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,, ob die Nachtheile, welche erfahrungsmäßig mit dem in Preußen bestehenden System der Patentgesetzgebung verbunden find, die Vortheile, welche die Verleihung von Patenten überhaupt darbietet, nicht überwiegen, und ob mit Rücksicht auf den gegenwärtigen Standpunkt der Industrie es der durch das Patent bezweckten Anregung des Erfindungsgeistes noch bedarf?"

Es liefen 47 Berichte ein, von denen 37 sich für die Entbehrlichkeit jedes Patentschußes aussprachen.

Gleichzeitig hatten der Verein deutscher Ingenieure auf den Hauptversammlungen von 1862 zu Eisenach (Bd. VI, S. 567) und 1863 zu Braunschweig (Bd. VII, S. 518), sowie der Congreß deutscher Volkswirthe 1864 zu Dresden die Patentfrage auf ihre Tagesordnung gesezt. Vom Verein deutscher Ingenieure wurde 1863 und 1868 noch einmal eine Denkschrift verfaßt (Beilage zu Bd. XII, Heft 1), in welcher der Beschluß der Braunschweiger Hauptversammlung motivirt wurde, daß nämlich ein einheitliches Patentgeset ohne Vorprüfung erstrebt werden müsse, und auch ein Entwurf zu einem solchen Patentgeseh ausgearbeitet und veröffentlicht. Abweichend von dem Hauptvereine hatte der Stettiner Bezirksverein die Frage nach der Nothwendigkeit und Nüglichkeit cines Patentschuzes verneint, und sich mit diesem Vorbehalt für ein eventuelles Patentgesez mit Vorprüfung ausgesprochen.

Auf dem volkswirthschaftlichen Congreß hatte die Majorität sich dem motivirten Antrage von Prince-Smith angeschlossen, ,,daß Erfindungspatente dem Gemeinwohl schädlich seien", während Mar Wirth mit seinem Antrage auf Abschaffung der vielen deutschen Patentgeseße und Einführung eines einzigen mit einem einzigen Patent für ganz Deutschland in sehr geringer Minorität blicb. Ende 1863 erklärte die preußische Regierung beim Bundestage, daß es zweifelhaft sei, ob unter den gegenwärtigen Zeitverhältnissen die Erfindungspatente noch als eine für die Gewerk= samkeit nothwendige oder wohlthätige Einrichtung angesehen werden können".

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Die officielle Behandlung der Frage blieb nun mehrere Jahre ruhen, während welcher die private Agitation für und wider einen freien Spielraum hatte. Ich erwähne die Kayser'sche Denkschrift (Bd. VIII, S. 265 und Bd. XI, S. 165), die Verhandlungen der Hauptversammlung des Vereines deutscher Ingenieure zu Düsseldorf (Bd. XII, S. 725), die Denkschrift des Aeltestencollegiums der Berliner Kaufmannschaft von Dr. Werner Siemens, das Werk des Oberbergraths Klostermann über das geistige Eigenthum 2c. 20.

Erst bei der Reconstruction Deutschlands wurde die Patent= angelegenheit von Seiten des Staates durch die Verfassung des norddeutschen Bundes wieder aufgenommen, indem dieselbe unter den Gegenständen, welche der Beaufsichtigung und Gesetzgebung des Bundes unterliegen, auch die Erfindungspatente nennt. In Folge dieser Verfassungsbestimmung hat der Bundeskanzler am 10. December 1868 dem Bundesrathe einen motivirten Antrag überreicht, dahin lautend, den Ausschuß für Handel und Verkehr

mit einer Prüfung und Berichterstattung über die schon im Jahre 1863 von der preußischen Regierung in Frankfurt a. M. angeregte Vorfrage zu beauftragen. Ich erlaube mir, zwei Punkte aus den Motiven herauszuheben:

„Das Recht, Andern die Herstellung gewisser Gewerbserzeugnisse oder die Anwendung bestimmter vortheilhafter Productions= weisen und Hülfsmittel zu untersagen, enthält an sich einen Eingriff in die natürliche Freiheit Aller, sich bei der Ausübung ihres Gewerbes jedes sich darbietenden erlaubten Vortheils zu bedienen, und bildet gegenüber dem sonst herrschenden Bestreben, innerhalb desselben Wirthschaftsgebietes die gewerbliche Production von fünftlichen Ungleichheiten zu befreien, eine Singularität, deren Aufrechterhaltung den Nachweis eines besonderen inneren Rechtfertigungsgrundes und zugleich einer dem Zweck entsprechenden praktischen Durchführbarkeit erfordert. In beiden Beziehungen sind nach den heutigen Verhältnissen die gewichtigsten Einwendungen zu er= heben..."

Und weiterhin bemerkt der Bundeskanzler:

, Das Beispiel der Schweiz (welche ohne Patentgesez günstige industrielle Ergebnisse aufzuweisen hat) muß auch die Besorgniß abschwächen, daß durch Abschaffung der Patente die einheimische Industrie der ausländischen gegenüber einen Nachtheil erleiden werde. Will man in Deutschland dazu schreiten, so kann man allerdings sich nicht verhehlen, daß man damit voraussichtlich, wenigstens für eine gewisse Zeit, allein stehen werde. Daß die in Frankreich und England begonnene Agitation in demselben Sinne bald zum gleichen Ziele führen werde, ist nach dem dermaligen Stande der öffentlichen Meinung daselbst und bei den sehr mannigfaltigen, in dem dortigen ausgedehnten Patentschuhsystem engagirten Interessen kaum zu erwarten, obgleich es Beachtung verdient, daß man sich in beiden Ländern zu einer Neugestaltung des mit anerkannten Mängeln behafteten Systems noch nicht hat entschließen können. In Deutschland bestehen diese Schwierigkeiten bei weitem nicht in gleichem Grade, da das industrielle Publicum bei der vergleichsweise geringen Ausdehnung des Patentwesens durch die Maßregel auch in viel geringerem Grade berührt werden würde. Es handelt sich hier um ein nach jeder Richtung hin unwirksames Institut."

Schon die Zahl der verliehenen Patente läßt dies erkennen. Dieselbe betrug im Jahre 1867:

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Eine Discussion über zweckmäßige Bekleidung von Dampfkesseln (vergl. S. 283) knüpfte sich an eine Notiz über Korkholzbekleidungen, welche Hr. Beyer mittheilte. Es wurde dabei der verschiedensten Bekleidungsmaterialien gedacht. Holz verkohlt oder verfault. Kuhhaare und Filz verbrennen und verursachen leicht ein Anrosten der Kesselwände, indem sie Wasser von etwaigen Leckstellen anziehen und auf größere Flächen verbreiten; dadurch wird auch das Auffinden einer undichten Stelle erschwert. Cocosabfalldecken halten sich zwar ziemlich gut, haben aber auch den zulegt erwähnten Nachtheil. Da alle diese Materialien nur den Zweck haben, um den Kessel eine vollkommen ruhende Luftschicht zu bilden, wird es dem Zwecke entsprechend gehalten, unmittelbar eine solche Schicht herzustellen durch eine sorgfältig gearbeitete und möglichst dicht anschließende Ummantelung des Kessels aus dünneren Blechen, wie dies auch bei den Locomotivkesseln sehr vieler Eisenbahnverwaltungen geschieht.

Am Schluß der Debatte wurde das Ergebniß der widersprechenden Meinungen durch den Vorsitzenden dahin zusammengefaßt, daß es verschiedene mehr oder weniger zweckmäßige Kesselumkleidungen gebe; daß ihre Vorzüge häufig durch locale Umstände, insbesondere aber durch die Sorgfalt, mit welcher die Umkleidungen hergestellt und später conservirt werden, bedingt seien; daß vergleichende Versuche über die Vorzüge der einen oder anderen Art der Umkleidungen nicht vorliegen, und daß man berechtigt sei, über diese Fragen verschiedener Ansicht zu sein.

Aus der Glashütte von E. Wagner in Saarbrücken lagen der Versammlung mehrere in Blei gefaßte Tafeln und eine Auswahl von Zeichnungen ausgeführter Kirchenfenster in ver= schiedenen Stylarten und verschiedenen Gattungen der Glasmalerei vor; es wurde die Schärfe und Sauberkeit der Zeichnung an den vorliegenden Mustern und die sorgfältige und solide Verbleiung derselben gerühmt. Der Vorsitzende gab Auskunft über die erstaunlich billigen Preise, für welche die Fabrik derartige Arbeiten auszuführen im Stande ist. Das Institut steht unter ganz ausgezeichneter Leitung, ist mit den besten künstlerischen Kräften ausgerüstet und im Besiz der neuesten Erfindungen auf dem Gebiete der Glasmalerei; es behauptet in Hinsicht der Technik einen hervorragenden Standpunkt und liefert nach Auswahl aus vorhan= denen Zeichnungen oder nach Bestellung in kürzester Zeit jede Arbeit in möglichster Vollendung. Die Naturschönheit des Saarbrücker Landes, mehr aber noch die Mannigfaltigkeit seiner reichen Industrie üben auf den Besucher jener Gegend einen besonderen Reiz und eine große Kraft der Anziehung. Sehenswerth find die Mariannenthaler Glashütte und die Galerie der dort ausgestellten, von ihr erzeugten Kunstwerke.

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entschied danach, wie der Kessel diese Probe aushielt, über seine fernere Verwendbarkeit resp. den Grad seiner Zuverlässigkeit. Bekanntlich kann aber ein Kessel sehr gut die kalte Druckprobe aushalten, wenn auch die Wände stellenweis bedeutend durch Rost 2c. geschwächt sind. Beim Heizen des Kessels, wo die Inanspruch= nahme desselben eine ganz andere ist, kann dann plöglich ein Reißen der fehlerhaften Stellen eintreten. Dergleichen Vorkommnissen ist man aber jederzeit ausgesezt, da die fehlerhaften Stellen doch sehr oft dem Auge nicht zugänglich sind. Um diesen Verlegenheiten vorzubeugen, hat man seit Bestehen der Eisenbahnen kein anderes Mittel anwenden können, als, bei Gelegenheit der größeren Kesselreparaturen, wenn die Siederohre sämmtlich entfernt waren, hauptsächlich aber dann, wenn man die Feuerbuchse aus dem Kessel genommen hatte, die inneren Wände desselben ganz genau zu revidiren und festzustellen, ob irgendwo fehlerhafte Stellen sich gebildet hatten. Die Wiederholung dieser Revision wurde selbstverständlich von der Ausführung der nächsten größeren Kesselreparatur abhängig gemacht, wenn der bei der ersten Revision gefundene Fehler nicht zu bedeutend war.

Schon in der vom 11. bis 16. September 1865 in Dresden abgehaltenen Eisenbahntechnikerversammlung wurde beschlossen, diese inneren Revisionen nicht von den zufällig auszuführenden Kesselreparaturen abhängig zu machen, sondern sie periodisch vorzuschreiben. Es wurde festgesezt, daß ein Kessel höchstens 8 Jahre nach Inbetriebstellung der Maschine der inneren Reviston zu unterwerfen sei. Nach 6 Jahren sei die Revision zu wiederholen. Jedesmal sollen die Siederohre entfernt werden. Von jezt ab wurden. die inneren Revisionen regelmäßig vorgenommen. Ueber den Befund des Kessels wurde jedesmal ein detaillirtes Protokoll aufgenommen und der Aufsichtsbehörde eingeschickt. Bei vielen Kesseln war das Besteigen behufs Entfernung des Kesselsteines und Ab= haltung der Revision nicht auszuführen, wenn dieselben keinen Dom auf dem Langkessel hatten; man mußte deshalb bei Ma= schinen mit überhöhter Feuerbuchse die sämmtlichen Anker entfernen und stieg über der Feuerbuchse ein. Bei den Crampton'schen Kesseln ist auch dies unmöglich, und blieb deshalb nichts weiter übrig, als unterhalb des Langkessels Mannlöcher anzubringen. Leider werden auch bei diesem Verfahren die Seitenwände der Feuerbuchse und ihres Mantels sich mehr oder weniger doch der Beobachtung entziehen, sobald die Feuerbuchse nicht herausgenommen wird. Daß man das Herausnehmen der meistens warm eingelegten Kesselanker ungern vornimmt, ist wol selbstver= ständlich, da das Wiedereinlegen leicht nachlässig bewirkt und die Festigkeit des Kessels dadurch beeinträchtigt wird. Es empfiehlt sich deshalb, die Anker über der Feuerbuchse sizen zu lassen, und bei allen Kesseln Mannlöcher anzubringen.

Die Explosion der Locomotive, Minden“ der Berlin - PotsdamMagdeburger Bahn (16. December 1866) veranlaßte die Königl. Aufsichtsbehörde, die wichtige Frage der inneren Revision noch= mals in Erwägung zu ziehen. Die meisten Eisenbahnverwaltungen sprachen sich dahin aus, daß die Fristen, innerhalb deren die Revisionen stattfinden sollten, zu lang bemessen seien, und wurde im September 1867 festgeseßt, daß die erste Revision spätestens 5 Jahre nach der Inbetriebsehung der Maschine, die folgenden spätestens nach je 4 Jahren stattzufinden hätten. Selbstverständlich kann die Revistonscommission den Termin für die nächste Revision früher stellen, wenn Fehler sich zeigen, welche dies nöthig machen. Seit dem Mai 1869 sind übrigens die früher gestellten Fristen von 8 resp. 6 Jahren wieder gestattet worden.

Wie nothwendig die inneren Revisionen sind, darüber haben. wol sämmtliche Verwaltungen genügende Erfahrungen gesammelt, und mögen hier einige Erscheinungen beschrieben werden, welche am meisten vorkommen und die Haltbarkeit der Kessel empfindlich beein

trächtigen können. Eigenthümlicher Weise zeigen sich die Fehler, welche im Langkessel vorkommen, fast nur in der unteren, vom Wasser berührten Hälfte desselben, während die obere Hälfte meistens unversehrt ist.

Redner hat seit einigen Jahren bei einer Reihe von Locomotiven die fehlerhaften Stellen in Gyps abgegossen und dieselben somit genau festgestellt. Dies ist für die ferneren, später abzuhaltenden Revisionen von größter Wichtigkeit, indem man nun mit Bestimmtheit nachweisen kann, ob ein Fehler schlimmer geworden ist oder neue hinzugekommen sind. Es zeigen sich dabei in den Blechen Gruben, rundliche oder längliche Vertiefungen von verschiedener Größe und verschiedener Tiefe, und wies der Vortragende den Abguß einer solchen Grube von unregelmäßiger Form vor, welche in den Hauptdimensionen 2 Zoll (50) lang, 14 Zoll (30) breit und bis Zoll (6) tief war. Die Maschine war 5 Jahre im Betriebe gewesen. Dergleichen Stellen bohrt man am besten aus und verschraubt sie.

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Kleinere Gruben bis oder Zoll (6 bis 10mm) Durchmesser (Pockennarben) findet man immer gruppenweise zusammen. Oft sind dergleichen Gruben mit einer harten, grauschwarzen graphitähnlichen Masse ausgefüllt, welche wol hauptsächlich aus Eisenoryd besteht. Manchmal zeigen sich ganze Platten mit kleinen Löchern von geringen Tiefen übersäct. Wurmfraß" dürfte wol eine bezeichnende Benennung für diese Art Löcher sein. Sie sind gewöhnlich nicht tief und somit nicht gefährlich. Wenn der Langkessel aus lang durchgehenden Platten zusammengesezt ist, so zeigen sich öfter, und zwar meistens in der unteren Platte, eigenthümliche Langrisse oder Furchen, bald von halbrundem, bald von scharfem, keilförmigem Querschnitt, wie mit dem Messer eingeschnitten. Sie sind meist von geringer Tiefe, jedoch dürften gerade diese Fehler genau zu überwachen, und festzustellen sein, ob sie sich vergrößern. Da, wo Theile an den Langkessel angenietet sind, z. B. die Kesselstüßen, der Winkeleisenring, welcher den Langkessel mit der eisernen Rohrwand verbindet 2c., zeigen sich sehr häufig um die vorspringenden Nietköpfe herum Vertiefungen, ähnlich als wenn der Schellhammer tief in's Blech eingedrückt hätte.

Von Wichtigkeit ist die Erscheinung, daß die eiserne Rohrwand unten, nahe bei der Ecke, welche sie mit dem Langkessel bildet, Rostvertiefungen zeigt, nach Art einer Rinne, welche concentrisch mit der Rundung des Kessels geht. Es wurden Rohrwände gefunden, bei welchen die Rinne an der schlimmsten Stelle 2 Linien (4mm) tief war. Untersucht man die der kupfernen Rohrwand zunächst liegenden inneren Ecken des Feuerkastenmantels genau, so wird man sehr häufig an diesen Stellen Risse oder Kerben finden, welche von oben nach unten laufen. Dieselben haben bald einen rundlichen, bald einen keilförmigen Querschnitt, bald find sie bis zu 12 Zoll (315) lang, bald findet sich eine Gruppe von mehreren neben und unter einander befindlichen, fürzeren Furchen. Eine Erklärung für diese Erscheinung dürfte nicht so leicht zu finden sein. Es ist möglich, daß schon bei der Anfertigung dieser meist schwierig zu bildenden Ecken, welche entweder aus der vollen Platte oder aus einem Winkeleisenring hergestellt sind, das Material so in Anspruch genommen wurde, daß von Hause aus eine theilweise Zerstörung der Fasern eintrat, die vielleicht dem Auge noch gar nicht sichtbar war. Eine andere Erklärung ist folgende: Die inneren Partien des Kessels, Feuerbuchse und Rohre, dehnen sich in der Hize mehr aus als die äußeren Theile, Langkessel und Feuerbuchsmantel. In Folge dessen werden diese letteren Theile bei der geheizten Maschine gereckt, und die schwächsten Stellen, und das find eben diese genannten Ecken, auseinander gebogen. Beim Erkalten des Kessels ziehen sich die gereckten Theile wieder zusammen. Durch das fortwährende Hin- und Herbiegen kann sehr leicht das Einreißen der Ecken her

vorgerufen werden. Sind die Risse tief, so müssen die fehlerhaften Stellen ausgehauen und Flicken aufgesezt werden. wird interessant sein, zu beobachten, ob sich in den Flicken auch wieder Risse zeigen; dies würde für die Richtigkeit der zweiten Erklärung sprechen.

Jedenfalls werden sich bei allen, der Beobachtung schwer zugänglichen Kesseln, z. B. bei den Locomobilkesseln, ähnliche Erscheinungen zeigen, und dürfte es wol an der Zeit sein, daß es den Besizern derselben zur Pflicht gemacht wird, die Sicherheit ihrer Kessel periodisch prüfen zu lassen, während eine eingehende Revision im Innern jezt doch nur sehr selten bei Gelegenheit der nicht zu umgehenden und meistens so lange als möglich ver= schobenen Erneuerung der Siederohre stattfindet.

Der Vortragende zeigte schließlich eine Sammlung von Gypsabgüssen vor, welche die besprochenen, durch Incrustation herbeigeführten Fehler an Kesselblechen darstellen.

In der an diesen Vortrag angeknüpften Debatte meinte Hr. Alverdes, daß Gruben und Roststellen gern in umgebogenen Eckblechen vorkommen, welche Risse zeigen; außerdem werde das Rosten durch fremde Körper, welche in dem Kessel zurückbleiben, 3. B. Kupferspäne und dergl., außerordentlich befördert. Hr. Kretschmer äußerte sich dahin, daß das Eisen wol ein Strecken der Faser vertrage, nicht aber ein- Stauchen. Es werden deshalb an der inneren Fläche stark gekrümmter oder gefrempelter Bleche Risse vorbereitet, welche durch die Einwirkung des Wassers sichh allmälig vergrößern und vertiefen. Daher sei es besonders zu empfehlen, gründliche Revisionen der Kessel nicht nur auf den Langkessel, sondern auch auf etwa vorhandene Feuerbuchsen auszudehnen. Uebrigens zeigen Kessel derselben Construction, aus der= selben Fabrik und von demselben Alter, ja selbst verschiedene Platten ein und desselben Kessels oft ein ganz verschiedenes Verhalten, und ist dies nur durch die Ungleichmäßigkeit des Materials zu erklären. So kommen in Blechen eingewalzte Schlacken vor, welche durch die Einwirkung des Wassers gelöst werden und Gruben entstehen lassen. Die Erscheinung, daß Rostgruben vorzüglich im unteren Theile des Keffels fich zeigen sollten, finde vielleicht auch dadurch eine Erklärung, daß dieselben an den oberen Theilen der Kesselwand schwieriger und unbequemer zu entdecken seien. Vorhanden seien dergleichen Vertiefungen dort ebenso gut, und würde man sie leicht finden, wenn man den Kessel umkehrt.

Hr. Gollnow sprach die mit dem Vorstehenden übereinstimmende Ansicht aus, daß Bessemerstahl zu Kesselplatten deshalb sehr geeignet sei, weil diese Platten ein viel gleichmäßigeres Material zeigen, als die aus Feinkorneisen hergestellten, und erwähnte Hr. Dresel, daß das Durchbrennen der Kessel nicht nur durch Ansah von Kesselstein erfolge, sondern auch sehr leicht herbeigeführt werde durch zufällig in den Kessel gelangte fremde Körper, welche an einer bestimmten Stelle die Circulation des Wassers verhindern. Ihm sei ein Fall bekannt geworden, wo ein Arbeiter seine Müze mit einem darauf liegenden Meißel im Kessel zurückgelassen habe, und an dieser Stelle sei der Kessel nach ganz kurzer Zeit durchgebrannt gewesen. Hieran anschließend bemerkte Hr. Gollnow, daß Risse oder kleine Löcher nicht durch Aufnieten von Flicken gedeckt werden dürfen, wenn die geflickte Stelle vom Feuer berührt wird, da dieselbe alsdann außerordentlich schnell durchbrennt. Man muß den schadhaften Theil der Kesselwandung heraushauen, und das so entstandene größere Loch durch eine aufgenietete Platte decken.

Hr. Dr. Siermann hielt darauf einen Vortrag
über das Weldon'sche Verfahren zur Regenerirung des
Braunsteins,

über welches bereits auch S. 409 einige Mittheilungen bringt.

Das Chlor wird zum technischen Gebrauche fast durchgängig

aus Braunstein und Salzsäure dargestellt, und ist dabei nur der große Uebelstand, daß ein Rückstand entsteht, welcher häufig sehr beschwerlich wird, und in dem das Werthvollste der zum Betriebe gebrauchten Materialien, der Braunstein, in durchaus werthloser Gestalt, als Chlormangan enthalten ist. Zwar sind manche Vorschläge gemacht worden, aus den Manganlaugen wieder Mangansuperoryd, Braunstein, herzustellen, aber sie litten alle an mehr oder minder großen Uebelständen, und erst in neuester Zeit ist ein Verfahren veröffentlicht worden, welches den nothwendigen Ansprüchen zu genügen scheint. Das älteste Regenerirungsverfahren ist das von Dunlop. Nach ihm werden die Manganlaugen, welche durch überschüssige Salzsäure stets noch sehr sauer sind, zur Neutralisirung der Säure und Fällung des Eisens mit Kalkstein versezt, dann die klar abgezogene Lauge mit fein gepulvertem kohlensaurem Kalk gemischt und einige Zeit unter einem Druck von 4 Atmospbären erhalten. Dabei zersezt der kohlensaure Kalf das Chlormangan, indem sich kohlensaures Mangan= orydul bildet. Dieses fällt nieder, wird von der darüberstehenden Lauge getrennt, gewaschen, getrocknet, und dann in einem Muffelofen mehrere Stunden lang bei einer Temperatur von 300° C. erhalten, indem beständig Luft und von Zeit zu Zeit ein Dampfstrahl darüber geht. Dabei entweicht die Kohlensäure, und das zurückbleibende Manganorydul orydirt sich höher. Man soll da= durch ein Product erhalten von einem Gehalt bis zu 73 pCt. Mangansuperoxyd. Obgleich nun der in dieser Weise erhaltene Braunstein den natürlichen an Stärke erreicht, da dieser gewöhnlich 60 bis 70 pCt. Mangansuperoryd enthält, so ist doch dieses Verfahren nur sehr vereinzelt eingeführt wegen der großen Unsicherheit des Erfolges. Zu dem Gelingen hängt Alles davon ab, daß die Temperatur im Ofen constant 300° ist, sinkt sie darunter, so findet keine Orydation statt, steigt sie zu hoch, so zersetzt sich das schon gebildete Mangansuperorgd unter Entweichen von Sauerstoff.

Ein zweites Verfahren, das von Hofmann*), ist viel complicirter als das vorige, und deshalb auch nur auf der Fabrik in Dieuze eingeführt. Es benuzt die Rückstände von der Sodafabrication. Diese bestehen zum größten Theil in Calciumorysulfuret, welches sich beim Liegen an der Luft zu schwefelsaurem Kalk, unterschwefligsaurem Kalk und Calciumpolysulfureten ory

Wird also ein orydirter Sodarückstand mit Wasser ausgelaugt, so enthält die Lösung zum größten Theil Calciumpolysulfurete und unterschwefligsauren Kalk. Diese Lauge nun benut Hofmann zur Braunsteinregenerirung. Zuerst werden die sauren Manganlaugen mit der Sodarückstandslauge neutralisirt, wobei sich Schwefel niederschlägt: 2 Ca Sn, Ca CaS, Ca S,O,, 4 HCl = 4 Ca Cl, HO, S(2n+3) **). Der Schwefel wird von der Lauge getrennt und für sich verwerthet, die Lauge zur Fällung des Eisens mit der Schwefellauge verscht, so lange noch ein schwarzer Niederschlag entsteht: FeCl, Ca Sa CaCl, FeS, S(n-1). Nachdem die Lauge wieder vom Niederschlag getrennt ist, wird sie zur Fällung des Mangans mit der Schwefellauge ausgefüllt: Mn Cl,

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*) Vergl. Bd. XIII, S. 168.

**) Wir drucken diese Gleichung so ab, wie sie im Manuscript ent= halten ist, indem wir auf Bd. XIII, S. 164 d. 3. verweisen. D. Red. (L8.)

Ca Sn = CaCl, MnS, S(n-1). Dieser Niederschlag wird von der Lauge getrennt, ausgefüßt, getrocknet, und alsdann in einem Röstofen, welcher mit einem Bleikammersystem zur Gewinnung der Schwefelsäure in Verbindung steht, orydirt; es bleibt zurück ein Gemenge von schwefelsaurem Manganorydul, Mangansuperoryd und Manganorydul. Dieses wird zur Entfernung des Manganvitriols ausgelaugt, der Rückstand getrocknet und mit Natronsalpeter geglüht, indem die entweichenden falpetrigsauren Dämpfe aufgefangen werden. Es resultirt ein Gemenge von schwefelsaurem Natron, Mangansuperoryd und Manganorydul, aus welchem das Glaubersalz ausgelaugt wird, und dann ein Rückstand bleibt, welcher getrocknet als leztes Product einen Braunstein von 55 pCt. Mangansuperoryd und 45 pCt. Manganorydul liefert. Dieses Verfahren leidet an drei großen Uebelständen: erstens ist es sehr complicirt, es hat zu häufig den Proceß des Auslaugens, Aussüßens und Trocknens; zweitens liefert es einen Theil des Mangans nicht als Oryde desselben, sondern als Vitriol, dessen Verwerthung nur unter besonderen Verhältnissen möglich ist; drittens liefert es einen sehr schwachen Braunstein. Deshalb hat sich auch das Verfahren auf keiner anderen Fabrik einbürgern können, troz des großen Vorzuges, daß es die Sodarückstände verwendet und rationell verwerthet.

Das beste Verfahren ist das jüngste, von Weldon vorgeschlagen und bereits auf vielen Fabriken Englands und des Continents eingeführt oder in Vorbereitung. Wird zu einer neutralen Manganlauge ein Aequivalent Kalk gesezt und in das aus Manganorydul und Chlorcalcium bestehende Gemisch Luft geleitet, so färbt es sich sehr schnell dunkel und der darin enthaltene Niederschlag ist ein Braunstein von 55,5 pCt. Mangansuperorydgehalt; er ist eine Verbindung: MnO, Mn O,. Wird aber noch mehr Kalk zugesezt, so orydirt sich auch noch das andere Manganorydul zu Mangansuperoryd, und das ganze Mangansuperoryd verbindet sich mit Kalk, so daß eine Verbindung entsteht: Ca O Mn,O,, welche sich vollständig wie ein neutrales Salz verhält und einen Braunstein von dem Gehalt 70 pCt. Mangan= superoryd darstellt. Beim Fabrikbetriebe wird die Manganlauge aus den Chlorentwicklern in ein Bassin geleitet, mit kohlensaurem Kalk versezt und absehen gelassen. Der entstandene Niederschlag ift Eisenorydhydrat, aus dem Eisen, und Gyps, aus der Schwefelsäure der Salzsäure herrührend. Die klare Flüssigkeit wird abgezogen und mit Kalk versezt, dessen Menge so groß sein muß, daß sie nicht nur das in der Flüssigkeit enthaltene Manganchlorür, sondern auch noch ein Aequivalent mehr zu zersehen vermag. Dann wird Luft injicirt, wodurch sich der anfangs ganz weiße Schlamm in einen schwarzen Brei verwandelt. Man läßt abschen, zieht die Chlorcalciumlauge ab, und bringt den Niederschlag zur Chlorentwickelung zurück. Das Verfahren ist also ganz einfach, es erfordert nur zwei Manipulationen, welche aber leicht durchzuführen sind, es liefert den ganzen Mangangehalt des ursprünglichen Braunsteins als Mangansuperoryd, und das Product ist so leicht durch Salzsäure zerfezbar, daß man davon keinen Ueberschuß zu nehmen braucht; kurz, mit dieser Art der Regenerirung des Braunsteins scheint das Problem gelöst zu sein, so daß man erwarten kann, daß in kürzester Zeit alles überhaupt fabricirte Chlor aus dem nach dem Weldon'schen Verfahren regenerirten Braunstein hergestellt sein wird.

A. W. Schade's Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, Stallschreiberstr. 47.

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Septemberheft.

anzeigt, als das Del, welches die Dämpfe entwickelt, wirklich besigt. Von der Größe der Flamme hängt es ab, in welcher Zeit der Versuch beendigt wird, und in Beziehung hierauf haben N. Tate und Grace Calvert Beobachtungen mitgetheilt, welche Referent bestätigt gefunden hat, und aus denen hervorgeht, daß, je längere Zeit der Versuch erfordert, d. h. je langsamer die Erwärmung fortschreitet, um so höher die Temperatur gefunden wird, bei welcher die erste Flamme sich bildet, vorausgesezt, daß sonst genau nach dem englischen Geseze verfahren wird.

Grace Calvert theilt folgende Beispiele mit: Sechs verschiedene Proben wurden von 52° F. 11° C. an ers wärmt; von ihnen verpufften:

nach 30 Minuten:

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102° F. = 38,8° C.

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92o = =

33,30 =

=

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90° =

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32,20 =

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nach 20 Minuten: 98° F. = 36,6° C. 99o = 37,20 = 36,6° =

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104° = = 40°

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=

36,6° = 37,2° =

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Als Maximum zeigt Nr. 5, daß eine Differenz von 15° F. 8,3o C. eintreten kann, wenn der Versuch das eine Mal in 15 Minuten, das andere Mal in 30 Minuten beendet wird.

=

Der Grund hiervon ist leicht zu finden. Wenn die Erwärmung der ganzen Masse nur langsam fortschreitet, so werden die zuerst in geringer Menge entweichenden Deldämpfe Zeit gewinnen, durch Diffusion in die Atmosphäre zu entweichen, bevor sie durch die bei fortschreitender Erwärmung entwickelten neuen Mengen so stark vermehrt sind, daß sie mit dem unmittelbar über dem Delgefäße befindlichen Luftquantum ein explosives Gasgemenge bilden.

Eine auffallende Wahrnehmung wird von N. Tate mitgetheilt. Er steckte in das Oelgefäß ein zweites Thermometer,

XIV.

=

jedoch nur so tief, daß die Kugel sich gerade unter der Oberfläche des Dels befand, und ein drittes in das Wasserbad. Anfangs standen alle drei auf 52° F. 11° C. Eine ziemlich große Flamme wurde unter das äußere Gefäß gesezt und der Versuch war in 15 Minuten beendigt. Als das Del abbrannte, zeigte das am tiefsten in der geseglichen Stellung sich befindende Thermometer 102° F., das obere 107° F. und das im Wasser 120° F. „Also ergab die geseßliche Stellung eine um 5° F. oder fast 3° C. höhere Temperatur, als sie der obere Theil des Dels besaß, welcher in Wirklichkeit die Dämpfe entwickelte“, und, wollen wir hinzufügen, welcher in einer Lampe, in welcher ja die Erwärmung von oben erfolgt, vor Allem zu berücksichtigen ist.

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