoch bei großen Bauwerken in der Regel nicht zulässig ist, die Elasticitätsgrenze merkbar zu überschreiten, muß für dieselbe, falls jener Coefficient eine über die Elasticitätsgrenge hinausreichende Belastung ergeben sollte, auf diese zurückgegangen werden.

Als Sicherheitscoefficient der Schwingung, bei welcher selbst wiederholte Ueberschreitung der Sicherheitsgrenze noch keine unmittelbare Gefahr bringt, ist 2 unter allen Umständen ausreichend und kann in vielen Fällen noch verringert werden.

Unter Beachtung des Vorstehenden ergeben sich aus den hier berichteten Versuchen für Construction von unbegrenzter Dauer folgende zulässige Faserspannungen:

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Allgemeinen nur für schlichte Stäbe gelten. Die Ergebnisse mit scharf abgesezten Stäben und der beobachtete Einfluß der Nabenpressung haben die Nothwendigkeit solcher Specialversuche hinreichend erwiesen.

Für Constructionen von beschränkter Dauer kommen andere Erwägungen zur Geltung.

Wenn man z. B. weiß, daß die Achse eines Eisenbahnfahrzeuges gewisse größte Anspannungen nur beim Passiren von Weichen erleidet, und darnach die Zahl der Biegungen in einem bestimmten Zeitraume tariren kann, so ist es sehr wol mit der Sicherheit verträglich, daß diese größte Biegung derjenigen nahe kommt, bei welcher nach vielen Millionen Wiederholungen der Bruch eintritt, daß sie also bei Eisen bis zu 11,7 Kilogrm. und bei Gußstahl bis zu 16 Kilogrm. Faserspannung pro Quadratmillimeter reicht. Die Versuche mit gehärtetem Federstahl zeigen ferner, daß es unbe= denklich ist, Eisenbahnwagenfedern bis vielleicht zu der absoluten Bruchgrenze in Anspruch zu nehmen, wenn das Spiel der Feder hinreichend klein ist im Verhältniß zur gesammten Durchbiegung derselben. Nach den Versuchen kann bei einer constanten Anspan= nung von 66 Kilogrm. pro Quadratmillimeter noch ein Spielen der Feder zwischen 66 und 87,5 Kilogrm. für zulässig angesehen. werden.

Aus den Versuchen hat sich auch die Richtigkeit des theoretisch aufgestellten Verhältnisses des Modul für Zug- und Schubelasticität ergeben, zwei zusammengehörige Werthe dafür verhielten sich wie 5: 1,95, auch zeigte sich bei den Verdrehungsversuchen, so= wie bei Abscheerungsversuchen mit Gußeisen, daß die Risse und das Zerbrechen der Probestücke in den meisten Fällen annähernd unter einer Neigung von 45° gegen die Richtung der Kraft statt= fanden. R. 3.

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Das speciell militärische Material für die Feldtelegraphen umfaßt die Transportmittel für die Telegraphenapparate und die zum Bau der Linien erforderlichen Materialien und Werkzeuge. In Frankreich ist die sogenannte Wagenstation in zwei Theile getheilt, der vordere dient als Bureau, der hintere enthält die Drahtrollen. Ersterer enthält einen Tisch mit dem darauf fest= geschraubten Apparatkasten und eine Bank mit zwei Sigen, unter welcher die Batterie aufgestellt ist. Die hintere Abtheilung des Wagens ist auf jeder Seite mit zwei eisernen Schienen (der Eisenbahn) versehen; auf jeder Seite sind vier Zapfenlager eingeschnitten, welche die Achsen der Drahtrollen aufnehmen sollen; an beiden Seiten hängen Leinwandsäcke, welche Kuppelungen, flache Zangen, Bohrer, Bündel von Leder und Seilen und Handhafen zum Dirigiren des Kabels enthalten; ein auf die hinteren Rollen gestellter Korb enthält in der einen Abtheilung kleine eiserne Klammern, in der anderen Handwerkszeugsäcke, welche sich die Arbeiter um= gürten, Epißhacken 2c. Um eine Erdleitung herzustellen, führt man einen Draht zu den hinteren Wagenfedern, welche mit der Achse und der Bronzekapsel der Nabe in Verbindung stehen, während ein Metallstab durch die Nabe und eine Speiche entlang bis zum Radreifen läuft; bei trockenem Wetter muß der Erdboden mit Wasser begossen oder ein mehrfach durchbohrter, hohler Pflock eingeschlagen und mit Wasser angefüllt werden. Die Drahtrollen fassen gewöhnlich 2 bis 3 Kilomtr. Draht; da nun an einem mittleren Marschtage 10 Kilomtr. ausgelegt werden, der Stationswagen aber nur acht Rollen mit je 1 bis 2 Kilomtr. enthält, so hat man besondere Drahtrollenkarren, welche je 12 Drahtrollen und auch 30 bis 40 Lanzen, sowie das übrige Zubehör und Geräthe aufnehmen. In gebirgigen Gegenden benußt man Maulthiere, von denen eins das Zelt für den Telegraphisten, einen dreibeinigen Apparattisch und die Apparat- und Batteriekästen trägt, während die anderen zu beiden Seiten je eine Rolle an einem Joche tragen; ein Schubkarren nimmt die zwei Rollen auf, welche zuächst abgewickelt werden sollen.

In Preußen führt eine Feldtelegraphenabtheilung mit sich: sechs Requisitenwagen zur Fortschaffung des Baumaterials, drei Stationswagen, in deren jedem sich zwei Apparate mit Batterien 2c. befinden und ein Feldtelegraphensecretär fährt, zwei zweispännige Transportwagen für die übrigen vier Beamten; ein Leiterwagen zum Transport von Vorrathsstücken und zum Fouragiren. Jeder Requisitenwagen enthält 4 Meilen (4,12 Kilomtr.) blanken Kupfer

draht, Meile (17 Kilomtr.) isolirten Draht zum Gebrauch im offenen Terrain, 75 Stangen von 12 Fuß (3,76) und zehn Stück Ueberwegsstangen von 20 Fuß (628) Länge, die nöthige Anzahl Isolatoren, Spannisolatoren und Pendelisolatoren von gehärtetem Kautschuk, eine fahrbare zusammenzulegende Leiter, ein Visitireisen zur Untersuchung des Erdreichs, ein Vorschlageisen, zwei hölzerne Schlägel, vier Spaten, zwei Kreuzbauen, zwei Beile, zwei Aerte, zwei Spigbohrer, einen Hammer, eine Zange, zwei Tragehülfen, zwei Drahtzangen, zwei Paar Lederhandschuhe für die Drahtstrecker, einen Doppelarm zur Verbindung einer bereits bestehenden» mit einer Feldleitung, acht Hakenpfähle zur Anbringung von Drahtankern, eine Kurbel zum Drehen der Drahtrolle beim Wiederaufwinden, eine Ledertasche für das kleine Handwerkzeug während des Baues. Außerdem führt jede Abtheilung auf dem Beamtentransportwagen einen Flaschenzug mit Leine und Froschklemme und einen Vorrath von geglühtem Eisendraht zu Verankerungen mit sich. 1000 Fuß (314) Flußkabel werden außerdem noch auf zwei Requifitenwagen vertheilt.

Das Personal für die Feldtelegraphen dem Civilstand zu entnehmen, hat sich nicht bewährt, wie die französischen Erfahrungen im Kriege von 1859 bei Verwendung von Civilbeamten, welche im Lande selbst erst die nöthigen Arbeitskräfte und Transportmittel requirirten, und ebenso die Versuche im Lager zu Cha= lons dargethan haben; es werden daher besondere, militärisch orga= nistrte und entsprechend vorgebildete und eingeübte Telegraphenabtheilungen gebildet. In England hat man den Telegraph dem Departement des Geniccorps überwiesen, welches von Civilhilfsarbeitern unterstüßt wird. In Italien haben die Geniecompagnien den Telegraphendienst zu besorgen und verwenden in demselben Soldaten. In Rußland sind vier Specialcompagnien errichtet und mit Apparaten und Einrichtungen nach preußischen Mustern ver= sehen worden, enthalten aber Civiltelegraphisten. In Oesterreich) gehört das Material der Telegraphenverwaltung, und dieser werden die Arbeiter von der Armee geliefert. In Frankreich besteht die telegraphische Section eines Armeccorps aus zwei Stationswagen und vier Karren, welche zusammen 80 bis 120 Kilomtr. Leitung mit sich führen, während etwa noch eben so viel auf fünf oder sechs Trainwagen mitfolgt. In Preußen zerfällt die gesammte Feldtelegraphie in zwei Hauptabtheilungen: in die Feldtelegraphenabtheilungen und in die Etappentelegraphie; leztere hat wieder zwei Abtheilungen, eine für Neubau und eine für Reconstruction. Der Etappentelegraphie fällt die Aufgabe der Entwickelung und Ausbreitung des Staatstelegraphennezes nach dem Kriegsschauplaze zu. Die Abtheilung für Neubau stellt ziemlich stabile Leitungen her, und zwar soll dieselbe wo möglich) 9 Meilen (671⁄2 Kilomtr.) Leitung vor dem jedesmaligen Marschquartier der Truppen betriebsfähig halten. Die Reconstructionsabtheilung nimmt das verbaute Material wieder auf, und sucht eine fortwährende Verbindung mit den Feldtelegraphenabtheilungen zu erhalten. Die Feldtelegraphenabtheilungen benußen beim Bau stets ihr eigenes Material und haben also bei Positionsveränderungen der Armee die Leitungen. abzubauen und das Material mit sich weiter zu führen. In den meisten Fällen wird eine Feldtelegraphenabtheilung für zwei Armee= corps ausreichen. Jede Abtheilung führt das Material für 44 Meilen (334 Kilomtr.) Linie mit sich. Eine Feldtelegraphenabtheilung besteht aus einem Hauptmann, einem Premierlieutenant, einem Secondelieutenant und einem Assistenzarzt, sämmtlich vom Ingenieurcorps; ferner einem Feldtelegrapheninspector und sechs Feldtelegraphensecretären; sodann aus einem Pionierdetachement von einem Feldwebel als Rechnungsführer, zwei Sergeanten, sieben Unteroffizieren und 73 Pionieren; endlich ein Commando von einem Secondelieutenant, vier Unteroffizieren, einem Trainsoldat als Bes schlagschmied und der nöthigen Anzahl Pferdewärter, Trainfahrer und Pferde. Die Feldtelegraphen waren früher beritten, waren aber dann nach anstrengendem Marsche zu ermüdet, um sofort mit der erforderlichen Hingebung ihren Dienst antreten zu können; daher wurde beschlossen, ste auf Wagen zu befördern.

Beim Bau und Wiederabbrechen der Linien ist die ganze Abtheilung in mehrere Colonnen getheilt, welche sich einander in die Hände arbeiten. In Preußen übernimmt ein Trupp (ein Unteroffizier und zwölf Mann) das Vorschlagen der Stangenlöcher, ein zweiter Trupp (ein Unteroffizier und vier Mann) das Spannen und Festlegen des Drahtes und der Reservetrupp (ein Unteroffizier und sechs Mann) folgt dem vorigen auf 300 Schritt mit Drahtvorrath und Stangen, zwei Schlägeln und Werkzeug zum Auswechseln, Nachbessern, Verankern und Reguliren. Der Re

quifitenwagen fährt mit dem Arbeitstrupp vorwärts und hält sich wo möglich auf gleicher Höhe mit der Rotte der Lochschläger. Das Abbrechen geschicht in umgekehrter Ordnung, jedoch ist hierbei der Reservetrupp entbehrlich. Die mit schwarzweißem Delanstrich versehenen Stangen werden durchschnittlich in 50 Schritt Entfernung von einander aufgestellt. Der Isolirkopf befindet sich an einem eisernen Sticle, welcher in den oberen Schuh der Stange eingeschraubt wird. Die Abspannung des Trahtes geschicht an jeder dritten Stange, indem man lettere mit dem schon befestigten Drahte auf die Seite dreht. Wenn die Leitungen an lebenden Bäumen angebracht werden, benut man die Pendelisolatoren, damit die Drahtleitung nicht durch Schwankungen der Bäume zerrissen werden. kann. In Frankreich verwendet man beim Bau einen Unteroffizier, zwei Corporale und zwölf Mann. Der Unteroffizier marschiert voran und zeichnet den Lauf der Linie vor. Die Soldaten arbeiten in drei Abtheilungen. Die erste folgt dem Unteroffizier, stößt die für die Lanzen bestimmten Löcher und bereitet erstere vor, wenn die Linie ausgespannt wird; legt man dagegen ein Kabel aus, so gräbt sie die nöthigen Gräben und sichert die Lage des Kabels. Die zweite Abtheilung hat sich mit den Rollen zu beschäftigen; ste rollt das Kabel oder den Draht ab, macht die Schlingen und Kuppelungen und sorgt dafür, daß die Leitung in die Hände derer kommt, die sie legen sollen. Die dritte Abtheilung befestigt den Draht an den Lanzen, stellt diese auf oder befestigt sie, macht das Kabel an der Erde fest oder verschüttet es in den Gräben. Die Lanzen stehen gewöhnlich 50 bis 60 von einander entfernt; dagegen sind die Entfernungen der Haken, welche ein Kabel festhalten, je nach den Terrainverhältnissen sehr verschieden. Soll das Kabel längere Zeit liegen bleiben, so ist es besser, es aufzuhängen, wenn Häuser oder Bäume dazu die Füglichkeit bieten. Die mitt= lere Geschwindigkeit, die man dabei im offenen Terrain erreichen kann, beträgt mit der aufgehängten Linie 2 Kilomtr., mit dem Kabel 5 Kilomtr. pro Stunde. In coupirtem Terrain, besonders wenn Dörfer zu passiren sind, ist sie zwei Mal geringer. Zum Aufrollen der Linie genügen fünf bis sechs Mann, die in umgekehrter Folge, wie beim Auslegen, marschieren. Kleinere, längs der Linie postirte Abtheilungen liefern die Arbeiter zur WiederHerstellung der Linie, wenn sie zufällig oder absichtlich, z. B. durch die feindliche Bevölkerung oder feindliche Streifzüge, beschädigt worden ist. R. 3.

Eisenbahnwesen.

Die Seilbahn in Brighton. (Hierzu Fig. 1 bis 6, Taf. XXV.) Vielen unserer geehrten Leser dürfte eine Beschreibung der neuen Hodgson'schen Seilbahn, welche im „Engineer", Nr. 747, S. 239, mitgetheilt wird, willkommen sein. Es ist dies eine Einrichtung, vermittelst welcher Lasten in den verschiedensten Verhältnissen transportirt werden können, und zwar auf einer Linie, welche Winkel bis 90° und Steigungen bis 1:8 zuläßt. Der Radius der Curven hat fast keine Grenze.

Das Gefäß, in welchem sich die Last befindet, hängt, wie Fig. 1 zeigt, mittelst ausgebogener Stangen an einem Scilwagen (Fig. 6 in größerem Maßstabe dargestellt); die Schwerpunktslage ist dabei so gewählt, daß die beiden Rädchen dieses Seilwagens, welche auf einer von zwei Winkeleisen gebauten Bahn_laufen, gleichmäßig belastet sind. Sein Körper wird von einem Stück Eichenholz gebildet, welches unten mit einer Rinne behufs Annahme eines Drahtseiles ohne Ende versehen ist, welches leztere mittelst einer feststehenden Maschine bewegt wird.

Diese Vorrichtung ruht auf Pfeilern, welche bis 900 Fuß (275) von einander entfernt sind, Fig. 2 und 3.

An den Endstationen kehrt das Seil über daselbst angebrachte horizontale Rollen um, und wird ihm daselbst die nöthige Spannung durch Spannwagen mitgetheilt. Eine solche Station mit der Betriebsvorrichtung zeigt Fig. 1, bei welcher die Kraft der Maschine durch die Riemenscheibe a mittelst conischer Räder auf die Seilscheiben übertragen wird.

In Curven bis 18° läuft das Seil über eine Reihe etwas geneigter Rollen.

Für Curven bis 90° ist die Anordnung aus Fig. 4 und 5 zu erschen.

Ueberall, wo das Seil über Rollen zu laufen kommt, ist die Bahn erhöht, und das Wägelchen läuft diese kleinen Strecken vermittelst der erlangten lebendigen Kraft durch, wonach es wieder

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Die vielen bei der Bereitung, dem Transport, der Aufbe= wahrung und der Verwendung des Dynamits vorgekommenen Unglücksfälle sind zum Theil bis jezt unaufgeklärt geblieben **), zum größern Theil aber auch einer Vernachlässigung der allgemeinen, insbesondere aber auch der von Nobel selbst empfohlenen Vorsichtsmaßregeln zuzuschreiben und würden, wenigstens in vielen Fällen, bei einiger Aufmerksamkeit vermieden worden sein. Dahin gehört namentlich auch die nicht selten sehr unvorsichtige Behandlung des erstarrten und gefrorenen Dynamits, mit welchem der deutsche Bergmann es so häufig zu thun hat. In diesem Zustande darf das Dynamit, sei es in Patronen oder ohne Hülle, niemals auf heiße Ofenplatten 2c. oder in stark erhigte Räumlichkeiten ge= bracht werden, eine Vorschrift, deren Nichtbeachtung die noch jüngst in den rheinischen Revieren auf den Eisensteingruben „Luise und Georg" bei Horhausen, der Grube, Wingertsharts" an der Sieg und auf der Grube, Kreuzberg" bei Caub am Rhein vorgekom= menen, von großen Verheerungen begleiteten Explosionen zur Folge hatte. Nach der ausdrücklichen Vorschrift von Nobel darf das Aufthauen des erstarrten oder gefrorenen Dynamits selbst nicht in der Nähe eines warmen Ofens geschehen, sondern die Patronen müssen zum Aufthauen in ein Gefäß gelegt und mit diesem in lauwarmes Wasser, in welches man die Hand noch eintauchen kann, gesezt, oder von dem Bergmann in der Tasche nächst dem Leibe getragen werden. Auch ist darauf zu halten, daß die bereits mit Zündkapseln versehenen aber unverwendet gebliebenen Dynamitpatronen von den Bergleuten nicht mit nach Hause genommen und, ohne daß die Zündkapsel wieder daraus entfernt worden, aufbewahrt werden.

Bisher war es nicht gelungen, das gefrorene Dynamit oder Nitroglycerin durch die gewöhnliche Zündung mit Sicherheit zur Grplosion zu bringen. Trauzl hat aber gefrorene Dynamit= patronen, die er der Länge nach aneinander gereiht und an einer Stirnseite mit einer Papierpatrone versehen, deren Inhalt aus einer Mischung von 75 pCt. Nitroglycerin und 25 pCt. gemahlener Schießbaumwolle bestand und das Zündhütchen barg, zur Erplosion gebracht. ***)

Die bei der Berührung des flüssigen Nitroglycerins und bei seiner Verwendung als Sprengmaterial sich äußernden nachthei= ligen Einflüsse auf die Gesundheit der Arbeiter treten bei dem Dynamit weniger, als bei jenem hervor, und lassen sich bei einiger Vorsicht ganz vermeiden, da jezt das Dynamit in fertigen Patronen von dünnem Pergamentpapier in verschiedener Länge und Stärke in den Handel gebracht wird, der Bergmann also dieses Geschäft nicht zu verrichten und den Dynamit nicht zu berühren braucht. Bei der Behandlung des Dynamits in loser Masse ist darauf zu achten, daß der dabei etwa entstehende Staub nicht eingeathmet

*) Es sei gestattet, hier eine Behauptung des Bergassor v. Dücker im „Berggeist", 1869, Nr. 59, anzuführen, nach welcher er ähnlich conftruirte Seilbahnen bereits im Jahre 1861 zu Deynhausen und Bochum ausgeführt hat, während die erste Anlage Hodgson's erst aus dem Jahre 1868 datirt. D. Red. (R. 3.)

**) Es möge hier nur auf die verheerenden Katastrophen in den Fabriken zu Dünwald a. Rh. am 5. Januar und zu Krummel im Herzogthum Lauenburg am 29. Mai d. I., sowie auf die im letzten Monat stattgefundenen mehrfachen Explosionen aufmerksam gemacht werden.

***) Vergl. „Explosive Nitrilverbindungen, insbesondere Dynamit und Schießwolle, deren Eigenschaften und Verwendung in der Spreng technik von Isidor Trauzl, Oberlieutenant der f. t. Geniewaffe. Zweite umgearbeitete Auflage. Wien 1870, S. 83 u. f." Der Inhalt dieser Schrift bietet reiche und belehrende Aufschlüsse über die neuen Sprengmittel dar, und dürfte Jedem, der an dem Gegenstande ein Intereffe nimmt, zu empfehlen sein.

XIV.

werde, um die damit verbundenen nachtheiligen Folgen des verschluckten Nitroglycerins zu vermeiden. Es scheint übrigens, daß die giftigen Einwirkungen des Nitroglycerins nicht auf alle Ver= sonen gleich, sondern sich bei einigen mehr, bei andern weniger heftig äußern, bei vielen sogar nach einiger Zeit fast gar nicht mehr empfunden werden.

Die Ansichten über die Schädlichkeit der bei der Explosion des Dynamits sich erzeugenden Gase find, ebenso wie dies bezüglich jener des Nitroglycerins der Fall ist, getheilt; bei guter Wetterführung sind sie aber unter allen Umständen nicht so nachtheilig als Pulverdampf. Dies erhellt schon daraus, daß, wie auch im Vorstehenden bemerkt wurde, bei der Erplosion des Dynamits kein Rauch, sondern nur Gase von Kohlensäure, freiem Sauerstoff und freiem Stickstoff und Wasserdampf in geringer Menge zurückbleiben. Sollten dennoch die zurückbleibenden Gase gesundheitsschädlich sein, so würde dies nur einem Rückstande des nur theilweise zerseßten oder verbrannten, aber nicht erplodirten und daher verdampften Nitroglycerins, das dabei mit der Zunge in Berührung kommt, zugeschrieben werden können. Eine solche die Wetter verderbende Verbrennung von Nitroglycerin kann aber bei dem Dynamit nicht wol vorkommen, wenn die Bohrlöcher die richtige Ladung in Patronen erhalten, und die Zündschnur nicht bis in die leztere reicht, mithin kein Dynamit an den Bohrlochswänden hängen bleiben und dort oder in der Patrone verbrennen und dadurch salpetersaure Dämpfe erzeugen kann, die allerdings die Wetter verderben würden. Werden daher bei der Anwendung von Dynamit die Wetter verdorben, so muß dafür ein anderer Grund, als die Explosion des Dynamits, vorliegen und vorzugsweise die Größe der Ladung und die Frage, ob dabei etwa ein bloßes Verbrennen eines Theiles des Dynamits anstatt einer umfassenden Erplosion der ganzen Ladung desselben erfolge? einer eingehenden Untersuchung unterworfen werden. Wie nachtheilig das bloße Verbrennen des Dynamits für die Grubenwetter sein kann, lehrt ein Unfall, der sich im vorigen Jahre auf der Grube „Ida Elmore", im Territorium von Idaho in Nordamerika, ereignete. Auf derselben ließ ein Bergmann beim Befahren des Stollns sein brennendes Licht in eine etwa 40 Pfd. Dynamit enthaltende Kifte fallen, das sofort Feuer fing und rasch, aber ohne Explosion verbrannte und die Grube mit einem solchen Gestank erfüllte, daß alle Arbeiter zum Schachte flüchteten, hier auch baldmöglichst zu Tage befördert wurden, wobei aber mehrere fast erstickt wären, frank auf die Hängebank gelangten und einige davon mehrere Tage lang arbeitsunfähig blieben.

Die Zündung des Dynamits muß in ähnlicher Weise wie beim Nitroglycerin erfolgen, um dasselbe zur Erplosion zu bringen, was durch Zündkapseln in Verbindung mit der Zündschnur bewirkt wird. Nobel hat dafür eine Zündkapsel empfohlen, welche aus einem Kupferröhrchen besteht, am untern Ende das Knallquecksilberpräparat enthält und zum Wegthun der Schüsse, sowol bei ge= wöhnlicher Zündung, als auch bei Anwendung des elektrischen Funkens, benugt wird. Bei dem Gebrauch der Zündschnur wird dieselbe an einem Ende glatt abgeschnitten, bis auf den Knallsag in die Zündkapsel das Kupferröhrchen eingeschoben, und legtere an ihrem obern Ende durch Zusammendrücken mit einer Zange an die Zündschnur befestigt. Hierauf wird die Zündkapsel in das geöffnete Ende einer Zündpatrone bis auf 43oll (20mm) Entfernung von seinem obern Ende eingesteckt und mit Vindfaden an die Patrone festgebunden, wobei aber sorgfältig vermieden werden muß, die Zündschnur mit dem Dynamit in unmittelbare Berührung zu bringen, weil sonst leicht ein Abbrennen des Dynamits ohne Erplosion erfolgen kann. Bei diesen Zündkapseln ist ein festes Besezen des Bohrlochs nicht absolut nothwendig, ein solches von losem Sande, Bohrlochsmehl oder auch Wasser jedoch zu empfehlen. In sehr wasserreichem Gestein oder bei Wasserbesaß ist die Verbindung der Zündkapsel mit der Zündschnur mit Pech zu überstreichen, und wird hierbei auch häufig Kautschuckzündschnur an= gewendet.

Die für Sprengarbeiten beim Bergbau bestimmten Dynamitpatronen haben gewöhnlich nur einen Durchmesser von z bis 1 Zoll (20 bis 26), jene für den Steinbruchsbetrich aber von 2 bis 3 Zoll (52 bis 80mm), und außer den 1 Zoll (26) langen Zündpatronen eine Länge von 2 bis 8 Zoll (130). Ist eine größere Ladung erforderlich, so werden mehrere Patronen oder auch nur abgeschnittene Stücke derselben genommen, jede Patrone für sich, ohne dieselben zu öffnen, eine nach der andern in das Bohrloch geschoben und mit einem hölzernen Ladestock so fest wie möglich zusammengestampft, damit das Dynamit das ganze Bohrloch er

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fülle, doch ist hier bei der Patrone, welche die Zündkapsel enthält, mit Vorsicht zu verfahren, das Feststampfen zu unterlassen und die Patrone nur behutsam in das Bohrloch zu schieben, um eine Explosion des Knallpulvers in lezterer zu vermeiden. Bei sehr wasserreichen Bohrlöchern werden die einzelnen Patronen oder deren Stücke in Hülsen von starkem Pergamentpapier gebracht und dadurch eine einzige Patrone für die Ladung hergestellt. Diese Hülsen werden überall gut geklebt, mit Talg überstrichen, in das Bohrloch geschoben und darüber die Zündpatrone in einer Blechbüchse aufgesezt. Anstatt der Papierhülse sind bei schweren Ladungen aber besser Hülsen von dünnem Weißblech zu verwenden, welche namentlich da sehr zu empfehlen sind, wo die Schüsse nicht gleich nach dem Besezen abgethan werden können und dann gegen das Eindringen des Wassers gut verwahrt sein müssen, um das Auswaschen des Nitroglycerins aus dem Dynamit zu vermeiden.

In einzelnen Revieren hat man die Erfahrung gemacht, daß zur Erzielung einer günstigen Wirkung des Dynamits es noth wendig ist, ziemlich tiefe Bohrlöcher anzusehen und denselben so viel Gestein vorzugeben, als einer Ladung entspricht, welche im fest zusammengedrückten Zustande mindestens der Bohrlochstiefe erfüllt.

An manchen Orten ist zum Wegthun der mit Dynamit besezten Bohrlöcher die elektrische Zündung mit Vortheil benut worden. Bei Verwendung der Abegg'schen, mit Conductor versehenen Elektrisirmaschine beim Schachtabteufen auf der Grube Ringeltaube" in Westphalen ist es aber nach einer Mittheilung im, Berggeist", 1870, Nr. 15, nicht gelungen, damit mehr als zwei Schüsse zugleich wegzuthun, indem bei vier Schüssen z. B. jedes Mal nur die beiden äußersten erplodirten, während auf einigen Gruben im Revier Siegen vier bis fünf Schüsse damit entzündet und viel Zeit dadurch erspart wurde. Die Abegg'sche Zündmaschine leidet indessen leicht durch Feuchtigkeit, indem der eiserne Leitungsdraht bald rostet, dem aber durch Verwendung von Kupferdraht vorgebeugt werden kann. Die etwas theuere Zündmaschine von Borchard in Braunschweig soll sich in der Feuchtigkeit besser erhalten.

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F. Abegg hat elektrische Detonationszünder angefertigt, welche nach seiner Angabe in der Beilage zu Nr. 43 des Berggeist", Jahrg. 1870 aus einer 24 Zoll (66) langen verzinnten Blechkapsel bestehen und eine Knallpulverladung nebst elektrischer Zündvorrichtung enthalten, wodurch den Arbeitern die Anwendung der elektrischen Zündung beim Wegthun der Bohrlöcher sehr erleichtert wird. Die mit der Abegg'schen elektrischen Zündmaschine angestellten und von dem Director Seel in Ramsbeck, sowie vom Ingenieur Pischoff in Brünn geleiteten Sprengversuche haben durch das gleichzeitige Wegthun mehrerer Bohrlöcher so günstige Resultate erzielt, eine so große Wirksamkeit der Schüsse nachgewiesen, daß der Gegenstand gewiß die besondere Aufmerksamkeit des Bergmannes verdient und die allgemeine Anwendung der elektrischen Zündung sich in allen dazu geeigneten Fällen sehr empfiehlt.

Nachdem die mit dem Dynamit in vielen Bergrevieren angestellten Versuche zum größten Theil günstige Resultate, namentlich in Beziehung auf seine große Sprengkraft, gegeben hatten, welche bei vorurtheilsfreier Beurtheilung dessen Vorzüge vor dem gewöhnlichen Pulver nachwiesen, hat das Dynamit auf zahlreichen Bergwerken als Sprengmaterial fortgesezte Anwendung gefunden und fast überall das weit gefährlichere Nitroglycerin verdrängt. Außer von Nobel wird dasselbe jezt auch von Dittmar in Charlotten= burg dargestellt und in Nordamerika sowol in New-York, als auch in San Francisco fabricirt. Wenn auch die damit erzielten Vortheile in den dafür berechneten Geldbeträgen hin und wieder zu hoch angegeben werden, so ist doch bei den meisten damit ausgeführten Arbeiten dem gewöhnlichen Pulver gegenüber eine nicht unbedeutende Geldersparniß als erwiesen anzunehmen. Der Bergmann muß aber zunächst durch längere Verwendung des Dynamits, dessen richtige Behandlung und dessen Wirkung der Sprengung bei den verschiedenen Gesteinen näher kennen und besser beurtheilen lernen, bevor eine vollständige Ausnußung der Sprengkraft und die damit verbundenen Vortheile des Dynamits erwartet werden dürfen. Nach den bisher gesammelten Erfahrungen ist das Dynamit vorzugsweise zur Verwendung in sehr festem, in drusigem und in sehr wasserreichem Gesteine geeignet und hat sich in solchen, namentlich beim Schachtabteufen, in vielen Revieren schon jezt den Ruf

eines unentbehrlichen Sprengmaterials erworben. Bei dem Schachtabteufen haben senkrecht stehende, 50 bis 70 3oll (1,31 bis 1,63) tiefe und 1 bis 2 Zoll (40 bis 52") weite Bohrlöcher bei einer Ladung von bis 1 Pfd. Dynamit und wasserdichter Zündung unter bloßem Wasserbesag Vorzügliches geleistet, indem dabei das in wasserreichem Gestein beim Pulver so sehr viel Zeit raubende Austrocknen und Besezen der Bohrlöcher wegfällt und die Schüsse das Gestein strahlenförmig weitab um das Bohrloch herum zer= reißen und in seiner unmittelbaren Umgebung stark zertrümmern, so daß nach Entfernung der losgesprengten Gesteinsmassen dem Schachte mit kleinern Bohrlöchern die erforderliche Weite leicht gegeben werden kann. Dabei ergab sich nicht nur eine namhafte Arbeitsersparniß, so daß, ungeachtet des höhern Preises des Dy= namits von 18 Sgr. (jezt nur 15 Sgr.) das Pfund gegen 24 Sgr. für das Pfund Pulver, dennoch eine Kostenersparniß sich berechnete, sondern auch, was in den meisten Fällen mehr in das Gewicht fällt, durch schnelleres Vorrücken des Abteufens ein ansehnlicher Zeitgewinn sich erwies, indem unter gleichen Verhältnissen und in gleicher Zeit bei Dynamit 3 Lachter (6",28), bei Pulver aber nur 2 Lachter (4,18) abgeteuft wurden.

Ucberzeugend für die größere Leistungsfähigkeit des Dynamits find die Resultate, welche nach „Glückauf“ vom 27. Mai 1870 bei dem Niederbringen der Tiefbauschächte von der zweiten bis zu der dritten Bausohle auf den beiden Nachbargruben, Ver. Hamburg" und Ringeltaube“ bei Annen erzielt wurden, indem hier die im Liegenden des Hauptflößes auftretenden Gebirgsschichten auf ziemlich gleiche Höhe unter Verwendung von gewöhnlichem Pulver auf ersterer und von Dynamit auf lepterer durchsunken worden sind.

Die Kostenberechnung, welche unsere Quelle in Detail enthält, ergiebt bei dem Dynamit eine Ersparniß von 18 Thlr. pro Lachter (8 Thlr. pro Meter), welche bei der inzwischen eingetretenen Preisermäßigung des Dynamits um 25 pCt. auf etwa 20 Thlr. (94 Thlr.) steigen würde.

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Wenn, wie der Berichterstatter ganz richtig bemerkt, dieser Vortheil, zu welchem auch noch die je nach der Art der Belegung mehr oder weniger große Zeitersparniß treten würde, sich nicht so bedeutend herausgestellt, als von der dem Dynamit innnewohnenden höheren Schlagkraft zu erwarten gewesen wäre, so hat dies hauptsächlich seinen Grund darin, daß auf, Ringeltaube" verhältnißmäßig viel weniger Sandstein zu durchbrechen war, als auf „ Ver. Hamburg". In einem zähen Schieferthon kann die Wirkung des mit größerer Schnelligkeit explodirenden Dynamits nicht so zur Geltung kommen wie in der spröderen Sandsteinmasse. Am größten wird der Vortheil des Dynamits bei Sprengarbeiten sein, welche in einem wasserreichen, zerklüfteten Gestein betrieben werden, bei welchem durch das Versagen und Verschlagen der Schüsse, das Austrocknen und Besehen der Bohrlöcher der Verwendung des Pulvers besondere Schwierigkeiten entgegentreten.

Weniger günstig sind die Ergebnisse, welche man bis dahin mit Dynamit bei dem Ortsbetriebe erzielt hat. Doch hat auch hier bei festem und wasserreichem Gestein das Dynamit ähnliche Vortheile Kosten- und Zeitersparniß — ergeben, während es beim Ortsbetrieb in wenig festem und weniger wasserreichem Gestein des höheren Preises wegen mit Pulver nicht concurriren konnte. Auch bei der Steinkohlengewinnung hat sich das Dynamit, theils aus gleichem Grunde, theils aber auch wegen Verminderung des Stückkohlenfalls, keinen Eingang verschaffen können, und ist dessen Gebrauch da, wo man es bei der Steinkohlengewinnung versucht hatte, wieder aufgegeben worden. Die größere Sprengkraft des Dynamits dürfte auch bei weiterem Sinken seines Preises ein ftetes Hinderniß seiner Verwendung bei der Kohlengewinnung bilden, wenn nicht etwa mit engen Bohrlöchern und einem schwächern Dynamit günstigere Resultate als seither zu erzielen sein möchten. Dagegen wird sich der Gebrauch des Dynamits beim Ortsbetrieb aber gewiß mehr Eingang verschaffen, wenn erst die Bergleute sich damit näher befreundet und dieses Sprengmaterial, wie dies bereits auf mehreren rheinischen Bergwerken der Fall ist, lieb gewonnen haben werden, da auch beim Ortsbetrieb durch sogenannte Trichterschüsse mittelst tiefer, in der Mitte des Ortes angeseßter, im Streichen der Strecken geführter, und nach der Sohle schwach geneigter Bohrlöcher leicht ein bedeutender Einbruch hergestellt werden kann. (Schluß folgt.)

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