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so zufrieden, daß er die Feierlichkeiten verlängerte und zu einem Hofballe, am 26. November, „viele Krieges- und Hofråthe, mehrere Kaufleute und einige andere honette Personen bürgerlichen Standes nebst dero Eheliebsten gnädigst invitiren ließ, die sich diesen Abend auf dem Schlosse mit Tanzen vergnügten und mit Speise und Trank bewirthet wurden." Tages darauf erbaten fåmmtliche in Berlin anwesende Obersten und Generale, unter Anführung des Fürsten von Dessau, des Kronprinzen Wiederaufnahme in den Kriegesdienst. 1). Am 30. November, an welchem Tage der König, der Kronprinz und viele andere hohe Gåste bei dem Grafen von Seckendorf speisten, erhielt Friedrich die Uniform des von der Golgischen Infanterieregiments (Nr. 15), welche er aber wieder gegen seine vorige Kleidung vertauschen musste, als er den 4. Des zember nach Küstrin zurückging, wo er aber nur noch bis zumr 10. Februar des folgenden Jahres bei der bisherigen Arbeit blieb. Den 29. Februar 1732 wurde er zum Obersten und Befehlshaber des von der Goltzischen Regiments ernannt, welches bisher in zerstreuten Standquartieren gelegen hatte. Nun kam das erste Bataillon und eine Kompagnie des zweiten nach Ruppin; die übrigen Kompagnien aber nach Nauen. Das Regiment sollte, nach der Kabinetsordre, zwar hinter sämmtlichen Generalsregimentern rangiren, aber von den Oberstenregimentern das erste sein; es hatte bisher goldene Schleifen und Verzierungen: weil Friedrich aber das Silber mehr liebte, so erhielt er die Erlaubniss, sich dessen zu bedienen 2). Damals bekam der Prinz August Wilhelm das Kürassierregiment (Nr. 2.) in Kyriß, welches, 1666 errichtet, seit 1674 den Namen Kurprinz geführt, dann das Regiment Kronprinz geheißen und Kommandörs gehabt hatte.

Als Friedrich feines Vaters Absicht, ihn mit der Prinzess Elisabeth von Braunschweig - Bevern zu vermålen, erfuhr; so war das in keiner Art nach seinen Wünschen: die Prinzess Elisabeth Katharine Christine von Mecklenburg, 1718 geboren, schien ihm annehmlicher. Es war dies die Tochter Leopolds und der Katharine Iwanowna, Schwester der russischen Kaiserinn Anna, welche

1) Clef du Cabinet. Fevrier 1732. p. 130. 2) Königs historische Schilderungen. S. 256,

ihre Nichte, beim Übertritte zur griechischen Kirche auch Anna genannt, an Kindesstatt annahm, auch, obgleich sie erst zwölf Jahre alt war, nach einem Gemale für sie sich umsahe, besonders am Berliner Hofe. Markgraf Karl schien für die künftige Erbinn des russischen Thrones bestimmt zu sein, die auch, als Enkelinn des Zars Ivan, eine reiche Mitgift hatte. Auf diese nun suchte der Kronprinz des Vaters Wahl für sich selbst hinzulenken. Er sprach sich zu von Grumbkow auch schriftlich darüber aus1) und fügte hinzu : ,,Von diesen Vortheilen finde ich keinen bei der bevernschen Prinzess, welche, wie viele Leute, selbst von dem Hofe des Herzogs, sagen, keinesweges schön ist, wenig spricht und die Verdrüßliche spielt. Die gute Kaiserinu (von Deutschland) hat selbst so wenig, daß die Summen, welche sie ihrer Nichte geben dürfte, sehr mäßig sein würden." Aber, er musste sich in sein Schicksal fügen; denn, als Seckendorf von den russischen Unterhandlungen hörte: so hintertrieb er das Vorhaben und der Wiener Hof empfahl den Prinzen Anton Ulrich von Braunschweig Lüneburg. Auch hatte Friedrich Wilhelm über seines Sohnes Eheglück unwiederruflich entschieden, als er die Tochter des Herzogs Ferdinand Albrecht von Braunschweig-Bevern für ihn wålte, den er ungemein liebte und hochschäßte, und welcher, kurz vor seinem Tode (1735) noch regirender Herzog von Braunschweig - Wolfenbüttel ward. Der nachmalige Minister von Borck wurde, was Friedrich auch in seiner Lobrede auf diesen ausgezeichneten Mann besonders erwähnt, beauftragt, diese wichtige Angelegenheit zu verhandeln. Die Verlobung wurde auf eine sehr glänzende Weise in Berlin gefeiert, wo damals grade der Herzog Franz Stephan von Lothringen, auf seiner Rückkehr von England und Frankreich, mit seinem Hofmeister Grafen Neip

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1) Pour ce que Vous mandez, ou plutôt Degenfeld, de la Princesse de Mecklenbourg, ne pourrois-je pas l'epouser? qu'elle vienne dans ce pays-ci sans plus penser à la Russie; elle auroit une dot de deux ou trois millions de Roubles, et imaginez-Vous, comme je vivrois avec cela: je crois que ce seroit une chose, qui pourroit réussir. La Princesse est Lutherienne, peut-être ne voudroit-elle pas devenir Grecque. Je ne trouve aucun de ces avantages auprès de cette Princesse de Bevern etc., fiche Seckendorfs Leben Thl. 3. S. 250.

perg, zum Besuche war, um Kurbrandenburgs Gunst zu der bevorstehenden Wahl eines römischen Königs zu gewinnen. Derselbe wurde, als dereinstiger Schwiegersohn des Kaisers, mit großen Ehren empfangen. Während seiner Anwesenheit nun kamen auch die Bevernschen Herrschaften hieher und es wurde die Verlobung des Kronprinzen mit der Prinzeff Elisabeth Christine am 10. Mårz bei einem Balle im Rittersale und in der großen Gallerie feierlich bekannt gemacht: wobei der König selbst die Ringe wechselte. Die Prinzeff Braut war am 8. November 1715 ges boren; ihre Mutter, Antoinette Amalie, war die Tochter Her zog Ludwig Rudolphs von Braunschweig - Blankenburg und eine leibliche Schwester der Kaiserinn Elisabeth Christine, Gemalinn Carls des VI. Bei Friedrichs Verlobung wurde zugleich die Vermålung des Erbprinzen Karl von Braunschweig-Bevern mit der dritten Tochter des Königs, Philippine Charlotte beschlossen. Also sahen die Kaiserlich Gesinnten am preußischen Hofe ihre Wünsche vollständig erfüllt und es war dem Grafen Seckendorf wohl gelungen, nicht nur die Entwürfe auf England, sondern auch des Kronprinzen Absicht auf die Mecklenburgische Prinzess zu vers eiteln. Das konnte der große König noch in späteren Jahren nicht vergessen; denn er sagt in dem Leben seines Vaters, indem er von dem schlechten Benehmen des Wiener Hofes gegen denselben spricht: ,,Malgré tant de sujets de mecontentement, le Roi maria son fils âiné, par complaisance pour la Cour de Vienne, avec une Princesse de Brunswick - Bevern, nièce de l'Impératrice." Indeff scheint der Kronprinz mit dem Herzoge Franz von Lothringen damals in freundschaftliche Verbindung getreten zu sein; wenigstens schickte er ihm 1736 einen Rheinlachs') zum Geschenke nach Wien. Weitere Spuren von Annäherung finden sich nicht. Nach Joseph von Hormayr) ist es der eifrige Wunsch des alternden Prinzen Eus gens von Savoyen gewesen, Marie Theresie mit Friedrich vermålt zu sehen. König Friedrich Wilhelm folgte bei der Wahl der Be

1) Correspond. familière T. I, p. 44.

2) Allgemeine Geschichte der neuesten Zeit. Wien 1817. Bd. 1. S. 13; — Buchholz Geschichte der Kurmark Brandenburg. 5. Thl. S. 111.

vernschen Prinzess vielleicht bloß seiner großen Vorliebe für den Herzog ihren Vater, welchem er`z. B. auch den 29. August 1733 Mehreres schenkte, was ihm bei seiner Anwesenheit zu Berlin im vorigen Jahre auf der Kunstkammer besonders gefallen hatte1). Nun lebte Friedrich, nachdem der König ihn noch am 11. Mårz in das Generaldirektorium eingeführt, bei seinem Regimente in Ruppin und schrieb seit der Zeit bis zu seiner Thronbesteigung eine große Reihe von sehr anziehenden Briefen an seinen königlichen und gnådigen Vater. In einem dieser Briefe vom 4. Sept. 1732 geschieht auch des Briefwechsels Erwähnung, den der Kronpring, nach des Vaters Wünsche, mit seiner Braut führte. Die Briefe der beiden Verlobten sind noch nicht bekannt geworden; aber die, welche der Kronprinz an, seinen Vater geschrieben, athmen einen Geist, der von dem in den gleichzeitigen französischen Briefen an berühmte und gelehrte Månner, und an seine Freunde himmelweit verschieden ist; sie können auch zur Grundlage dienen, wenn man sich ein Urtheil über Friedrichs Kenntniff der deutschen Sprache bilden möchte und über sein ganzes Verhältniss zum Könige').

1) Von Ledebur Gesch. der K. Kunsikammer. Berlin 1831.

2) Zum Beispiele stehe hier folgender, noch nie gedruckter Brief, nach der Urschrift genau wiedergegeben: Aller Gnädigster König und Vahter Ich bin sehr erfreut gewesen aus Meines aller gnädigsten Vahters schreiben zu fehen das Er die geringe Provisions so ich mihr die Freiheit genommen habe Meinen allergnädigsten Vahter zu schiken Ihm nicht unangenehm gewesen sindt; ich nehme mihr abermahlen die Freiheit Meinen allergnädigsten Vahter etwas zu überschicken, ich wolte wünschen das ich was håtte das von Meines_aller= gnädigsten Vahters geschmack seindt mdhgte so würde Keine größere freude in der Welt haben als es Meinem allergnädigsten Vahter zu offriren bey dem Regiment ist noch alles richtig, der oberster beßert sich auch recht guht, und befinden sich nicht mehr als 42 Kranken bei dem ganzen Regiment. Der Prinz von Mirau ist gestern hier gewe= sen, und hat hier mit uns nach dem Fogel mit der büksen geschoßen er Kan nicht guht sehen und schiset immer durch ein feren glas.

meine frau leget sich Meinem allergnädigsten Vahter_gank_unterthänigst zu fühsen; dehr ich mit unaufhörlichen respect Submission und liebe bis an meinem Ende beharre Als meines allergnädigsten Königs und Vahters Unterthänigsk treugehorsamst Diener und Sohn Reinsberg den 28. Merk 1737. Friderich.

In Ruppin ließ der Kronprinz sich 1732 zwei Häuser, das des Obersten von Wreech und das des Oberstlieutenants von Möllendorf zu seiner Wohnung einrichten; auch baute er sich in einem Garten außerhalb der Stadt einen Tempel. So begann die neue Zeit in Friedrichs Leben. Der Hofstat wurde ihm eingerichtet, und damit er auch in Berlin ein anständiges Palais habe; so kaufte der König für den Gouverndr der Residenz, Grafen von Wartensleben, das Haus des Statsministers von Katsch in der Königsstraße für 22000 Thaler und ließ das alte Gouvernementsgebäude, welches der große Kurfürst ursprünglich für den Mars schall von Schomberg gebaut, vom 24. Mårz bis 20. Dezember erweitern, welches 25,947 Thlr. 18 gr. 7 pf. kostete. Es ist das gegenwärtige Palais des Königs 1).

Im Jun 1733 reiste Friedrich mit dem ganzen Berliner Hofe zu seinem Vermålungsfeste nach Salzdahlum, einem Lustschlosse bei Wolfenbüttel, dessen Herzog Ludwig Rudolph, Großvater der Braut, die Feierlichkeiten prachtvoll besorgte. Der bes rühmte Abt Mosheim verrichtete in der Schlosskapelle die eheliche Einsegnung, Freitag den 12. Jun; Sonntags darauf aber folgte in Salzdahlum eine besonders verordnete Einsegnungspre digt, Von dem Segen des Herrn über die Ehen der Gerechten" über Psalm 92, 12, welche man im dritten Bande von Mosheim's sämmtlichen heiligen Reden findet. Die Vermålungsfeier selbst ist damals von dem braunschweigischen• Kupferstecher Schmidt in einem Kupferstiche vorgestellt worden.

Die neuvermålte Kronprinzess hielt am 27. Jun ihren feierlichen Einzug in Berlin, nachdem ihr Gemal schon zwei Tage früher hier eingetroffen war. Die Markgråfinn von Baireuth, welche jezt in Berlin die erste Bekanntschaft ihrer Schwägerinn machte, giebt von derselben in ihren Denkwürdigkeiten 2) folgende Schil derung. Die Kronprinzess ist groß, aber von schlechter Haltung und Wuchs; sie ist von blendend weißer Farbe und diese Weiße

1) Als Friedrich König geworden war, schenkte er dieses Palais feinem Bruder August Wilhelm, dessen Witwe darin gestorben und dessen Kinder hier geboren find.

2) T. 2. p. 111, 112. 81-83.

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