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Dem Kammerherrn von Montolieu, welcher dem Kronprinzen Geld geliehen, wurde Wache gegeben; eben so dem Baron von Vernezobre auf seinem Gute Hohenfinow. Da ersterer gegen das Edikt vom 22. Jan. 1730 gehandelt; so musste er, außer dem Verluste des Kapitals, tausend Dukaten Strafe an die Rekrutenkasse zahlen. Er verließ, den 13. April 1731, heimlich Berlin und den 10. Jun befahl der König dem Generalfiskal Wagner, dem Baron, der schlechtweg Montolieu genannt wurde, als einem frevlen, muth, willigen und boshaft geflüchteten Banqueruttmacher, Andern zum Beispiele, den Prozess zu machen und sein Bildniss an den Galgen heften zu lassen.

Zu dem Goldschmied Lieberkühn, der auch dem Kronprinzen Geld geliehen, sagte der König nur: ,,Auch ihr habt euch mit meinem Sohne eingelassen? Das hätte ich nicht gedacht!" Aber, das geliehene Geld bekam er nicht zurück.

Baron Keyserlingk wurde zu seinem Regimente geschickt; Karl Gummersbach in Ketten auf die Festung Spandau geführt;

Die sechszehnjährige Doris Ritter in Potsdam endlich, welche von dem Kronprinzen, der ihren schönen Gesang liebte, kleine Geschenke · bekommen, zum Staupenschlag') und zu dreis jähriger Zwangarbeit in Spandau verdammt; auch ihr Vater, der Rektor war, litt Strafe. Den 11. Jul 1733 wurde dem Könige im Kabinette følgende Vorstellung im Auszuge vorgetragen : Der gewesene Rektor Ritter in Potsdam bittet um die Loslassung feiner Tochter Dorothee Elisabeth, die zu dreijährigem Gefångniss in Spandau verurtheilt." Der König schrieb an den Rand:

"gut!"

Was Friedrich, als er zur Regierung gekommen, für die, welche mit ihm gelitten, im Einzelnen gethan, würde nicht unwichtig zu wissen sein. An diesem Orte wollen wir davon nur soviel beibringen. Dem Feldmarschall Grafen von Finkenstein hat er 1749 im ersten Gesange des schönen Lehrgedichtes „l'Art de la guerre" ein Denkmal gesetzt; dem Feldmarschall von Kalkstein

1) Siche Poellnitz Mémoires T. 2. p. 242; Mémoires de Bareith T. 1. p. 251.

übertrug er den 21. Jun 1758, auf die schmeichelhafteste Weise 1), die Erziehung der nachgelassenen Kinder des Prinzen August Wilhelm.

Den Vater des unglücklichen von Katte erhob der junge König gleich bei seiner Thronbesteigung zum Feldmarschall und in den Grafenstand'); aber er starb bald und kurz nach ihm 1745 und 1748 seine beiden Söhne. Friedrichs Gnade lebte in des Feldmarschalls Bruder und dessen Söhnen fort. Für Duhan, seis nen alten geliebten Lehrer, sorgte er als Kronprinz schon mit dankbarer Anhänglichkeit, empfahl ihn in Braunschweig, Wolfenbüttelsche Dienste und erfreute ihn durch trostvolle Briefe. Über zwei Jahre hatte er in der Verbannung gelebt; aber noch bis 1737 wurde er in den preußischen Adresskalendern als „abwes send" aufgeführt.

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In gleicher Art sorgte Friedrich, ehe er freie Hand hatte, für den Kammerpråsidenten von Münchow. Denn, kurz nachdem der Kronprinz Küstrin verlassen, befahl der König, dem Geheimenfinanzrath von Werner die Visitazion der neumårkischen Kammer, wobei von Münchow und einige Råthe verabschiedet wurden3). Aber, damit endeten die Verfolgungen nicht, wie man aus einem Empfehlungsbriefe *) des erkenntlichen Kronprinzen an den Markgrafen Karl, vom 15. September 1739, siehet, in welchem er diesen Mann geradezu seinen Wohlthåter nennt („car cet honnet homme est mon bienfaiteur"). In der Folge genoss die Müns chowsche Familie die ehrenvolleste Erkenntlichkeit für ihre zarten Sorgen. Dem glückseligen Vater sagt die Haudesche Zeitung vom 7. Jul 1740-verlieh der junge König, zum immerwährenden Denkmal der Münchowschen Treue, das eben erledigte Erbtruchseßamt; den åltesten Sohn), den bis

1) Siche Cramer S. 151.

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2) Siehe Wappenbuch der Preußischen Monarchie. Nürnberg 1828. 1. Band 56. Blatt.

3) Nicolai Anekdoten Heft 6. S. 195; siehe unten Beilage 4.

4) Offizierlesebuch Thl. 4. S. 82.

5) Das war der in den Grafenstand erhobene nachherige schlesische Minister, Ludwig Wilhelm, den 2. Mai 1712 geboren, welchen Friedrich wahrhaft mit Gnade überschüttet und als Freund geliebt hat. Siche

Friedr. d. Gr. I,

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herigen Geheimenrath und Kammerdirektor verseßte er in das Gencraldirektorium; den zweiten Sohn erhob er vom Lieutenant zum Flügeladjutanten und Major von der Armee; den dritten Sohn ernannte er vom Lieutenant zum wirklichen Hauptmann; den jüngsten hatte er schon 1739 ganz zu sich genommen, um ihn selbst zu erziehen und zu unterrichten.“

Von Keyserlingk werden wir in Rheinsberg, im engeren Freundeskreise, sehr geliebt wieder finden; im Jun 1740 wurde er Oberst und Generaladjutant.

Peter Christoph Karl von Keith kam 1740 nach Berlin zurück und wurde zum Stallmeister und zum Oberstlieutenant von der Armee ernannt 1).

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Von Spaen war in holländische Dienste getreten; er starb 1768 auf seinem Landgute Belle-Vue bei Kleve als Generalmajor. Friedrich that nach seiner Thronbesteigung nichts für ihn, nahm aber 1763 sein Quartier bei dem General von Spaen, als er die westphälischen Provinzen bereiste, bewies sich sehr gnådig und zutraulich, erinnerte ihn an manche Jugendgeschichte: des Jahres 1730 erwähnte er nicht2).

Hanau war schon nach einem Jahre zurückgekehrt. Er ist als Küfter an der Friedrichs-Werderschen Kirche gestorben.

Doris Ritter heirathete in der Folge den Pachter der Berli ner Fiaker, Namens Schomer, und lebte in größer Dürftigkeit. Friedrich erinnerte sich ihrer aber nicht weiter, wie Formen, der mit ihr in Einem Hause wohnte, in den „Erinnerungen eines Bårgers 3)" erzålt.

Cosmar's und Klaproth's Statsrath. S. 421. Das Gräflich Münchowsche Wappen (der Schild von zwei gekrönten Preußischen Adlern gehalten) findet man in dem Wappenbuch der preußischen Monarchie. Nürnberg 1828. 1. Bd. 72. Blatt.

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1) Berlinische Nachrichten von Stats - und gelehrten Sachen. 1740. Nr. 75. den 20. Dezember.

2) Nicolai's Anekdoten. Heft 6. S. 178.

3) T. 1. p. 216. In den Mémoires pour servir à la Vie de Mr. de Voltaire. Ecrits p. lui-même. s. 1. 1784. 8. heißt es von ihr: „grande femme, maigre qui ressemble à une Sibille et n'avoit nullement l'air d'avoir mérité d'être fouetté pour un Prince,"

Von den Gläubigern wurden einige erst sehr spåt befriedigt. Lieberkühn's Sohn sahe sich nach dem siebenjährigen Kriege mittelbar, bei wichtigen Aufträgen, zu denen der König altes Silber in Maffen lieferte, reichlich entschädigt.

Ein Prediger Mylius fand unter den Papieren seines Vaters einen beträchtlichen Wechsel von Friedrich noch als Kronprinzen und fandte ihn demselben als Könige mit folgendem Briefe:,,Sire, Ich habe in den Papieren meines Vaters den beiliegenden Brief gefunden. Da ich nicht weiß, ob es aus Nachlässigkeit oder sonst wie geschehen, daß diese Schrift nicht ist vernichtet worden; so überlasse ich die Angelegenheit Ew. Majeståt Entscheidung. “ Der König antwortete: er erinnere sich wohl, von seinem Vater die in dem beiliegenden Papiere genannte Summe erhalten zu haben, und daß, wenn ein Irrthum dabei obwalten sollte, es billiger sei, daß Er ihn trage, als ein Anderer: und er ließ Kapital und Zinsen bezahlen 1).

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Allmålig kehrte König Friedrich Wilhelms våterliche Gesinnung gegen seinen Sohn ganz wieder, und je mehr die von ihm beabsichtigten Eheverbindungen in Erfüllung zu gehen schienen, desto gnådiger bewies sich seine Liebe. Ja, er besuchte 2) am 15. August 1731 seinen Sohn in Küstrin, ehe er sich nach Sonnenburg zur Installazion des neuen Heermeisters, des Markgrafen Karl einschiffte. Seine zweite Tochter, die Prinzess Friederike Luise, hatte der König schon 1729 mit dem Markgrafen Karl Friedrich Wilhelm von Anspach vermålt; die beiden åltesten Kinder sahe er, eben jener beabsichtigten englischen Doppelehe wegen, noch unvers sorgt. Aber, die Bestrebungen und der Anhang der Königinn waren geschwächt; das nahe Unglück des Kronprinzen hatte fügfamer gemacht: er und seine Lieblingsschwester nahmen aus des Baters Hand die Ehegatten, und aller häusliche Zwist war begraben.

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1) Siche (de la Veaux) Vie de Fr. II. Strasb. 1787. T. 4, p. 350. 2) Siche Gentleman's Magazine for August 1731 p. 368; diesen Besuch nahm man in England für ein dem Londoner Hofe günstiges Zeichen. (,,This presages a good harmony beeng restored with the Court of Great Britain.")

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Der König ließ seiner åltesten Tochter die Wahl zwischen dem schon erwähnten Markgrafen Friedrich (der Markgråfinn Philipp. Sohn, der unter dem Namen des Markgrafen von Schwedt" noch jetzt bekannt genug ist, und welcher nachher den 10. Nov. 1734 die Prinzess Sophie Dorothee, des Königs vierte Tochter bekam); zwischen dem 1685 geborenen Herzog Adolph von Sachsen- Weißenfels und dem Erbprinzen von Baireuth. Sie gab dem letteren, den sie, nach ihrer eigenen Erzälung '), noch nicht gesehen hatte, vor den beiden ersteren, die sie kannte, eben deshalb, den Vorzug. Am 1. Jun 1731 geschah die Verlobung, nachdem Tages vorher, zu spåt, ein englischer Kurier den Auftrag des Kd, nigs Georg gebracht hatte, der Heirath des Prinzen von Wales wegen abzuschließen.

Die Vermålung der Prinzess Wilhelmine 2) mit dem Erbs prinzen Friedrich von Baireuth, am 20. November 1731, von der Königinn, wie von der Braut, und also auch vom Könige nicht ganz heiter begangen, brachte endlich die Erlösung des Bruders aus der Gefangenschaft, gleichsam ein Gegengeschenk für die willige Ergebung in des Vaters Wünsche. Am vierten Tage der Hochzeitsfeierlichkeiten wurde der Kronprinz nach Berlin geholt und in seinem hechtgrauen Kleide auf einen, den Neuvermålten zu Ehren gegebenen Ball geführt, wo er, mitten in einer Menuette eintrat und, als er sich durch die, Menge der Hofleute drångte, in seinem seltsamen Aufzuge kaum erkannt wurde 3). Nun war alles Leiden vergessen; die Freude herrschte, und der König war

1) Mémoires T. 1. p. 302. 296.

2) „Die Größe und die Annehmlichkeit des Geistes dieser Prinzess, welche fie mit dem Licht der Vernunft verband, zog sich, sowie die Bewunderung und Verchrung ihres Bruders, des großen Friedrich's, also auch die Hochschäßung und Liebe ihres Gemals zu. Sie brachte den Geist der wahren Hoheit, der Geselligkeit, und die Liebe zu den Künsten und Wissenschaften mit sich nach Baireuth. Das rohe Wesen, das starke Trinken und die öffentlichen Ausschweifungen wurden durch sie vom Hofe verbannt. “ Friedr. Carl Freih. v. Moser Mannichfaltigkeiten. Zürich 1796. S. 45. 3) Siche Clef du Cabinet des Princes. A Bruxelles, T. II, Janvier 1732. p. 60.

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