Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Basari †) gedenkt desselben mit Beyfall unter meh rern vorzüglichen und ganz unbescholtenen Gemåle den des Giulio. So citire wohl kein Kenver das uns züchtigste aller unzüchtigen Gemälde! - Es ist ferner im J. 1765 nach einer Zeichnung des Jos seph Silvestri von Bartholomäus Crivelari in Benedig, zur Folge von Kupferstichen der Galles, rie von Sans Souci, in Kupfer gestochen wors den. Würde man in eine solche Sammlung ein fcheußlich unzüchtiges Gemälde bringen? Würde der Zeichner und der Kupferstecher sich unter einem so unzüchtigen Gemälde nennen? Håtte Hr. v. 3. den Kupferstich vor sich gehabt, damit er seinem ungetreuen Gedächtnisse zu Hülfe gekommen wåre; $ 4

fo

†) Della Signora Isabella Buschetta fece poi Giulio il ritratto, e belliffimo, in un quadretto piccolo di una Nativita di Crifto, alto un braccio, che è oggi appreflo al Sig. Vefpafiano Gonzaga, con un altro quadro donategli dal Duca Federigo, pur di mano di Giulio; nel quale è un giovane, e una giovane abbracciati infieme fopra un letto, in atto di farfi carezze, mentre una vecchia dietro a un ufcio nafcofamente gli guarda, le quali figure fono poco meno che il naturale, e molto graziose. Man sehe die Vite de' piu eccellenti Pittori da Giorgio Vafari. Tomo IVto Firenze 2772, 4. p. 349.

T

[ocr errors]

so håtte er unmöglich dieses Gemälde so ganz falsch charakterisiren können. Es ist auf Holz gemalt, sechs Fuß hoch, zehn Fuß breit; es stellt eine månnliche und weibliche Figur vor, die auf einem Bette sißen, die männliche Figur lehnt sich mit dem rechten Vorderarm und Hand auf ein rundes Küssen, und die weibliche Figur schlägt den rechten Arm um den Hals der männlichen Figur. Die weibliche Figur ist ganz nackend, die männliche aber ist um die Mitte des Leibes mit einem Gewande bedeckt, auf welches der linke Arm der weiblichen Figur fällt. Dieses Ges mälde kann allenfalls der Strenge nach sehr ernsthaften Personen anstößig seyn, wie es auch so manche andere Vorstellungen seyn werden, die man in Bildergallerien findet; aber dem gewöhn. lichen Sprachgebrauche nach, ist es nicht ein unzüchtiges Gemälde zu nennen, noch weniger kann es unter allen unzüchtigen Gemålden in der Welt im ersten Range stehen; welches man allenfalls von so einem Gemälde sagen könnte, wie Voltaire erdichtete, aber warlich nicht von diesem. Schon das ganz widrige Kolorit des Ges måldes zeigt, daß es nicht in die Gallerie ges stellt ist, um Wollüftigen Vergnügen zu machen;

Jondern

sondern weil es ein großes Gemälde von Gius lio Romano ist. Hr. v. 3. hätte sich doch wohl vorstellen sollen, daß wenn ein König eine Gemåls degallerie errichten will, er auch gern Gemälde von Raphael (man sehe oben den III. Heft Seite 291) Giulio Romano und dergleichen großen Meistern haben will; er håtte doch be, denken sollen, daß sie nicht nur sehr theuer, sons dern auch sehr rar find, und daß also, wenn einmal ein ächtes Gemälde von einem solchen Künstler zu verkaufen vorfällt, man über den Gegenstand des Gemäldes wegsehen muß. Zus dem ist ein Gemälde mit nakkenden Siguren von Giulio Romano in eluer Gallerie um so viel angenehmer und vorzüglicher, da die Zeich nung den hauptsächlichsten Werth der Werke der römischen Schule ausmacht. Der König hatte schon einige Jahre lang auf ein Bild von Giulio Romano von einer gewissen Größe vergebens Koms mission gegeben, ehe er eines bekommen konnte. Als dieses endlich ungefähr im J. 1767 ankam, war der König mit dem unangenehmen Koloritte gar nicht zufrieden, und es würde vielleicht sicht einmal an diese Stelle in der Gallerie ge; hängt worden seyn, obgleich der König so sehr

gerne

gerne ein großes Galleriestück von Giulio Ros mano in derselben haben wollte, t) wenn es nicht durch eine fortgefekte Neckerey mit dem Markis d'Argens geschehen wäre, welcher das Stück von Giulio Romano allzusehr heruntergesetzt, und Romulus und Remus, ein herrliches Stück von Carlo Maratti, tt) welches an dieser Stelle hing, allzugeflissentlich gelobt hatte. Also der Gegens stand des Gemåldes kam bey einem so raren Galz leriestücke gar nicht in Betrachtung. Wäre auch dies Gemälde wirklich unzüchtig, so würde bey einem Meister, wie Giulio Romano, dessen

Stücke

4) Die beiden vorher unter dem Namen von Giulio Romans in der Gallerie befindlichen Stücke konn ten dem König nicht Genüge thun. Mars und Venus ist nur im Karten, wornach in Brüffel eine Tapete gewirkt worden ist, und die Vermählung der heil. Katharina ist ein ganz kleines Staffes leystück. Zudem war ein solcher Gegenstand dem Könige nicht angenehm; er war kein Liebhaber von Heiligenbildern, und würde dies lezte Stück gewiß nicht gekauft haben, wenn es nicht wegen des Namens von Giulio Romans gewesen wäre. ++) Dieses herrliche Stück wurde nach Berlin ger bracht, wo es jeßt eine große Zierde der dørs tigen. Gallerie ift. S. Puhlmanns Beschreibung der Gallerie zu Berlin 1790. gr. 8. S. 86.

Stücke doch so schwer zu bekommen sind, es eben, so ungereimt seyn, daraus zu schließen, der Kd: nig habe Gefallen an unzüchtigen Gemälden gefunden, oder ihn zur Schau tragen wollen, als wenn man aus der Vermählung der heiligen Catharina von Siena mit Christus, von Giulio Romano, welche im Kabinette hängt, schließen wollte, er hätte dadurch die Meinung beguns ftigen wollen, als hätte er geistliche Gemälde sehr geliebt. In Galleriestücken kommt ja, wie es jedermann bekannt ist, nicht so sehr der vors gestellte Gegenstand, als die Kunst des Malers in Betrachtung.

Wie wenig aber der König an unzuchtigen Gegenständen Gefallen hatte, und sie auch kaum der Kunst des Malers oder Zeichners wegen duls Dete, zeigt folgende Anekdote, die ich von sehr ficherer Hand weiß. Det Hr. Kommerzienrath Trible, ein Mann, der sehr viele Gemälde an den König verkauft hat, and ein wahrer Kenner der Kunst war, besaß eine ganz vortrefliche Zeiche nung in Tusch von Giulio Romano, eine Prias peje, die er dem Könige anbot. Der König konnte sich lange nicht entschließen; endlich kaufte

er

« ZurückWeiter »