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veranlaßten im Jahre 1867 auch ihre Einführung auf den Steinfohlengruben bei Saarbrück.

Weniger Anwendung haben in Deutschland bisher die Schrämmaschinen gefunden, von denen als die wichtigsten diejenigen der Engländer Jones & Levik und Carret & Marshal genannt werden müssen '). Auch mit ihnen sind gegenwärtig auf den Saarbrücker Gruben unter Anwendung von comprimirter Luft als Motor die Versuche begonnen, und werden dieselben vorausfichtlich zu einer dauernden vortheilhaften Benuzung der Maschinen beim dortigen Steinkohlenbergbau führen.

Es ist von vornherein klar, daß die Luftmaschinen im Allgemeinen beim Bergbau für den oberirdischen Betrieb, wo es sich zudem meist um Leistung einer großen Kraft handelt, gegenüber den billiger arbeitenden Dampfmaschinen wohl zurückstehen werden. Bei dem unterirdischen Maschinenbetriebe dagegen machen sich bekannter Weise so viele Umstände geltend, welche gegen die Anwendung von Dampfmaschinen sprechen, daß für ihn die Luftmaschinen in den weitaus meisten Fällen, namentlich in größerer Leufe und weiter Entfernung von den Hauptschächten und wol immer bei Vorkommen schlagender Wetter, entschieden den Vorzug verdienen. Die leichte Zuführung der über Tage comprimirten Luft zu jedem erforderlichen Arbeitspunkte innerhalb der Grube, der gänzliche Ausschluß jeglicher Erbizung von Leitung und Maschine und in Folge dessen die gute Conservirung beider, ganz besonders aber die durch die verbrauchte comprimirte Luft am Arbeitspunkte und mit leichter Mühe auch an anderen ent= fernteren Grubenpunkten zu erzielende ausgezeichnete Ventilation find Momente zu Gunsten der Luftmaschinen, welche gegenüber den in der Grube zu manchen Unzuträglichkeiten führenden Wirkungen des Dampfes schwer in's Gewicht fallen und namentlich für Steinkohlengruben sehr hoch angeschlagen werden müssen.

Dazu kommt, daß es sich beim unterirdischen Maschinenbetriebe durchgehends weniger um eine große Maschinenanlage, als vielmehr um Vertheilung geringer Maschinenkräfte auf verschiedene Stellen und zugleich um leichte Verlegung der Arbeitspunkte von einer Stelle zur anderen handelt. Treten namentlich zu den Fördermaschinen noch die kleinen Bohr- und Schrämmaschinen hinzu, bei denen eine tägliche, fast permanente Verschiebung des Arbeitspunktes stattzufinden hat, so sind wol nur Luftmaschinen allein anwendbar.

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Bei dem Saarbrücker Steinkohlenbergbau verursachten von jeher besonders die Vorrichtungsarbeiten der im Flögfallen ge= triebenen einfallenden Strecken sehr große Kosten und Schwierigkeiten. In den oberen Sohlen hat man sich durch Aufstellung von Dampflocomobilen geholfen, an einzelnen Stellen auch die Bremsschachtförderung einer oberen Sohle durch besondere Vorrichtungen für die einfallende Strecke der unteren Sohle nugbar gemacht; auf Grube Gerhard" hat man sogar zu dem Zwecke sehr große Kosten auf kleine Turbinen und Wassersäulenförderung verwandt, doch ist man schließlich wieder stets auf die ursprüngliche kostspielige Förderung mit Pferden zurückgekommen, und wo bei einem steilern Flögfallen die Pferdeförderung nicht möglich ist, mußte man das Princip der einfallenden Strecken ganz aufgeben und schwebende Strecken von unten nach oben aufhauen, wobei dann wieder als anderer Uebelstand die stete Gefahr des Ansammelns schlagender Wetter vorhanden ist, durch welche die Arbeit meist nicht wenig beeinträchtigt wird.

Alle diese Schwierigkeiten werden durch Verwendung comprimirter Luft völlig beseitigt. Die Luftfördermaschinen ermöglichen es nicht nur, mit verhältnißmäßig geringen Kosten und nicht unbeträchtlicher Zeitersparniß einfallende Strecken bei jedem Flößfallen, in jeder Teufe und Entfernung vom Hauptschachte niederzubringen, sondern sie gestatten auch noch, von den einfallenden Strecken aus die tieferen Sohlen zu fassen und erhebliche Längen der erforderlichen Lösungsquerschläge fertig zu stellen, bevor noch die Hauptschächte bis zu der betreffenden neuen Sohle abgesunken find, und von ihnen aus die Lösung begonnen werden kann.

Wenn nun schon einerseits durch die Luftfördermaschinen in Folge der durch sie zu betreibenden einfallenden Strecken eine kräftige Beschleunigung der Vorrichtungsarbeiten bewirkt werden. kann, so wird andererseits für diese Arbeiten noch ein weiterer Zeit- und Arbeitsgewinn erzielt durch Einführung von Luftbohrmaschinen zum Betriebe der Gesteinsarbeiten. Durch die auf Grube Altenberg bei Aachen in den lezten Jahren angestellten

1) Bd. XIV, Lief. 3 der „Ztschr. für B., H.- und Salinenw.“.

vergleichenden Versuche ist dargethan, daß bei hartem, höchst ungünstigem Gestein in der gleichen Zeit mit Luftbohrmaschinen mehr als das Doppelte geleistet wird, wie bei gewöhnlicher Handbohrarbeit.

Für die Saarbrücker Steinkohlengruben, bei denen sich die an die Productionsfähigkeit der einzelnen Werke gestellten Anforderungen von Jahr zu Jahr'in einer Weise steigern, daß kaum noch die Vorrichtungsarbeiten vor dem Abbau den zur Wahrung einer nachhaltigen Förderung nöthigen Vorsprung inne zu halten vermögen, muß natürlich eine erhebliche Beschleunigung der Vorrichtungsarbeiten von der größten Wichtigkeit und jedes Mittel erwünscht sein, welches eine solche Beschleunigung gestattet, ohne die Förderung einzuschränken. So entschloß man sich denn seitens der königl. Verwaltung der dortigen Werke bereits im Jahre 1865, Luftmaschinen aller Art, namentlich aber solche zum Gesteinsbohren in Schächten und Querschlägen sowie zur Förderung in einfallenden Strecken, im Großen zu versuchen und bei bewiesener Brauchbarkeit sie dauernd einzuführen.

Da übrigens die Anwendung comprimirter Luft für unterirdische Maschinen die Anlage einer kostspieligen Luftcompressionsmaschine über Tage bedingt, so mußte für die Saarbrücker Gruben Bedacht genommen werden, zu diesen Versuchen solche Betriebspunkte auszuwählen, wo einmal die Vorrichtung einer neuen Tiefbausohle den gleichzeitigen Betrieb mehrerer Luftförder- und Bohrmaschinen wünschenswerth machte und wo außerdem über Tage größere Reffel- oder Maschinenanlagen vorhanden waren, an welche man dann die neue Anlage zweckmäßig anschließen konnte. Es kamen hierbei vorzugsweise die beiden Gruben SulzbachAltenwald und Gerhard - Prinz Wilhelm in Betracht, auf denen in den Grubenabtheilungen Altenwald und bezüglich Albertschacht Betriebspunkte gegeben waren, welche nicht nur den Voraussegungen zu einer ökonomisch vortheilhaften Verwendung_comprimirter Luft entsprachen, sondern bei denen auch gerade eine kräftige Beschleunigung der Vorrichtungsarbeiten am dringendsten geboten schien.

An beiden Punkten sind im Laufe des Jahres 1867 die nöthigen Einrichtungen über und unter Tage, theilweise nach verschiedenen Systemen für beide Gruben, getroffen und die Luftmaschinen zu den mannigfachsten Zwecken in Anwendung ge= kommen. Obwohl die Versuche mit allen diesen Maschinen zur Zeit noch nicht als abgeschlossen zu betrachten sind, so steht doch schon jezt so viel fest, daß die Anwendung comprimirter Luft zum Betriebe unterirdischer Maschinen aller Ärt beim Saarbrücker Steinkohlenbergbau sich auf's beste bewährt und daß mit Venuzung von Luftmaschinen in den meisten Fällen ein beträchtlicher Gewinn an Zeit und menschlicher Arbeitskraft gegenüber den sonst gebräuchlichen Betriebsweisen verbunden ist, während sich gleichzeitig auch die finanziellen Resultate ganz günstig gestalten.

Die nun folgenden ausführlichen Beschreibungen der ganzen Anlagen, der Luftcompressionspumpen, der Luftleitungen, der Verwendung der comprimirten Luft zu Gesteinsbohrmaschinen, zu Schrämmaschinen*), zu Lufthaspeln, zu Luftdruckpumpen zum Wasserheben und zur Ventilation sind mit Situationsplänen und Maschinenzeichnungen begleitet. Nicht weniger beachtenswerth sind die Kraftberechnungen und der Vergleich der Kosten der Maschinen gegenüber der Handarbeit. R. W.

Als die größte Masse gediegenes Kupfer galt bisher ein 1867 am Lake Superior aufgefundene von 4000 Ctr. Gewicht. Nach dem New-Yorker, Mining-Journal" ist ihr in jüngster Zeit dieser Ruhm geraubt, da man in derselben Gegend im Phönirgange eine solide Masse von gediegenem Kupfer angetroffen hat, welche 19,81 Länge, 9,45 Höhe und 0,61 Dicke besigt. Von diesen 114 Cbkmtr. sind zwei Drittel reines Kupfer, während das Uebrige aus Nebengestein, Kalkspath, Prehnit, Epidot und Quarz besteht. Die 15,000 Ctr. Kupfer repräsentiren den vierten Theil der Jahresproduction des Mansfeldischen Vergwerksbezirks, welcher im Jahre 1868 sich auf 60,000 Ctr. belief.

(Credner's, neues Jahrbuch für Mineralogie", 1870, Heft 1; nach, Naturforscher", 1870, Nr. 7.) 28.

*) Zeichnung und Beschreibung einer solchen enthält Bd. VIII, S. 691 d. 3.

Hüttenwesen.

Kupferraffinirverfahren von Guillemin. Der Propagation industrielle", 1869, S. 263, entnehmen wir folgende Beschreibung des neuen Verfahrens, welche sich an eine allgemeine Darstellung der bisher gebräuchlichen Raffinirmethode des Schwarzkupfers unter Luftzuführung anschließt.

Die neue Erfindung beruht auf einer besonderen Art der Orydation, bei welcher man statt des Luftstromes einen Wasser= dampfstrahl auf die Schmelzmasse einwirken läßt, durch dessen Zersezung die Metalle orydirt und dann schnell als Schlacke (Gekräß) entfernt werden; die sich dabei bildenden Wasserstoffverbindungen ziehen durch den Schornstein ab. Der Wasserdampf wird durch feuerfeste Canäle oder mit unschmelzbarem Material umgebene Metallröhren auf der Sohle des Metallbades eingeführt. Aus der Bruchprobe wird durch die charakteristische ziegelrothe Farbe ersehen, daß das Kupfer etwas Kupferorydul absorbirt hat und daher rein von nennenswerthen Spuren fremder Metalle ist.

Diese Erfindung erinnert zwar sehr an das Leclerc'sche Verfahren, welches wir Bd. XIII, S. 791 beschrieben haben, ist aber auch auf der anderen Seite ganz verschieden von demselben. Leclerc wendete Wasser in Form eines feinen Regens beim Einschmelzen und Luft durch in das Metallbad eintauchende Röhren nach dem Einschmelzen eingebracht als Orydationsmittel für den Schwefel wie für die fremden Metalle an, während Guillemin beim Einschmelzen vielleicht mit Luft und nach dem Einschmelzen mit Wasserdampf, welcher ebenfalls durch einzutauchende Röhren eingeführt wird, orydirt.

Unserer Meinung nach dürfte eine combinirte Methode beider Erfinder zweckmäßig sein; nämlich die Anwendung des feinen Wasserregens beim und des Wasserdampfes nach dem Einschmelzen. Die Orydation der fremden Metalle und die Reinigung des Kupfers von denselben würde auf diesem Wege sehr vollkommen bewirkt und dabei zugleich die Bildung von schwefliger Säure vermieden werden, welche bekanntlich beim gewöhnlichen Verfahren des Schwarzkupferraffinirens einer späteren besonderen Manipulation behufs ihrer Entfernung aus dem Metallbade bedarf, um das so= genannte Steigen des Kupfers nach dem Ausgießen zu beseitigen. N wk.

Maschinenbau.

Katechismus der Einrichtung und des Betriebes der Loco motive für Locomotivführer, Heizer und Arbeiter in Locomotiv= fabriken. Von Georg Kojak, Professor und aut. Prüfungscommissar für Locomotivführer. 160 S. 8. (Preis 24 Sgr.) Wien, Lehmann & Wenzel.

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Unter diesem Titel liegt uns ein Buch zur Besprechung vor, die wir, offen gestanden, lieber einem erfahrenen Locomotivführer überlassen hätten, um von diesem den Eindruck zu vernehmen, welchen dasselbe auf diejenigen ausüben kann, für die es ausschließlich geschrieben ist.

Wir unsererseits verkennen nicht die gute Absicht, welche den Verfasser zur Herausgabe veranlaßt haben mag, müssen indeß leider aussprechen, daß dem Werkchen das kernige praktische Gepräge zu mangeln scheint, welches ihm hinsichtlich seiner Bestimmung zu wünschen gewesen wäre.

Wol hat Verf., den wir seiner Function gemäß gern für hinreichend unterrichtet und befähigt halten möchten, eine gewisse Popularität beobachtet; er ist aber offenbar dabei zu weit ge= gangen. Die nicht seltene Anwendung ungebräuchlicher Ausdrücke und Benennungen, sowie die unzureichende Angabe von Her= stellungsmethoden, welche füglich ganz weggelassen werden konnten, ferner die meist zu eng gehaltenen Dimensionsgrenzen u. s. w. Lassen auf eine zu leicht genommene Arbeit schließen, die wenig Veranlassung geben kann, sich vertrauensvoll derselben zu überlassen.

Von dem ziemlich umfassenden Material dürfte Einiges dem Praktiker schon zu bekannt, Anderes wieder nicht faßlich genug sein. Die Beigabe von Zeichnungen, wenn auch nur flüchtigen Skizzen, hätte in lezterem Falle das Verständniß wesentlich unterstügt, und erinnern wir nur an die Locomotivsteuerungen, von denen eine einfache Beschreibung ohne bildliche Darstellung für den angestrebten Zweck geradezu ungenügend sein dürfte.

Was den Betrieb der Locomotive auf der Strecke betrifft, so find für den angehenden Führer recht specielle Andeutungen vor

handen, welche ihm einen ziemlich reichen Ueberblick über die verschiedenen Vorkommnisse bieten.

Im Allgemeinen enthält das Werkchen manche schäzbare Winke und Aufschlüsse für Führer und Heizer, so daß diese sich aus demselben in der Hauptsache wol mit dem Wesen, der Behandlung und dem Betriebe von Locomotiven schon bekannt machen können. Es ist damit das Erscheinen immerhin mit Anerkennung zu be= grüßen, um so mehr, als ein Buch gleichen Bestrebens, so viel uns bekannt, bis jezt noch nicht vorhanden ist. B. Käßner.

Das Fairlie'sche Patentsystem und sein Einfluß auf den billigeren Betrieb von Eisenbahnen, insonderheit Vicinalbahnen von Heinrich Simon, Mitglied der Société des Ingénieurs civils. Manchester. Selbstverlag.

Wir haben hier ein Werk vor uns, welches das Fairlie'sche Patentlocomotivsystem für den billigeren und rentableren Betrieb von Eisenbahnen, insonderheit Vicinalbahnen, empfiehlt. Wir möchten behaupten, daß dieses Buch hinsichtlich der Tragweite des behandelten Gegenstandes geeignet sein dürfte, das Interesse eines jeden Betheiligten rege zu machen.

Ohne auf die einzelnen Momente einzugehen, fassen wir das Bestreben, durch welches das Werk entstanden ist, dahin zusammen, als damit constatirt werden soll, wie durch Anwendung von Fairlie's Patentdampfwagen einmal die Anlagekosten neuer Bahnen und die Betriebskosten von Eisenbahnen überhaupt auf ein Minimum zu reduciren sind, andererseits wie durch Beseitigung der Tender und sonstigen nuglosen Mitlaufgewichtes die Rentabilität einer Bahn erhöht wird, und endlich, wie damit ein sichereres Befahren von Curven und Steigungen verbunden ist.

Der Verfasser stellt die Beibehaltung des allgemein üblichen, noch von Stephenson datirten Locomotivtypus, gelinde bezeichnet, nur als Bequemlichkeit dar. Alle bisher vielseitig vorgenommenen Verbesserungen und Vervollkommnungen der Locomotiven seien nur wenig darauf berechnet, die Anlagekosten neuer Bahnen zu verringern und die Rentabilität im Betriebe zu erhöhen. Im Gegen= theil würden durch die Herstellung immer schwererer Locomotiven stärkere und kostspieligere Bandagen und Schienen 2c., sowie durch den zunehmenden Verkehr eine größere Anzahl von Maschinen und Bedienungspersonal, mehr Feuerungsmaterial u. s. w. erforderlich, womit außerdem noch ein bedeutender Zuwachs von nuglosem Mitlaufgewicht, wie hauptsächlith das der Tender, verbunden ist.

Durch die Einführung von Fairlie's Dampfwagen sollen sich, wie schon jest in England und Amerika die Erfahrung ergeben hat, ganz außerordentliche Vortheile herausstellen, und der Verf. glaubt sich nicht zu irren, wenn er dem Fairlie-System eine große Zukunft prophezeit. Wir möchten uns diesem Glauben gern anschließen und wünschen aufrichtig, daß mit Versuchen nach dieser Richtung baldigst vorgegangen würde, um sich von den zu sehr in die Augen fallenden Vortheilen überzeugen zu können.

Das Werk wird ohne allen Zweifel unter den Fachgenossen sowol, wie besonders auch unter den Bahnactionären gebührende Aufnahme finden. Die Abfassung ist einfach, correct und für Jeden verständlich, die vergleichenden Beispiele und Berechnungen treffend, und die beigegebenen Illustrationen lassen nichts zu wünschen übrig. B. Käßner.

Arbeitsmaschinen.

Werkzeugmaschinen. (Fortsegung von Bd. XIII, S. 793). In mehreren Journalen sind Shaping- und Stoß= maschinen abgebildet und beschrieben, welche, da deren Zahl eine nicht zu große ist, fast sämmtlich in Folgendem mit den Bezugsquellen verzeichnet sind.

Shapingmaschinen.

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Die kleine Handfeilmaschine von Vautrin in Paris (u. A. in Dingler's Polytechn. Journal", Bd. 187, S. 189, Taf. III) ist so eingerichtet, daß sie entweder an jedem gewöhnlichen Schlosser= schraubstock befestigt werden, oder in veränderter Gestalt auf die Werkbank, oder auch an ein besonderes Gestell geschraubt werden kann, wo dann ein Parallelschraubstock zum Einspannen der zu hobelnden Gegenstände beigefügt ist. Die erstere, billigere Sorte ist nur für kleine Gegenstände zu gebrauchen, deren Flächen blank gemacht werden sollen, bei denen also eine Stärkendimension nicht vorgeschrieben ist. Es würde nämlich, wollte man hier das Hobeln

nach einem vorgerissenen Strich vornehmen, das dazu nöthige richtige Einspannen in dem gewöhnlichen Schraubstocke sehr umständlich sein, da ein jeder Anhalt für Gewißheit der richtigen Stellung fehlt. Es sind daher die Maschinen dieser Art mit Tisch und Parallelschraubstock, welche im Preise von 130 Thlrn. stehen, den ersteren weit vorzuziehen und für das kleinere Geschäft, wie für Nähmaschinenbau, Gürtler- und andere Metallarbeiten sehr empfehlenswerth.

The wir die eigentlichen selbstthätigen Feil- oder Shapingmaschinen folgen lassen, sei noch einer wirklichen in der Fabrik der HHrn. Clayton & Shuttleworth in Lincoln angewendeten Feilmaschine erwähnt, welche nicht mit einem Zahne, sondern in der Aufeinanderfolge mit Vor- und Schlichtfeile arbeitet (Mechanic's Mag.", 1868, S. 257). Auf einer kleinen Stoßmaschine sezt der Erfinder G. Wilkinson statt des Stahles eine Feile ein, und zwar erst drei aufeinander folgende Vorfeilen und zulezt die Schlichtfeile. Diese Feilen, in ihrer Längsrichtung durch Zahnlücken unterbrochen, haben eine Länge von 350mm und eine Stärke von 25 bis 30mm und find oben und unten mit einem Vorsprunge versehen, um bei ihrer Auf- und Abbewegung den Tisch mit dem Gegenstand_abwechselnd so zu stellen, daß die Feile sich ihm bis zum Angriff nähert, dann sich wieder davon entfernt. Die 3dee ist einfach, und sollen damit gute Erfolge erzielt

werden.

Die Feilmaschine von R. Wolf in Buckau - Magdeburg (Sammlung von Zeichn. f. die Hütte", 1867, Taf. 4) ist nur für kleinere Gegenstände bis zu Breiten von 80mm bestimmt und mit einem Apparat zum Hobeln sechskantiger Muttern versehen. Sie bietet im Wesentlichen nichts Besonderes; die Böcke zu der Stufenscheibenwelle sind aufgeschraubt, die Füße in Rippenquß und geschweift ausgeführt und zum sicheren Stande durch Querstangen mit einander verbunden. Der Tisch wird hier, wie allgemein bei den kleineren Shapingmaschinen, mit dem Gegenstande durch Drehung einer horizontal im Gestell liegenden Schraubenspindel periodisch nach jedem Hube um die Spanbreite fortgerückt, während der Stößel in einem festen Gleise nur eine einfache hinund hergehende Bewegung macht.

Die Shapingmaschine von Muir („Deutsche Industrieztg.", 1866, S. 13, Taf. II) gehört zu den kleinen Maschinen dieser Art, ist indessen gegen die vorige weit vollkommener und überhaupt in ihrer Construction kräftiger und ansehnlicher gehalten, dürfte im Preise dagegen höher stehen als jene. Der Stößelbetrieb geschieht hier durch Schleifenbewegung, weshalb auch die Stufenscheibenwelle ein Schwungrad zur Ücberwindung der todten Punkte trägt. Auch bei der Kurbelbewegung bringt man mit Vortheil zu diesem Zwecke ein Schwungrad an, wodurch zugleich die Stöße beim Gange aufgehoben werden. Der Tisch dieser Maschine, welcher vertical verstellbar und zu diesem Ende auf einem Untertheile festgeschraubt ist, erhält seinen entsprechenden Transport nach jedem Stößelhube ebenfalls durch eine Schraubenspindel. Der Rundhobelapparat, welcher auf dem Tischuntertheile befestigt wird, hat vorn eine verstellbare Stüße zur Aufhebung der Vibration beim Hobeln. Was die Schleifenbewegung des Stößels anlangt, so ist dieselbe, obwol damit die Theile möglichst zusammengedrängt werden, der großen Reibung und Abnuzung wegen nicht zu empfehlen und die Kurbelbewegung mit Zugstange ihr unzweifelhaft vorzuziehen.

Plan- und Rundhobelmaschine von G. Sigl in Berlin (Sammlung von Zeichn. f. die Hütte", 1867, Taf. 11). Dieselbe ist mit einfachem Rädervorgelege, schnellem Rückgang des Stößels, mit Conver- und Concavhobelapparat und mit zwei ver= stellbaren Aufspanntischen ausgestattet, in ihrer Construction solid und ebenmäßig und für eine Arbeitsbreite bis ca. 250mm und Arbeitslänge bis ca. 2000mm bestimmt, demnach schon von ansehnlicher Stärke und Größe. Der Schlitten mit dem Stößel und dem Bewegungsmechanismus des lezteren wird hier auf die übliche Weise durch eine im Bett liegende Schraubenspindel auf dem oberhalb des Bettes befindlichen Prisma bei der Arbeit vorwärts geschoben, und der zu bearbeitende Gegenstand liegt dabei unverändert fest. Der beschleunigte Stößelrückgang wird auf die bis vor einiger Zeit bei Shaping- und Nuthstoßmaschinen fast allgemein adoptirte Art mit Ercentrik und Schleife bewerkstelligt. Das am Support befindliche Schneckenradsegment als Vorrichtung zum Hobeln concaver Flächen haben mehrere Werkzeugmaschinenfabriken in neuerer Zeit weggelassen und zwar mit Recht, weil solche nur auf Kosten der Widerstandsfähigkeit des Supports anzu

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bringen sind und im Verhältniß zu wenig und dann lediglich bei Specialarbeiten zur Anwendung kommen. Der Rundhobelapparat ist einfach und zweckmäßig angebracht, indem ein Theil desselben immer am Plaze verbleibt und nur, wenn derselbe in Gebrauch kommen soll, durch Hineinstecken des erforderlichen Dornes zu completiren ist. Solcher Rundhobelapparate liegen hier zwei übereinander, durch nur eine Schnecke getrieben, so daß man den oberen für Gegenstände von kleineren, den unteren für solche von größeren Durchmessern gebraucht, weshalb die Größe der erforder= lichen Schneckenräder auch den Durchmessern der zu hobelnden Veripherien angepaßt ist. Im Allgemeinen bleibt es immer das Empfehlenswertheste, das Rundhobeln nur auf der Stoßmaschine vorzunehmen, da die Gegenstände auf dieser ordentlich festgespannt werden können und eine feste Unterlage haben, was bei Rundhobelapparaten der Shapingmaschinen, auch bei bester Construction, nie in gleicher Weise erreicht wird. Die Verticalstellung der Tische wird vom Stirnende derselben aus durch Drehung eines aufzu= steckenden Handkurbelgriffes bewirkt, indem hierdurch mittelst eines Diagonalräderpaares eine im Tische befindliche verticale Schraubenspindel umgedreht und diese in die am Tischuntertheil befestigte Mutter ein- oder ausgeschraubt wird. Zum seitlichen Verschieben der Tische ist an der Maschine keine Vorrichtung und dürfte daher, zumal bei etwas schweren und wenn locker geschraubt, noch herunterhängenden Tischen, diese seitliche Verstellung umständlich sein. Eine am Bette befindliche Zahnstange und an den Tischen in dieselbe eingreifende drehbare Getriebe machten diese Verschiebung sehr bequem.

Die Shapingmaschine von De Coster in Paris („Publicat. industr.", Bd. 17, S. 215) ist in der Construction der Sigl'= schen ähnlich und nur in einigen unwesentlichen Details von ihr abweichend. Sie arbeitet bis zu einer Breite von ca. 300TMTM und in einer Länge bis 1300, hat denselben schnellen Rückgangsmechanismus, einen ganz ähnlichen Rundhobelapparat, dagegen keine Concavhobelvorrichtung am Support. Sie ist mit einem am Tischuntertheil zu befestigenden kräftigen Parallelschraubstock ausgestattet und mit einem auf der Betriebswelle fizenden Handrade verschen, mit welchem das richtige Einstellen des Stahles zur Lage der zu hobelnden Fläche bequem regulirt werden kann.. Das Auf- und Abstellen der Tische erfolgt bei derselben durch Schnecke, Schneckenrad, Getriebe und Zahnstange, doch fehlt auch hier zur horizontalen Verstellung derselben die erwähnte einfache Vorrichtung. Eigenthümlich, wenn auch nicht von besonderer Bedeutung bei dieser Maschine ist die Einrichtung der Stahlklappe, welche nur ein Hobeln nach der Maschine zu gestattet, während beim Herausschube des Stößels der Stahl seinen Rückgang hat.

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Shapingmaschine von J. & 3. Rieter in Winterthur (Engineer", Nr. 649, S. 403). In dieser begegnen wir einer Maschine, bei welcher der schnelle Stößelrückgang auf eine sonst nicht gewöhnliche Weise erreicht wird, nämlich durch Anwendung eines Coulissenhebels, ähnlich dem der kleinen Hobelmaschinen nach Whitworth. Hiermit ist zugleich vortheilhaft der Angriffspunkt auf den Stößel in dessen Mitte gelegt, so daß die Kraftrichtung in die Are des Stößels selbst fällt. Ihr Support ist zum selbstthätigen Hobeln concaver Flächen bis zu 215 Durchmesser, converer Flächen bis 570mm Durchmesser, sowie zum Hobeln nach allen Winkeln eingerichtet, welches leztere auch bei den oben an= geführten größeren Shapingmaschinen durch Hinzufügung des entsprechenden Mechanismus der Fall ist. Die Rieter'sche Maschine hat eine Aufspannfläche für die beiden Tische, welche in einer Grube bis unter den Fußboden reicht, so daß es möglich ist, sehr umfangreiche und schwere Gegenstände darauf zu bearbeiten. Der eine der Tische ist nur oben mit Aufspannschligen versehen, während der andere deren auch noch an den drei verticalen Seiten hat; sie sind beide nach der Höhe durch conische Räder und Schraubenspindeln und horizontal durch Getriebe und Zahnstange leicht zu verstellen. Die Maschine überhaupt gewährt das Aussehen einer äußerst kräftigen und leistungsfähigen Hülfsmaschine, ist für Gegen= stände bis 2760 Länge, 1055" Höhe und 650mm Breite bestimmt; sie wiegt mit Deckenvorgelege 223 Gentner und kostet 3200 Thlr.

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Shapingmaschinen von Stephen Alley in Glasgow, speciell zum Bearbeiten von Locomotivtheilen construirt („Engineering“, Nr. 96, S. 419). Die eine derselben von besonderer Bauart dient vorzugsweise als Rundhobelmaschine zum Bestoßen der über die Welle vorspringenden Ränder angeschweißter Hebel, wie sie int

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Locomotivbau vielfach vorkommen. Ein langer Stößel, welcher sich auf zwei auf Betten aufgepaßten und selbstthätig transportirbaren Schlitten hin und her schiebt, trägt unterhalb den Werkzeugsupport, welcher über der unten zwischen Spizen centrirten, befestigten und selbstthätig sich drehenden Hebelwelle arbeitend hinwegstreicht. Die andere dieser Maschinen bearbeitet die hohen Kanten dieser Hebel, die auf eine Platte aufgespannt werden, welche zwei durch conische Räder und vertical innerhalb der Füße befindliche Schrauben gleichzeitig zu hebende Tische mit einander verbindet.

Beide Maschinen, welche ihrem Zwecke entsprechend nur von mäßiger Größe sind, haben zur Bewegung des Stößels und dessen Transportirung die gewöhnlichen Mechanismen; erstere ist mit einfachem Rädervorgelege, leztere ohne ein solches eingerichtet, und documentiren sich dieselben als Specialmaschinen, welche bei der Fabrication vieler gleicher Theile von großem Nußen sind.

Von der Gestalt der Shapingmaschinen gänzlich abweichend ist die Kanonenlauf-Shapingmaschine von Freund in Berlin (Engineering", Nr. 77, S. 640), welche in der königl. Geschüßgießerei zu Spandau im Betriebe ist. Auf einer Wange fizen zwei verschiebbare Lager, in welche die zu bearbeitenden Geschüßläufe eingelagert werden. Ferner ist darauf ein Spindelstock mit durch Schnecke selbstthätiger Dockenspindel angebracht, wodurch der Lauf in selbstthätige Drehung versezt werden kann. Auf der Arbeitsseite des Bettes befindet sich der Shapingsupport, dessen Stößel vom Spindelstock aus mittelst conischer Räder, Hubscheibe und Zugstange in Wirksamkeit gesezt wird. (Schluß folgt.)

Technisches Zeichnen.

Birkelzeichnen zum Gebrauche an Gewerbeschulen, Schulen für Bauhandwerker und polytechnische Vorbildungsanstalten. Von Dr. A. Stuhlmann, Lehrer der öffentl. Gewerbeschule und der öffentl. Schule für Bauhandwerker in Hamburg. Ergänzungsheft für Bauhandwerker. Mit 12 lithographirten Tafeln. (Preis 15 gr.) Hamburg, 1870. Nestler & Melle.

Der diesem Werkchen vorangegangene, allgemeine Theil" wurde von uns im Vorjahre in dieser Zeitschrift (Bd. XIII, S. 41) besprochen und empfohlen. Das uns heute vorliegende

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Ergänzungsheft" enthält wieder 12 lithographirte Tafeln exact ausgeführter Zeichnungen mit Andeutungen für den Schüler und nothwendigstem Terte. Die Taf. I bis V zeigen Flächenmuster und zwar Steinmosaiken und Umrahmungen mit Mäandertänien, Construction von Nezen und Rahmen für Böden aus Platten und Holz; Taf. VI einige gothische Profile; Taf. VII mit IX die Construction etlicher Bogenlinien und Maßwerke; endlich Taf. X mit XII die edleren Formen von Sockel- und Hauptgestmsen, von Bändern und Gurten.

Diese fleißig gezeichneten und mit Sorgfalt ausgewählten zahlreichen Formen, noch dazu auf einen so kleinen Raum zufammengedrängt, bilden, vom Schüler entsprechend vergrößert, eine treffliche Vorschule zum selbstständigen Construiren und Erfinden, weshalb wir das um den so geringen Preis zu beziehende Werkchen den Lehrern technischer Vorbildungsanstalten und den jungen Bauhandwerkern recht sehr empfehlen. E. F.

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Angelegenheiten des Vereines.

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Dem Vereine sind ferner beigetreten die Herren: Bender-Elias, Industrieller in Stolberg (1829). Paul Dunkel, Industrieller in Wurm bei Herzogenrath (1833).

Carl Haber, Ingenieur und Director der Gesellschaft ,,du Rhin" in Ruhrort (1828).

Ludwig, Königl. Bergaffeffor und Betriebsdirector des Eschweiler Bergwerksvereines in Eschweiler-Pumpe A. (1827).

Felir Ney, Seifenfabricant in Aachen (1825).
Sommer, Königl. Berg-Affeffor in Aachen (1826).
Alb. Spieß, Kaufmann in Aachen (1831).
Viedenz, Königl. Bergaffeffor in Kohlscheidt (1832).
W. Wasserfurt, Gruben-Ingenieur in Cöln (1830).
Goede, Maschinenfabricant, Firma: Fleck & Goede,
in Berlin (1835).

Louis Meyer, Ober-Ingenieur der Fabrik für Gas- und
Wasserleitungen von Elsner & Stumpf in
Berlin (1836).

Georg Arnold, Maschinenfabrik- und Eisengießereibefizer,
Firma: Arnold & Reuling, in Mannheim
(1824).

Stroehle, Director der Mannheimer Mehl- und Brødfabrik in Mannheim (1837).

B.

Mh.

Charles Bender, Ingenieur der Firma: Balto, Bridge & Co. in Phönirville (Pennsylvanien) (1834).

Mittheilungen

aus den Sißungsprotokollen der Bezirks- und 3 weigvereine.

Berliner Bezirksverein.

(Fortsetzung von Seite 203.)

Sizung vom 4. Februar 1870. Vorsitzender: Hr. Pezold. Protokollführer: Hr. Endenthum. Anwesend 12 Mitglieder und 2 Gäste.

Auf der Tagesordnung stand das Rundschreiben des PfalzSaarbrücker Bezirksvereines, welches vor Erledigung seines ihm in der Kesselrevisionsfrage von der Hauptversammlung ertheilten Mandats nochmals die Ansichten der einzelnen Bezirke einfordert. Hr. C. Schneider als Referent gab ein erschöpfendes Resumé aller auf die Kesselfrage bezüglichen Vorfälle innerhalb des Vereines. In der darauf folgenden Discussion wurde ein Antrag des Hrn. Becker, sich einer nochmaligen Aeußerung über die zu Stettin beschlossenen Punkte zu enthalten, abgelehnt, und nachdem die Mehrzahl der Redner sich für möglichste Freiheit ausgesprochen, beschlossen: Es ist wünschenswerth, daß der Staat die Controle der Dampfkessel freigebe. Im Anschluß hieran wurde Punkt 8 der Stettiner Beschlüsse adoptirt.

Den Rest des Abends nahmen innere Vereinsangelegenheiten in Anspruch.

Sizung vom 18. Februar 1870. - Vorstzender: Hr. Besold. Protokollführer: Hr. C. Schneider. Anwesend 11 Mitglieder.

Hr. Endenthum hielt einen eingehenden Vortrag über
gewerbliche Hülfscassen.

Redner, der von der neuen Gewerbeordnung, welche die Wahl der beizutretenden Hülfscasse freistellt, eine rationellere Entwicklung derartiger Institute erwartet, sprach sich für ein nur allmäliges Fallenlassen der bisher bestandenen Caffen und Gründung neuer aus, da, wenn auch reiche Erfahrungen vorliegen, die Vorbedingungen der dauernden Lebensfähigkeit und Gerechtigkeit von Hülfs= cassen sehr complicirt und die Organisation eine ungemein schwierige sei. Redner unterschied bei den Hülfscassen zunächst Versicherung gegen ein einmal eintretendes Ereigniß (Sterbe- und Invaliden= cassen) und Versicherung gegen ein öfter vorkommendes Ereigniß (Krankencassen), ferner unterschied er periodische Zahlungen, einmalige und Zahlungen bei Eintreten eines Unglücksfalles. Auf die Details der verschiedenen Cassen übergehend, zeigte der Vortragende u. A. an einem Zahlenbeispiel, daß bei Sterbecassen mit begrenzter und stetig abnehmender Mitgliederzahl die Ueberlebenden sehr im Nachtheil find, wie bei Caffen mit zu- und abtretenden Mitgliedern die locale Sterblichkeit, das Alter und der Beruf der Beitretenden zu berücksichtigen seien, und wie sich je nach der Or= ganisation die Perioden des Zunehmens, des Beharrungszustandes und des Abnehmens kennzeichnen. Das statistische Material sei in Bezug auf Sterblichkeit reich, in Bezug auf Kranken- und Invaliditätsfälle noch ziemlich verwirrt: Nach englischen Beobachtungen kommen pro Individuum auf das Jahr neun Krankentage; nach sächsischen Aufzeichnungen sind die Buchdrucker am meisten. krank, die größte Neigung zum Krankwerden zeigt sich Montags. Bei den sächsischen Invalidencassen kommen auf 1000 Mitglieder bei den Bergleuten 56, bei den Buchdruckern 83, bei den Predigern 34 Invaliditätsfälle vor. Als Hauptstreitfrage in der gegenwärtigen Entwickelung der Hülfscassen kennzeichnete Redner die Umwandlung der localen Krankencassen in nationale; die praktische Durch= führung dieses Princips stoße aber, wie er bei der Besprechung der Detaileinrichtungen, des Verhältnisses der Aerzte, der Medicinallieferungen, der besonders ungünstigen Stellung der Mitglieder

in den Provinzen und auf dem Lande u. dergl. m. zeigte, auf große Schwierigkeiten.

An diesen Vortrag knüpfte sich, durch die Neuheit des Gegenstandes innerhalb des Vereines angeregt, eine lebhafte Discussston, worin u. A. die Härte hervorgehoben wurde, welche darin liege, daß bei der Berliner Invalidencasse die Unterstützungsberechtigung ohne Rücksicht auf die Dauer der Mitgliedschaft von der fortlaufenden Zahlungsleistung abhängig gemacht sei. Die geringe Zahl der Invaliditätsfälle unter den Berliner Maschinenbauern wurde dadurch erklärt, daß dieselben bei vorgerückterem Mannesalter meist zu anderen und leichteren Berufszweigen übergehen.

Einige Anwesende referirten noch über die kürzlich hier stattgehabten öffentlichen Löschversuche mit den Ertincteurs. (Vergl. S. 253.) Diese Versuche wurden als befriedigend, die Apparate als besonders beim Beginn eines Feuers zweckentsprechend, deren Preis jedoch als zu hoch bezeichnet.

Sizung vom 4. März 1870. - Vorsitzender: Hr. Pezold. Protokollführer: Hr. Leng. Anwesend 17 Mitglieder. Dieselbe wurde neben Erledigung einiger häuslicher Angelegenheiten ausgefüllt durch einen Vortrag des Hrn. Dr. Meyer: Ueber die Bildung des Kesselsteines und die Mittel zu dessen Verhütung.

Die vielseitigen Nachtheile des Kesselsteines für den Dampfkesselbetrieb sind genügend bekannt, nicht so die Bedingungen, unter denen ein Wasser Stein absegt. Es ist zwar klar, daß bei der Verdampfung des Wassers die nicht flüchtigen Stoffe, welche in demselben theils gelöst, theils in Schlammform darin schwimmend enthalten sind, in dem Kessel zurückbleiben müssen, es ist jedoch eine Thatsache, daß nicht alle gelösten Salze als Stein in harten Krusten zurückbleiben und daß häufig die schlammigsten, trübsten Wässer keinen Stein absehen.

Diejenigen Salze, welche sich im Wasser in großer Menge lösen, geben natürlich zur Bildung von Kesselstein keine Veran= lassung und sind in der Regel ganz unschädlich, es sind dies die Kali- und Natronsalze, die Chlorverbindungen 2c. Am schädlichsten wegen der allgemeinen Verbreitung in fast allen Brunnen- und Flußwässern und wegen der ihnen eigenthümlichen Löslichkeitsver= hältnisse sind die kohlensauren und schwefelsauren Kalksalze. Man kann dreist behaupten, daß eins dieser Salze fast in jedem Kessel= stein vorkommt, und daß sogar das trübe Wasser seine Schlamm= theile nur dann in Steinform abseßt, wenn gleichzeitig diese Ver= bindungen im Wasser gelöst waren. Es ist selbstverständlich, daß die Anwendung eines trüben schlammigen Wassers stets und unter allen Umständen für den Keffelbetrieb sehr viele Nachtheile hat und daß seine Reinigung und Klärung stets rathsam bleibt. Für diesen Zweck sind Vorrichtungen zum Absehen und Klären, sowie zum Filtriren nothwendig und auch mit_gutem Erfolge angewendet worden. Der Gehalt des Wassers an Salzen, welche in ihm gelöst sind, ist sehr verschieden. Es enthalten 100 Cbffß. Flußwasser ungefähr 2 bis 4 Pfd. (1 Cbfmtr. 330 bis 660 Grm.) Mineralstoffe gelöst, unter denen jedoch nicht nur Kalksalze, sondern auch andere leicht lösliche Verbindungen begriffen sind, welche sich bei gewöhnlichem Kesselbetriebe nicht abscheiden, während sehr hartes Wasser 30 bis 40 Pfd. Unlösliches pro 100 Cbkfß. (4830 bis 6600 Grm. pro Cubikmeter) enthalten kann. Langsam fließende Gewässer, in denen reichlich Pflanzen wachsen, enthalten in der Regel wenig Kalksalze, ebenso Flüsse in ihrem unteren Laufe. Der kohlensaure Kalk ist in jedem Wasser stets durch überschüssige Kohlensäure gelöst enthalten, da er für sich

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