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daß sie zwar beliebig geöffnet, aber nicht mehr belastet werden können, als die zulässige Spannung der Dämpfe erfordert. Sind zwei oder mehrere Ventile angeordnet und besigt eins derselben die im Vorstehenden festgesezte freie Oeffnung zum Abführen der Dämpfe, so genügt es, wenn nur dies eine Ventil gegen unbefugte Belastung geschügt wird.

Für das Ventil und den Belastungshebel muß eine Führung angebracht und bei beschränktem Dampfraum im Kessel eine Vorrichtung getroffen werden, durch welche beim Erheben des Ventils das Aussprigen des Kesselwassers durch die Oeffnung verhindert wird. Dampfschiffs- und Locomotivkessel müssen mindestens zwei Sicherheitsventile erhalten. Bei Dampfschiffskesseln muß dem einen Ventil auf dem Verdeck eine solche Stellung gegeben werden, daß die vorgeschriebene Belastung mit Sicherheit untersucht werden kann. Liegt der Dampfraum unter dem Verdeck, so genügt es, wenn das eine Ventil von dem Verdeck aus leicht zugänglich ist.

§. 10. An jedem einzelnen Dampfkessel oder an den Dampfleitungsröhren muß eine Vorrichtung angebracht sein, welche den stattfindenden Druck der Dämpfe im Kessel zuverlässig angiebt (Manometer). An Dampfschiffskesseln müssen zwei solcher Vorrichtungen angebracht werden, von denen die eine im Maschinenraum im Gesichtskreise des Wärters, die zweite an einer solchen Stelle sich befindet, daß sie vom Verdeck aus leicht beobachtet werden kann.

Die Wahl der Construction für die Manometer ist freigestellt, es muß jedoch, um ihre Richtigkeit prüfen zu können, ein Controlmanometer vorhanden sein, mit welchem jeder Dampfkessel leicht in Verbindung gebracht werden kann. An allen Monometern, mit Ausschluß der Controlmanometer, muß die in der polizeilichen Genehmigung zur Benuzung des Dampfkessels zu= gelassene höchste Dampfspannung durch eine in die Augen fallende Marke bezeichnet sein.

§. 11. Die Verwendung von Gußeisen zu den Wandungen der Dampfkessel, der Feuerröhren und Siederöhren ist ohne Ausnahme und ohne Unterschied der Abmessungen untersagt. Zu den Wandungen sind in dieser Beziehung nicht zu rechnen: Ventilgehäuse, Mannlochdeckel, Deckel von Reinigungsluken und Rohrstugen, leztere sofern sie nicht vom Kesselmauerwerk umschlossen oder vom Feuer berührt sind.

Die Verwendung von Messingblech zu den Wandungen der Dampfkessel ist gleichfalls untersagt, es ist jedoch gestattet, sich des Messingbleches zu Feuerröhren bis zu einem inneren Durchmesser von 4 3oll (105) zu bedienen.

§. 12. Bei allen Dampffesseln bleibt die Bestimmung der Stärke des Materials dem Verfertiger des Kessels überlassen, und ist derselbe in allen Beziehungen sowie für die Zweckmäßigkeit der gewählten Construction verantwortlich.

Für nicht im norddeutschen Bunde gefertigte Kessel trägt die Verantwortlichkeit für Arbeit und Material der Benußer desselben, insofern nicht besondere Staatsverträge dies anders bestimmen.

§. 13. Jeder Dampfkessel muß, bevor er eingemauert und ummantelt wird, nach Verschluß sämmtlicher Oeffnungen und Belaffung der Sicherheitsventile auf den doppelten Wasserdruck seiner höchsten zulässigen Dampfspannung mittelst Druckpumpe geprüft werden. Die Kesselwände und die Wände der Feuerzüge müssen dieser Prüfung widerstehen, ohne eine bleibende Veränderung ihrer Form, oder Undichtigkeiten zu zeigen, bei welchen das Wasser in anderer Gestalt als der von kugelförmigen Tröpfchen zum Vorschein kommt.

Diese Druckprobe muß wiederholt werden:

a) nach Reparaturen, welche in der Maschinenwerkstatt haben ausgeführt werden müssen,

XIV.

b) wenn feststehende Kessel an einer anderen Betriebsstätte aufgestellt werden.

Bei aus dem Auslande bezogenen Kesseln gelten dort ausgestellte amtliche Atteste über die Druckprobe, wenn dieselben die Erfüllung hier vorgeschriebener Bedingungen nachweisen.

§. 14. An jedem Kessel muß der nach der polizeilichen Genehmigung zulässige Ueberschuß der Dampfspannung über den Druck der äußeren Atmosphäre, sowie der Name des Fabricanten, die laufende Fabriknummer und das Jahr der Anfertigung in leicht erkennbarer Weise angegeben sein.

§. 15. Die in §. 2 des Gesezes vom vorgeschriebene Untersuchung muß sich

1) auf die Construction des Dampfkessels,

2) auf die gehörige Ausführung der sonstigen in diesem Regulativ oder in der Genehmigungsurkunde enthaltenen Bestimmungen

erstrecken.

Die Untersuchung des Kessels muß vor dessen Einmauerung erfolgen, und kann in der Fabrik, wo derselbe gefertigt worden, oder an dem Orte geschehen, wo er aufgestellt werden soll.

§. 16. Die Untersuchung über die Ausführung der sonstigen Bestimmungen wird nach Aufstellung des Dampfkessels vorge

nommen.

Beide Untersuchungen werden spätestens drei Tage nach geschehener Anzeige von der erfolgten Vollendung oder Ankunft des Kessels am Bestimmungsorte, beziehungsweise von der ge= schehenen Aufstellung desselben, angestellt, und es werden die hierüber zu ertheilenden Bescheinigungen spätestens in drei Tagen nach der veranstalteten Untersuchung angefertigt und dem Empfangsberechtigten zugestellt.

Die Ertheilung resp. Versagung der Genehmigung zum Bau einer Kesselanlage muß spätestens in vier Wochen nach Einreichung des den Bestimmungen in §. 1 entsprechenden Antrages an die zuständige Behörde erfolgen.

§. 17. Bei dem Ersay alter bereits concessionirter Dampfkessel durch neue gleicher oder ähnlicher Construction bedarf es keiner neuen Concesston, sondern nur der Vorlage der §. 15 er= forderten Bescheinigungen an die Ortspolizeibehörde.

Die Abweichungen von dem im Allgemeinen zum Ausgang genommenen Entwurf des oberschlesischen Bezirksvereines (Bd. XIII, . 477 und 585) sind die folgenden:

1) bei der dem Concessionsgesuche beizugebenden Beschreibung die Angabe des Materials, aus welchem der Kessel zu fertigen; 2) die Aufnahme einer das Concessionsverfahren für Erweiterungsbauten vereinfachenden Bestimmung;

3) die Präcisirung des Ausdruckes Locomobilkessel, welcher nach den Erfahrungen mehrerer Mitglieder bis dahin von Seiten der Behörden sehr verschiedenartigen Auslegungen unterworfen;

4) Wegfall der namentlich bei unterirdischen (Eisensteintiefbau) Dampfanlagen, Walzwerken 2c. zu großen Unzuträglichkeiten führenden einschränkenden Bestimmung über die Aufstellung von Kesseln in Arbeitsräumen, hingegen Aufnahme einer Vorschrift, wonach bei jeder Kesselanlage für Hemmung der Luftcirculation in den Feuerzügen Vorsorge getroffen werden muß, dagegen wurde §. 6 der Vorlage über die Rauchabführung handelnd als nicht zur Sache gehörend weggelassen; die Anbringung von zwei Sicher= heitsventilen auf Locomobilkessel als durchaus überflüssig erachtet, während gußeiserne Dampfdome als ganz unstatthaft bezeichnet

wurden.

Die Bestimmungen über die Druckprobe wurden dahin verschärft, daß der probirte Kessel nur Undichtheiten in Form von kugelförmigen Tropfen, keinesweges aber Nebel oder Staub zeigen dürfe.

14

Vei den aus dem Auslande bezogenen Kesseln glaubte man gehörig ausgestellten amtlichen Attesten, welche nachweisen, daß der Kessel den im Regulativ vorgeschriebenen Bedingungen genügt, dieselbe Glaubwürdigkeit schenken zu müssen, wie den inländischen. Im Interesse der Grenzbezirke schien diese Bestimmung geboten.

Bei dem Ersaz auszurangirender Kessel durch neue fand man Bestimmungen über Einführung eines einfachen Ansageverfahrens am Plage.

Es erfolgte nun die Wahl des Vorstandes für das Jahr 1870, und wurde dann, gelegentlich der Vorlage eines von dem Pfalz-Saarbrücker Bezirksverein eingegangenen Rundschreibens, die dort anzuberaumende Delegirtenversammlung betreffend, die Ansicht aufgestellt, daß bei Abfassung der Denkschrift von Seiten der Delegirtenversammlung am 6. Februar in Saarbrücken die Resolution der Hauptversammlung zu Grunde zu legen sei. Dabei wurde gern constatirt, daß das neueste Circular des Hrn. Handelsministers an die Handelskammern in seinen Ansichten sich ganz mit den vom diesseitigen Bezirksverein in der Resolution vom 25. Mai 1869 (Bd. XIII, S. 607) ausgesprochenen Principien in Ueberein= stimmung befände.

Oberschlesischer Bezirksverein. (Fortsetzung von Seite 89.)

Sigung vom 25. November 1869 zu Morgenroth. Vorsitzender: Hr. Nack. Protokollführer: Hr. Reichel. Anwesend 13 Mitglieder.

Der Vorsitzende machte zunächst die Mittheilung, daß das Königl. Oberbergamt in Breslau die HHrn. Maschinen-Inspector Auft und Bergmeister Moecke, sowie die v. Tiele - Winckler'sche Bergwerksdirection um ihre Ansichten über die gegenwärtige Kesselgesezgebung befragt habe, und stellte den Antrag, das von dem Bezirksverein berathene Kesselregulativ dem Oberbergamt zum weiteren Gebrauch zu überreichen, welcher angenommen wurde.

Derselbe vertheilte ferner die Statuten des Chemnizer Unterftüßungsvereines für Techniker und ersuchte die Mitglieder, ein Statut zur Gründung eines Unterstüßungsvereines für Techniker zu entwerfen und sich der Sache anzunehmen.

Danach hielt Hr. Thomezek einen kurzen Vortrag über die Anwendung der

selbstthätigen Arretirung an der Fördermaschine auf Paulusgrube.

Diese Vorrichtung ist, nachdem das den Dampf abschließende Ventil sehr leicht gangbar gemacht worden, fortwährend in Thätigkeit und bewährt sich gut, da die Maschine stets außer Thätigkeit durch sie gesezt wird, wenn die Förderschale um etwa 1 Fuß (0TM,3) über die Hängebank gehoben wird. Redner empfahl daher den Apparat zur weiteren Anwendung, erklärte aber auf Befragen, nicht zu wissen, ob derselbe bereits bei anderen Maschinen in Oberschlesien angebracht worden ist.

Ueber die am 14. November in Kattowiz abgehaltene Versammlung von Walzwerks- und anderen Technikern zur Besprechung über die bei dem Handelseisen einheitlich festzustellenden Dimensionen der einzelnen Sorten nach Meter= maß, berichteten die HHrn. Nackt und Reichel, daß sich über diese Frage die Walzwerke direct einigen würden, und daß es Hr. Wehowski übernommen habe, die betreffenden Interessenten zu Verhandlungen einzuladen. Das Resultat werde seiner Zeit dem Verein mitgetheilt werden.

Ueber die Stellung der Maschinentechniker wurde lebhaft debattirt, jedoch von der Fassung bestimmter Anträge oder Resolutionen Abstand genommen.

Hr. Thomezek hielt nunmehr einen längeren Vortrag über

die Construction von Schachtsäßen und versprach, denselben zur Veröffentlichung in der Zeitschrift des Vereines zu übergeben.

Derselbe referirte ferner über die

Explosion eines Dampfkessels auf Mannweilerschacht der
Hohenlohegrube.

Bei diesem Kessel, von Cornwallconstruction, mit einem äußeren Hauptrohre von 6 Fuß (1,88) Durchmesser und 30 Fuß (9,42) Länge, ist das Feuerrohr von 39 Zoll (1,02) lichter Weite bei einer Dampfspannung von 35 Pfd. (2,56 Kilogrm. pro Quadrat= centimeter) Ueberdruck durch den Dampfdruck zusammengedrückt worden. Die Bleche desselben, ursprünglich 5 Linien (11) stark, sind während des noch nicht vierjährigen Betriebes durch das saure Speisewasser sehr angegriffen und an vielen Stellen nur noch Zoll (6,5) dick gewesen. Ebenso waren fast alle zwölf Anker von Zoll (32) Stärke, welche zur Verstrebung des Feuerrohres angebracht waren, durchgerostet. Eine vom Vortragenden vorgelegte Zeichnung gab ein Bild von der Zerstörung des Kessels.

Derselbe legte noch eine Zeichnung zu einer kleinen Wasserhebungsmaschine mit einem Steuerungsmechanismus vor, welcher bei großer Einfachheit gestattet, die Maschine beliebig langsam und schnell gehen zu lassen.

Generalversammlung vom 19. December 1869 zu Kattowig. Vorsitzender: Hr. Nack. Protokollführer: Hr. M. Schroedter. Anwesend 11 Mitglieder und 5 Gäste.

Dieselbe wurde mit Erledigung der am Jahresschluß stattfindenden Berichte, Vorstandswahlen u. s. w. ausgefüllt.

Pfalz - Saarbrücker Bezirksverein. (Fortsetzung von Seite 91.)

Sizung vom 19. December 1869 zu Saarbrücken. Vorsitzender: Hr. F. Rerroth. Schriftführer: Hr. D. Krüger. Anwesend 17 Mitglieder und 4 Gäste.

Der Vorsitzende eröffnete die Sizung mit dem Bericht über das ablaufende Vereinsjahr 1869, an welchen sich der Gassen= bericht und die Neuwahl des Vorstandes für 1870 anschlossen.

Auf Antrag des Vorsitzenden wurde die erste Versammlung im Jahre 1870 zur endgültigen Erledigung der Kesselcontrolfrage festgesezt und dabei erwähnt, daß die Commission zur Vorberathung dieser Frage am 17. December eine Sigung abhielt, in welcher die von Hrn. Dr. Bothe ausgearbeitete Denkschrift vorgelegt wurde, und daß die Commission die Absicht habe, vor der nächsten Versammlung des Bezirksvereines nochmals zusammen zu kommen, um die Schlußredaction der Denkschrift und der sie begleitenden Motive vorzunehmen.

Hr. Weber berichtete hierauf über die kürzlich stattge= fundene

Explosion eines Dampfkolbens.

Der Kolben von Ramsbottom'scher Construction war mit zwei Stahlringen versehen und die Deckplatte an dem Kolbenkörper mit sechs Nieten befestigt. Um Liderungsringe von genau gleicher Breite verwenden zu können, sollte eine Verbreiterung der Stege durch Ausgießen mit Composition hervorgebracht werden, und fand, indem der Kolben über einer Feuerung erhißt wurde, die Explosion Statt. Hr. Weber erklärte diese Erscheinung durch die Annahme, daß sich Wasser im Kolben befunden, und die Ausdehnung des Dampfes, welcher sich entwickelte, die Erploston verursacht habe.

Hr. Dihm erläuterte alsdann den Inhalt des in Nr. 46 der Deutschen Bauzeitung", S. 561, enthaltenen Artikels: „Beweglicher Krahn mit selbstthätigem Contregewicht" durch

"

Zeichnung und Beschreibung. Redner wies nach, daß dieser Artikel grobe Fehler und Verstöße gegen die Grundprincipien der Mechanik enthalte, und die vorhandenen Rechenfehler auf unrichtiger Auffassung der Geseze der festen und losen Rolle basiren; es erscheine ihm die Behauptung eines Fachmannes, daß durch die beschriebene Vorrichtung an Zugkraft gespart werde, als unbegreiflich, und die im Schlußsay enthaltene Aufstellung: „es lasse sich leicht_mathematisch beweisen, daß man Lasten heben und senken könne mittelst eines ruhenden Contregewichtes bloß mit Ueberwindung der Reibungswiderstände", als an die Berechnung des Perpetuum mobile grenzend. Der Vortragende verlas den von ihm unter dem 16. November 1869 an die Redaction der erwähnten Zeitschrift gerichteten Brief, in welchem er den angezogenen Artikel kritisch beleuchtete, und fügte hinzu, daß er hierauf bis jezt seitens der Redaction ohne Antwort geblieben sei.

Zweigverein.

Technischer Verein für Eisenhüttenwesen.
(Fortsetzung von Seite 157.),

Generalversammlung vom 5. December 1869 in Deus. Vorsitzender: Hr. Schlink. Anwesend 60 bis 70 Mitglieder. (Fortsetzung.)

Die Versammlung ging nun über zu dem zweiten Punkte der Tagesordnung, dem

Bericht über den Gang der Vorarbeiten zu den Versuchen über Kesselerplosionen,

welchen Hr. Dr. Cohn folgendermaßen erstattete:

"

Der an mich ergangenen Aufforderung gemäß mache ich Ihnen, m. H., heute über den Stand der Arbeiten, die Erplosionsursachen der Dampfkessel betreffend, Mittheilung. Darf ich Sie gleich nicht durch näheres Eingehen auf einzelne Versuche ermüden, so will ich in kurzem Umrisse das darstellen, was bis jezt erzielt wurde, was für die nächste Zeit in Aussicht genommen ist, und welche Auffassungen der Fragen überhaupt für die vorliegenden Arbeiten leitend waren.

Es wurde der von Ihnen für diese Untersuchungen erwählten Commission ein Bericht eingereicht, welcher sich im Detail über die beregten Fragen aussprach, die Apparate für die anzustellenden kleineren Versuche angab, Versuche an wirklichen Kesseln, welche diesen kleineren Versuchen parallel laufen sollten, in Vorschlag brachte und das in den verflossenen Monaten in der Angelegenheit Geschehene ausführlich beschrieb. In der kürzlich stattgehabten Commissionssizung nun, an welcher ich persönlich Theil nahm, find wir übereingekommen, uns vorläufig noch ganz auf Beob= achtungen an kleinen Versuchskesseln zu beschränken und die Erscheinungen an wirklichen Kesseln erst in einer späteren Periode der Arbeiten zu studiren.

Die Anregung zu diesem Unternehmen entstand durch die in Deutschland verbreitete Ansicht, daß Kessel nicht nur in Folge von Mängeln in der Beschaffenheit, Construction und Wartung, sondern auch in Folge gewisser, unter noch nicht genügend be= kannten Bedingungen eintretenden Siedevorgängen erplodiren können, und sich somit aus einem Studium dieser Verhältnisse Maßregeln ergeben dürften, durch welche die Zahl der Erplosionsfalle gemindert werden kann. Eine der wesentlichsten Hauptstüßen dieser Ansicht liegt in den Arbeiten von Dufour, welche lehren, daß man Flüssigkeiten unter passenden Umständen eine Temperatur ertheilen kann, welche weit über dem Siedepunkte für den stattfindenden Druck liegt, ohne daß sich Dampf entwickelt, und daß alsdann die Dampfentwickelung plöglich in mehr oder minder stürmischer Weise eintritt. Ueber die mechanischen Effecte, welche solche plötzliche Dampfentwickelungen, insonderheit bei höheren

Temperaturen und Drucken, ausüben können, ist bis jest Nichts bekannt, und eben da Nichts darüber bekannt ist, sprach Dufour den Wunsch aus, man möge untersuchen, ob und in welchem Grade diese stoßweisen Dampfentwickelungen im Stande seien, dem Kesselbetriebe gefährlich zu werden.

Hiermit ist das, was positiv bis jetzt in dieser Richtung ge= leistet ist, erschöpft, und die jüngst verflossene Zeit hat gelehrt, aus welchen Gründen diese wichtige, von Dufour aufgeworfene Frage nicht so leicht und schnell eine Beantwortung finden konnte. Es sind wesentlich drei Punkte, welche es erforderlich machen, eine lange, andauernde Arbeit und größere Mittel der Entscheidung dieser Frage zuzuwenden. Der erste Punkt liegt in der Schwierigkeit, Siedeverspätungen, welche in sorgfältig gereinigten Glasgefäßen leicht entstehen, in ausreichender Größe in größeren Metallgefäßen herzustellen, und ich muß leider in Aussicht stellen, daß noch eine längere Zeit verstreichen wird, bis wir die Bedingungen für den Eintritt dieser Sicdeverspätungen genügend beherrschen, um dieselben zum Zwecke unserer Versuche in wirklichen Kesseln beliebig produciren zu können.

Der zweite Punkt liegt in der Schwierigkeit, Stoßeffecte zu messen. Wir können bei den Versuchen selbstredend nicht stets bis zur wirklichen Sprengung der Gefäße vorgehen, sondern müssen die bei verschiedenen Graden der Siedeverspätung und bei verschiedener Art ihrer Aufhebung eintretenden Stöße durch Zahlen messen können, welche uns zu beurtheilen erlauben, für welchen constant wirkenden Druck ein Gefäß construirt sein muß, welches diesen Stößen mit Sicherheit Stand halten soll. Es sind in dem erwähnten Berichte hierhin zielende Maßmethoden in Vorschlag gebracht, jedoch wird ohne Zweifel noch Mancherlei durch längeres Probiren umzuändern sein, bis wir die erwünschte Genauigkeit erreichen. Eine dritte Schwierigkeit liegt darin, daß Messungen von den Stoßwirkungen an kleineren Apparaten keine sicheren Schlüsse auf die wirklichen Kessel gestatten. Die Gefährlichkeit einer Siedeverspätung von bestimmter Größe wird wahrscheinlich mit der Größe des Kessels in Zusammenhang stehen, jedoch nach einem Geseze, welches sich nicht wohl ermitteln läßt. Vielleicht wird die zur Deformation des Keffels bei der Stoßwirkung verwendete lebendige Kraft annähernd der überhißten Wassermasse proportional sein. Diese wächst im cubischen, die Wandfläche im quadratischen Verhältnisse der linearen Kesseldimensionen. Haben nun die Stoßmessungen bei kleineren Apparaten gleich ihren Werth für die Ausbildung der Meßmethoden und auch in anderer Richtung, so sagen dieselben für den wirklichen Kesselbetrieb nichts Maßgebendes aus, und unser Endziel muß doch dahin gerichtet sein, diese Stöße an wirklichen Kesseln zu messen. So stellt sich denn heraus, daß, abgesehen von allen anderen Erplosionsursachen, allein die Entscheidung der von Dufour aufgeworfenen wichtigen Frage das Object einer längeren, erhebliche Mittel in Anspruch nehmenden Arbeit wird. Ist nun gleich in Bezug auf den Siedeverzug nichts weiter, als die von Dufour hingestellte theoretische Möglichkeit seiner Gefahren vorhanden, so ist dennoch, ohne Zuführung neuer Thatsachen, die Lage der Dinge wesentlich im Laufe der seit Dufour's Arbeiten verflossenen Zeit verändert. Gine mehr speculative Betrachtung der Sache hat der öffentlichen Meinung über diesen Punkt eine Richtung gegeben, welche nicht ganz richtig und vortheilhaft sein mag. Die Kesselerplosionen durch Siedeverzug sind von der Rolle einer theoretischen Möglichkeit emporgestiegen zu der einer durch das Material der Explosionsfälle bewährten Thatsache. Die Engländer gewannen aus ihrem enormen, auf's fleißigste bearbeiteten Material nicht die Ueberzeugung, daß die stattfindenden Explosionen durchaus unbedingt nöthigen, nach anderen Ursachen als schlechter Construction, Beschaffenheit und Vernachlässigungen zu suchen. Wir dürfen des

halb nicht vorausseßen, daß ihnen die theoretischen Gesichtspunkte, welche uns leiten, fremd find. Als Praktiker schenken sie denselben jedoch nicht früher eine Berücksichtigung, bis eben die Praris die Nöthigung hierzu bietet. Es ist nun einerseits berechtigt, mehr sein zu wollen, als ein Praktiker, und von der Theorie ausgehend der Praris zu dienen. Anderseits aber ist es im Hinblick auf die thatsächlich in Deutschland verbreiteten Anschauungen unumgänglich nöthig, Gewißheit über die aufgestellten Behauptungen zu erlangen. Ueberlegen Sie, m. H., daß für Anschaffung von Stichl'schen Explodicautoren schon in der Industrie Summen verausgabt sind, welche die für unsere Untersuchungen erforderlichen Mittel vielleicht übersteigen werden. Es ist nun aber einerseits unerwiesen, daß der Sicdeverzug Explosionsursache sein kann. Daß bei einer großen Mehrzahl der Erplosionen, bei denen man dem Siede= verzuge Schuld giebt, ganz andere Gründe vorliegen, welche dort, wo größere Kesselgesellschaften thätig sind, ermittelt werden, ist anzunehmen. Andererseits aber ist es sehr anzuzweifeln, ob dieser Erplodicautor wirklich im Stande ist, den Siedeverzug zu verhindern. Ich werde Ihnen, m. H., einen Versuch vorführen, wo schon bei einer kleinen, in einem Becherglase befindlichen Wassermasse ein Theil der Flüssigkeit im Zustande des Siedens ist, ohne daß der Siedeverzug in der gesammten Wassermasse aufgehoben. wird. So ist denn auch in Frage gestellt, ob die localen Erschütterungen durch Function der Erplodicautorpumpe im Stande sind, in der gesammten großen Wassermasse des Kessels Siedeverzüge zu hindern oder aufzuheben.

Gelingt es, unser Ziel zu erreichen, so werden wir definitiv feststellen, ob und welche Gefahren im Siedeverzuge und den anderweit besprochenen Erplosionsursachen liegen, und wie sie zu vermeiden sind. Nach dem gegenwärtigen Standpunkte dürfen wir sagen:

Daß unversehrte Kessel durch Siedeverzug und die anderweitig besprochenen Erplosionsursachen dieser Art erplodiren, ist kein Ergebnis der Thatsachen, sondern eine theoretische Vermuthung, und es ist die Aufgabe dieses Unternehmens, definitive Gewißheit darüber zu erlangen. Daß bei geschädigten Kesseln geringere Stöße, seien ste durch Siedeverzug oder andere Gründe producirt, häufig die äußere Veranlassung der Erplosion werden, ist sehr wahrscheinlich. Daß jedenfalls in der Mehrzahl der Fälle die Erplosionen mit schlechter Beschaffenheit, Construction und Wartung der Kessel verbunden sind, muß wohl angenommen werden.

Werfen wir nun zunächst einen Blick auf die allgemeineren, die Kesselerplosionen betreffenden Verhältnisse. Bei jeder Kesselerplosion haben wir streng zu sondern: die nur verhältnißmäßig geringer Motive bedürfende Zerstörung des gespannten Kessels von der gewaltigen Arbeit, welche frei wird, wenn die Wassermasse nach dieser Zerstörung unter atmosphärischem Drucke Dampf ent= wickelt und welche im Stande ist, ganze Gebäude zu zertrümmern. Die mechanische Wärmelehre gestattet die lettere Arbeit zu berechnen. Eine solche in dem erwähnten Berichte ausgeführte Rechnung ergab bei mäßigen Annahmen die Zerstörungsarbeit von mehreren Millionen Kilogrammmeter, welche ohne Zweifel als ausreichend zu den häufig auftretenden Verwüstungen angesehen werden darf *). Es darf das nicht befremden, denn diese in dem

*) Eine näherungsweise Berechnung der zerstörenden Arbeit einer Kesselexplosion, bei welcher 10,000 Kilogrm. Waffer von 150° C. (das entspricht 3,7 Atmosphären Ueberdruck) plötzlich unter atmosphärischen Druck gesezt werden, ergiebt sich folgendermaßen:

Wir betrachten den Vorgang, wie wenn 10,000 Kilogrm. Waffer von 150° C. in einer ausdehnsamer Hülle Dampf entwickeln, bis Waffer und Dampf die Temperatur 100° C. besitzen.

1) Wir führen 10,000 Kilogrm. Waffer 512,000 W.-E. zu, wodurch dieselben nach Regnault's Ermittelungen auf 150° C. erhitzt werden.

Kesselwasser aufgespeicherte Wärmemenge können wir ja bekanntlich auch in der Weise in Arbeit umsehen, daß wir nach dem Herauszichen des Feuers die Maschine noch weiter Dampf absaugen Lassen und im Gang erhalten, und wir wissen, daß wir bei mäßig großen Kesseln in dieser Zeit noch große Lasten mit der Maschine zu einer Höhe heben könnten, von der sie herabstürzend das ganze Fabriketablissement zertrümmern würden. Der Träger der zerstörenden Kraft ist demnach die in dem Kessel befindliche Wassermasse, und wenn wir einen Kessel plöglich entleeren, wie das, ohne durch die Entlastung erhebliche Gefahr herbeizuführen, wahrscheinlich in recht kurzer Zeit geschehen kann, so ist derselbe wesent=

Jetzt bilde sich Dampf bis Wasser und Dampf die Temperatur 100° C. haben. Das hierbei in Dampf verwandelte Wassergewicht sei G Kilogrm.

2) Von den 10,000 Kilogrm. Wasser von 100° C. verwandeln wir durch Zuführung von 536,5. G W.-E. G Kilogrm. unter atmosphärischem Drucke in gesättigten Dampf. Im zweiten Falle haben wir, um von dem nämlichen Anfangszustande in den nämlichen Endzustand zu gelangen, wie im ersten Falle, 512,000 — 536,5 G W.-E. weniger consumirt, als im ersten Falle; daher müssen, da die innere Arbeit in beiden Fällen gleich ist, im ersten Falle 424 (512,000—536,5 G) Kilogrmmtr. Arbeit mehr geleistet sein, als im zweiten Falle, wobei 424 als das mechanische Aequivalent der Wärmeeinheit gesetzt wurde. Aus 1 Liter Wasser entstehen 1681 Liter gesättigter Wasserdampf von 100o C. Die im zweiten Falle geleistete äußere Arbeit beträgt daher G. 16,800 Kilogrm. Demnach ist die von uns gesuchte, im ersten Falle producirte Arbeitsleistung A ausgesprochen durch:

A = (512,000 536,5 G) 424 + 16,800 G

oder berechnet
A = 217,088,000 210,676 G Kilogrmmtr.
und es handelt sich nur um die Ermittelung von G.

Ift in einem Augenblicke des Vorganges die Temperatur t, das in diesem Augenblicke in Dampf vorhandene Wassergewicht (G.), jo wird bei Bildung eines neuen Dampftheilchen d. (G.) der Wassermasse (10,000 — (Gr)) Kilogrm. die Wärmemenge Lt. d (G1) entzogen, wenn Lt die latente Wärme für die Temperatur t darstellt. Hierdurch finde eine Temperaturerniedrigung dt Statt. Die Differentiation des Regnault'schen Ausdruckes t + 0,00002t2 +0,0000003 t3, welcher die Wärmemenge zur Erhißung der Einheit Wasser von 0o C. auf to C. darstellt, lehrt, daß der Wassermasse (10,000— G.) Kilogrm. eine Wärmemenge (10,000 — G.) (1 +0,00004 t +0,000c009 t2) dt

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lich gefahrlos geworden. Daß wenigstens ein solch entleerter Kessel ganze Gebäude zerstört, wird zu einer physikalischen Unmöglichkeit. Bei jeder größeren Zerstörung durch eine Erplosion stammt die lebendige Kraft aus der im Kesselwasser angehäuften Wärme, und so geht der zerstörenden Wirkung stets ein Vorgang voraus, welcher die Wassermasse des Kessels unter geringen Druck sezt. Es geschicht das meist, indem zunächst an den schadhaften Stellen des Kessels ein Riß entsteht und alsdann durch die Entlastung mittelst Dampfbildung ein großer Theil der im Kessel aufgespeicherten Wärme momentan in Arbeit umgesezt wird. Diese durch die Entlastung producirte Arbeit führt von dem localen Risse zur wirklichen Erplosion des Kessels. Demgemäß ist ein Riß des Kessels um so gefährlicher, je größer die durch ihn plöglich eintretende Entlastung ist, und so erklärt sich, daß Risse unter Wasser bei erheblicher Größe, in Rücksicht auf die im Verhältnisse zu Gasen geringe Ausströmungsgeschwindigkeit von Flüssig= keiten, nie so gefahrdrohend sind, als nur kleine Risse im DampfEine verhältnißmäßig nur geringe Oeffnung im Dampfraume ist eben im Stande, momentan den Druck über der Wassermasse sehr zu reduciren, während das durch eine unter Wasser befindlichen Oeffnung austretende Wasservolumen nur zu einer ganz geringen Entlastung Veranlassung giebt. Aus ähnlichem Grunde führen denn auch auf einen kleinen Raum beschränkte Verlegungen der Kesselwand unter Wasser häufig nur zu einem Rinnen des Kessels, während unbedingt Explosionsgefahr vorhanden ist, wenn größere Flächen der Kesselbleche ganz dünn ge= worden sind und nun durch ein Aufreißen zu einer plößlichen sehr starken Entlastung Veranlassung geben.

Es ist damit selbstredend nicht gesagt, daß größere dünn gerostete Flächen unbedingt zur Erplosion führen. Es ist eine Thatsache, daß bei ganz ruhigem Sieden und constant wirkendem Drucke, Kessel sehr hohen Spannungen gewachsen sind, deren Blechstärke an vielen Stellen fast auf Papierdicke reducirt ist, daß alsdann jedoch auch geringe Stoßwirkungen gefährlich werden. Sollte daher die Untersuchung auch ergeben, daß die fraglichen Stoßerscheinungen Kesseln von guter Beschaffenheit ungefährlich find, so wird ihre Vermeidung doch dazu führen, daß von den vernachlässigten Kesseln eine geringere Anzahl zur Erplosion ge= langt, indem sie vorher aus ökonomischen und anderen Gründen betriebsunfähig werden. Es berühren diese Betrachtungen ebenfalls eine Erscheinung, welche dauernd ein Gegenstand der Verwunderung gewesen ist. Es ist die Erscheinung, daß Kessel häufig beim Anlassen der Maschine explodiren. Ein geringerer Druck scheint ungefährlicher als ein höherer, und so wurde man geneigt, die Erplosionsursache in solchen Fällen nicht der schlechten Beschaffenheit des Kessels, sondern ganz allein anderen, bei dieser Druckverminderung auftretenden Vorgängen zuzuschreiben. Durch das Rachsteden nach einer Druckverminderung entstehen nun allerdings etwas höhere Drucke, als sie daraus hervorgehen sollten, daß sich Wassertemperatur und Druck wieder in Einklang segen. Denken wir uns den Kessel als einen aufrecht stehenden Cylinder und über dem Wasserniveau einen Stempel, so wird beim Nachfieden nach einer Entlastung dieser Stempel nicht nur so weit steigen, bis über und unter demselben gleicher Druck herrscht, sondern der durch die lebendige Kraft der neuen Dampfbildung in Bewegung versezte Stempel wird über diese Lage hinausgehen und den über ihm befindlichen Dampf zu überhigtem Dampfe von höherer Tension comprimiren. Auf diesem Principe beruht die Erscheinung, daß nach Entlastungen die Sicherheitsventile häufig abblasen. Kann nun gleich eine starke Druckverminderung einerseits durch die lebendige Kraft der Dampfentwickelung bei regulärem Nachfieden, andererseits auch durch den Eintritt eines Siedeverzuges und die bei seiner Aufhebung eintretenden Stöße Gefahren

bieten, so erfordert an und für sich eine Druckverminderung eine erhöhte Haltbarkeit des Kessels. Denke ich einen Kessel mit comprimirter Luft von 8 Atmosphären gefüllt und plöglich von diesem Drucke befreit, so wird derselbe für mehr als 8 Atmosphären baltbar sein müssen, wenn wir uns nicht der Gefahr einer Erplo= sion aussehen wollen. Bei der durch die Druckentlastung bedingten Gestaltsänderung treten die Theilchen der Wandung nicht sofort in die dem neuen Drucke entsprechende Gleichgewichtslage, sondern schwingen, da sie mit einer gewissen Geschwindigkeit in derselben anlangen, über dieselbe hinaus. Läßt sich nun gleich diese gewiß sehr geringe, übrigens auch von der Gestalt des Gefäßes ab= hängige, vermehrte Anstrengung desselben bei einer Druckverminderung nicht strenge ausdrücken, so läßt sich jedenfalls verstehen, daß sowohl aus diesem Grunde, wie auch durch die beim Nach= sieden producirte lebendige Kraft Kessel, welche durch ihre schlechte Beschaffenheit ganz nahe daran sind zu explodiren, gerade beim Anlassen der Maschine oder bei jeder anderen Druckverminderung zur Erplosion gelangen.

Gehen wir jezt etwas genauer auf den Gegenstand der vorliegenden Arbeiten ein. Es sind drei Explosionsursachen, welche zunächst der Untersuchung unterworfen werden sollen: die Druckentlastung im weiteren Sinne, der Siedeverzug und das Erglühen der Kesselbleche. Die lettere Frage soll in Angriff genommen werden, wenn wir in den beiden ersteren weiter vorgeschritten sind, und ich will, da bis jezt wenig über dieselbe zu berichten ist, mit ihr beginnen. Das Erglühen einer genügend großen Fläche der Kesselwand kann durch die verminderte Festigkeit der Bleche ohne Weiteres Explosionsursache werden, da eben diese glühenden Bleche dem Drucke nicht mehr gewachsen sind, welchen die kalten Bleche ertragen können. Das Erglühen des Kessels durch Wassermangel und die Vorgänge, welche bei der Speisung alsdann eintreten, fallen nicht in unser Bereich. Unser Unternehmen ist ein praktisches und gegen Wassermangel wird sich eben nie etwas Anderes thun lassen, als rechtzeitig speisen, und es könnte höchstens auf eine Verbesserung der Alarmschwimmer und der Black'schen Sicherheitsapparate hingesteuert werden. Wohl aber ist es denkbar, daß, abgesehen von dicken Kesselsteinkrusten, auch durch gewisse Ueberzüge anderer Art, welche die Wärme wenig leiten und schwer beneßt werden, auch bei richtigem Wasserstande die Kesselbleche glühend werden könnten. Ein innen angerußter Silberlöffel kann zum Glühen gebracht werden, ohne daß darin befindliches Wasser stedet. Welcher Art solche Ueberzüge beim wirklichen Kesselbetriebe sein könnten, verbleibt der weiteren Untersuchung. Besonders wo mit Condensationswasser gespeist wird, könnten sich durch das. mitgerissene Del unlösliche Metallseifen bilden, welche auf den Kesselblechen festbrennen. Es sind Fälle bekannt, in denen Kessel troh richtigem Wasserstande und starker Feuerung aufhörten, die erforderliche Dampfmenge zu liefern, und alsdann erplodirten.

Was die Druckentlastung betrifft, so ist die Art, in welcher diese gefährlich wirkt, vielfach Gegenstand der Erörterung gewesen. Es ist zunächst die Auffassung Kayser's zu erwähnen. Kayser nimmt an, daß durch die Dampfbildung nach einer Entlastung ein Stoß entsteht, der durch seine Fortpflanzung in der wenig compressiblen Wassermasse den unteren Theil des Kessels, welcher mit Wasser erfüllt ist, zerschmettert. Sie wissen, m. H., daß eine Glasthräne, wenn ich in der Luft ihre Spize abbreche, mit einem scheinbar geringen Stoße in Pulver zerfällt. Thue ich ein Gleiches unter Wasser in einem starken geschliffenen Glase, so ist bekannt, daß der nämliche Stoß bei seiner Fortpflanzung im Wasser das Glas zerschmettert. Es ist bei der Entlastung dauernd das Bestreben gewesen, darüber zu reflectiren, wie auch bei geringen Drucken, wenn nur Druckdifferenzen vorhanden sind, Effecte geübt werden können, welche im Stande sind, starke Kessel zu zersprengen.

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