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und dem Ofen wegen der größeren Abkühlung nicht zuträglich. Auch floß die Schlacke häufig nur an einer Seite aus, und war dann der Schlackenstrom schwierig nach der anderen hinzulenken. In Folge hiervon wurde die eine Arbeitsseite geschlossen. Waren so die entfernt liegenden Ecken mit Rängeln nicht gut rein zu halten, so hatte diese Aenderung auf den Betrieb doch keinen besonders schädlichen Einfluß.

Das Gestell zu conferviren, war eine Hauptschwierigkeit bei der Behandlung des Raschetteofens. Bei der gegenseitigen Nähe der Formen mußte der auf ca. 5 Zoll (130mm) Queckfilber gepreßte Wind nach seiner Verbrennung nach Art einer Löthrohrflamme auf die Gestellwände zuströmen und sie empfindlich angreifen. Der Einbau von schmiedeeisernen Kühlkästen, je einer über jeder Blaseform, hatte den besten Erfolg. Sie wurden während des Betriebes eingesezt und leisteten bis Ende der Campagne die besten Dienste.

Bei der nicht unbeträchtlichen Entfernung des Etablissements vom Kohlenrevier war es eine Lebensfrage für dasselbe, dem Ofen einen wirksamen Gasfang zu geben.

Zu Anfang 1867 baute man zwei Gasschirme von förmigem Querschnitt ein. Die untere Schenkellänge dieses Schirmes war 21 Zoll (550mm), seine Breite -5 bis 6 Fuß (1,57 bis 1,88), die Höhe 5 Fuß (1,57). Ein Kasten fing das Gas entlang der ganzen einen kurzen Seite, der andere in der Mitte der einen Langseite. Hinter jedem dieser Kasten waren Kernschacht und Rauchmauerwerk durchbrochen, und trat das Gas durch eingesteckte schmiedeeiserne Rohre in die Gasleitung.

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„Es ist gar nicht zu denken, daß die Beschickung sich gleichmäßig um 21 Zoll (550mm) horizontal ausbreitet, weshalb ein solcher Gasfang unbedingt die Unregelmäßigkeiten des Ganges, an welchen das System principiell leidet, noch vermehren mußte.“

Der Erfolg war auch ein entsprechender; man erhielt wenig Gas und hatte Mühe, diese Schirme bei der heißen Gicht des Raschetteofens zu erhalten. Der Abstand von 21 Zoll (550mm) wurde auch bald bis auf 5 bis 8 Zoll (130 bis 210mm) reducirt.

Der Ofen hatte bei dem Betrieb auf graues Eisen selbst bei höherem Coksverbrauch und einer Windtemperatur von 200 bis 250° C. stets ungünstige Resultate geliefert; das Eisen war stahlartig, melirt, und waren die Masseln kaum mit schweren Hämmern entzwei zu schlagen. Es mußte dies meiner Ansicht nach einestheils in mangelhafter Kohlung (die Gase passirten vorzugsweise die Ecken), anderntheils in der durch die vielfachen Wasserkästen hervorgebrachten Abkühlung des Gestelles begründet sein, welch' Leztere nur durch sehr hohe Windfemperatur theilweise zu paralyfiren möglich war.

Man erhielt Mitte 1867, bei einer für einen Tag erreichten Temperatur von über 360° und einer sehr kurzen Schlacke, welche bald nach dem Erkalten in Staub zerfiel, ein schönes, grobkörniges Gießereiroheisen. Es wurde dieser Umstand Ursache zur Erbauung eines vierten Heizapparates, mit einer Heizfläche von 1400 Qdrtfß. (140 Qdrtmtr.), angelegt nach dem System der Georg - Marienhütte bei Osnabrück. Diese Anlage stellte sich als nothwendig heraus, wenn man den Ofen in Betrieb halten wollte, indem die vorhandenen

Apparate in Folge mangelhafter Montirung sehr ungünstig arbeiteten.

Zu Anfang 1868 erhielt der Ofen das in Zeichnung Fig. 1 und 2 dargestellte Tremi, welches das Gas ringsherum von der Gicht abfing. Der untere Abstand von der Schachtwand betrug 5 bis 8 Zoll (130 bis 210mm). Der Apparat selbst bestand an den Langseiten aus Blechplatten, an welchen an verschiedenen Stellen Eisen angenietet waren, welche sich mit dem einen Schenkel an die Schachtwand anlegten und so die Blechplatten vortheilhaft unterstützten; an den furzen Seiten, wegen des besonders hier leicht aufsteigenden Feuers, aus Gußeisen. Auch dieser Gasfang wirkte ungünstig und lieferte nicht mehr Gas, als die oben erwähnten beiden Gasschirme. Die Beschickung in den Ecken rollte bedeutend vor, und wurde dadurch der Gegendruck der aufgegebenen Charge bedeutend vermindert, indem in den entstehenden Höhlungen das Gas leicht entweichen konnte.

Mitte 1868 wurde der Raschettehohofen in der Rast an der der Arbeitsseite gegenüberliegenden kurzen Wand der Art schadhaft, daß Ende Juni zum Ausblasen geschritten werden mußte.

Der lezte vierte Heizapparat war nicht zur vollen Thätigkeit gekommen, hauptsächlich weil er von dem Gasfang nicht hinreichend gespeist wurde.

Die zugehörige Zeichnung ist, was die Conturen des ausgeblasenen Ofens, das Rauhmauerwerk und die Kühlungen anbelangt, nach richtigen, an Ort und Stelle genommenen Maßen, was die lezte Zustellung betrifft, nach den auf dem Etablissement vorhandenen Skizzen angefertigt.

Die Formen sind parallel der Längsaxe des Gestelles gemessen, 2 Fuß (0,63) von einander entfernt. Unter den Formeu sind schmiedeeiserne Kühlkästen zur Conservirung des Eisenkastens eingelegt. Zur Conservirung des Gestelles und der unteren Raft dienen die auf der Zeichnung ersichtlichen Kühlvorrichtungen: zwei Tümpel, über jeder Blaseform ein schmiedeeiserner Kühlkasten, auf jeder Langseite zwei, auf jeder furzen Seite ein gußeiserner Kühlbalken, welche das Abkühlungswasser nach den verschiedenen Kühlungen hin vertheilen. Ferner sind noch auf jeder Langseite drei, auf jeder furzen Seite eine Kühlform angebracht. Die Kühlbalken stehen untereinander durch schmiedeeiserne Rohre in Verbindung.

Die gekrümmten starken Linien bezeichnen die Conturen des Ofens nach dem Ausblasen, die punktirten diejenigen der legten Zustellung.

Das Rauhmauerwerk wird von den vier Eckpfeilern und von vier Gewölben getragen, von welchen je zwei auf jeder Langseite über zwei Säulen zusammenstoßen. Auffallend ist seine geringe Wandstärke auf den beiden kurzen Seiten.

Die Verankerung, auf der Zeichnung nicht bemerkt, umschließt dasselbe bis auf 35 Fuß (11) Höhe nur äußerlich, weiter oben sind die üblichen Diagonalanker eingelegt. Zwischen Rauhmauerwerk und Kernschacht ist ein freier Raum von 5 Zoll (130mm).

Die zur Anwärmung dienenden Canäle unterhalb des Bodensteines, sowie in dem Rauhmauerwerk 2c., sind ebenfalls auf der Zeichnung nicht angegeben, weil mir eine genaue Skizze derselben fehlte.

II. Betriebserscheinungen und Beurtheilung derselben.

Die nachstehend erwähnten, zum Theil sehr ungünstigen Resultate wurden mit dem nach der Zeichnung Taf. III zus gestellten Ofen erreicht und sind daher nur zum Theil der Raschette'schen Construction zuzuschreiben.

Der Ofen ist im Gestell durch vielfache Kühlungen einer erheblichen Abkühlung unterworfen. Die vier Ecken bilden vier Schornsteine, in welchen die Hohofengase zu einem erheblichen Theil mit Leichtigkeit der Gicht zuströmen. Der obere Schacht ist, der Raschette'schen Construction entgegen, von 8 Fuß und 15 Fuß (2TM,5 und 4TM,7) auf 51⁄2 und 121⁄2 Fuß (1,72 und 3,92) zusammengezogen und ist mit einem Gasfang versehen, welcher die schädlichen Einflüsse der Ecken und der Conicität des oberen Schachtes nur zu vermehren geeignet ist.

Erhebliche Schwierigkeiten verursachte die Confervirung des engen Gestelles. Der Cokshohofenbetrieb verlangt hohe Pressung des Windes, folglich, im Vergleich mit Holzkohlenöfen, weite Gestelle. Als Minimum der Gestellweite sind bei den Cofshohöfen üblicher Construction wohl 3 bis 4 Fuß (11 bis 1,25) zu betrachten. Es kann nicht fehlen, daß bei nur 2 Fuß (0,78) Weite das feuerfeste Material des Gestelles einer intensiven Hiße ausgesezt ist. Je länger der Ofen im Betriebe, desto mehr sehen wir das feuerfeste Material aus dem Gestell verschwinden und an seine Stelle wirksame Kühlvorrichtungen treten. Um so mehr kann der von den Formen erzeugte heiße Gasstrom die gegenüberliegende Gestellwand erreichen, als bei der Enge des Gestelles die Beschickung lockerer liegen muß.

Die sämmtlichen Kühlungen verbrauchten pro Minute 8 Cbffß. (0,25 Cbkmtr.) Wasser, deffen Temperatur nach dem Austritte um 141° C. gestiegen war.

Die jeßige Hohofentechnik hat die Kühlvorrichtungen in einer so ausgedehnten Weise ausgebildet, daß der erwähnte Nachtheil zum Theil unschädlich gemacht werden kann; ein Vortheil des neuen Systemes ist es indessen gewiß nicht, daß eine sehr umfangreiche Kühlung ein für den Betrieb unerläßliches Erforderniß ist.

Die Formstellung anlangend, läßt sich gewiß behaupten, daß es keine bessere Windvertheilung giebt, als die Raschette'sche. Die Windströme fließen nebeneinander her, und es vertheilen sich die erzeugten Verbrennungsgase so gleichmäßig in der Formebene, daß eine an einer Form eingetretene Störung sehr rasch unter Beihülfe der naheliegenden Formen beseitigt werden kann. Der Hohofen war denn auch, wenn durch irgend welche Störungen ein schlechter Zustand eintrat, ein sehr dankbarer Reconvalescent.

Der Uebergang aus rohem in garen Gang war meist ein überraschend schneller. Da, wie wir sehen werden, mannigfache Unregelmäßigkeiten den Betrieb störten, so ließ sich in Mülheim nicht entscheiden, welche sonstigen praktischen Vortheile der Raschetteofen in Folge seiner neuen Windvertheilung zeigen kann. Störungen sind bei einem geregelten Betriebe Ausnahmezustände, und die Fähigkeit, solche leicht zu überwinden, vindicirt dem Raschetteofen noch keine hervorragende Stellung.

Es wurde versucht, mit fünf, vier, auch mit nur drei

Formen eine Besserung im Betriebe zu erzielen, indessen, wie sich das auch nicht anders erwarten läßt, kein irgend erheblicher Vortheil damit erreicht.

Die Oberfläche der Schlackenklöße bei der Production von weißem Eisen aus manganhaltigen Erzen war sehr selten gleichmäßig grün, sondern entweder von schwarzen Streifen durchzogen, oder sie war ganz schwarz bei bräunlich grüner Färbung des Inneren der Klöße. Wer diese Schlacke sah und den Ofen nicht kannte, mußte auf Rohgang schließen, und doch zeigte das erblasene Product die Eigenschaften eines gar und warm erblasenen Eisens. Ich muß erwähnen, daß diese Erscheinungen auch dann auftraten, wenn der Hohofengang kein überseßter war; in legterem Falle, sowie dann, wenn die Production forcirt wurde, traten sie natürlich stärker hervor.

Als Grund der schwarzen Färbung glaube ich das Vorrollen unreducirter Erzpartien in den Ecken und die Auflösung des darin enthaltenen Eisenoxyduls in der Schmelze bezeichnen zu müssen. Bei Erzeugung grauen Eisens, also Ueberschuß an Coks und langsamem Gichtenwechsel, war die Schlacke normal gefärbt. In Folge jenes Vorrollens nasten denn auch, wenn der. Ofengang unregelmäßig wurde, am ersten die Eckformen. Wie ich erfahren, ist dasselbe im Raschette'schen Bleiofen im Harz der Fall.

Als weitere Folge derselben Ursache ist die wechselnde Basicität der Schlacke auch bei dem Betrieb auf graues Eisen zu betrachten. Dieselbe war selten bei gleicher Charge während vier Stunden gleichmäßig beschaffen, sondern zog bald lange Fäden, bald ganz kurze. Es rutschten in den Ecken jedenfalls auch kleine Kalkpartikel vor, welche der Schlacke vers änderliche Basicität ertheilten.

Auch die Erscheinungen während des Abstiches waren sehr eigenthümliche.

Während zwei Dritteln der Gußzeit floß nur Eisen aus dem Stichloche, dann drängten sich Eisen und Schlacke durcheinander hervor. Die Gußschlacke warf viel Funken und war fast stets intensiv schwarz.

Als Erklärung hierfür weiß ich nur Folgendes anzuführen: Das Funkensprühen deutet auf Suspendirung feiner Eisenpartikel in der Schlacke hin, welche, an die Luft kommend, wie Eisenschwamm verbrannten.

War das Eisen zum größten Theile ausgeflossen, so sackte die Beschickung ungleichmäßig, und rollten wahrscheinlich mit reducirten, aber noch nicht gefohlten Eisentheilchen unreducirte Erzpartikel besonders in den Ecken vor, wobei sich Schlacke und Eisen vermengten und die Gußschlacke sich schwarz färbte.

Der Vorherd des Ofens mußte während des Abstiches belastet werden, weil nur unter starker Windpreffung sich Eisen und Schlacke vollständig aus dem Eisenkasten treiben ließen. Das Stichloch sezte sich besonders bei dem Betriebe auf weißes Eisen mit furzer Schlacke leicht zu, auch dann, wenn sich der Ofen durch kurzen Stillstand etwas abgekühlt hatte. Hatte der Ofen garen Gang, so war er gegen Verminderung der Windtemperatur äußerst empfindlich. Natürlich. Es kamen stets unreducirte Erzpartien in's Gestell, deren Einfluß auf Eisen und Schlacke bei nur geringer Störung in ungleich größerem Verhältnisse stieg."

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Bei leichter Erzcharge stieg das Feuer leicht sehr hoch

und traten in der Rast Gase aus. Es liegt dies gewiß in der noch zu motivirenden ungenügenden Deckung der Ecken und der Räume an den kurzen Schachtwänden mit Erz. Auch ist darin der Grund für die am Schluß der Campagne stattfindende Ausbauchung des Ofens zu suchen." In Folge dieser Eigenschaft war der Ofen nicht im Stande, hochgekohltes Eisen bei niedriger Windtemperatur zu erzeugen. Bei sehr hoher Windtemperatur, bei welcher die Hiße nicht so leicht nach oben steigt, war die Sache anders.

Wenden wir uns nun den an der Gicht auftretenden Erscheinungen zu. Es läßt sich bei der eigenthümlichen Gestalt derselben von vornherein einsehen, daß eine gleichmäßige Vertheilung der Beschickung über dieselbe den entschiedensten Einfluß auf einen guten Ofengang ausüben muß. Bei runden Oefen sackt die Beschickung von allen Seiten des Umfanges gleichmäßig nach der Mitte hin, bei dem Raschetteofen nur nach der Längsare des Schachtraumes zu. Ist in verticaler Richtung über einer Form unregelmäßig chargirt, so werden sich nach erfolgtem Niedergange der Gicht unausbleiblich Anfäße an derselben bilden. Es wurde daher meist mit der Schaufel chargirt, um die Gichtung möglichst gleichmäßig über den ganzen Querschnitt eintreten zu lassen.

Als der Ofen behufs Einbau eines Tremi für Abfangen der Gase um 7 bis 8 Fuß (2,20 bis 2,50) niedergegangen war, zeigte sich, daß die oberste Charge nicht gleichmäßig horizontal ausgebreitet war, sondern in der Mitte des Ofens sehr bedeutend höher lag, als an den beiden kurzen Seiten. Zufolge der Dossirung der oberen Schachtwände und des Vorhandenseins der beiden Gasschirme läßt sich allerdings erwarten, daß die Charge an den beiden kurzen Seiten sich schneller senkt, als in der Mitte. Ursache der für das Verhältniß der Erbreiterung jedoch zu bedeutenden Senkung ist folgender Umstand: Sowohl in den Ecken, als in den denselben naheliegenden Räumen liegt die Beschickung viel lockerer, als in den übrigen Theilen des Querschnittes. In Folge davon passiren die Gase theilweise hier leichter von Form zur Gicht, als da, wo die Beschickung sich dichter zusammenlegt, und verursachen ein rascheres Sinken der Charge.

Wie groß die Temperatur in den Ecken war, zeigte sich einmal dadurch, daß gegen Ende der Campagne, in etwa 20 Fuß (6,28) Höhe von der Form aus, der betreffende Anfer, welcher die Ecken des Rauhmauerwerkes einschloß, barst und gleichzeitig ein großer Theil des rohen Mauerwerkes ausbrach; ferner konnte man an dem ausgeblasenen Ofen sehen, wie die in den Ecken so leicht aufsteigende Hize dieselben bis etwa 10 Fuß (3,14) unter der Gicht ausgehöhlt hatte.

Wie schon erwähnt, war das Rauhmauerwerk an den beiden kurzen Seiten 16 Zoll (420mm), an den beiden langen Seiten 60 Zoll (1570mm) stark. Ob den Erbauer wohl hierbei die Idee leitete, wegen der hier so leicht aufsteigenden Hize eine Abkühlung durch atmosphärische Luft eintreten zu laffen? Jedenfalls war es unrationell, denn bei dieser geringen Dicke des Rauhmauerwerkes konnte leicht noch atmosphärische Luft eingesaugt werden, welche Cofs verbrannte und dadurch die Unregelmäßigkeit vermehrte.

Gehen wir jezt zur Betrachtung der Betriebsresultate über und zu ihrer Beurtheilung, so werden wir finden, daß sie die natürlichen Folgen der aufgezählten schädlichen Ursachen sind.

Der Ofen war angelegt hauptsächlich um schönes graues Eisen zu liefern, da seine Lage in mercantiler Beziehung dieses hauptsächlich erforderte; er erfüllte aber die in dieser Richtung an ihn gestellten Ansprüche in einer sehr ungenügenden Weise. Es gelang nicht, ihm einen Gasfang zu geben, der die Apparate mit der zur Erreichung einer hohen Windtemperatur erforderlichen Gasmenge speiste, ohne dabei auf den Ofengang selbst einen ungünstigen Einfluß auszuüben. Außerdem waren diese Heizapparate so construirt, daß sie, mit Kohlen geheizt, eine Windtemperatur von höchstens 250 bis 300° erreichen ließen.

Die Pressung des Windes betrug ca. 5 Zoll Quecksilber, die Production an grauem Eisen im Durchschnitt 25,000 bis 35,000 Pfd. pro Tag.

Das unter den angedeuteten Verhältnissen erblasene Eisen war selbst bei einer Beschickung, welche viel manganfreien Brauneisenstein enthielt und so mit Kalk gattirt war, daß eine basische Schlacke erfolgen mußte, bei einem Cofsverbrauch von 1600 bis 1800 Pfd. pro 1000 Pfd. Eisen nicht gleichmäßig grau und mild, sondern stahlartig hart und melirt, als Folge davon, daß sich ein großer Theil der Gase in den Schornsteinen, welche die Ecken bildeten, einen Ausweg nach der Gicht suchte, und nicht hinreichend gekohlt. Die Windtemperatur war außerdem bei der starken Abkühlung der Gestellwände nicht hoch genug, um noch im Gestell eine Vereinigung des Eisens mit Kohlenstoff zu bewirken und denselben nachher graphitartig auszuscheiden. Da bei dem Betriebe auf graues Eisen viel Cofs und wenig Erz gegeben wird, so müßte die schädliche Wirkung der Eckschornsteine eine weitaus größere sein, als bei der Production weißen Eisens.

Beschickungen, welche in Oefen üblicher Construction unter sonst gleichen Verhältnissen ein mildes graues Eisen mit Sicherheit erwarten ließen, lieferten im Raschetteofen ein stahlartiges melirtes Product, welches beim Umschmelzen im Cupolofen leicht weiß wurde.

Die enorme Wirkung einer sehr hohen Windtemperatur ist in der Hohofentechnik hinreichend bekannt, und bewährte sich auch bei dem Raschetteofen. Als die Heizapparate, wie erwähnt, einmal zufällig günstig arbeitend, eine Windtemperatur von 360° und darüber erreichen ließen, wurde schönes Gießereieisen Nr. II mit mittelgroßen Graphitblättchen erhalten. Es erklärte fich das, wie erwähnt, sehr einfach. Der Ofen hätte trog seiner für Erzeugung grauen Eisens ungünstigen Construction bei einer solchen Windtemperatur gewiß dauernd graues Eisen Nr. II geliefert, wobei voraussichtlich seine Campagne eine noch kürzere geworden wäre, als dies in der That der Fall war.

Die Gicht war eine bei der Production grauen Eisens ganz besonders heiße.

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Ausbringen bedurften 1000 Pfd. Eisen etwa 1300 bis 1400 Pfd. Cofs, zuweilen bei sehr günstigem Gange auch 1100 bis 1200 Bfd.

Ich habe vielfach weißes Eisen vom Raschetteofen verpuddeln sehen, und erwies sich fast sämmtliches als raschgehend, troßdem es zum Theil bei langsamem Chargenwechsel erblasen war. Eisen unter normalen Verhältnissen aus richtiger Gattirung erblasen erreichte die volle Zufriedenheit der Puddelwerfe.

„Nach meinem Dafürhalten sind sämmtliche Unregelmäßigkeiten des Ganges aus der Schachtform zu erklären und zwar halte ich die sehr verschiedenen Neigungswinkel der Erzeugungslinie des Schachtraumes gegen den Horizont für die Hauptursache. Die Neigung der Rast auf den schmalen Seiten ist weit flacher, als auf den langen Seiten; auf der Rastfläche der schmalen Seiten bildete sich stets ein größerer todter Mantel, als auf den langen Seiten, noch mehr in den Ecken. Bei dem Abstich stürzte dieser todte Mantel über dem Stichloch ein und veranlaßte dadurch ein gemischtes Ausfließen von Schlacke und Eisen. Todte Mäntel halte ich unter allen Umständen für schädlich, weil sie den Gasen, welche reduciren. sollen, einen leichten Ausweg gestatten, ohne dabei zu irgend welcher Wirkung zu gelangen. Da immer eine größere Menge nicht oder schlecht reducirter Erze vor die Formen kam, so war der Ofen gegen Veränderungen in der Windtemperatur sehr empfindlich, ebenso machte sich der unregelmäßige Niedergang der Gichten bei unaufmerksamem Aufgichten doppelt bemerfbar.

Die Beschichtung deckte, selbst wenn ganz regelmäßig chargirt war, nicht die todten Mäntel an den kurzen Seiten, die Gase entwichen hier, der Schmelzpunkt zog sich in die Höhe; der todte Mantel wurde theilweise verbrannt, stürzte zusammen, so daß die Oberfläche der Beschickung an den schmalen Seiten tiefer lag, als an den langen.

Eine rationelle Form läßt sich dem Raschetteofen geben, wenn man von einer abgestumpften Pyramide mit rechteckiger Basis ausgeht und die Ecken nach Kegelflächen abrundet, deren Spigen in den vier Eckpunkten des Bodenquerschnittes liegen und deren Basis auf der Gicht einen Viertelkreis bildet, dessen Radius dazu gleich der halben Erweiterung des Ofens vom Bodenstein bis zur Gichtöffnung ist.“

Beispielsweise:

2 Fuß und 10 Fuß (0,63 und 3,14) Bodenquerschnitt, 6 Fuß und 14 Fuß (1,88 und 4,89) Gichtfläche.

Der Mülheimer Ofen war ein mißglückter Versuch, das Raschettesystem in die Cokshohofenindustrie einzuführen; doch es wäre übereilt, zu behaupten, das System eigne sich ganz und gar nicht für die Coksroheisenwerke. Ob es jedoch, wie man anfangs mit Sicherheit erwartete, eine feste Position neben den Hohöfen gewöhnlicher Construction einnehmen wird, muß erst die Erfahrung lehren. Die geringe Weite des Gestelles ist seiner Conservirung immer hinderlich und erfordert Kühlungen, welche das gewohnte Maß überschreiten. Ob die bessere Windvertheilung erheblich ökonomische Vortheile bietet, so daß der oben erwähnte Nachtheil paralysirt wird, läßt sich erst durch einen Hohofen entscheiden, dessen Chargenwechsel ein regelmäßiger ist.

Der Versuch in Mülheim hat jedenfalls zur Genüge ge

zeigt, daß auch von den üblichen Constructionen bedeutend abweichende Formen doch noch die Erzeugung eines guten Roheisens ermöglichen. Leider waren auf diesem Werke die Hauptbetriebsmittel, Heizapparate, Windleitung 2c. vermöge ihrer ursprünglichen Anlage in einem so wenig leistungsfähigen Zustande, daß man den Mülheimer Versuch nur als einen mit sehr mangelhaften Betriebsmitteln in's Werk gesezten betrachten kann und behaupten darf, auch ein runder Hohofen hätte mit denselben nichts Besonderes geleistet.

III. Vorschläge zu baulichen Aenderungen.

Das Raschettesystem zeichnet sich durch zwei unverkennbar gesunde Principien vor den üblichen Ofenconstructionen aus, deren Einführung speciell in die Cokshohofentechnik sich allerdings nicht unerhebliche Schwierigkeiten entgegenseßen. Es find dies:

1) eine vorzügliche Windvertheilung im Gestell,

2) die allmälige Erweiterung des Ofenraumes von der Form bis zur Gicht.

Der längliche schmale Querschnitt des Gestelles ermöglicht die beste Vertheilung der Foci über die Ebenen desselben, und zwar wird diese Vertheilung eine bessere, je geringer die Breite ist. Eine Folge davon, welche sich in Mülheim nicht zeigen konnte, müßte das seltene Vorkommen von Störungen sein. Wie erwähnt, fonnte der Raschetteofen, wenn er rohgängig war, durch Steigerung der Windtemperatur und fonstige Aenderungen ungemein rasch wieder zum Gargang gebracht werden. Dies läßt sich nur der besseren Windvertheilung zu= schreiben. Es muß dahingestellt bleiben, ob ein Raschetteofen mit regelmäßigem Gange nicht auch in Bezug auf Coksverbrauch und auf Gleichmäßigkeit des Roheisens einen runden Ofen von demselben Fassungsraum und mit denselben Betriebsmitteln ausgerüstet übertreffen würde.

Man darf in Verminderung der Breite des Gestelles ein gewisses Maß nicht überschreiten. Der Cokshohofenbetrieb verlangt starke Pressung des Windes, welche, wenn das Gestell zu eng ist, eine schnelle Zerstörung desselben zur Folge haben muß. Man darf nach meiner Ansicht nicht unter 2 Fuß 6 Zoll (0,78), höchstens 2 Fuß (0,63) Gestellweite gehen. Kennt auch die neue Hohofentechnik wirksame Kühlungen genug, um einer Zerstörung des Gestelles vorzubeugen, so ist doch einmal der Einbau vieler Kühlungen kostspielig, und wirken zum zweiten diese Apparate zu Ungunsten des Cofsverbrauches; auch bedarf ihre Wartung umfangreiche Vorsicht von Seiten der Schmelzer.

Ein zweites Hauptmerkmal des Raschettesystemes ist die Verbreiterung des Ofenraumes von Form bis zur Gicht.

Es steht fest, daß im Hohofen die feineren Theile der Beschickung annähernd lothrecht niederfinken, so daß bei stattfindender Erweiterung des Ofenraumes von oben nach der Raft zu sich ein todter Mantel bildet, in welchem vorzugsweise sich Cofs und Kalksteinstücke befinden; die im Gestell erzeugten Verbrennungsgase finden in diesem todten Mantel einen Ausweg zur Gicht und entziehen sich der Vorbereitung der Beschickung. Es mag ursprünglich die Rücksicht auf Bequemlichkeit des Chargirens die Erbauer von Hohöfen dazu geführt haben, den Ofenraum nach der Gicht hin zusammenzuziehen, außerdem glaubten sie dadurch den Gegendruck im

Hohofen zu vermehren und eine größere Pressung der Gase zu ermöglichen. Man hat sich neuerdings davon emancipirt, und es ist in Deutschland ein Hohofen mit vollständig senkrechtem Kernschacht in bestem Betriebe. Das Raschettesystem verlangt sogar eine Erweiterung des Ofenraumes nach oben. Einer vollständigen Ausnußung der Wärme kann dies nur günstig wirken.

Ferner ist bei dem Raschettesystem von einer sogenannten Rast, d. h. von einer ganz bedeutenden und plöglichen Erweiterung des Ofenraumes von den Formen bis in etwa 13 Fuß (4TM) Höhe nicht die Rede. Es will eine allmälige Verbreiterung und zwar stetig von den Formen bis zur Gicht.

Man mag über die üblichen Rasten denken, wie man will; vorzugsweise treibt zu dem Bau derselben das Bestreben, den Fassungsraum des Ofens zu vermehren. Wollte man beispielsweise bei runder Zustellung den Querschnitt des Ofenraumes allmälig bis zur Gicht zunehmen lassen, so käme man zu Höhen, welche einestheils den Bau fostspielig machen, anderntheils einen so dichten Coks verlangen, wie er an wenig Orten fabricirt wird.

Bei Anwendung einer Raft und eines senkrechten Kernschachtes hat man auch wohl die Entstehung todter Mäntel hinreichend vermieden.

Die Temperatur der Gichtgase übersteigt bei vielen Hohöfen den Siedepunkt des Quecksilbers. In England hat man Hohöfen bis 80 Fuß (25TM) hoch gebaut, bei welchen diese Temperatur eine erheblich geringere ist und welche sehr günstig arbeiten sollen. Durch Vermeidung todter Mäntel würde man wohl bei geringerer Höhe dasselbe erreichen können.

Ehe wir zur Auswahl von Dimensionen für Rafchettehohöfen schreiten, müssen wir zuvörderst eine Aenderung des Querschnittes vornehmen. Ecken sind bei jeder Ofenconstruction durchaus unzulässig. Ein schmales Viereck, an welches sich auf den Seiten je ein Halbkreis anschließt, dessen Durchmesser gleich der Breite dieses Vierecks ist, wird vielleicht die Unregelmäßigkeiten des Ofenganges verschwinden lassen.

Das Arbeiten im Gestell von zwei Seiten aus ist ein Nachtheil des Raschettesystemes und, wenn thunlich, zu vermeiden. Die Abkühlung wird dadurch vermehrt, die Wartung kostspieliger, man ist gezwungen, zwei Gießhallen zu bauen. Bei Anwendung geschlossener Brust würde sich vielleicht das Ablassen des Roheisens von der einen und das der Schlacke von der anderen kurzen Seite empfehlen, besser indessen noch würde die Schlacke an einer der Langseiten abzulassen sein.

Bei der Auswahl der Dimensionen für Raschette-Cofs

hohöfen muß maßgebend sein, mit der Gichtweite ein gewisses Maß einzuhalten, denn der Raschettehohofen verlangt ein ganz vorzugsweise vorsichtiges Chargiren und daher eine offene Gicht.

Für Cofshohöfen von ca. 20 Qdrtfß. (2 Qdrtmtr.) Gestellquerschnitt und einem Tubifinhalt von 4000 bis 4500 Cbffg. (120 bis 135 Cbkmtr.) wären etwa folgende Dimensionen anzuwenden:

1) Gestell 3 Fuß und 7 Fuß (0,94 und 2,20); in 12 Fuß (3,77) Höhe über den Formen Rast 8 Fuß und 12 Fuß (2,5 und 3m,77); ein senkrechter Kernschacht; 50 Fuß (15,7) ganze Höhe; Arbeiten von nur einer Seite aus.

2) Gestellquerschnitt 3 Fuß und 7 Fuß (0,94 und 2TM,20); mit allmäliger Erweiterung bis zur Gicht in 75 Fuß (23,5) Höhe, welche die Dimension 8 Fuß und 12 Fuß (2,5 und 3,77) hat.

3) Gestellquerschnitt 2 Fuß und 10 Fuß (0,63 und 3,14); in 12 Fuß (3,77) Höhe über den Formen eine Rast mit 7 Fuß und 15 Fuß (2,2 und 4",7); senkrechter Kernschacht; Gicht in 50 Fuß (15TM,7) Höhe mit 7 Fuß und 15 Fuß (2,2 und 4,7); zwei Arbeitsseiten.

4) Gestellquerschnitt 2 Fuß und 10 Fuß (0,63 und 3,14) mit allmäliger Erweiterung bis zur Gicht in 75 Fuß (23,5) Höhe, welche 7 Fuß und 15 Fuß (2,2 und 4TM,7) im Querschnitt hat.

Das Rauhmauerwerk muß an den kurzen Seiten so dick sein, wie an den Langseiten, und kann in ähnlicher Weise wie in Mülheim auf vier Säulen ruhen.

In welcher Weise sich ein wirksamer Gasfang für den Raschettehohofen construiren läßt, ist schwer zu sagen. Es ist fraglich, ob ein in der Mitte eingehängter Kasten zum Abfangen der Gase, analog den trichterförmigen, bei runden Oefen in der Mitte eingehängten Gasrohren, einen günstigen Einfluß auf den Ofengang haben wird. Ein zurückspringendes Tremi, dessen Platten mit den oberen Conturen des Kernschachtes in einer Flucht liegen, ist jedenfalls für den Ofengang unschädlich.

Die erwähnten Vorschläge wollen keinesweges den Anspruch darauf machen, daß ihre Befolgung einen Raschettehohofen mit regelmäßigem Gange liefern würde.

Weniger als in irgend einer anderen technischen Branche läßt sich bei Hohöfen auf die Theorie bei einer ganz neuen Construction bauen, und kann da allein die Erfahrung maßgebend sein.

Gelsenkirchen in Westphalen, August 1869.

Ueber Drahtseilbetrieb.

Vermischtes.

(Vorgetragen in der Februarsitung 1869 des Cölner Bezirksvereines.)

Das Verdienst der ersten Anwendung von Drahtseilen gebührt einem Deutschen, Alberts, welcher dieselben zuerst bei dem Grubenbetriebe im Harze einführte, und sind seine Maschinen, um den Draht zu winden, im Wesentlichen noch heute im Ge= brauche. Die Drahtseile kamen bald nach England, und hier wurde bei Gelegenheit eines Patentprocesses die Priorität der Erfindung für Alberts officiell documentirt. Mein Großvater er

hielt kurze Zeit nach der ersten Einführung im Harz vom Bergamte in Bonn den Auftrag zu einschlägigen Versuchen und con= struirte in Folge derselben gegenüber dem im Harz verwendeten. einfachen Seile das heute noch gebräuchliche sechslißige Seil mit Hanffeele, wie es seitdem von der Firma Felten & Guilleaume in bedeutender Ausdehnung fabricirt wird.

Die Drahtseile finden bekanntlich eine ausgedehnte Anwendung beim Grubenbetriebe, wo sie z. B. in Schächten bei Zwickau bis zu 3200 Fuß (1000") Teufe benußt werden, in einer Stärke bis zu 4 3oll (105TMTM) Durchmesser; ferner bei der Schifffahrt als

mm

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