Abbildungen der Seite
PDF
EPUB
[ocr errors]

ist von den lebhaftesten Farben gehoben: ihre Augen sind von einem blassen Blau und versprechen nicht viel Geist; ihr Mund ist klein; alle ihre Züge sind niedlich, ohne schön zu sein und das gesammte Ganze ihres Gesichtes ist so reizend und so kindlich, daß man glauben sollte, dieser Kopf gehöre einem Kinde von 12. Jahren an; ihre Hare find blond und natürlich gelockt; aber, alle ihre Schönheiten sind durch schwarze und übelgestaltete Zähne entstellt. Sie hat wenig Anstand, viel Unbehülflichkeit im Sprechen und sich verständlich zu machen, und es ist nöthig zu errathen, was sie sagen will, was sehr in Verlegenheit setzt." -Friedrich empfahl sie seiner Schwester, war aber sehr unwillig über seine junge Gemalinn, als sie auch dabei sich verlegen zeigte. Vor der Verheirathung hatte er seine Braut so unleidlich nicht gefunden; ihr Außeres gefiel ihm; und dem Mangel an Erziehung, sowie der schlechten Art sich zu kleiden, glaubte er, werde seine Schwester von Baireuth abhelfen, gegen welche er sich auch äußerte, daß seine Abneigung gegen sie mehr erkünftelt sei, um das dem Könige gebrachte Opfer desto wichtiger erscheinen zu lassen. Auf keine Weise war wohl das Schicksal der Kronprinzess beneidenswerth; denn auch die Königinn, welche überhaupt intriguant war, zeigte sich ihrer Schwiegertochter sehr abgeneigt, da sie, unschuldigerweise, ihre Unterhandlungen mit England zerstört hatte. Wie das eheliche Verhältniss der beiden jungen Herrschaften selbst zu einander gewesen, bezeuget am zuverlässigsten das ,,Journal secret du Baron de Seckendorf')" und das Schreiben des Obersten von Münchow an den Buchhändler Nicolai." Friedrich ist nie in seine Gemalinn verliebt gewesen; aber, er hat långer als zehn Jahre immer ehelich mit ihr gelebt und sie ihrer vielen Tugenden wegen lebenslang überaus hoch schåßen müssen.

[ocr errors]

Der König war jest mit seinem Sohne im Ganzen vollkom men zufrieden; nur daß ab und zu wieder des Vaters alte Abneigung zum Thronfolger auflebte: bis auch diese endlich in Friedrich Wilhelms leßten Regierungsjahren ganz erstarb.

1) p. 37, den 7. März 1735; p. 103, den 17. Jan. 1736; p. 144-149, den 2. Jul 1736; - v. Münchow spricht a. a. D. S. 525 über die Zeit von 1740 bis 1746; - Freimüthige Anmerkungen zu Zimmermann's Fragmenten. Abtheilung 1 S. 166.

Die brandenburgischen Kurprinzen hatten zu ihrem Siße und Leibgedinge gewöhnlich ein Amt in der Mark Brandenburg erhal ten: Friedrich I. das Amt Köpenick, Friedrich Wilhelm I. das Amt Wusterhausen; Friedrich bekam das Amt Ruppin und ließ in seinem Namen durch den ehemaligen Oberhofmeister der Krons prinzess, von Wülknig, mit großer Feierlichkeit die Huldigung eins nehmen; auch wålte er sich nun Rheinsberg zu seinem beständigen Aufenthalte. Kaum hatte der König das erfahren; so schickte er den 23. Oktober 1733 den Geheimenfinanzrath Schmidt und den Kriegesrath Limmer zu dem Oberstlieutenant von Beville nach Rheinsberg, dem Besiger, um den Kauf abzuschließen'); wofår der Kronprinz sich den 2. November bedankte. Den 16. März 1734 bestätigte Friedrich Wilhelm durch seine Unterschrift den Kaufkontrakt und schenkte 50,000 Thaler; das Übrige bestritt die Kronprinzliche Kasse. Baudirektor Kemmeter sollte den Umbau ausführen. Im August 1736 wurde Rheinsberg bezogen und zur Einweihung, am 4. September, kamen König und Königinn, wie in der Folge dfters dahin, um sich die Bewirthung ihrer Kinder wohlgefallen zu lassen: Jagd, Fischfang und Vogelschießen füllten die drei Festtage unterhaltend aus. Bei dieser Gelegenheit bezalte der König, auf Grumbkow's Verwendung, 40,000 Thaler Schulden für den Kronprinzen.

Des Kronprinzen Freund und Intendant Baron von Knobelsdorf führte den Bau des Rheinsberger Schlosses weiter, welches erst 1739 ganz beendigt wurde und ,, Friderico tranquillitatem colenti" zur Inschrift bekam, Friedrichs stiller Ruhe geweiht."

Die Anerkennung des Vortrefflichen, nahe und fern, erfüllte und hob den Busen des nun durchaus seltenen Königssohnes. Voltaire nåherte sich dem Gipfel seines Ruhmes; ihm vor Allem opferte Friedrich eine fast überschwängliche Huldigung; seine, sowie alle vorzügliche Geisteswerke seines Volkes, auch die französischen Übersetzungen der Griechen und Römer waren des Kronprinzen täglicher Genuff; Bayle's berühmtes Wörterbuch füllte jeden Augenblick der Muße aus. Dazu kam in dem geliebten Tus-'.

1) Hennert's Beschreibung von Rheinsberg S. 6.

culum-Rheinsberg ein gewålter Kreis von hervorragenden Köpfen aller Art: Oberst Dieterich Freiherr v. Keyserlingk, von seinem hohen, innigen Freunde scherzweise Césarion genannt, ein liebenswürdiger Gesellschafter durch feine und tiefe Bildung; Karl Stephan Jordan') ehemals französisch reformirter Prediger in Prenzlau, von Friedrich, der ihn im September 1736 zu sich nahm, zärtlichst geliebt, auf dessen religiose Bildung, welche durchaus nicht das ganze Leben hindurch dieselbe war, er vielen Einfluss gewonnen zu haben scheint. Jordan war ein großer Verehrer des Christenthums: die Religion selbst galt ihm vorzüglich als eine Angelegenheit des Verstandes. So war auch der ehemalige sächsische Premiers minister Graf von Manteuffel, der bekannte Statsmann und Anhånger der Wolffischen Philosophie, ein warmer Freund des Christenthums, in Rheinsberg ausgezeichnet; von Knobelsdorf galt als Freund und als geschmackvoller Baukünstler; Oberst von Senning blieb bis an seinen Tod als Lehrer und als Freund in Ehren: was er um Friedrich bei dessen Flucht gelitten, wurde ihm durch Güte und Liebe reichlich vergolten; - Ritter Franz Isaac Graf von Chazot, aus der Normandie, war ein in jeder Art ausgezeichneter Soldat und Mensch.

Noch gehören in diesen poetischen Reigen, der biedere, wissenschaftlich gebildete, deutsch gesinnte General von Stille, dessen Leben der alte Dessauer (!) eigenhändig niedergeschrieben 2); Der berühmte Maler Antoine Pesne, welcher die Malereien im Rheinsberger Schlosse ausgeführt und dessen Pinsel wir die schöns

1) Jordan war 1700 in Berlin geboren, 1732 im März starb seine Gattinn; da verließ er die Predigerstelle und begleitete einen Freiþerrn von Knyphausen auf Reisen nach Frankreich, England, Holland. Als Friedrich nun einen Gelehrten zur Unterhaltung,, et pour les Commissions litéraires suchte; so wurde ihm Jordan empfohlen. Manteuffel lud ihn zu Tische — gab ihm ein gutes Zeugniss, so kam er in des Kronprinzen Umgang. Siche Formey's souvenirs d'un Citoyen T. 1. p. 54. - Manteuffel lebte seit 1731 als Privatmann in Berlin, welches er 1740 beim Ausbruche des Krieges verlassen musste; starb 1749 in Leipzig. Siche Formey Souvenirs T. 1. p. 42. 2) Schmidt Anhaltsches Schriftstellerlegicon. Bernburg 1830.

der

sten Bildnisse von Friedrich) verdanken; der Blumenmaler Dubuisson; der berühmte Tonseher Karl Heinrich Graun, der Kapellmeister, und sein ålterer Bruder der Konzertmeister ; Violinspieler Franz Benda; spåterhin auch der Baron von Biels feld, welcher im ersten Theile seiner vertrauten" Briefe von diesem ganzen Vereine sehr treue Karakterzeichnungen giebt.

Auch geistreiche junge Offiziere von dem Ruppinschen Regi, mente: von Wylich, von Buddenbrock, von Kleist, von Rathenau, von Schenkendorf waren berufen, diese geistige Gesellschaft mit zu genießen und zu erhöhen.

Den Hofstat der Kronprinzess bildeten: der Hofmarschall von Wůlknik, die Oberhofmeisterinn die verwitwete Ministerinn von Katsch, die Hofdamen Fräulein von Schack und Fräulein von Wals moden, Kammerherr von Rohwedel und Hofkavalier von Bredow.

Des Kronprinzen Gefolge machten der Hofmarschall von Wolden, Oberst von Senning, die nachherigen Generallieutenants von Buddenbrock und von Wylich, Rittmeister von Chazot, Oberst von Keyserlingk, Intendant von Knobelsdorf, welche sämmtlich im Schlosse wohnten. Der Geheimerath Jordan, als Lecteur und Bibliothekar, wohnte in der Stadt 2); so auch der französische Prediger des Champs, welcher sich den Kronprinzlichen Kapellan nannte, ohne daß Friedrich in seine Predigten kam.

Selbst Fremde fehen wir schon jeßt auf Reisen bei Fries drich einsprechen; so im September des Jahres 1739 den Lord Baltimore und den Italiåner Algarotti. Wer seinen Beitrag in launigem Scherz, in lehrreicher Erzählung, in wißigem Andersmei

1) Das bei weitem schönste und wahreste Bild von Friedrich ist das von Antoine Pesne, nach welchem Schmidt seinen herrlichen Kupferstich gearbeitet, mit der Unterschrift: Friedericus Magnus Rex Borussiae." Georg Friedrich Schmidt, sculptor Regius sculpsit. Berolini 1746. 8. Es ist dieses vortreffliche Bild eben so abweichend von den sämmtlichen späteren, (die fast alle Karikaturen find), wie Bonaparte's schönes Bild aus seiner ersten Glansperiode alle spätere zurücklässt. Frederic II. Roi de Prusse, Electeur de Brandenbourg. Pesne pinx.; Joh. Georg Wille sculps. in gr. Fol.

2) Hennerts Beschreibung von Rheinsberg. S. 29,

meinen leisten konnte, war, wes Standes und Ranges auch, willkommen und gerne gesehen. Nur das enge Herz, der leere Kopf naheten den heiligen Schwellen jugendlicher Weisheit nicht, welche nach immer reineren Quellen forschte. Auch Karl der Große holte seine Gesellschafter zum Theil aus der Fremde und gab ihnen Bundesnamen: Alcuin hieß Horaz, Engelbert Homer, Theodulph Pindar, Karl selbst David. So nannte unser Kronprinz, den die Welt spåterhin den Philosophen von Sans Souci geheißen, seinen Jordan bald Hephästion, bald Tindal; von Suhm Diaphane; Graf Manteuffel Quinze - vingt; und so bekamen die spås teren Freunde ähnliche Benennungen: d'Argens hieß le Divin, le divin Marquis, „Votre Divinité," auch Isaac; die Frau von Morien,, Le Tourbillon" (Brausewind); Algarotti „cher Cygne de Padoue"); Keyserlingk kommt auch als Cygne de Mitau vor; der Professor Thiébault wird,,Mon cher Comte de Champagne" genannt; d'Alembert heißt Anaxagoras und Guichard wird förmlich und vollständig bei der Parole als Major Quintus Icilius umgetauft. 2).

Auch der reizende Aufenthalt des erwalten Kreises, Rheinsberg, eigentlich Rhynsberg von dem Flüsschen Rhyn, heißt in den Briefen scherzhaft Remusburg, nach der Fabelsage: Remus sei nicht von Romulus erschlagen worden, sondern nur vertrieben, nach Deutschland gekommen und habe hier die Remusburg erbaut3).

1) Als Algarotti von Friedrich in den Grafenstand erhoben wurde, bekam er zwei Schwäne zu Schildhaltern. Siche Wappenbuch der Preuß. Monarchie. 1. Bd. Nürnberg 1828. 16. Blatt.

2) Siche Offizierlesebuch Thl. 2. S. 65. — Quinze-vingt oder 15 mal 20ziger hieß das von Ludw. d. H. 1253 für 300 Blinde in Paris geftiftete Hospital. Siche Mezeray hist. de France T. 1. p. 253. 264. Graf Manteuffel nannte sich selbst Quinze vingt, um zu verstehen zu geben, daß er keinesweges den Kronprinzen belehren wolle, da er selbst blind sei. Diaphane bedeutet so viel als Offenherzigkeit. Den franz. Gesandten Marq. de Valori nennt Fr. (nach Ariost's Roland, Ges. 27) seinen cher Sacripant; wie späterhin SansSouci, so heißt auch Rheinsberg schon le Couven't, das Klofter; der Graf und Dichter Thibaut v. Champagne starb 1253; — über ,, le divin Marquis" fiehe Nicolai Anekdoten Heft 1. S. 29. 3) Siche Bekmann's Historische Beschreibung der Chur - und Mark Brandenburg. Bd. 1. S. 422.

« ZurückWeiter »