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sinnreicher Maschinen erfunden, die meistens nach dem Abschabeprincip gebaut waren. Einige dieser Maschinen bewirkten, daß die Schalen von dem Korne abgeschabt wurden, bis die Körner alle von einerlei Größe waren; die Schalen in den Rinnen des Kornes blieben jedoch unberührt, so daß immer noch der achte Theil der Schalen unentfernt blieb, während etwa 20 pCt. des ganzen Gewichts des Korns abgeschabt waren. Doch wurden diese ungünstigen Resultate nur durch Experimente im kleinen Maßstabe erzielt. Aehnliche Resultate erhielt man auch durch Maschinen, welche nach anderen Principien gebaut waren. Es waren dies Maschinen mit rauhen Oberflächen, denen von Zeit zu Zeit ein Quantum Körner zugeführt wurde, welches dann für eine gewisse Zeit der Wirkung dieser rauhen Flächen ausgesezt war; leztere sollten die Schalen zerstören. Eine theilweise Trennung konnte dadurch erzielt werden; dabei traten noch zahlreichere Schwierigkeiten auf, welche die Resultate noch ungünstiger ausfallen ließen. Es füllten sich nämlich die entstehenden Riffe in dem eigentlichen Kornkörper mit den von den rauhen Flächen abgearbeiteten Theilchen an und verringerten die Qualität des Mehls beträchtlich im Vergleich mit dem aus dem geschabten Getreide hergestellten.

Könnte man selbst die Schwierigkeiten in dem mechanischen Theil der obenerwähnten Maschinen überwinden, um die Arbeit erfolgreich ausführen zu können, so bleiben doch noch diejenigen Schwierigkeiten, die aus der Form und der Bildung des Getreideforns entspringen. Diese Schwierigkeit besteht in der Entfernung der Schalen aus den Rinnen des Korns vermittelst mechanischer Arbeit, was man nahezu als eine Unmöglichkeit bezeichnen könnte, da es kaum in einer anderen Weise geschehen dürfte, als jedes Korn längs der Rinne zu spalten und dann dem Abschälungsproceß zu unterwerfen. Es würde sich dadurch jedoch ein sehr großer Verlust ergeben, weil die mehlhaltigen Theile um vieles weicher sind als die Schalen und deshalb von der leichtesten Reibung oder einer anderen Wirkungsweise zuerst angegriffen und zerstört würden. Ferner ginge die Embryo-Membrane, welche von so hohem Nahrungswerth ist, sowie ein großer Theil des nahrhaftesten mehlhaltigen Theiles dabei verloren. Dieses zeigt deutlich, daß eine gänzliche Abschälung hierdurch nicht erfolgreich erzielt werden kann, da die übrigbleibenden und von den Hülsen gereinigten Körner selbst bei der besten Arbeit sich nicht höher als der Gries, wie bei der österreichischen Mahlmethode (Hochmüllerei) hergestellt wird, herausstellen könnten, während legtere Methode nur wenig Kosten und geringe Arbeit im Vergleich zu denen einer gänzlichen Abschälung verlangt.

Man hat sich daher mit einer theilweisen Abschälung begnügt. Die Verfahrungsweisen derselben und die verschiedenen Vorrichtungen zu diesem Zweck sind zu zahlreich, um sie hier berühren zu können, obgleich die angewendeten Principien zur Durchführung der Arbeit nur wenige sind und thatsächlich unter drei Gesichtspunkte gebracht werden können, nämlich: Theilweise Abschälung durch Centrifugalkraft; durch raue Flächen und Drahtbürsten, und durch Reibung zwischen den einzelnen Theilchen selbst. Von diesen ist die theilweise Abschälung mit Hülfe der Centrifugalkraft verbunden mit rauhen Flächen am meisten in Gebrauch, jedoch ist die Leistung dieser Vorrichtungen am wenigsten günstig, wie eine genaue Besichtigung des in einem solchen Apparat behandelten Weizens leicht zu erkennen giebt.

XIV.

Das Getreide, sobald es in den Apparat einfällt und der Wirkung der Centrifugalkraft ausgesezt wird, wird durch dieselbe mit großer Heftigkeit gegen die scharfen Oberflächen des Apparates geworfen, bei welcher Operation die Schalen des Getreides durchstoßen, gerißt und theilweise aufgebrochen werden, während der eben erst abgeriebene Staub und Schmuß natürlich mit dem Getreide während des ganzen Processes in Berührung bleibt; die angegriffenen Theile werden mit diesem Staub und Schmug angefüllt, auf welchen dann die weitere Einwirkung eine nur sehr geringe ist. Die Beschädigungen, welche das Getreide erhielt, verursachen ein zu frühes Losbrechen der Schalen unter den Steinen, die Schalen werden zum großen Theil in kleine Stückchen vermahlen, wobei natürlich auch der Staub aus seinem bisherigen Versteck entfernt wird, passiren alsdann wegen ihrer Kleinheit den Beutel, und das Resultat ist, besonders bei der Flachmüllerei, ein schwarzes und geringes Mehl. Bei der Hochmüllerei sind diese eben erwähnten Theilchen weniger nachtheilig. Bei dieser Methode ist nämlich der Gehalt an Mehl bei dem ersten Durchgang sehr unbedeutend, da der Hauptzweck darin besteht, einen großen Procentgehalt von Gries zu gewinnen, welcher natürlich von den nachtheiligen Theilchen, wie sie oben angeführt wurden, fast frei ist; die kleine Quantität Mehl, welche bei dem ersten Durchgang gewonnen wird, ist jedoch sehr beträchtlich durch diese Theilchen verunreinigt.

Interessante praktische Resultate ergeben sich bei der Darstellung von Mehl aus Weizen, welcher mit solchen Maschinen behandelt war. Eine wohlgeschärfte und in der Geschwindigkeit gut regulirte Maschine producirte allem Anscheine nach sehr gut geschälten Weizen, während eine andere sehr stumpfe und abgenußte Maschine nur eine geringe Menge Staub und Schmug abgerieben zu haben schien; dennoch war das Mehl, welches aus dem in der leggenannten Maschine behandelten Weizen gemahlen wurde, von besserer Qualität, als das aus dem zuerst behandelten Weizen dargestellte. Offenbar verlegte nämlich die frisch geschärfte Maschine das Getreide zu sehr und fragte die Schalen zu sehr auf, in welche sich alsdann der zugleich abgeriebene Staub und Schmuß einlagerte; dieser vermischt sich nachher bei dem Vermahlen des Korns in Mehl mit demselben, wodurch der dunkle Schein und die geringe Qualität des Mehls verursacht werden; während die weniger scharfe Maschine das Korn nicht verlegt, sondern nur einfach abreibt und dadurch den Staub und Schmut entfernt, wodurch eine Trennung des Grieses leicht und ohne ein so starkes Aufbrechen der Hülsen erzielt werden kann.

Die theilweise Abschälung mit Hülfe der Centrifugalkraft, wie sie zuerst erwähnt wurde, hat noch einen anderen Nachtheil, der ohne Zweifel von keiner geringen Wichtigkeit für Mühlenbesizer ist, und welcher darin besteht, daß die Kraft, die nöthig ist, die zugehörigen Apparate mit so hoher Geschwindigkeit zu treiben, sehr groß sein muß, obgleich die wirklich von demselben geleistete Arbeit sehr klein ist, da volle zwei Drittel der Kraft mehr für nachtheilige als gute Arbeit aufgewendet werden. Ein Drittel der Kraft, in einer directen Weise angewendet, würde ohne Zweifel dieselbe Menge nüßlicher Arbeit thun, als zwei Drittel der Kraft mit Zuhilfenahme der Centrifugalkraft, einerlei wie die Arbeit ausgeführt wird, ob das Getreide in einem Apparate herunterfällt oder

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aufsteigt; denn in jedem Fall muß die Geschwindigkeit groß genug sein, um dem Getreide eine schwingende Bewegung zu geben, damit es im ersten Fall lange genug in dem Apparat gehalten, und so einiger Effect auf dasselbe hervorgebracht wird, während es schnell durch sein eigenes Gewicht in den Apparat herunterfällt, im zweiten Fall ist die Geschwindigkeit, die nöthig ist, um das Getreide allmälig in dem Apparate aufsteigen zu machen, ebenso groß als in dem ersten. Dies zeigte sich ganz augenscheinlich in großen Mahlmühlen, die vor Kurzem in Oesterreich und Ungarn errichtet wurden, wo diese Apparate aufgegeben wurden und die alte Methode, die aus einem mit dem Namen Spiggang bezeichneten Steinpaar besteht, wieder aufgenommen wurde, da eine Pferdestärke im Verhältniß an nüßlicher Arbeit ebensoviel leistet, als drei Pferdestärken mit Hülfe der Centrifugalkraft. Ueberdies ist kein Grund vorhanden, das Getreide mit so großer Kraft herumzuwerfen, wenn das verlangte Resultat nur darin besteht, an der äußeren Haut so viele Reibung hervorzurufen, um die nachtheiligen Stoffe, welche nicht fest an dem Korne anhängen, entfernen zu können.

Die theilweise Abschälung vermittelst rauher Flächen und mit Drahtbürsten, obgleich sie ebenso schädlich in ihrer Wirkungsweise auf das Getreide ist und eine weniger vollständige Entfernung der Hülsen bewirkt, wurde der Einfachheit ihrer Details und der geringen Betriebskraft wegen immer und immer wieder angewandt, jedoch ebenso schnell wieder verlassen, sobald eine neue und mehr versprechende Vorrichtung an ihre Stelle trat.

Dagegen ist die theilweise Abschälung durch die reibende Berührung der Körner und ohne eine direct wirkende mechanische Kraft auf das Getreide selbst ohne Zweifel der einzige Proceß, von dem eine erfolgreiche und nüßliche Abschälung je erwartet werden darf. Betrachtet man jedoch die Vorrichtungen, welche im Gebrauche sind, auch die Bd. XII, S. 545 dieser Zeitschrift beschriebene, so sieht man, daß sie praktisch genommen doch nichts anderes sind, als eine unwesentliche Veränderung des Centrifugalprincips. Mit diesem Princip bleiben denn auch aber die oben erwähnten Nachtheile bestehen, welche um so mehr hervortreten, als bei den meisten solcher Constructionen die gänzliche Abschälung des Getreides angestrebt wird. Die Structur des lezteren zeigt jedoch klar, daß zur Erreichung dieses Zweckes sehr verschiedene Operationen ausgeführt werden müßten. Das relativ beste Resultat, mit Vermeidung aller angeführten Nachtheile, wird man durch eine theilweise Schälung erzielen, wenn diese dadurch bewirkt wird, daß man die Körner selbst nur durch Reibung aufeinander wirken läßt.

Der Ausdruck: theilweise Abschälung rechtfertigt sich aus zwei Gründen, erstens weil sie beabsichtigt, einige Schalen und Häute von dem Getreide zu entfernen, während andere unberührt. bleiben, zweitens weil sie beabsichtigt, einige Schalen und Häute nur theilweise zu entfernen, weil der übrige Theil so sehr beschügt ist, daß seine Lostrennung unmöglich ist, Dieser theilweise Abschälungsproceß ist der vortheilhafteste von allen, da ein großer Theil der für den Menschen werthvollsten Nahrungsstoffe, wie die Embryo-Membrane und ein Theil der inneren Stärkemehlmaffe, dabei gewonnen wird, welche Stoffe in unserer gegenwärtigen und verfeinerten praktischen Mahlmethode wegen ihrer Verbindung mit der äußeren Schale oder Kleie mit jener entfernt und einen Theil derselben ausmachen,

während gleichwol bei der theilweisen Abschälung alle nachtheiligen Theilchen und die äußeren Schalen oder Umhüllungen, wie Epidermis, Epicarpium, Sarcocarpium und Endocarpium, ebenso wie die folgende Haut, Testa, welche, wie früher erklärt, feine für den Menschen nüßlichen Nahrungsstoffe enthalten, durch dieselbe entfernt werden, mit Ausnahme des geringen Theils in den Rinnen des Korns, welches ungefähr des ganzen Gewichts der Schalen ausmacht; dieser Theil enthält jedoch nur wenig nachtheilige Stoffe, da er gegen Staub und Schmuß mehr geschügt ist, als die übrige Oberfläche. Die theilweise Abschälung bewirkt ferner eine große Ersparniß bei dem Mahlproceß, da bekanntlich die Schale der Körner viel Kieselerde enthält; sie ist sehr hart und seßt dem Zerreißen einen großen Widerstand entgegen, verursacht dadurch ein rasches Stumpfwerden der Mühlsteine und ist deshalb ein großes Hinderniß in dem Mahlproceß.

Eine theilweise Trennung der Kleie von dem Weizen wurde vor längeren Jahren auf chemischem Wege versucht, jedoch ohne Erfolg; in neuerer Zeit wendete Weiß in Basel eine äßende Lösung an, um ein Anschwellen der Schalen zu bewirken, welche dann durch leichte Reibung entfernt werden können. So gut auch diese Idee sein mag, so kann doch die Trennung der Kleie nicht vollkommener geschehen, als dies oben angeführt wurde, wie ein Blick auf Fig. 2 deutlich machen. wird, und schließlich mag die Einwirkung der äßenden Lösung auf die Embryo-Membrane und die mehlhaltigen Körper nicht ohne nachtheilige Folgen sein.

Der von mir oben erklärte theilweise Schälungsproceß kann ohne große Schwierigkeiten durch mechanische Arbeit vollführt werden, wenn man betrachtet, daß die Schalen, wenn sie befeuchtet wurden, eine nach der andern sehr leicht entfernt werden können und daß Waffer, mit unbeschädigtem Getreide in Berührung gebracht, in der kurzen Zeit nicht den geringsten Effect auf die mehlhaltigen Theile ausübt. Wir wissen ferner, daß die reibende Wirkung der angefeuchteten Theilchen sehr leicht die äußere faltige Oberhaut entfernt, dagegen nur wenig von den andern, welche, da das Getreide durch sein eigenes Gewicht nicht genug Reibung verursacht, eine wirksamere Behandlung verlangen. Ueberdies können durch eine reibende Berührung, mit Zuhülfenahme eines vergrößerten Druckes auf das Getreide und einer mäßigen mechanischen Bewegung, um es durcheinander zu bringen, die übrigen Schalen und Häute nach Wunsch entfernt werden.

Durch eine solche Abschälungsoperation würde das Ergebniß an feinstem Mehl (Nr. 1) sich um 10 bis 15 pt. höher stellen. Noch größer im Vergleich wäre das Ergebniß der folgenden oder geringeren Qualitäten, während die Güte des Mehls natürlich die jedes anderen übertreffen muß, wenn man bedenkt, daß der Bart, der Keim, die Schalen und Häute, in der That alle jene Theile entfernt sind, welche, wie oben bewiesen wurde, keinen Nahrungswerth besigen; ferner würde dadurch die Embryo-Membrane gewonnen und benügt werden, welche nicht nur reich an stickstoffhaltigen Substanzen ist, sondern auch in einigen Arten von Weizen mehr als zwölfmal soviel Phosphorsäure enthält, als der innere Theil des Kerns.

Nach den vorstehend analysirten Principien ist nun von mir eine Getreideschälmaschine construirt worden, welche ohne Anwendung der Centrifugalkraft nur durch Reibung der Körner

aneinander eine theilweise Schälung bewirkt und welche in den Figuren 3 bis 8 auf Taf. XXVI in verschiedenen, dort näher bezeichneten Durchschnitten dargestellt ist. Die Anordnung der Maschine wird sich am besten aus einer Vorführung des Schälprocesses in derselben ergeben.

In der Maschine kann das Abschälen und die Entfernung auf trockenem oder auf naffem Wege bewerkstelligt werden, doch ist Letteres vorzuziehen, weil die Schalen des angefeuchteten Kornes sich leichter ablösen, das Anfeuchten des Getreides aber, sobald das Wasser nicht Zeit hatte in das Innere des Kornes zu dringen, keinen nachtheiligen Einfluß weder auf den späteren Mahlproceß, noch auf das Mahlgut selbst ausübt.

Zunächst wird das Getreide von Staub, Steinchen, Stroh oder anderen fremden Theilen in einem Drahtcylinder a von gewöhnlicher Construction, Fig. 3 und 4, gereinigt und gelangt dann in die Windströme b, b, welche durch den Ventilator c herbeigeführt werden, um alle leichteren Theile, welche von gleicher Größe wie das Getreidekorn sind und daher durch das Cylindersieb nicht abgesondert werden konnten, zu entfernen. Soll nun das Getreide auf nassem Wege behandelt werden, so führt man es in den Nezapparat, welchem nach Belieben Wasser durch das Rohr d zugeführt werden kann, um das Getreide entweder vollständig zu waschen oder es nur zu beneßen, das Wasser wird am hinteren Ende, wo der Trog durchlöchert ist, wieder abgeführt, während das Korn mit Hülfe der Schnecke e ebendorthin geführt wird und in den Abschälungsapparat gelangen kann. Wird dagegen ein Benezen nicht beabsichtigt, so kommt das Korn direct aus den Windströmen in den Schälapparat. Dieser besteht, wie Fig. 3 und 4 zeigen, aus einer hohlen Achse f, welche mit flachen Messern g, g in passender Entfernung in Form von Schraubengewinden besezt ist, während der umgebende Cylinder h mit ebensolchen. Messern i inwendig in der entgegengesezt laufenden Schraubenlinie versehen ist. Der Cylinder h ist an dem rechtsliegenden Ende mit einem Einlauftrichter k versehen, welcher sich in Form eines Bandes 1 um den Cylinder h fortsett und die Deffnungen m, m des letzteren schließt, welche bei der Drehung allmälig vor dem Trichter vorbeikommen und eine bestimmte gleiche Menge Getreide in den Schälapparat gelangen lassen. Die Anordnung dieser Zuführung ist aus Fig. 5 genauer ersichtlich. Das Getreide wird durch die kurze Schnecke n auf der Achse f zunächst in eine fortschreitende Bewegung gebracht und gelangt dann zwischen die Messer in dem Hohlraume zwischen f und b, welche es, da Achse und Mantel eine entgegengesezte langsame Drehbewegung haben, unaufhörlich durcheinander bewegen und so durch die Reibung der Körner aneinander die Entfernung des Keimes und eines

Theiles der Haute bewirken, ohne daß dabei das Innere des Kornes auf irgend eine Weise gerigt oder beschädigt wird.

Das allmälig nach dem linken Ende der Fig. 3 gelangte Getreide gelangt durch das in Fig. 7 dargestellte Band, welches die Löcher des Cylinders o dort verschließt, in den Raum zwischen den Cylinder h und dem Mantel o, von denen ersterer auch an seiner Außenfläche wieder Messer p trägt. Nöthigenfalls kann bei diesem Uebertritt mittelst durch das Rohr c' herbeigeführten Wassers eine nochmalige Anfeuchtung des Materials stattfinden. Die Schnecke q auf dem Cylinder h leitet wiederum die Bewegung nach dem rechten Ende hin ein, und findet nun, indem sich der Mantel o im gleichen Sinne wie die Achse f dreht, durch ein wiederholtes Durcheinandermengen der Getreidekörner ein weiteres Abschälen derselben Statt; die bisher abgeriebenen Hülsen- und Keimtheilchen werden zum größten Theil durch den durchlöcherten Mantel o entfernt. Das in Fig. 8 dargestellte Band t bewirkt nun die Ueberführung der aus den Schlißen x des Mantels o austretenden Körner in den Apparat s. Dieser besteht aus einem durchlöcherten Eisenblechcylinder u, welcher auf der horizontalen Welle v befestigt ist. Dieselbe Welle ist mit Armen versehen, welche flache Eisenstäbe w tragen; diese sind mit Kautschuf überzogen und schraubenförmig gebogen, so daß sie auf die ganze Länge der Welle einen halben Gang beschreiben. Die Welle v mit ihren Stäben wird mit ziemlich großer Geschwindigkeit getrieben, während der Cylinder u nur sehr langsam und zwar in entgegengeseßter Richtung rotirt. Das Getreide wird dadurch von den Stäben stark durcheinander gewirbelt und auch aus der Kerbe die Hülsen, unter möglichster Schonung der Körner entfernt. Das Getreide wird dabei allmälig dem Auslaufende zugeführt, wohin auch einige der abgeriebenen und abgeschlagenen Hülsen gelangen, welche zum weitaus größten Theile durch die Löcher des Cylinders s gegangen und in dem umgebenden Mantel durch die Schneckengänge x weiter transportirt werden. Am Auslauf fällt dann das vollkommen geschälte Getreide in den Ventilator - Elevator y, welcher es durch das Rohr z in den Numpf a' wirft. Es passirt dann noch eine Anzahl Windströme b', welche ebenfalls durch den Ventilator c zugeführt werden, um dort vollständig von Hülfentheilchen gereinigt und wenn nöthig fortirt zu werden.

Fig. 6 zeigt noch eine Anordnung des Zuführungsapparates f im Durchschnitt, wo durch eine oder mehrere zwischen die Gänge der Schnecke ʼn gelegte Scheiben verhindert wird, daß bei starker Zuführung das Getreide sich nicht mit der Schnecke herumbewegt. Diese Anordnung erlaubt die Schälmaschine unter beliebigem Druck und mit beliebiger Geschwindigkeit zu speisen.

Bypaß-Regulator von Julius Pintsch.

(Hierzu Figur 7 und 11, Tafel XXV.)

Bekanntlich dient beim Betriebe der Gasbereitungsanstalten der Exhaustor dazu, das in den Retorten sich bildende. Gas wegzusaugen, damit in denselben kein dauernder Ueberdruck über die Spannung der Atmosphäre eintritt, welcher bei

Schamottretorten Gasverluste zur Folge haben würde. Während aber der Exhaustor mit nahezu constanter Geschwindigkeit arbeitet, ist die in der Retorte erzeugte und durch jenen Apparat wegzuschaffende Gasmenge nicht zu allen Zeiten die

gleiche. Der Exhaustor wird gewöhnlich so betrieben, daß er dem größten zu entfernenden Gasquantum genügt. Tritt nun eine Verminderung der Gasproduction ein, so kann man die Arbeit des Exhaustors dadurch wieder auf das richtige Maß bringen, daß man einen Theil des bereits durch denselben gegangenen Gases ihm wieder zuführt. Andererseits kann die Gasproduction auch einmal die für den Exhaustor als maßgebend angenommene überschreiten, oder es können Störungen im Betriebe des Exhaustors eintreten; dann muß die Möglichkeit gegeben sein, das Gas oder wenigstens einen Theil desselben bei dem Exhaustor vorbei direct nach den Reinigungsapparaten zu führen.

Für beide Zwecke dient der Bypaß, welcher mit einem Regulator verbunden ist, der dem Ueberdruck auf der einen oder anderen Seite gehorchend, die jedesmal nöthige Communication im Bypaß selbstthätig herstellt. Der auf Taf. XXV in den Fig. 7 bis 11 dargestellte, von unserer Fabrik seit längerer Zeit gebaute Apparat dürfte den oben angegebenen Zweck auf eine sehr einfache und solide Weise erfüllen. Wie sich nachstehend ergeben wird, findet der Durchfluß des Gases nur in dem unteren Theile des Apparates Statt, und dieser ist, um die sonst häufigen Reparaturen zu umgehen, nur aus Gußeisen hergestellt, da das Ammoniak im Gase auch selbst auf verzinntes Eisenblech eine rasch zerstörende Wirkung ausübt. In Folge seiner einfachen Construction und langen Dauer hat der Apparat auch den Vortheil nur geringer Herstellungsund Unterhaltungskosten.

Derselbe besteht zunächst aus einem gußeisernen, unten durch einen Boden verschlossenen Cylinder mit zwei Rohrstugen, deren einer A mit dem Abgangsrohre, der andere B mit dem Zuführungsrohr zum Exhaustor verbunden ist. Im Inneren des Cylinders befinden sich von oben bis unten durchreichend sechs Rippen zur Führung der Regulirplatte, welche gleichen Durchmesser mit der ganzen zu und von dem Apparat führenden Leitung hat. Die nach dem Stußen B zu stehenden

Rippen sind unten bis zu halber Höhe durch eine halbcylindrische Wand E und den Ring D verbunden, Fig. 9, ebenso die beiden äußersten Rippen bis an die Cylinderwand verlängert. Der obere Theil des Apparates bildet ein auf die Flanschen des Cylinders aufgeschraubtes Gefäß bis zu G, G mit Wasser oder Theer gefüllt, in welchem die Glocke H schwimmt, die mittelst der Stange J die Regulirplatte C trägt. Zur Führung der Glocke dient der auf einem in der Mitte stehenden Rohr angebrachte Bügel G, das genannte Rohr dient zugleich zur Verbindung des Untertheiles bei B mit der Glocke. Damit nicht bei der geringsten Druckvermehrung in B die Glocke in die Höhe getrieben wird, also ein immerwährendes Schwanken des Apparates eintritt, ist um die Stange J eine Spiralfeder gelegt, welche sich oben gegen den Führungsbügel F, unten gegen das Ventil C stüßt und ein Aufwärtsgehen des lezteren erst bei mehreren Linien Ueberdruck gestattet. Die normale Stellung der Glocke, welche der Stellung der Regulirplatte bei D entspricht und in Fig. 7 gezeichnet ist, wird durch aufgelegte Gewichte festgestellt.

In dieser Stellung ist der Durchgang des Gases durch den Apparat vollständig gehemmt. Wird dagegen die Gasentwickelung schwächer, also der Druck unter der Platte C und der Glocke geringer, als der normale, so sinken beide entsprechend und eröffnen, wie Fig. 8 und 9 zeigen, eine Communication von A nach B hin, so daß also ein Theil des bereits durch den Exhaustor gegangenen Gases diesem wieder zugeführt wird. Ist endlich der Druck unter der Glocke größer als der normale, bei Stillstand des Exhaustors, so steigt die Ventilplatte in die in den Fig. 10 und 11 gezeichnete Stellung, wodurch sich wegen des Ueberdruckes bei B eine directe Strömung des Gases nach A zu herstellt, ohne den Exhaustor passiren zu brauchen.

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Trajectanstalten.

Von C. Schaltenbrand.

(Vorgetragen in der Sizung des Cölner Bezirksvereines vom 8. April 1869.)

8. Anfahrtswagen.

(Schluß von S. 629.)

(Hierzu Tafel XIX bis XXIII und Blatt 6.)

Der Anfahrtswagen oder besser die Landebrücke, welche in Fig. 1 bis 3, Taf. XXIII, dargestellt ist, bildet eine fahrbare Rampe, welche den Uebergang von den Schienen der geneigten Ebene auf diejenigen der Ponten vermittelt. Für die steigende Fahrlinie der Schienen auf diesen Landebrücken gelten in verticalem Sinne ähnliche Regeln, wie für Scurven in der Horizontalebene. Bei den ersten Landebrücken der Kettenfähre bei Elten (S. 11 d. Bds.) war diesem Umstande keine Rechnung getragen. Die Wagenbuffer verschoben sich deshalb in verticalem Sinne so weit, daß die Scheiben übers einander weggingen. Bei der Ankunft auf der geraden Fahr-

bahn haften sich dann die Scheiben hintereinander, und der eine Wagen, auf dem andern auffigend, mußte nach einer Seite aus dem Geleise herausfallen.

Die Verschiebung der Wagenbuffer, welche in den nebenstehenden Holzschnitten, Fig. 3 und 4, skizzirt ist, wird sich sowol bei einem ausspringenden, wie bei einem einspringenden Winkel dann am größten herausstellen, wenn das eine Wagenrad in dem Brechpunkte steht. Für diesen Fall berechnet sich die Verschiebung in Bezug auf den Wagen, dessen Rad im Brechpunkte steht, zu 1.tga, wobei 1 die Länge, um welche die Buffer den Radstand überragen, bedeutet, und a den Winkel, den die beiden Neigungen im Brechpunkte miteinander bilden.

Fig.3.

Fig. 4.

1.tga darf für gewöhnliche Verhältnisse nicht wol größer als 5 bis 6 Zoll (130 bis 157mm) werden. Bei größerer Verschiebung leiden die Wagenbuffer, die Bufferhülsen werden lose, auch erzeugt eine starke Verschiebung ein unangenehmes Gefühl für die Reisenden im Personenwagen. Noch stärker wird die Verschiebung, wenn ein ausspringender und ein einspringender Winkel zu nahe zusammenrücken, wie in Holzschnitt Fig. 5 sfizzirt ist. Es bildet sich alsdann förmlich eine Stufe in der Fahrlinie. Die Entfernung der Brechpunkte muß in Fig. 5.

diesem Falle mindestens so groß sein wie der Radstand, vermehrt um einen Ueberstand der Buffer. Bei zwei einspringenden oder zwei ausspringenden Winkeln wird die Bufferverschiebung vermindert, ja sie kann sogar Null werden, wie in Fig. 6 sfizzirt ist. Ungelenkige Wagen mit mehr als zwei Achsen können selbstverständlich nicht trajectirt werden, da im Fig. 6.

einspringenden Winkel die mittleren, im ausspringenden eines der äußeren Räderpaare aus den Schienen gehoben werden.

Die zwei Zungen, welche den Uebergang von den Schienen der geneigten Ebene auf die Landebrücke vermitteln, bilden mit der geneigten Ebene einen Winkel, dessen Tangente nicht wol kleiner als sein darf, weil sonst die Herstellung der Spigen zu schwierig und die Solidität gefährdet wäre. Diese Neigung entspricht, 16 Fuß (1,883) angenommen, einer Bufferverschiebung von 6 Zoll (157mm) und einer Neigung gegen die Horizontale, deren Tangente annähernd ist. Die Zungenlänge ist 10 Fuß (3,139) bemessen, um für das erste Rad noch einen genügenden Durchmesser von 9 Zoll (235mm) unter der darüberliegenden Flachschiene anwenden zu können. Die Flachschiene hat eine Neigung von 1:14, von da ab steigen die Schienen der Landebrücke stärker, mit einer Neigung von 1:12. Der Uebergang von den lezteren auf die horizontalen oder gar rückwärts hängenden Schienen der Ponten macht keine Schwierigkeit, da derselbe nach einer fast stetigen Curve ausgeführt werden kann. Die 4 Fuß (1,255) langen Verbindungsschienen zwischen der Landebrücke und den Schienen der Ponten müssen bereits horizontal liegen.

Die Landebrücke ist gebildet aus zwei förmigen Langträgern, welche durch ähnliche Querträger verbunden, auf vier

Achsen laufen. Die Langträger haben zwischen den mittleren Achsen nahe bei jedem Lager ein verticales Gelenk, wie im Grundriß, Fig. 2, Taf. XXIII, zu sehen ist; es giebt dies dem Wagen die Fähigkeit, sich etwaigen Unregelmäßigkeiten im Gleise der Ebene anschließen zu können. Die Achsen find so gelagert, daß die Höhenlage der Landebrücke regulirt werden fann. Die Schwellen sind theils in Schuhen, theils auftragend so gelegt, wie es der steigenden Schienenoberkante entspricht; sie bilden an der Stelle, wo die Ponte landet, ein breiteres mit Bohlen belegtes Plateau. Die Zungen auf einer besonderen Achse gelenkig gelagert, sind durch Gegengewichte so viel gehoben, daß sie noch Zoll (20mm) Spielraum über den Schienen der geneigten Ebene lassen, so daß die Bewegung der Landebrücke durch dieselben nicht gehemmt wird; beim Aufsehen der Wagen drückt dann das erste Rad, indem es auf den außen überstehenden Theil fährt, die Zungen nieder. Während der Ueberfahrt eines Wagenzuges heben sich dieselben nicht mehr. Die übrigen Detail-Constructionen der Landebrücke dürften als weniger wesentlich aus der Zeichnung genügend zu ersehen sein. Dem Tiefgange der Ponten entsprechend, liegen die Spigen der Zungen bei hochgefahrener Landebrücke noch immer unter Wasser. Es wurde deshalb die Landebrücke um ein Stück von 10 Fuß (3,138) mit einer Achse verlängert, welches in das den Zungen zunächst liegende Gelenk eingeschoben wurde. Hierdurch wurde es möglich, bei den später angewendeten Penten mit größerer Breite und geringerem Tiefgange die Schienenoberkante vollkommen trocken zu legen. Die mittlere Steigung des Wagens von 1:12 wurde auf 1:16 vermindert. Da eine größere Verminderung der Steigung nach dem früher Gesagten unzulässig ist, so ist eine größere Länge der Landebrücke unvortheilhaft, weil dadurch nur das Gewicht vermehrt und die Fortbewegung erschwert wird.

9. Die selbstthätige Anfahrtsvorrichtung.

Das Leitseil, welches die Fahrlinie der Ponte bestimmt, ist einmal durch die Verankerung zunächst der geneigten Ebene, dann durch eine an der Landebrücke befestigte Distanzstange an der Landestelle in einer solchen Lage gehalten, daß die Schienen der Ponten, kleine Schwankungen abgerechnet, fast genau auf diejenigen der Landebrücke passen. Die Distanzstange, welche vertical gelenkig am Vordertheil der Landebrücke befestigt ist, läuft bei der Bewegung mit einer Flanschenrolle auf dem Leitseil. Dicht hinter dieser Rolle wird sie durch eine Strebestange gestüßt, welche weiter rückwärts in gleicher Höhe an der Landebrücke ebenso gelenkig befestigt ist, wie die Distanzstange. Soll die Landebrücke bei nicht angefahrener Ponte, also bei niederhängendem Seil fortbewegt werden, so läuft die Distanzstange mit einer mehr einwärts tiegenden größeren Rolle auf dem Grabenrande, während eine unter dem Drahtseile hängende kleinere Rolle dasselbe trägt.

Die Verbindungsschienen zwischen Landebrücke und Ponte sind auf dem vorderen Holzbalken in je einem Stuhle von Gußeisen mit den anschließenden Schienen so gelagert, daß sie zwischen engen Grenzen universalgelenkig sind. Sie ruhen, wenn die Ponte abgefahren ist, in schwach hängender Lage auf dem vorderen hohen Blechquerträger, auf dem ihre Seitenverschiebung durch je zwei Winkelstücke begrenzt ist. Als ver

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