Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

"

des §. 3 im Regulativ vom 31. August 1861 das Rauchrohr mit einem Absperrschieber versehen wird. Dabei machte denn der revidirende Beamte die Randbemerkung: Der Absperrschieber allein genügt nicht, sondern muß der Rost so eingerichtet werden, daß entweder durch Drehung oder leicht mögliche Beseitigung der Roststäbe das Feuer im Augenblick der Gefahr schleunig beseitigt werden kann“. Leider hat er sich aber nicht das Verdienst erworben, auch anzugeben, wie und woran man erkennt, daß ein Augenblick der Gefahr eintritt, und das ist's gerade auch, was bei der hier erörterten regulativischen Bestimmung fehlt. Eine Einrichtung, durch welche die Luftcirculation in den Feuerzügen gehemmt werden kann, ist nicht automatisch wirksam wie beispielsweise ein Sicherheitsventil, ein Manometer, oder eine Wasserstandsröhre, es müßte also unter allen Umständen dabei angegeben resp. vorgeschrieben sein, wann und wie die genannte Einrichtung anzuwenden wäre.

Es ist ganz unzweifelhaft, daß die Bestimmungen des gegen= wärtig gültigen Regulativs sowie des vorliegenden Entwurfes sich lediglich auf Dampfkessel beziehen, welche zur Erzeugung von Dämpfen dienen; es sind aber genug Fälle bekannt geworden, und ich verweise beispielshalber auf die in Bd. XII, S. 235 und Bd. XIII, S. 449 darüber gegebenen Mittheilungen, daß geschlossene Kessel, in welchen durch Zulassung von hochgespannten, jedoch in besonderen Dampfkesseln erzeugten Dämpfen technische Operationen vorgenommen wurden, mit zerstörender Wirkung zersprengt worden sind. Bei derartigen Koch- oder Extractionsgefäßen sind alle die Apparate, wie Sicherheitsventile, Wasserstandszeiger, Manometer 2c., welche wir bei den Dampferzeugern als wesentliche Sicherheitsmaßregeln betrachten, durchaus unnüz, und doch scheint die Gesezgebung wol berechtigt, ihre Sicherheitsvorschriften auch auf derartige Anlagen auszudehnen, zumal es constatirt ist, daß sie durchaus nicht als ungefährlich zu betrachten find. Vorläufig allerdings könnten diese Sicherheitsvorschriften. sich nur auf einen Beweis von der genügenden Widerstandsfähigkeit dieser Gefäße, und auf Vorschriften über die Localität, in welcher ihre Aufstellung als zulässig erscheint, beschränken. Jeden= falls ist es höchft angemessen, die Classification dieser Apparate, entsprechend dem Regulativentwurfe, nach ihrem Rauminhalt zu bestimmen, und es möchte vielleicht nicht ganz unzweckmäßig sein, die von der Conferenz adoptirte Grenze von 1,5 Cbkmtr., jedoch für den totalen Inhalt solcher Kochkessel als entscheidend für die Wahl des Aufstellungsortes anzusehen. Wenn ich nicht wie bei den Dampfkesseln den Wasserinhalt, sondern den totalen Rauminhalt als maßgebend anzunehmen für zweckmäßig halte, so liegt dies nur daran, weil in diesen Kesseln eine bestimmte normale Grenze für die Füllung nicht gegeben ist, und in der Regel wol diese auch den weitaus größten Theil des ganzen Rauminhaltes einnimmt. Ich würde deshalb für ein neues Regulativ noch folgenden Zusazparagraphen vorschlagen:

"

Geschlossene kesselartige Gefäße oder Apparate, welche nicht zur Erzeugung von Dämpfen dienen, in denen aber unter Zutritt hochgespannter Dämpfe technische Operationen vorgenommen werden. sollen, bedürfen zu ihrer Aufstellung ebenfalls der polizeilichen Genehmigung. Zur Ertheilung einer solchen muß der Beweis beigebracht werden, daß die betreffenden Apparate einer gleichen. Druckprobe widerstanden haben, wie die Kessel, aus denen sie mit Dämpfen gespeist werden sollen. Ueber die Zulässigkeit ihrer Aufstellung an irgend einem Orte wird nach ihrem totalen Rauminhalt entschieden, welcher dafür so maßgebend ist, wie der Wasserinhalt bei den Dampfkesseln."

Daß die Kesselrevisionsfrage mit keinem Worte in dem Entwurfe berührt worden ist, mag wol darin seinen Grund haben, daß die Conferenz diese Frage bereits durch die Resolutionen der Stettiner Hauptversammlung erledigt erachtet hat. Ich kann dies nicht für opportun halten; statt der allgemeinen Marimen, für welche sich die Hauptversammlung entschieden hat, mußte der Entwurf ganz positive Ausführungsmaßregeln in Vorschlag bringen, die sich vollkommen logisch den technischen Vorschriften des Regu= latiss angereiht hätten. Wenn ich auf die Stettiner Resolutionen blicke, so kann ich mir bei Resolution 2 ad a: „die polizeiliche Controle hat ausschließlich zu constatiren: daß die Kesselanlage sich in demjenigen Zustande befindet, auf welchen die Concession lautet", sehr leicht vorstellen, daß in Betreff der Revisionen Alles beim Alten bleibt. Und darum -?

Dr. Philipps Carborygenbeleuchtung. *) Von Otto Kellner.

Die unter diesem Namen von Dr. Joseph Philipps in Cöln vorgeführte neue Sauerstoffbeleuchtung hat sich bei den jüngsten Versuchen zur Beleuchtung eines öffentlichen Plazes in Göln die volle Anerkennung von Sachverständigen und Laien erworben, da sie sich vor anderen derartigen Beleuchtungsarten namentlich durch Billigkeit auszeichnet. Das Licht ist überaus rein und weiß und von großer Intensität; die kleine in einer Straßenlaterne befindliche Flamme von der Größe eines Zehngroschenstückes ergab am Photometer eine Lichtstärke von 90 bis 100 Stearinkerzen. In einer Entfernung von 25 Schritten war die kleinste Schrift noch deutlich zu lesen.

Der Sauerstoff, welcher zur Speisung der Flamme dient, wird der Luft entnommen und auf chemischem Wege dargestellt. Das dazu verwendete Material ist Kupferchlorür, welches die Eigenschaft befizt, abwechselnd den Sauerstoff der Luft zu absorbiren und bei höherer Temperatur wieder abzugeben. Material, welches über hundert derartige Operationen vollzogen, zeigte sich in quantitativer und qualitativer Ausbeute stets gleichbleibend. Das Kupferchlorür, dessen Herstellungskosten pro Kilogramm etwa Thlr. betragen, wird aus dem Kupferchlorid durch Erhigen ge= wonnen. Lehteres, mit 33 pCt. gestoßenen Porzellanscherben gemengt, um es vor dem Zusammenbacken zu schüßen, giebt in der Hize zuerst Chlor ab und bildet Kupferchlorür, an Stelle des entweichenden Chlors tritt dann beim Liegen an der Luft im angefeuchteten Zustande Sauerstoff, welcher für die Folge beim Erhigen wieder entweicht und unter obigen Bedingungen wieder er= sezt wird. Diese kostbare Eigenschaft, den Luftsauerstoff aufzunehmen und abzugeben, verliert nun das Kupferchlorür niemals. Die Sauerstoffaufnahme ist bei großen Massen in 2 bis 3 Stunden beendet; bringt man aber Wasserdämpfe und Luft bei etwa 200° C. mit der Masse in Berührung, so erfolgt die Regenerirung fast augenblicklich, was bei continuirlichem Betriebe wichtig ist.

Die Abgabe des Sauerstoffs erfolgt bei 400° C. Die dazu verwendeten eisernen Retorten müssen mit einem schüßenden Ueberzuge von Emaille versehen sein, da Eisen das Kupferchlorür zersezt. Etwaige Verluste können bei diesem Verfahren nur mechanischer Natur sein; bei rotirenden Retorten kommen auch diese nicht vor, da die Masse in den Retorten verbleibt und nicht verstreut werden kann.

Die Ausbeute aus 50 Kilogrm. beträgt bei jedesmaliger Operation von kurzer Zeitdauer 1,3 bis 1,5 Cbkmtr. reinen Sauerstoff, welcher zur Condensation der Wasserdämpfe durch einen einfachen Waschapparat geht und sodann, ohne irgend einer Reinigung zu bedürfen, direct in den Gasbehälter gelangt.

Es mag hier gleich noch ein anderes äußerst sinnreiches von Mallet in Paris angegebenes Verfahren zur Sauerstoffdarstellung resp. Sauerstoffbereicherung der atmosphärischen Luft erwähnt werden, welches ebenfalls bei der Carborgenbeleuchtung ange= wendet werden soll. Dasselbe stützt sich auf die verschiedene Löslichkeit des Sauerstoffs und des Stickstoffs in Wasser und anderen Flüssigkeiten. Es wird zu dem Ende Luft in eine Flüssigkeit ge= preßt, welche den Sauerstoff löst und unter Druck gelöst erhält, während der Stickstoff entweicht. Der Druck, unter welchem sich der successive entfernte Stickstoff befindet, wird durch eine Schiebervorrichtung auf den Kolben der Pumpe übertragen und auf diese Weise eine bedeutende Quantität der ursprünglich angewendeten Kraft wieder benußt. Durch mehrere nach einander vorgenom= mene Operationen kann man Luft von 97 pCt. Sauerstoffgehalt erzeugen.

Bei Verwendung des Sauerstoffs zur Carborgenbeleuchtung kann derselbe mit gleichen Theilen atmosphärischer Luft gemischt werden; es entsteht dadurch eine 60,5 pCt. Sauerstoff enthaltende Luft, deren Verdünnung unbeschadet der Helligkeit der Flamme bis zu 40 Theilen Sauerstoff und 60 Theilen Luft als Minimum fortgesezt werden kann. Es läßt sich dies dadurch erklären, daß man im ersteren Falle in der Flamme eine höhere Temperatur neben geringerer Masse leuchtender Körper, im anderen Falle aber eine größere Masse leuchtender Körper neben geringerer Temperatur erhält. Die Flamme bedarf zur Speisung unter 2 Entmtr. Druc pro Stunde 0,139 Cbkmtr. Gasgemisch, demnach ca. 0,055 Cbkmtr. reinen Sauerstoffs.

*) Nach dem „Journal für Gasbeleuchtung“ vom Verf. bearbeitet.

Die zur Verbrennung gelangende Flüssigkeit, Carbolin genannt, mit welcher die Flamme genährt wird, besteht aus car= burirten flüssigen Kohlenwasserstoffen und ist in den meisten Industrieländern patentirt worden. Dieselbe kann zu keinem anderen Zwecke, als zur Verbrennung in Sauerstoffgas benutzt werden, ist unter gewöhnlichen Verhältnissen unentzündbar, brennt sehr sparsam und läßt sich wolfeil darstellen. Die Flamme bedarf pro Stunde etwa 20 bis 25 Grm. Carbolin.

Besondere Schwierigkeiten verursachte die Construction einer zweckentsprechenden Lampe; die jest hergestellte entspricht jedoch ganz ihrem Zweck und gestattet namentlich eine vollständige Isola= tion der Wärme. Der Sauerstoff strömt durch einen runden Brenner in horizontaler Richtung in die Flamme und wirkt, indem er die Lampe umstreicht, zugleich als Kühler derselben. Glascylinder sind nicht erforderlich, und die Verbrennungsproducte sind frei von Geruch. Die Lampe erwärmt sich nicht mehr als jede gewöhnliche Lampe und bedarf keiner anderen Wartung als der Füllung mit Carbolin nach Bedarf. Der Docht wird nicht geschnitten und braucht höchstens nach zwei Monaten erneuert zu werden; eine Erplosion ist gar nicht möglich, da weder Wasserstoff noch Leuchtgas zugegen sind und Sauerstoff für sich allein

nicht brennt.

Die Verwendbarkeit dieser billigen Veleuchtungsart in Leuchtthürmen, Theatern, Fabriken und größeren Räumen, auf Bahnhöfen, Straßen und öffentlichen Plägen, zu photographischen und optischen Zwecken, zur Laryngoskopie, zu militärischen Operationen, Signallichtern und nächtlichen Arbeiten 20. 2. ist außer aller Frage.

Die vielen Versuche, welche Tessié du Motay mit dem sogenannten Hydroorygenlicht (Vt. XIII, S. 397) anstellte, sind an den complicirten und inconstanten Apparaten gescheitert und wird Tessié, so lange er zwei Gase verwendet, welche doppelte Fabrikanlagen und Rohrsysteme erfordern, und deren leicht explosives Gemenge so gefährlich werden kann, schwerlich dazu gelangen, das Leuchtgas zu verdrängen, da neben der Zweckmäßigkeit der Kostenpunkt doch immer ein Hauptfactor bleibt. Dagegen haben wir im Carboxygen eine neue Lichtquelle, welche hinsichtlich der Wolfeilheit wol von keiner anderen bekannten Beleuchtungsart übertroffen wird, was ihr gar bald eine ausgedehntere Anwendung dort sichern wird, wo überhaupt eine sehr große Lichtintensität Bedürfniß ist, und wo entweder eine Sauerstoffleitung vorhanden, oder wo man die Selbstbereitung des Sauerstoffs der bequemeren Benutzung des couranten Leuchtgases vorzuziehen veranlaßt ist.

Technische Literatur.

Mechanik.

Theorie der Bewegung und der Kräfte. Ein Lehrbuch der theoretischen Mechanik mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse technischer Hochschulen bearbeitet von Dr. Wilhelm Schell, Professor am Polytechnicum zu Carlsruhe. Mit vielen in den Tert gedruckten Holzschnitten. 1. bis 3. Lieferung. S. 1 bis 576. Leipzig, 1868 und 1869. B. G. Teubner.

Der Verfasser ist bei seinem Lehrbuch der Mechanik, dessen drei erste Lieferungen von den in Aussicht genommenen fünf uns vorliegen, von dem Grundsag ausgegangen, daß es in dieser Wissenschaft zweckmäßiger sei, mit den Wirkungen, also der Bewegung, als mit den Ursachen, der Kraft zu beginnen, da letterer Begriff sich überhaupt schwer definiren und erfassen läßt, ehe nicht eine genaue Vorstellung von der Beschleunigung gewonnen ist. Die vier Haupttheile, in welche das Werk zerfällt, reihen sich demgemäß in der nachstehenden Folge aneinander: 1) die Geometrie der Bewegung, den Uebergang von der Geometrie auf die Mechanik; 2) die Theorie der Geschwindigkeit; 3) die Theorie der Beschleunigung, und auf Grundlage der lezteren baut sich dann systematisch 4) die Theorie der Kräfte auf. Ueberhaupt ist die ganze Behandlung der vorgetragenen Lehren eine wesentlich geometrische als eine dem Techniker mehr geläufige, und hat der Verf. mit Erfolg sich bemüht, einen recht systematischen Fortgang vom Leichteren zum Schwereren einzuhalten. Zahlreiche Anwendungen der aufgestellten Säße auf besondere Fälle tragen wesentlich zur Erleichterung des Verständnisses bei. R. 3.

Naturwissenschaften.

Vorkommen von Diamant in Böhmen.

Bei Dlaschkowig,

7 Meilen (56 Kilomtr.) nordwestlich von Prag in dem Bergwerksdistrict des Grafen Schönborn ist ein 57 Milligrm. wiegender Diamant gefunden, als unregelmäßiges Rhombendodekaeder krystallisirt. Dieses Vorkommen ist nicht nur merkwürdig, weil es das erste in Europa, sondern weil das Gestein, worin der Diamant sich fand, von demjenigen der übrigen Fundorte verschieden ist. Unsere Quelle („Chem. News", 1870, 4. Februar) giebt über lezteres nichts Näheres an, während eine spätere Nummer (11. März) eine große Achnlichkeit der geognostischen Formation mit derjenigen des Diamantendistricts von Brasilien constatirt. Wir fügen noch hinzu, daß für die Entstehung des Diamanten durch eine Zersehung organischer Stoffe sich nach dem Vorgange von Liebig und G. Bischof vor Kurzem auch Göppert unter Beibringung neuer Motive ausgesprochen hat. (,, Naturforscher", 1869, Nr. 40.) L8.

Mechanische Technologie.

Knotenfänger für Papiermaschinen von Ibotson. (Hierzu Figur 5, Tafel XVI.) Vor etwa vierzig Jahren erfand der englische Papierfabricant Jbotson den sogenannten „Knotenfänger", welcher noch heute in fast unveränderter Gestalt an den meisten Papiermaschinen sich findet. Der dünnflüssige Papierbrei wird durch diesen Apparat genöthigt, durch schmale Schlige hindurchzugehen, wobei Knoten und Unreinigkeiten zurückbleiben, wie schon der Name andeutet. Diesen Knotenfänger hat jezt der Sohn des ursprünglichen Erfinders anscheinend nicht unwesentlich verbessert. Wir entnehmen dem „Engineer" vom 24. December 1869 darüber Folgendes:

Die Abbildung Fig. 5, Taf. XVI zeigt zwei Knotenfänger der gewöhnlichen Construction und einen dritten etwas tieferstehenden Hülfsknotenfänger, bestimmt für eine Papiermaschine von 72 Zoll (1,83) Breite, die mit einer Geschwindigkeit von 100 Fuß (30,5) pro Minute arbeiten soll. Die Bodenplatten sind mit feinen Schligen versehen, und bilden also eine Art von Sieb; sie sind von zähem hartgewalztem Rothguß, um der Abnuzung, welcher fie ausgesezt sind, möglichst Widerstand zu leisten. Der Stoff tritt bei A in die Knotenmaschinen und durchläuft die durch die eingesezte Zwischenwand gebildeten Canäle in der Richtung der eingezeichneten Pfeile, wobei er zum allergrößesten Theile durch die Schlize in den Bodenplatten nach dem Siebe der Papiermaschine abfließt, während ein verhältnißmäßig sehr kleiner Theil des Stoffes, welcher allen Schmuß und Knoten mit sich führt, durch die Auslaßöffnung B nach dem Hülfsknotenfänger C läuft. Die zu dieser Vermittelung dienende Rinne D nimmt gleichzeitig einen Theil des unter dem Siebe ablaufenden Wassers in sich auf und verdünnt dadurch den unreinen Stoff, der nach dem Hülfsknotenfänger geht und von da, unter Zurücklassung sämmtlicher Knoten und Unreinigkeiten auf diesem, durch eine Stoffpumpe oder Schöpfrad wieder nach dem Sandfang zurückgebracht wird. Die Verbindungen zwischen den in vibrirender Bewegung be= griffenen Knotenfängern und den Auslaßröhren sind durch passende Gummischläuche bewerkstelligt. Der Stoff ist so sehr verdünnt, daß er nicht sobald den Hülfsknotenfänger verstopfen kann; doch tritt der Fall ein, daß derselbe gereinigt werden muß, so befindet sich in der Rinne D ein Ventil, durch dessen Oeffnung der Stoff mittlerweile mit Umgehung des Hülfsknotenfängers direct nachh dem Schöpfrade läuft. Dadurch ist der Hülfsknotenfänger trocken gelegt und kann bequem gereinigt und auch in die Höhe gehoben werden, ohne im mindesten den Lauf des Stoffes nach dem Siebe zu unterbrechen. Wenn es an Play fehlt, so kann der HülfsEnotenfänger direct unter die beiden anderen placirt werden.

Das Bedürfniß nach einem verbesserten Knotenfänger ist in den lezten Jahren ein immer größeres geworden, nicht nur, weil man mit immer größerer Geschwindigkeit arbeitet und dadurch also in derselben Zeit mehr Stoff durch die Maschine treibt, sondern auch weil man der Reinheit des Fabricates wegen immer feinere Schlige in den Bodenplatten anwendet, durch welche der Stoff nur in fein zertheiltem Zustande hindurchgeht, und wobei dann eine Verstopfung viel leichter als sonst eintritt. Um diesen Uebelstand zu vermeiden, hat man rotirende Knotenfänger construirt, welche aber wieder andere Schwierigkeiten mit sich bringen. Statt nun den Apparat selbst rotiren zu lassen, läßt Jbotson

durch seine eben beschriebene verbesserte Einrichtung gewissermaßen den Stoff rotiren; indem derselbe in einer continuirlich flicßenden Bewegung bleibt, hält er selbst die feinen Schlige von allen verstopfenden Ablagerungen frei, und diese letteren sollen der Quantität nach bedeutend geringer als früher sein. Es ist leicht einzusehen, daß dieses System die Anwendung noch feinerer Schlige in den Bodenplatten gestattet und daß das Fabricat dadurch relativ reiner und besser wird. Ein Fabricant von Zeitungspapier versichert, daß sein Papier nach dieser verbesserten Einrichtung Vence pro Pfund (14 Sgr. pro Kilogrm.) mehr gelte als früher.

Eine besondere Ersparniß wird durch die Verdünnung des Stoffes in dem Hülfsknotenfänger herbeigeführt. Alle guten Fasern werden dadurch noch benügt, während es nach der alten Methode nicht zu vermeiden war, daß mit den Unreinigkeiten und Knoten ein großer Theil guten Stoffes auch verloren ging.

Es ist sehr wahrscheinlich, daß dasselbe Princip der Reinigung auch auf anderen Gebieten, wie in Stärke und Farbefabriken 2., zweckmäßige Anwendung finden könnte.

D. Krieg.

Feuerungen und Dampfkessel.

Theerschweelofen von Champeaur und Pinard. (Hierzu Figur 1 bis 4, Tafel XI.)

Dieser dem Oppermann'schen „Portefeuille économique“, 1869, November, entnommene Apparat zum Destilliren von bituminösem Schiefer wurde zu dem Zwecke construirt, die bei der gewöhnlichen Destillation in Retorten in dem Schiefer der Gegend von Autun rückständigen 12 pCt. Kohlenstoff zu verwerthen und die sonst verbrauchte Steinkohle, 7 bis 10 pCt. von dem Gewichte des Destillationsmaterials möglichst zu ersparen. Wie die Fig. 1 bis 4 auf Taf. XI zeigen, wird der Ofen von einem aus Kernschacht, Isolirschicht und Rauhgemäuer bestehenden Mantel a umschlossen, und befindet sich im Inneren desselben die eigentliche Retorte b aus Gußeifen mit Schamottüberzug, oben mit einem Fülldeckel, unten mit dem Abzug d für das abdestillirte Material_ver= sehen. In der Retorte hängt ein zweiter aus einzelnen Stäben bestehender Cylinder c, aus dessen Innerem die durch übergeschobene Rohrstücke gegen das Feuer geschüßten Abzugröhren e, e die Destillationsproducte nach den Kühlvorrichtungen leiten.

Beim Betriebe wird der zu destillirende Schiefer in den Zwischenraum zwischen den beiden Cylindern b und e gebracht. Natürlich muß die erste Destillation mit Hülfe von anderweitigem Brennmaterial geschehen; nach derselben werden die abdestillirten kohlehaltigen Schiefer durch den Abzug d berausgezogen und oben in den Ring zwischen der Retorte b und dem Mantel aufgegeben, wo sie zur Destillation der nächsten Gharge dienen. Der Gang des Feuers wird durch die verschließbaren Luft- und Schaulöcher f, f.. regulirt, während die Rückstände der Feuerung durch zwei sich gegenüberliegende Thüren entfernt werden können.

Bauwesen.

Referate über eiserne Dächer. —

R. 3.

Die einfachen und allgemein bekannten Formen der eisernen Dächer, wie sie für nicht zu bedeutende Spannweiten jezt immer mehr als Ersay der Holzdächer angewendet werden, und von welchen bereits Bd. I, S. 251, und Bd. II, S. 100, 151, 174 und 297, sowie Bd. XIII, . 1 genauere Darstellungen gegeben. find, die Polonceau'sche Construction mit senkrecht gegen die Sparren gestellten Streben und die englische mit verticalen Hängestangen, finden sich in der Literatur der lezteren Jahre fast gar nicht mehr vertreten, dagegen in größerer Anzahl Ueberdachungen bedeutenderer Spannweiten, deren Sparren und Fetten nicht mehr durch einfache Walzeisenstäbe, sondern nur noch durch zusammengeseztere Constructionen darstellbar sind und außerdem die Dächer über ausgedehntere Räume mit freisförmiger oder polygonaler Form des Grundrisses. Während bei solchen bedeutenderen Bauwerken in Deutschland nach dem Vorgange Schwedler's meist nur solche Punkte der Dachconstruction als Knotenpunkte ausgebildet find, auf welche die Last der Dachfläche direct übertragen wird, füllen englische und französische Constructeure gern den Raum zwischen diesen belasteten Punkten mit allerlei Gitterwerk an.

Wir geben in dem Folgenden fortlaufend kurze Notizen über die Constructionsprincipien und Hauptdimensionen der in neueren Zeitschriften enthaltenen Anlagen von eisernen Dächern und hoffen dabei auch ohne Skizzen hinreichend deutlich zu werden.

Beispiele der einfachsten Form sind die Dächer über dem Kessel- und Maschinenhause der Maryport-Wasserwerke („Engineer", Nr. 743, S. 173), von resp. 6,40 und 7,31 Spannweite und ungefähr der Spannweite zur Höhe mit sonst gleichen Abmessungen. Die Sparren sind TEisen von 50 × 75 × 10TM und ruhen mit dem Fuße in gußeisernen Schuhen, während sie im First durch ein Plattenpaar verbunden sind, welches zugleich das Hängeeisen in sich aufnimmt. Die beiden Streben, Eisen von 50 x 58 x 12mm, bilden wie die beiden Spannstangen von 25m Durchmesser ein fortlaufendes Stück mit der erforderlichen Biegung in der Mitte, wo sie für den Durchgang der Hängestange zu einem Auge ausgebildet sind. Der dort durch das Wegschneiden des Steges am Eisen geschwächte Querschnitt ist durch eine übergenietete Lasche zum Theil wieder hergestellt.

"

Dächer nach Polonceau'schem System sind die Dächer über den neuen Retortenhäusern der städtischen Gasanstalt zu Berlin, welche mit Ziegeln gedeckt und in der Zeitschrift für Bauwesen", 1869, S. 70 näher beschrieben sind. Das eine derselben hat 20,7 Spannweite und 4,63 Sparrentheilung. Die vierfach getheilten Sparren laufen continuirlich über den First fort und bestehen aus zwei in 19mm Entfernung von einander liegenden Eisen von 105 × 65 × 10mm Querschnitt. Je zwei Binder bilden ein unter einander fest verbundenes Paar, indem ihre Sparren durch die Fetten und den in der Dachfläche liegenden Diagonalverband sich gegenseitig gegen Seitenschwankungen und seitliches Ausbiegen stützen. Die zwischen je zwei Binderpaaren angebrachten Fetten sind an dem einen Ende verschieblich ange= schraubt. Bei der oben angegebenen großen Entfernung der Binder mußten die Fetten als besondere zusammengeschte Valken construirt werden und bilden einen doppelt gekrümmten parabolischen Träger mit rechtwinklig dreieckigem Querschnitt, dessen einer Schenkel in der Dachfläche liegt und dessen größte Kathetendimension in der Mitte 445, dessen größte Hypotenuse ebendaselbst 655TMTMTM beträgt. Die obere Gurtung besteht aus Winkeleisen 52 × 52 × 8, die untere aus Flacheisen von 52 resp. 80mm mit gleicher Stärke, während die Verticalen 40mm, die in der Hypotenuse liegenden Querverbindungen gleiche Breite, aber 10 Stärke haben. Der dreieckige Querschnitt wurde gewählt, um die Fetten gegen den Winddruck, welcher normal zur Dachfläche wirkt und bei deren Steilheit ziemlich beträchtlich ist, gehörig abzusteifen. Die Streben in den Bindern bestehen aus zwei durch Einlagen verbundenen Winkeleisen von 65 × 65 × 10", während die unteren Gurtungen der Bindersysteme aus Flacheisen von 98 bis 143mm Breite bei 26 Stärke, die übrigen gezogenen Theile der Construction aus Rundeisen von 26 und 46 gebildet sind. Das in der Mitte der Spannstange befindliche Stangenschloß ist noch durch ein schwaches Rundeisen an dem First aufgehängt. Das Gewicht der Dachconstructon beträgt 35 Kilogrm. pro Quadratmeter Grundfläche.

mm

mm

Ein anderes Dach ähnlicher Construction hat 31" Spannweite und in Folge dessen sechsfach getheilte Sparren, welche aus zwei Eisen von 152 × 62 × 11" hergestellt sind. Weil hier sowol die Fetten näher an einander liegen, als auch die Entfernung der Binder nur 3,89 beträgt, so genügten zur Herstellung der ersteren

Eisen von 150 Höhe mit 83" Flanschenbreite, 10 Eisenstärke, welche continuirlich über die Sparren fortlaufen und an den Knotenplatten der Binder befestigt sind. Die zur Ausgleichung von Ausdehnungen durch die Wärme in den Fetten erforderliche Verschieblichkeit ist in den Stößen derselben durch Laschen mit länglichen Löchern hergestellt, und liegen diese Stöße 834 von dem Gebinde entfernt, wodurch die Biegungsmomente zwischen den Auflagern der Fetten und über denselben ziemlich gleich werden, also die Tragfähigkeit der Träger gut ausgenugt wird. übrigen Constructionstheile unterscheiden sich von denen des vorhin beschriebenen Daches nur wenig, so sind auch die Streben aus zwei Eisen von 57 × 33 × 6" gebildet, die Flacheisen der gezogenen Gurtung haben 98 bis 210mm Breite bei 20mm Stärke, die Rundeisen in den gezogenen Theilen 26 resp. 49mm Durchmesser. Das Eigengewicht der Construction beträgt 43,5 Kilogrm. pro Quadratmeter der Grundfläche.

Ein, wie die vorigen, von Schwedler construirtes Dach über einem Retortenhause der englischen Gasanstalt zu

Berlin (Zeitschrift für Bauwesen“, 1869, S. 66) ist mit gewelltem Zinkblech eingedeckt, welches ein Zusammenrücken der Fetten bis auf 902" nothwendig machte. Das Dach selbst hat bei 2,82 Abstand der Binder von einander 18",8 Spannweite und 5,41 Höhe. Es ist ein einfaches Polonceaudach ohne Ueberhöhung der Strebenfüße über die Linie der Sparrenfüße. Die Fetten sind aus Winkeleisen von 52 × 52 × 6TMTM gebildet, und wird die von ihnen übertragene Belastung des Daches durch die Knotenpunkte von parabolischen Trägern aufgenommen, durch welche jede einzelne Sparrenabtheilung zwischen den Unterstügungspunkten dargestellt wird. Diese Träger haben wegen der ungleichen Theilung des Sparren 445 resp. 380mm Höhe und besteht ihre obere Gurtung aus zwei Winkeleisen von 59 × 52 × 6TM, die untere aus zwei Flacheisen von 52 × 6TM Querschnitt, die Diagonalen find Stäbe 40 breit und 6mm stark. Die Streben der Dachbinder sind durch zwei Winkeleisen 60 × 60 × 6mm mit einer gleich starken Zwischenlage von 111 hergestellt, während die Zugstangen aus Rundeisen von 26 bis 40 Durchmesser bestehen. Das Dach hat keine Fußfette, weil dort die Schornsteine der Retortenöfen durchgeführt sind, und wiegt pro Quadratmeter Grundfläche 261⁄2 Kilogramm.

mm

mm

Eigenthümlich ist die Anordnung eines Daches auf demselben Etablissement, welches einen nur 12,51 langen, dagegen 21TM tiefen Raum überdeckt. Um die hohe und lange Giebelmauer durch die Dachconstruction zu stüßen und nicht zu große Dachflächen zu erhalten, sind zunächst zwei parabolische Hauptträger angeordnet, welche den Raum der Liefe nach in drei Theile theilen, von denen der mittlere mit 10,36 Spannweite ein Satteldach trägt, während die beiden Seitentheile mit Vultdächern überdeckt sind. Die Hauptträger haben in der Mitte 1,78 Höhe mit einer oberen Gurtung aus zwei Winkeleisen vvn 80 × 80 × 10mm und einer unteren Gurtung von gleichen Abmessungen, die Verticalen werden ebenfalls aus je zwei Winkeleisen von 52 × 52 × 6TM, die Diagonalen aus Flachstäben von 65 × 10mm gebildet. Auf ihrer oberen Gurtung liegt das Satteldach des mittleren Theiles, ein einfaches Hängewerk mit Spannstange von 26" Durchmesser, während die Sparren durch je einen Parabelträger von 470mm Höhe gebildet werden, dessen obere Gurtung aus einem T Eisen von 80 × 80 × 10mm, dessen untere Gurtung aus einem Flacheisen von 65 × 10TM ge= bildet wird, und dessen Gitterstäbe aus zwei Flachstäben von 40×6TM bestehen. Die ebenfalls als Parabelträger construirten Sparren der Pultdächer greifen an der mittleren Höhe der Längsträger an und haben gleiche Anordnung wie die Sparren des Satteldaches, nur geringere Abmessungen, 65 × 65 × 8TMTM, des TEisens bei gleicher Stärke der Flächeisen in der unteren Gurtung. Deckmaterial und Fetten sind dieselben wie bei dem vorbeschriebenen Dach. Die Anbringung von Luftöffnungen in den Hauptträgern und die Unterbrechung, welche die Dachfläche durch sie erleidet, gestatten eine Verschraubung der Sparrenfüße auf den Frontmauern, da die Ausdehnung der Sparren durch die Wärme in einer geringen Neigung der Hauptträger ihre Ausgleichung findet, während die Ausdehnung der Hauptträger durch eine unschädliche Neigung der Giebelmauer ausgeglichen wird. Es sind daher auch sämmtliche Fetten continuirlich vernietet und in die Mauern verankert, wodurch die Anbringung eines Diagonalverbandes in der Dachfläche unnöthig wurde. Das Gewicht dieses Daches ist ein nur geringes, da es für den Quadratmeter Grundfläche nur 23,75 Kilogrm. wiegt.

Dach über den Galéries du Château- d'Eau zu Paris (Annales industr.", 1870, S. 389). Die Binder dieses von Leture & Baudet entworfenen Daches sind Gitterträger, deren obere Gurtung der Dachneigung entsprechend gebrochen ist, deren untere Gurtung aus zwei nach der Mitte ansteigenden Geraden besteht, welche dort durch einen Bogen mit einander verbunden sind. Die Träger haben dadurch an den Enden eine Höhe von 0TM,64, in der Mitte von 4,05, während die Mitte der unteren Gurtung 3,55 über der Ebene der Auflager liegt. Der überdeckte Raum hat einen trapezoidalen Grundriß, so daß die größte Spannweite 32,13, die kleinste 25,10 beträgt; um windschiefe Dachflächen zu vermeiden, hat die Firstlinie einen Fall von 314 1000 erhalten, so daß die kürzeren Träger auch eine ent= sprechend geringere Höhe erhalten; die oben gegebenen Maße be= ziehen sich auf die größte Spannweite. Die Träger selbst bestehen in ihrer oberen wie unteren Gurtung aus einer verticalen Platte von 300mm Höhe und einer horizontalen Platte von 220mm Breite, welche durch zwei Winkeleisen von 80 × 80 und wie die Platten

10mm stark verbunden sind. Die Diagonalen der Gitter sind Eisen von 120 × 60 × 9mm, die in den Kreuzungspunkten durch eine 10 starke Platte verbunden sind. Die Fetten in halber Anzahl der Diagonalenpaare sind Eisen von 200 × 90 × 10TMTM Querschnitt, nur die Firstfette ist durch einen Träger von unterer bogenförmiger Gurtung, aus Winkeleisen und Flacheisen bestehend, hergestellt. Zur Ventilation dient eine sehr ausgedehnte, wie das Dach mit Glas gedeckte Laterne. Ueber das Gewicht der Construction ist nichts angegeben, die Herstellungskosten betrugen 66,50 Fres. für den Quadratmeter Grundfläche.

Die Bogendächer sind meistens zur Ueberdeckung von Perronhallen auf Bahnhöfen angewendet. Wir entnehmen zunächst dem „Organ für die Fortschr. des Eisenbahnw.", 1870, S. 118, einige Notizen über das Dach der

Bahnhofs halle der St. Pancras station in London. Die lichte Weite der Halle beträgt in der Ebene des Perrons 73,15 und die Höhe des Bogens, welcher in dieser Ebene beginnt, 29,26. Jeder Dachbinder bildet einen aus vier Mittelpunkten gezogenen Spigbogen, dessen Radien 17,37 und 48,77 sind. Das Dach überdeckt fünf Perrons mit 10 Gleisen und einen Droschken= stand zwischen zwei der Ankunftsperrons. Die Dachbinder bestehen aus Gitterbalken mit diagonalen Stäben und haben eine Höhe von 1.83 bei 8,99 Entfernung von einander. Zwischen jedem Paar dieser Hauptbinder befinden sich gleich vertheilt noch drei Zwischengebinde aus Eisen von 267mm Höhe, welche von den Fetten der Hauptgebinde getragen werden. Diese Fetten sind durch Hängeböcke verstärkt, welche in gleichen Abständen von 5,33 angebracht und so construirt sind, daß sie zugleich die untere Gurtung der Hauptbinder an der Seite versteifen. Etwa 21" zu beiden Seiten des Firstes sind mit Glas, der übrige Theil des Daches mit Schiefer auf Schalung eingedeckt. Das Glas wird von Rahmen getragen, welche die Dachfläche bilden und mittelst Spannstangen (?) an die Dachfetten befestigt sind. Ungefähr 9" von dem Fußpunkte der Bogen sind als Kastenträger aus Blech und Winkeleisen construirt, die Verbindungsstellen des Gitterwerkes mit diesem Theil der Bogen sind durch monumentale Gußstücke bezeichnet, welche sich gegen die Mauern stüßen und an Ankerplatten, die in den Fundamenten der Grundmauern liegen, befestigt sind. Ebenso find Gußstücke am Anfang der Dachbinder über dem Verron angebracht und ähnliche in die Zwickel zwischen Seitenmauern und Bogenanfang eingesezt. Um den Horizontalschub durch Winddruck an den Giebeln besser aufzunehmen, find die beiden lezten Hauptbinder in nur 4,47 Entfernung von einander aufgestellt. Das Gewicht des Daches bei der angegebenen Spannweite und 210 Länge beträgt etwa 1850 Tonnen zu 1000 Kilogrm., wovon auf die Hauptbinder etwa 1300 Tonnen zu rechnen sind. (Schluß felgt.)

Eisenbahnwesen.

Drehscheibe für Güterwagen. (Hierzu Figur 1 bis 4, Tafel XVI.) —–

Die dem „Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens “, 1869, Heft 5 und 6 entnommene, von E. Buresch in Oldenburg construirte Drehscheibe, welche in Fig. 1 bis 4, Taf. XVI, dargestellt ist, soll die bei schlechtem Vaugrunde zuweilen nicht unerheblichen Kosten für die Fundirungsarbeiten bei der gewöhnlichen Construction mit Laufrollen vermeiden und auch technischen Etablissements, welche Vahnen mit dem üblichen Spurmaß auf ihren Grundstücken haben, die Anschaffung geeigneter Drehscheiben thunlichst billig machen. Sie beruht auf demselben Princip, wie die auf S. 318 d. Bds. beschriebene Drehbrücke aus Holland, und dürfte ihre einfache Construction aus Façoneisen aus den Figuren hinreichend deutlich hervorgeben.

Das

Es sind in der Umgegend von Oldenburg bereits mehrere dergleichen Drehscheiben für Lasten bis zu 330 Ctr. mit Erfolg im Betriebe. Das Drehen geschicht ohne Schwierigkeit und leichter als bei jeder anderen Drehscheibe, mit weniger Kraftaufwand als das Fortschieben der Wagen auf dem Gleise. richtige Centriren der Wagen ist von den Arbeitern leicht erlernt worden und scheint auch, selbst bei ungleichmäßig beladenen Wagen, keine Schwierigkeiten zu machen, um so mehr, da die Drehscheibe 7 lang ist, während die Wagen meistens nur 5", häufig sogar nur 4TM Radstand haben.

Die Höhenlage des Stüßpunktes ist den Bestimmungen der Grundzüge, welche der Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen aufgestellt hat, gemäß angenommen, es ließen sich allenfalls noch 20 bis 30 Höhe gewinnen, wenn man den Deckel des Zapfens in der Mitte so weit ausbauchte, daß seine Oberfläche mit den höchsten Theilen der Deckelschrauben in gleiche Höhe kommt. Auch ließe sich die Construction dadurch noch verstärken, daß auch zwischen den beiden Querträgern aus Eisen eine Blechwand zwischen Ober- und Unterschiene eingesezt wird, indessen hat der bisherige Betrieb dies nicht als erforderlich erscheinen lassen.

Der Betrieb der Drehscheibe geschieht einfach so, daß das Ende derselben, an welchem der zu drehende Wagen auflaufen soll, durch die zugehörigen Keile in gleicher Höhe mit der Bahn unterstüßt wird, während das andere Ende frei schwebend bleibt. Der Wagen wird soweit aufgeschoben, bis das freie Ende anfängt zu sinken, wodurch das entgegengesezte Ende sich etwas hebt und von den Keilen fret wird, die Drehscheibe somit sich bewegen läßt. Man arretirt dann den Wagen nach beiden Richtungen, dreht die Scheibe, unterstüßt das freie Ende mit dem losen Keil, so daß es in der Bahnhöhe liegt, schiebt den Riegel vor und fährt den Wagen ab.

Zweckmäßig legt man die Drehscheibe um etwa 15m höher als das Gleis; auch muß zu einer sicheren und schnellen Handhabung der Schubriegel den nöthigen Spielraum nach der Höhe haben, auch die Enden der Schienen, sowol im Gleis wie auf der Scheibe, etwas abgeschrägt sein, wie die Zeichnungen dies ergeben.

Als Unterstützung der Drehscheibe haben sich sechs gewöhnliche sorgfältig unterstopfte Schwellen als vollkommen ausreichend be= wiesen; die Unterstüßung gewährt noch den Vortheil, daß sie bei eintretenden Senkungen leicht wieder in Ordnung gebracht werden kann. Die Befestigung der flachen Grube geschah in den meisten Fällen durch Aufftampfen von Schlacken.

Es dürfte wol femem Bedenken unterliegen, derartige Drehscheiben auch für Bahnhofsgeleise anzuwenden, welche nicht von Locomotiven befahren werden; selbst für Locomotivgeleise könnten fte durch geeignete Unterstützungs- und Feststellvorrichtungen ge= nügend sicher construirt werden.

Eine in unserer Quelle im Detail durchgeführte Kostenberechnung ergiebt den Preis einer solchen freitragenden Drehscheibe zum Betriebe fertig mit 200 Thlr., also etwa einem Viertel des Preises einer gleich großen Drehscheibe gewöhnlicher Construction.

[ocr errors]

Bergwesen.

R. 3.

Die Anwendung comprimirter Luft zum Betriebe unter Die vielen Mittheilungen und theoretischen irdischer Maschinen. Abhandlungen, welche unsere Zeitschrift über die Krafttransmis fionen vermittelst Dampf, Luft und Wasser enthält, legen ein vollgültiges Zeugniß für das Interesse ab, mit welchem die Ingenieure diesen besonders für den Bergbau wichtigen Gegenstand in seinen Resultaten und Fortschritten verfolgen. *)

Die Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen“, 1869, S. 1, liefert eine von Hrn. Haßlacher zu Dudweiler verfaßte Abhandlung über den Betrieb mit comprimirter Luft auf den f. Steinkohlengruben,, Sulzbach - Altenwald“ und „Gerhard - Pring Wilhelm" bei Saarbrück, welche wir als eine so schäßenswerthe Arbeit betrachten, daß wir sie auszugsweise hier wiedergeben.

Die Anwendung comprimirter Luft zu Zwecken des Bergbaues ist noch von verhältnißmäßig sehr jungem Datum. Nachh= dem im Jahre 1839 der französische Ingenieur Triger zuerst das

*) Wir verweisen zunächst auf folgende in dieser Zeitschrift enthaltene Auffäße:

1) Dampfstrahlpumpen zum Heben von Grubenwasser, Bd. VIII, S. 112 und Bd. IX, S. 236.

2) Unterirdische Förderdampfmaschine, Bd. IX, S. 236.
3) Förderung mit comprimirter Luft, Bd. X, S. 689.

4) Benutzung des luftfreien Waffers zur Kraftübertragung auf weite Strecken, Bd. XIII, S. 402, und Anwendung stark gepreßter Wasser zur Kraftübertragung auf unterirdische Wassersäulenmaschinen, Bb. XI, S. 65 u. s. w.

5) Wassergestängepumpen oder Pumpen mit hydrostatischem Geftänge, Bd. IX, S. 156 und S. 557, und Bd. VIII, S. 68.

6) Wassersäulenmaschinenförderung, Bd. VII, S. 21 und S. 417.

Princip der Taucherglocke mit Erfolg beim Durchteufen schwimmender Massen versucht hatte, bediente man sich vielfach in Belgien) und später (seit 1856) auch in der preußischen Rheinproving (Grube Maria 2) im Wormrevier bei Aachen und neuerdings Schacht Rheinpreußen bei Homberg am Rhein) comprimirter Luft zum Zurückdämmen der Wasser bei der Senkarbeit und bei Schachtreparaturen im schwimmenden Gebirge, ohne dabei indessen die eigentlich bewegende Kraft der gepreßten Luft auszunuzen.

Das Verdienst, leztere zuerst als Motor für unterirdische Maschinen eingeführt zu haben, gebührt, wie so mancher andere Fortschritt in der Bergmaschinentechnik, lediglich England, woselbst bereits im Jahre 1851 auf dem Govan - Iron - Work bei Glasgow (Schottland) eine mit comprimirter Luft betriebene unterirdische Maschine zur Förderung und Wasserhaltung aus einem flachen Gesenke in Gang kam3). Seitdem haben derartige Maschinen in ganz England ausgedehntere Verwendung gefunden, und nach der ausgesprochenen Ueberzeugung vieler englischer Ingenieure) steht den Luftmaschinen für den unterirdischen Betrieb in allen Bergbaudistricten Großbritanniens eine glänzende Zukunft bevor.

Auf dem Continente erfolgte die erste Einrichtung einer Grubenförderung mit comprimirter Luft erst zu Anfang des Jahres 1865 auf der Steinkohlengrube Sars-Longchamps im Districte von Charleroi (Belgien). Es sollen auf dieser Grube gegenwärtig 5) vier an verschiedenen Grubenpunkten aufgestellte unterirdische Maschinen zur Förderung und Wasserhaltung aus einfallenden Strecken und außerdem eine Maschine zur horizontalen Seilförderung mit comprimirter Luft betrieben werden, wobei leztere über Tage durch eine besondere Maschine beschafft und durch gußeiserne Röhren in die Grube eingeleitet wird. Im Uebrigen scheint diese Art von Luftmaschinen auf dem Continente bisher noch keine weitere Verbreitung erlangt zu haben, wenigstens nicht in Deutschland.

Dagegen hat sich auf dem Continente zuerst eine andere wichtige Verwendung der comprimirten Luft geltend gemacht zum Betriebe der in neuerer Zeit construirten Maschinen für die eigent= lichen bergmännischen Gewinnungsarbeiten, nämlich der Bohrmaschinen und Schrämmaschinen. Schon im Jahre 1855 begann der italienische Ingenieur Sommeiller Versuche mit einer von ihm erfundenen Gesteinsbohrmaschine 6), welche seitdem unter Anwendung comprimirter Luft zu so ausgezeichneten, selbst die kühnften Erwartungen übertreffenden Resultaten bei Durchbohrung des 12,000 Meter langen Mont Cenis - Tunnel geführt haben. &8 unterliegt wol keinem Zweifel, daß ohne Zuhülfenahme der comprimirten Luft diese großartigste Unternehmung unseres Jahrhunderts nicht in der doppelten und dreifachen Zeit, ja vielleicht überhaupt nie zur Vollendung kommen würde.

Seit den ersten Versuchen Sommeiller's find in England, Amerika und Deutschland eine ganze Reihe Gesteinsbohr- und Schräm (Kohlenhau-) Maschinen zur Ausführung gekommen '), welche mehr oder minder ausschließlich für den Betrieb mit com= primirter Luft construirt sind. In Deutschland waren es vorzugsweise die Schwarzkopff'sche ), Schumann'sche und die durch erhebliche Vereinfachungen aus letterer hervorgegangene Sachs' sche Bohrmaschine, welche im Großen beim Bergbau versucht wurden. Die mit der zulezt genannten Sachs'schen Maschine auf der Grube Altenberg bei Aachen) erreichten höchst günstigen Resultate

1) Ponson, Traité de l'exploitation des mines de houille. S. 498 bis 524.

2) Bd. IV, Lief. 1 und Bd. VIII, Lief. 3 der „Zeitschrift für Berg, Hittten- und Salinenwesen".

3) Die höchst sinnreich construirte Compressionsmaschine wie auch die unterirdische Luftmaschine ist beschrieben in der „Revue universelle", T. I, und in Bd. IX, Lief. 1 der „Ztschr. für B.-, H.- und Salinenw.". 4) Vergl. Cornet, Description des machines à air comprimé, Mons, 1865, S. 4.

5) Bd. XIII, Lief. 4 der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen", und Cornet in der genannten Broschüre.

6) Devillez, Des travaux de percement du tunnel sous les alpes et de l'emploi des machines dans l'intérieur des mines. Paris, 1863. Ferner Bd. XI, S. 301 d. 3.

7) Bb. XII, S. 471 d. 3. Gesteinbohrmaschinen von Sievers

& Co. in Kalt bei Deuß.

8) Bd. III, S. 183 d. 3.

9) Bb. XI, S. 703 d. 3.

« ZurückWeiter »