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Neben diesen Amtsgeschäften genoff Friedrich den Unterricht des Kriegs- und Domånenkammerdirektors Hille in Finanz- und Polizeisachen, und des Krieges- und Domånenrathes Hünicke. in der Landwirthschaft und Domainenverwaltung. Auch dabei ers scheint Friedrich Wilhelm's tüchtiger Karakter ungemein rühmlich; selbst diese Lehrvortråge mussten erst seine Genehmigung einholen. Hille's Arbeit ist 1815 in Graevell's Drei Briefe über Pressfreis heit und Volksgeist“ zu Berlin in Druck erschienen u. d. T. „Kurzer Bericht von dem Finanzwesen in der Neumark und incorporirten Creisern. Dieses Systema habe ich anno 1731 auf Königliche Ordre verfertigen und nachdem es approbiret worden, des damaligen Kronprinzen Königl. Hoheit mündlich Vors tragen und expliciren müssen ')." Hille wurde 1740 als Geheimer Finanzrath im Generaldirektorium nach Berlin gerufen.

Das ist in Cüstrin eine recht lehrreiche Zeit für Friedrich gewesen, der aus innerem Antriebe sehr ernsthaft sich den Geschäften widmete und beim Abstimmen seine eigene genaue Einsicht aussprach.

Sonntags besuchte der Kronprinz zweimal den Gottesdienst; Vormittags in der Schlosskirche; die Vesperpredigt hörte er von dem lutherischen Kircheninspektor de Neve. Zur Feier des Abendmals schickte der König jedesmal, unter Andern zum Grůnendonnerstage 1731, den Hofprediger Noltenius nach Cüstrin, welcher durchaus der Lehre von der allgemeinen Gnade Gottes zugethan war.

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Der Kammerpräsident von Münchow fuhr fort, durch Feten und Bålle des Kronprinzen Aufenthalt in Cüstrin angenehm zu machen. Friedrich sah bei solchen Gelegenheiten die schöne Tochter ·

1) Dieses Kompendium betrågt in dem gedachten Gråvellschen Buche nur 35 kleinoktav Seiten (v. S. 135—170); aber es enthält wesentlich die Grundzüge des Finanzwesens, wie es Friedrich seine ganze Regierung hindurch gehandhabt; so daß Hille durch seinen Unterricht ungemein nachhaltig auf seinen großen Schüler eingewirkt hat. Auch historischen und statistischen Werth hat die Arbeit jenes würdi= gen Mannes. Sollte nicht auch Hünice's Leitfaden noch irgend wo vorhanden sein?

des Kammerdirektors Hille gern'), die in der Folge den Kries gesrath Hampf heirathete, welcher 1741 von dem jungen Könige als Geheimerfinanzrath nach Berlin berufen wurde. Auch in der Familie des Obersten von Wreech 2) auf dem nahe gelegenen Schloffe: Tamsel fanden sich erwünschte gesellige Freuden und Abendgesellschaften.

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Übrigens war die Flöte des Kronprinzen Trösterinn. Um ihren Genuff zu erhöhen, bat er sich von dem Generalmajor von Schwerin in Frankfurt den Hautboisten Fredersdorf zur Bes gleitung aus. Dieser Mann, der nachher zu großem Ansehen gelangte, ist einer von den Wenigen, welche bis an ihr Ende in der einmal erlangten Gunst geblieben sind. Friedrich lernte ihn kennen, als er einmal durch Frankfurt reiste und die Studenten ihm eine Abendmúsik › brachten, wobei Fredersdorf die Querflöte ausgezeichnet schön blies.

Auch der späterhin fo berühmt gewordene General von Fouqué, damals Compagniechef bei dem Regimente des Fürsten Leopold von Dessau in Halle, machte sich dem Gefangenen durch angenehme Dienste sehr werth und begründete dadurch die innigste, lebenslange Freundschaft. Fouqué, 1698 im Haag geboren, war erst Page am Dessauischen Hofe gewesen. Der feste Karakter, wel chen er in des Fürsten Schule, gewonnen, hatte seiner feinen Bildung, durch die er dem Kronprinzen so wohl gefiel, keinen Eintrag gethan. Er lebte schon einige Jahre in glücklicher Ehe, als er sich die Erlaubniss erbat, Friedrichs Gesellschafter zu sein. Da er sich im pommerschen Feldzuge Lorbeern errungen, Ritter des Ordens pour la Générosité und Fürst Leopold's Günstling war; so wurde sein Anerbieten gern angenommen). Fouqué war es, der den strengen königlichen Befehl, während der ersten harten Gefangenschaft dem Kronprinzen, um neun Uhr Abends das Licht auszulöschen, mit List zu umgehen wusste, indem er, als der dienst

1) Von Münchow an Nicolai S. 521.

2) Im Februar 1741 Generalmajor.

3) Lebensbeschreibung des Generals der Infanterie Heine. Aug. Baron de la Motte Fouqué. Verf. von seinem Enkel Baron de la M. F. Berlin, 1824. S. 28. 33. 34. 35.

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habende Offizier, wie jeden früheren Tag, den Befehl vollzog, ' Wachslicht und Feuerzeug hervornahm und sprach: „Herr Kame rad, Sie haben nach des Königs Befehl das Licht des Kronprinzen ausgelöscht; über das Licht des Hauptmanns Fouqué aber hat der König nichts zu befehlen; ich hoffe also, Sie wers den es ungestört brennen lassen '). Eben so wurde der Freiherr von Knobelsdorf, damals Hauptmann in Cüstrin, dem Kronprinzen bekannt, indem er, so oft die Reihe an ihn kam, des Abends die Lichter auszulöschen, solches genau that, jedoch sogleich andere, mitgebrachte Lichte wieder anzündete 2).

über seine Gegner äußerte Friedrich den Tag vor seiner Abreise von Cüstrin zum Kammerpråsidenten von Münchow,,,er werde feurige Kohlen auf ihr Haupt sammeln 3).“ Vielleicht, daß er, bei reiferer Ansicht, auch das nicht einmal nöthig fand, wie sein spåteres Benehmen beweist. Der Oberst von Derschau mochte bloß durch seine schwierige Stellung als Generaladjutant und als Liebling Friedrich Wilhelm's I. mancher Gefahr der üblen Nachrede ausgesetzt gewesen sein; die ihm und dem Generalmajor von Blankensee gemeinschaftlich aufgetragene Leitung des Friedrichsstådtischen Baues in Berlin machte ihn vollends verhafft. Aber, er starb sehr unbemittelt und Friedrich bewies ihm als König eine ehrenvolle Theilnahme, hob seinen jüngsten Sohn aus der Taufe, ernannte ihn zum Generalmajor und beförderte seinen åltesten Sohn noch in spåten Jahren zum Statsminister und General postmeister.

Von Grumbkow starb 1739, ohne seines Herrn Gunst mit ins Grab zu nehmen. Friedrich, völlig mit ihm ausgesöhnt, stand seit 1732 mit ihm in Briefwechsel über alle Statsverånderungen der damaligen Zeit und über die Verwaltungsangelegen, heiten des preußischen States. Es ist sehr zu bedauern, daß dies ser Briefwechsel noch nicht offenkundig geworden; er müsste von

1) Mémoires de Fouqué T. I. p. 5. und die Lebensbeschreibung von dem Enkel des Gen. F. S. 37.

2) Siehe Mangers Baugesch. v. Potsdam S. 617. 3) Von Münchow an Nicolai S. 520.

beiden Seiten lehrreich und anziehend sein, weil der alte Minister in gewisser Art als der Tråger des ganzen politischen Verkehrs seines Hofes angesehen werden kann, und weil, ihm gegenüber, der Prinz schon damals ausgebreitete Kenntnisse und großen Eifer nach Belehrung darthut. Auf Grumbkow's Angaben baute Fries drich 1736 seine erste Schrift: Betrachtungen über den gegenwår. tigen Zustand des europäischen Statensystems." Der Kronprinz würdigt hier seine Zeit mit einer Schärfe des Urtheils, wie Napoleon als ganz junger Mann in seiner Flugschrift Le Souper de Beaucaire die feinige.

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An Seckendorf'), der ihm so vielen Kummer bereitet, rühmt Friedrich, nachdem er alle seine Schattenseiten aufgezählt, mit hochherziger Anerkennung, was er Löbliches an ihm fand, und das zu einer Zeit, 1737, in einem Briefe an Suhm vom 26. Nov., als der unglückliche Feldherr für sein Missgeschick im Türkenkriege auf der Festung Gråß gefangen saß. Als Gesandter Karls VIL fand derselbe Mann, im Februar 1744, am Berliner Hofe eine sehr gnådige Aufnahme, deren Folge die Frankfurter Union war. Im siebenjährigen Kriege zog sich Seckendorf durch Verrath Uns heil zu.

Das sind die drei Männer, welche gewöhnlich als Friedrichs Hauptfeinde genannt werden; der Fürst von Dessau hatte sich ganz geändert zu Gunsten des Kronprinzen, seitdem er sich mit Grumbkow entzweit, schon vor 1730.

Wir haben uns hier in der Erzählung gewissermaßen vorges griffen, allein es kam darauf an, wenigstens vermuthen zu lassen, wie Friedrich dereinst, im Besiße der Macht, auf die Zeiten der Prüfung möge zurückgeschauet haben. Die schriftlichen Verhand lungen über diesen merkwürdigen, ihn betreffenden Rechtsfall, wers den im Archivkabinette aufbewahret. Im Jahre 1751 ließ der König sich die wichtigsten Stücke davon, durch den Kabinetsmis nister Grafen Podewils übersenden und schickte sie ihm verfiegelt zurück.2).

1) Seckendorf verließ Berlin den 23. Jun 1734.

2) Der Verfasser hat sich vergeblich bemüht, zur näheren Kenntniss dieser wichtigen Urkunden zu gelangen.

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Auch die Königinn und die Prinzeff Wilhelmine entgingen der Ungnade des Monarchen nicht; sowie alle, welche nur vers dächtig waren, um die beabsichtigte Flucht gewusst zu haben, oder von denen der Kronprinz Geld geborgt, zum Theil sehr hart be straft wurden: der Lieutenant von Spaen in der großen Garde zu Potsdam, welcher den Lieutenant von Katte mehrmals verkleidet heimlich in Potsdam eingelassen, wenn er den Kronprinzen besuchen wollte, wurde kassirt und auf ein Jahr nach Spandau geschickt.

Der Minister von Knyphausen bekam seine Dienstentlassung und musste sich mit seiner ganzen Familie auf seine Komturei Ließen zurückziehen. Bald darauf starb er und seine Witwe, gez borne von Ilgen, welche mit dem General Kurt von Schwerin auf sehr vertrautem Fuße lebte, musste, als sie außer der Ehe Mutter wurde, 12000 Thaler Strafe bezahlen ').

Den beiden Erziehern warf der König den schlechten Erfolg ihres Amtes vor, glimpflicher und mit behutsamer Schonung dem Grafen von Finkenstein; dem Obersten von Kalkstein aber in stårs keren Ausdrücken und mit der Erklärung, wie er, der König, Ursach genug hätte, ihn der Laster des Kronprinzen wegen zur Rechenschaft zu ziehen").”

Duhan de Jandun, seit 1727 Rath beim Kammergerichte und bei dem französischen Konsistorium, wurde nach Memel vers wiesen; selbst sein Vater verlor das Gehalt als Legations - und Revisionsrath.

Hanau, welcher des Kronprinzen Bibliothek, 3 bis 4000 Bånde, in 15 Schränken, in Aufsicht hatte, wurde ebenfalls nach Memel verbannt.

Fräulein von Bülow, erste Hofdame der Königinn und ihr Bruder, ehemals preußischer Gesandter in Schweden, geborene Hannoveraner, galten dem Könige für Zwischenträger zwischen seiner Gemalinn und dem Londoner Hofe; sie wurden nach Insterburg entfernt.

1) Morgenstern S. 73. 2) Cramer S. 35.

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