Abbildungen der Seite
PDF
EPUB
[ocr errors]

håndler Néaulme in Berlin, welcher auch eine neue Ausgabe drucken sollte, die Lyoner Ausgabe durch einen Avis du Libraire, welchen d'Argens eilight in großer Anzahl nach London und nach St. Petersburg vers breitete, für eine verßůmmelte und unberufene erklåren; und da Néaulme zögerte; so übertrug d'Argens, die neue Ausgabe der Gedichte des Kdnigs dem Buchhändler Voß in Berlin, bei welchem nun, nach des hohen Verfassers eigener Handschrift, unter d'Argens' Oberleitung, durch Mr. de Beausobre besorgt, erschien,, Poesies diverses. A Berlin chez Chrétien Frederic Voss. MDCCLX. 346 S. gr. 8. Nach dem Vorberichte des Herausgebers gaben die Gedichte sich als ,,les fruits de l'amusement d'un grand Prince, “ der Verse mache,, ne cherchant que le plaisir de surmonter la difficulté." Der König hatte mit großer Vorsicht verbesfert und gefeilt; auch die bezüglichen satirischen Stellen, z. B. auf Bernis, auf Brühl, auf Bestuschef geändert; auch eine Ode à la Calomnie und Stances Paraphrase de l'Ecclesiaste neu hinzugefügt; und d'Argens konnte dem Könige den 7. Jun 1760, mit dem ersten Bogen dieser Quartedizion der Poesies diverses" schreiben, daß sie zum Wenigsten eben so schön sei, als die man auf dem Schlosse besorgt hat." Sonst ist von dieser Ausgabe der vermischten Gedichte noch in d'Argens' Briefen an Friedrich vom 16. und 28. März und 9. April 1760, und in den Antworten darauf, die Rede; aus des Marquis Briefe vom 4. Mai erhellet, daß die Ausgabe mit Schmidt's Kupferßlichen geziert war. Schon im Jun war der neue Druck beendigt; auch fand er so schnell Abgang, daß d'Argens in seinem Briefe, Berlin, den 17. April 1761, schon der zweiten Ausgabe, und, Berlin, den 2. Sept. 1762, einer dritten, in Taschenformat gedenkt. Indessen hatte der unredliche Lyoner seinem trů gerischen Drucke eine Zugabe beigefügt. Darüber schreibt d'Argens ant den König, Berlin, den 18. Mai 1760 (im 91. Briefe der Königsberger Ausgabe): Sie wissen unstreitig, Sire, daß man in Frankreich und in Frankfurt den 2. Theil Ihrer Werke, welcher Epißteln und Briefe an Voltaire enthält, gedruckt hat. Zwar muss man nicht ohne große Ursache argwöhnen; aber, wenn ich bedenke, daß Ew. Maj. diesen Band keinem geges ben hatten; so verfalle ich, wider meinen Willen, auf Voltaire und auf Darget. Haben diese Leute den Druck dieses Werkes nicht veranlasst: so hat es denn der Teufel gethan, um Sie dafür zu strafen, daß Sie nicht an ihn glauben." Darget nun war gewiss unschuldig; dafür sprechen sein ganzes, beinahe achtjähriges Leben bei dem Könige "und die rühmlichen Zeugnisse, welche derselbe in mehreren Briefen, z. B. den 7. Januar 1754, feiner Herzensgüte giebt. Gegen Voltaire aber jeugen die vielen rachsüchtigen Briefe während des siebenjährigen Krieges, in denen er des Königs Verderben nicht nur wünscht, sondern selbst zu befördern strebt. Auch trautë Friedrich ihm långst schon einen so ehrlofen Streich zu, indem er ihm den 18. April 1759 schreibt*): Wenn die Verse, die ich Ihnen geschickt habe, zum Vor

*) Oeuvres de Voltaire. Edit. de Başle 1792. T. 76. p. 83.

[ocr errors][ocr errors][ocr errors]

scheine kommen; so gebe ich nur Ihnen die Schuld. Ihr Brief spielt schon vorläufig auf den schönen Gebrauch an, den Sie davon machen wollen, und das, was Sie an le Catt geschrieben haben, gefällt mir auch gar nicht." Den 24. Febr. 1760 an denselben: „Ich weiß nicht, we an mir zum Verråther geworden ist und den Einfall gehabt hat, dem Publikum - Rhapsodien zu geben, die zu meinem Zeitvertreibe gut genug, aber niemals dazu bestimmt waren, daß fie öffentlich bekannt werden sollten. Indess bin ich an Verräthereien, schlechte Streiche und Treulosigkeiten so gewöhnt, daß ich sehr glücklich sein würde, wenn alles Böse, das man mir zugefügt hat, und das Andere mir noch zuzufügen gedenken, fich auf die verstohlene Herausgabe dieser Verse einschränkte." Daneben muss man Voltaire selbst sprechen hören. In dem Briefe an Thiriot vom 18. Febr. 1760 freut er sich hämisch des üblen Eindrucks, welchen jene Lyoner Ausgabe, namentlich die Epistel an Keith auf alle fromme Ohren mache. Allez, lâches chrétiens etc. (nachher vom Könige in,,pauvres chretiens umgeåndert) sagt er, a revolté les dévots." Endlich heißt es: ,, Darget m'a paru très inquiet de l'édition des poésies du Salomón; il a craint qu'on ne lui imputât d'être l'éditeur. Dieu merci, on ne m'en soupçonnera pas, car Salomon me fit la niche de me défaire de ses Oeuvres à Francfort*). Aus Voltaires Briefe an den Grafen d'Argental vom 13. Jun 1760 ersieht man, daß der Minister Graf Choiseul auf eine Ode des Königs gegen Ludwig 15. in einer Zeitschrift von Freron geantwortet**). Also hatte der schlechtdenkende Herausgeber seine Abficht vollkommen erreicht: dem Könige neue Gegner zu machen.

[ocr errors]

Es kann hier nicht der Ort sein, die große Schar von Nachdrücken und falschen Ausgaben der Oeuvres du Philosophe de Sans Souci und der Poesies diverses aufzuführen, welche in Frankreich, Holland, Deutschland um die Wette erschienen; doch wollen wir folgende namhaft machen, die wir selbst eingesehen und verglichen:

1) Oeuvres du Philosophe de Sans-Souci. Potsdam et se trouve à Amsterdam chez J. H. Schneider 1760. 1 Vol. 308 S. 8; ohne Varianten. Diese Amsterdamer Ausgabe erschien gleich nach der Lyoner und enthält a) Préface, ein Gedicht in 3 Stanzen, b) 10 Oden, c) 20 Epitres, d) l'art de la Guerre; es fehlen ihr die Ode auf die Calomnie und die Paraphrase; fie giebt aber alle beleidigende Stellen, 3. B. in der 6. Ode Les Troubles du Nord,“ und in der 9. Ode ,,Au Comte Brühl;" furt, fie ist ein Nachdruck des Lyoner Nachdrucks, auch fast gleichzeitig mit demselben in Berlin erschienen, wie man aus d'Argens' Brief an den König vom 16. März 1760 erfiehet. \ 2) Oeuvres du Philosophe de Sans-Souci. Edition nouvelle et augmentée, avec les additions et les Corrections de celle de Berlin. s. 1. 1760. Zum Grunde liegt die Lyoner Duodezausgabe. Diese

[blocks in formation]
[ocr errors]

Ausgabe stammt aus Sachsen und zålt 311 Oktavseiten; unter dem
Texte stehen die Lesarten der Berliner Ausgabe.

3) Oeuvres du Philosophe de Sans-Souci. Edition augmentée de nouvelles pièces avec les Variantes, qui se trouvent dans l'édition de Berlin. A Londres 1760. 2 Voll. Zum Grunde liegt die Lyoner Ausgabe; am Schlusse des 1. Theiles, S. 274 bis 287 werden die Lesarten der Berliner Ausgabe sehr genau beigebracht. Der 2. Theil enthält allerlet, was weder die Lyoner, noch die Berliner Ausgabe hat.

4) Die Pariser Groß oktav ausgabe, auf deren Titel „Au Donjon du Chateau 1750" steht. Sie ist wirklich erst 1760 erschienen und giebt die Gedichte weder treu nach dem Lyoner, noch nach dem Berliner Abdrucke; doch hat sie vielen Beifall gefunden und ist sogar der zweiten Lyoner, in zwei Oktavtheilen, zum Grunde gelegt worden. Diese zweite Lyoner Ausgabe führt den Titel:

5) Poesies du Philosophe de Sans-Souci. Nouvelle édition conforme à celles avouées par l'Auteur, et plus ample d'un tiers; avec des Variantes très curieuses, qui ne se trouvent dans aucune des éditions publiées jusqu'à present. A Sans-Sousi 1760. Unter dem Pariser Texte finden sich die Lesarten der ersten Lyoner Ausgabe; aber nicht die der Berliner.

f

6) Neufchateller Ausgabe 1760.

7) Poesies diverses ou Oeuvres du Philosophe de Sans-Souci. Nouvelle édition plus complètte qu'aucune de celles qui ont paru, et enrichie de Variantes. A Potsdam. Imprimée pour la satisfaction du Public 1760. 2 Oktavbånde. Der wahre Verleger dieser Ausgabe ist der Buchhändler Brönner zu Frankfurt a. M. Zum Grunde liegt der Lyoner Text; aber es sind die Lesarten der Pariser und der Berliner Ausgabe beigefügt; auch die Neufchateller Ausgabe ist benußt. Die zweite Ausgabe dieses Nachdrucks führt den Titel: „Oeuvres du Philosophe de Sans-Souci. Dernière édition, enrichie de Variantes. A Frft. et Leipz. chez Henri Louis Broenner 1762.

Dazu kamen im Jahre 1762

1) Oeuvres diverses du Philosophe de Sans-Souci. Tome troisième; ein kleiner Oktavband, in Sachsen gedruckt.

2) Partie troisième des oeuvres du Philosophe de Sans-Souci; nur drei Bogen, in Holland gedruckt.

3) Supplément aux Oeuvres et poesies diverses du Philosophe de Sans-Souci, welches untergeschobene Machwerk, so wie

4) ein sogenannter vierter Theil vermischter Werke des Philof. v. SansSouci durch das Zirkular v. 28. Januar 1763 wegen verbotenen Drucks und Verkaufes derer Bücher, welche in die Publica einschlagen,

[ocr errors]

oder sonst „Unsere und Unsers Königlichen Hauses Gerechtsame und Angelegenheiten betreffen" untersagt wurde *).

Außer den Poesies diverses hat Friedrich noch eine beträchtliche Reihe andrer Gedichte geschrieben, und zwar in der Zeit, welche diefer Band umfasst.

Le Palladion, poëme grave, 6 Gesänge, in burlesken Versen, welches der Verfasser selbst mit der Batrochomyomachie, mit Pope's Lockenraub und mit Grefset's Vert - Vert vergleicht; sichtbar eine Nachahmung von Voltaire's Pucelle, welche er in der Handschrift gelesen. — Marquis de Valori begleitete den König in den 2. schles. Krieg. Sein Secretar, Darget, wurde kurz vor der Schlacht von Sörr durch den Pandurenoffizier Franchini in einer Vorstadt von Jaromirz gefangen **), nachdem er, mit großer Lebensgefahr, seinen Herrn und dessen Papiere gerettet. Der König bat sich diesen geistreichen und muthvollen Mann von dem französischen Gesandten als Vorleser aus und benußte seine Gefangennehmung und Valori's Rettung zu dem Gedichte Palladium, indem er das Schicksal des Krieges als von Valori's Rettung abhängig, darftellte, wie Troja's Schicksal von jenem aus dem Himmel gefallenen Pallasbilde in Troja, welches Ulysses und Diomed fahlen, worauf Troja fiel. Darget nahm das Gedicht Anfangs übel, welches der Verfasser 1750, als ersten Theil seiner Oeuvres drucken licß; hinterher aber zurücknahm. Wie begierig Ludwig 15. gewesen,,,Le Palladion“ kennen zu lernen; erfieht man aus einem Briefe des Marquis de Puyzieulx an den Marquis de Valori, v. 7. März 1750. f. Mémoires de Valori. T. 2. p. 314. Friedrich Ichnte des Königs von Frankreich Wunsch auf die feinste Art von der Welt ab. s. Valori 1. c. p. 309. – 1751 entschuldigt Voltaire sich in einem Briefe an Friedrich, daß er das Palladium nicht in Paris bekannt gemacht habe, sagt dabei auch, daß er nur mit Mad. Denis in Briefwechsel stehe, obgleich er sehr oft an Graf d'Argental, den Herz. v. Richelieu und an= dere Große schrieb.

Auch in dramatischen Arbeiten hat sich der König versucht. 1742 den 18. Nov. schreibt er an Voltaire: "Ich bin so sehr in den Geschmack am Arbeiten gekommen, daß ich eine Epistel, ein Lustspiel und historische Nachrichten (Hist de m, t.) geschrieben habe.,,Den 5. Dez. 1742 an denfelben: Sie bekommen ein Lußispiel von mir, das einen kurzen Inbegriff aller der Thorheiten enthält, die ich aufsammeln und an einander reihen konnte. Ich habe es bei Caesarions Hochzeit vorstellen lassen und es ist noch obendrein sehr schlecht gespielt worden. Das war,, L'école du Monde, comédie en trois actes par M. Satyricus, welches der Verfasser, als eine werthlose Frucht, aber nie in Druck gegeben.

Mylius N. C. C. M. Bd. 3. p. 193.

**) Hist. de m. t. T. 2. p. 239 und Mémoires de Valori T. 1. p. 241. 282. In Friedrichs Brief an Voltaire v. 13. Febr. 1749 ist zuerst vom Palladium die Rede.

·Der Komödie Tantale en Procès, (Supplément aux oeuvres Posth. T. 1. p. 319.) ist oben schon gedacht worden; eben so der Operntegte.

IV. An die Gedichte des Königs reihen sich seine L'obschriften, Elóges, an, welche er einigen Freunden, Gesellschaftern und andern Männern weihete und welche in den Denkwürdigkeiten der Akademie der Wissenschaften, auch sonst einzeln hie und da gedruckt sind; aber nicht alle beisammen in einer eigenen Ausgabe, auch nicht in den Gesammtwerken. Diese Elogen zeugen gleichfalls von Friedrich's gefühlvollem Herzen, von seinem zarten, dankbaren Gemüthe und bilden daher mit den Briefen und Gedichten ein Ganzes. Es sind der Lobschriften vom Könige überhaupt zehn vorhanden:

1) auf Keyserlinge v. J. 1745.)

2)

3)

Duhan v. J. 1746.

Jordan v. J. 1746.

4) General v. Golk 1747.

5) Casp. Wilh. v. Borde 1747. }

zuerst gedruckt in d. Hist. de l'Académie Royale des Sciences et belles Lettres. Année 1746. Berlin 1748 p. 457 ff. zuerst in d. Hist. de l'Ac. Année 1747. Berlin 1749. p. 9-21.

6) de la Métrie 1752. d. 24. Januar in d. Ak. d. W. vorgelesen v. G. R. Darget und gedruckt in der Hist. de l'Ac. Année 1750. A Berlin 1752. p. 3-8.

7) Gen. v. Still 1753 gedruckt in d.H. de l'Ac. Année 1751. A. Berlin 1753. p. 152.

8) Baron v. Knobelsdorf 1754 d. 24. Januar in der Ak. v. des Prades vorgelesen und in den Mémoires de l'Année 1752. Berlin 1754. p. 1-3 gedruc't.

Die beiden schönsten fallen in spätere Zeiten, nåmlich 1767 die 9., auf den Prinzen Heinrich und die 10., auf Voltaire. Die Lobschrift auf den zu frühe vollendeten hoffnungsvollen Prinzen seinen Neffen, ließ der König am 30. Dez. 1767 in d. Ak. v. Thiébault vorlesen, eine Abhandlung reich an herrlicher Salbung und Kraft, ganz die beredte Sprache des Herzens, welche die wehmüthigen Gefühle desselben kaum anders stark genug aussprechen zu können glaubt, als in der Verherrlichung des geliebten Todten, auf den auch die wahren Worte gehen: „La Force des états consiste dans les grands hommes que la nature y fait naître à propos."

Die schöne Eloge auf Voltaire, ein rühmliches Gedächtniss für beide Freunde, schrieb Friedrich im Lager zu Schahlar in Böhmen und ließ sie am 26. Nov. 1778 in der Ak. vorlesen; auch bei Decker in BerIin besonders drucken.

Le Portrait de Voltaire' war schon im Jun 1756 in Géntleman's Magazine erschienen: ist aber keine ganz selbstständige Arbeit des Königs, sondern nur eine Umarbeitung des Portrait de Mr. de Voltaire fait en 1738, welches man in den Amusements litéraires de Mr. de la Barre de Beaumarchais. T. 1. p. 259–262 findet,

« ZurückWeiter »